Wie bitte?
Olympischer Frieden? Völkerverbindende Stafette?
Die ignorante chinesische Führung läßt
momentan keinen Fettnapf aus und zeigt ihr wahres
Gesicht. Der olympische Fackellauf soll trotz
Protesten weiter gehen. Das Internationale
Olympische Komitee (IOC) diskutiert dagegen
mittlerweile den internationalen Teil der
Stafette abzubrechen.
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Olympiaboykott - ein
billiges Bauernopfer Doppelmoral! Lange genug war auch
von westlicher Seite politisch-opportunistisch
eher "Friede, Freude,
Eierkuchen", wenn es um pekuniäre
Interessen und Händel mit China ging.
Schon freuten sich die Olympiasponsoren
Volkswagen, McDonalds, Coca Cola und Co. über
die exklusiven Rechte und den Werbefeldzug in den
Milliarden Markt im sogenannten "Reich der
Mitte", dass seine Mitte noch nicht gefunden
hat. Abgesehen von ein paar Lippenbekenntnissen
haben Politiker und Industriebosse schon immer
lieber in Ruhe ihre Geschäfte und Kontakte,
unabhängig von der in China praktizierten Zensur
und Unterdrückung geknüpft. Durch die
Olympischen Spiele in Peking kommt nun der
Menschenrechtsaspekt und die Moral wieder
vermehrt in den Focus der Öffentlichkeit. Ein
voreilig geforderter Olympiaboykott wäre
nur ein billiges Bauernopfer, denn ein
sportpolitisches Signal könnte man zwar dadurch
wie 1980 in Moskau schnell mal setzen. Das tut
dem Geldbeutel nicht so weh. Die Dummen sind dann
aber vor allem die Athleten, die sich jahrelang
auf diesen Höhepunkt vorbereiten. Selbst der
damalige Aussenminister Hans Dietrich
Genscher hält den 1980er Boykott
(Grund: Einmarsch der Russen in Afghanistan!) im
Nachhinein für einen Fehler. Die Russen hinderte
das aber nicht an weiteren Bombardements. Es hat
nichts bewirkt. Ich erlaube mir kritische Fragen:
Heute besetzt die USA (genauer: die
Bush-Administration!) äußerst fragwürdig den
Irak und kämpft (mit uns) gegen den erklärten
Terroristenfeind in Afghanistan. Werden hier
gegenüber der Zivilbevölkerung oder in
Guantanamo immer die Menschenrechte eingehalten?
Gilt hier auch doppelte Moral, derselbe Massstab
wie für China? Wenn jetzt die Athleten als
medienwirksame Schnelllösung herhalten und
verzichten müßten, dann bitte aber auch
begleitet von einer anderen Moral von Politik und
Industrie. Dann müßte es doch beispielsweise
einen von offiziellen Kreisen getragenen Handelsboykott
gegen Produkte "Made in
China" geben. Das wäre
natürlich, wenn man es wirklich ernst meint,
viel wirkungsvoller. Aber so wird es nicht
kommen. 10 Milliarden Euro hat die Deutsche
Industrie alleine im Jahr 2005 nach China
investiert. Der Exportweltmeister Deutschland
braucht China, aber braucht China auch uns? Daher
geht angesichts der Boykottdiskusionen die Angst
vor Image- und finanziellem Verlust in der
deutschen Industrie um. Brot und Spiele, the
games and the business must go on...
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Protestkundgebungen
gab es nicht nur beim olympischen Fackellauf,
sondern auch wie hier in Hamburg bei vielen
Laufveranstaltungen in Deutschland und weltweit.
Peinliches "Made in China" Kuriosum am
Rande: Selbst die verbotene
"Free-Tibetfahne" wurde kostengünstig
in einer Fabrik in Südchina hergestellt. Das
seit 1912, auch als "Snow-Lion-Flag"
bekannte Banner wurde von Exil-Tibetern aus dem
Ausland bestellt. Den Arbeitern und dem
Fabrikbesitzer war angebklich nicht bewusst, das
es sich um das verbotene Symbol für Tibet
handeln würde.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
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"Lauf der
Harmonie" wird zum Spießrutenlauf Aus dem angekündigten "Lauf
der Harmonie", dem olympischen Fackellauf,
wird momentan ein Spießrutenlauf gespickt mit
Protestkundgebungen gegen die chinesische Politik
der Unterdrückung und den Toten in Tibet.
Vielleicht möchte Volkswagen die
bereitgestellten Begleitfahrzeuge mittlerweile
lieber wieder verstecken. Die sollen schließlich
auch durch Tibet den dort als Provokation
empfundenen Fackellauf begleiten. Hat das IOC
über diese Missachtung der Tibeter nicht
nachgedacht? Der Feuerlauf selbst ist
kommerzverseucht und hat mit seinen Sponsoren
Coca Cola, Samsung und dem chinesischen
PC-Hersteller Lenovo auch längst seine Unschuld
verloren. Das IOC verdient sich an dem exklusiven
Vermarktungsritual eine goldenen Nase und hat so
gesehen kein Interesse den Fackellauf oder die
Spiele abzusagen. Nicht zu vergessen bleibt auch,
dass der olympische Fackellauf nicht zum ersten
Mal problematisch ist und missbraucht wurde.
Historisch ist er von Carl Diem eingeführt
worden und wurde von den Nazis 1936 bei den
Spielen in Berlin propagandistisch missbraucht.
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"Free
Tibet"- Protest beim Luxemburg Marathon
2008.
(Foto: Thomas Lauterbach)
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Tausende
Polizisten wie beim Castortransport
Das heutige völkerverbindende
Element einer Olympiastafette ist eigentlich
nicht schlecht. Aber der Hintergrund muss stimmen. Zu
einer Lachnummer wird der von 3.000(!) Polizisten in
Paris geschützte Lauf allerdings angesichts der
Unterdrückung der Minderheiten innerhalb Chinas. Da
denkt man doch eher an einen Castor-Transport
nach Gorleben. Ich selbst durfte einmal das
olympische Feuer vor den Spielen in Lillehammer auf einem
Abschnitt bei Stuttgart tragen. Es war ein schönes
Erlebnis und wir waren damals nicht von einem
mehrreihigen Korridor von Sicherheitsbeamten umgeben.
Niemand wollte im Feuereifer die Flamme löschen. Die
Stimmung war fröhlich, nicht bedrohlich, es ging eben
nach Lillehammer! Mit Peking als Austragungsort hat sich
das IOC allerdings selbst (mit Dollarzeichen in den
Augen?) eine Fußangel gelegt. Der fallengelassene
Mitbewerber Paris wäre in dieser Beziehung
unproblematisch gewesen. Aber den Chinesen kann
man noch Cola und Hamburger unterjubeln.
Vielleicht waren dem IOC die möglichen Werbeeinnahmen
und Verkaufsrechte wichtiger als das eigentliche Motto:
die "Jugend der Erde friedlich und harmonisch im
fairem Wettstreite zusammen zubringen". Nein,
nein! Ich bin nicht olympisch-blauäugig. Auf Doping
(1993 rollte der China-Express des Trainers Ma Junren
kurzzeitig alle Frauenweltrekorde von 1.500 bis 10.000
Meter platt) und die Medaillenspiegel, die als
"Krieg mit anderen Waffen" auch vom Westen
mißbraucht werden, möchte ich an dieser Stelle nicht
näher eingehen.
Eurosport-TV-Sendungen
in China zensiert
Harmonie und Völkerverständigung?
Mitnichten, wenn, dann nur nach chinesischen Spielregeln!
Gerade haben die chinesischen Behörden den TV Sender
Eurosport darüber informiert, dass der Bildschirm bei
der Ausstrahlung der Magazinsendung "Road to
Beijing" in China mehrfach schwarz blieb. In
den TV-Beiträgen werden einzelne Weltklasseathleten
portraitiert und gezeigt wie sie sich auf die Wettkämpfe
vorbereiten. Diese Zensur ist in China
technisch möglich, da ausländische Sendungen
zeitversetzt ausgestrahlt werden. Somit bleibt den
Behörden bei nicht liebsamen Inhalten noch Zeit
einzugreifen, bzw. rechtzeitig auszublenden. Sollten die
Athleten in Peking also wie angekündigt häufiger zu
Protestaktionen den Nerv haben, so werden die Chinesen
vielleicht noch zu einem Volk von
"Schwarzsehern" mutieren.
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