Portrait: Paula Radcliffe |
Copyright, Text, Fotos: Herbert Steffny
Paula Radcliffe - eine "Queen" am Karriereende
(27.11.2012)
Paula Radcliffe siegte zuletzt über die klassische 42,195 Kilometer Distanz 2007 beim New York Marathon. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Paula Radcliffes Bestzeiten:
| Am 17. Dezember wird Paula Radcliffe
39 Jahre alt, das ist normalerweise am oberen Ende der Altersskala von
Weltklasseleistungen. Die britische Marathon-Weltrekordlerin tat sich
sichtlich schwer ihr Karriereende zu erkennen. Es ist legitim auch hier
die Grenzen auszuloten, aber manchmal auch hart an der Demontage. Paula
Radcliffe, zurecht respektvoll auch "Queen Paula" genannt, hatte sich
nochmals ernsthaft auf die Olympischen Spiele in diesem Jahr
vorbereitet. Natürlich war der Start im heimischen London reizvoll,
allerdings war ein Scheitern auch bei ihrem driiten Olympia-Marathon
abzusehen, denn sie war in den letzten Jahren bei weitem nicht mehr an
die Leistungen vergangener Tage herangekommen. Ihr letzter Marathon war
in Berlin 2011, wo sie in 2:23:46 Stunden über vier Minuten hinter der Siegerin Florence Kiplagat
(2:19:44 Stunden) als Dritte einlief. Schicksal, wenn man sich selbst
ein Denkmal läuft: man wird eben an den höchsten Maßstäben gemessen. Zunächst Cross- und Bahnläuferin Die jeweils dreifache Crossweltmeisterin, New York und London Marathon Siegerin stellte 2003 den noch heute mit Abstand unerreichten Marathon Weltrekord in 2:15:25 Stunden auf. 2005 wurde Radcliffe zudem Marathon Weltmeisterin. Ihr Traum von Olympia-Gold ging trotz dreimaligem Anlauf aber nie in Erfüllung. Auch auf 5.000 und 10.000 Meter kam sie dabei nie über einen vierten Platz hinaus. Sie kann dennoch heute auf eine nun über 20-jährige Karriere zurückschauen, denn ihren ersten internationalen Titel holte sie als Junioren Cross- Weltmeisterin 1992. Es folgte eine erfolgreiche Karriere auf der Bahn, aber die mutige Frontläuferin unterlag im Finale häufig mangels Spurtqualitäten. Die Frau mit dem sub-optimalen Laufstil verlagerte ihr Engagement vom Stadionoval auf die Straße und wurde 2001 Halbmarathon Weltmeisterin. 2002 verfehlte sie gleich beim Marathon Debüt in London den Weltrekord der Kenianerin Catherine Ndereba nur um 10 Sekunden und stellte im Herbst bei ihrem Sieg in Chicago in 2:17:18 Stunden ihren ersten Marathon Weltrekord auf. Diese Zeit ist bis heute die zweitschnellste Leistung aller Zeiten. Im gleichen Jahr wurde Radcliffe zur "Weltleichtathletin des Jahres" gewählt. London 2003 - "schnellster Brite" 2003 wurde ihr Rekordjahr. Im Frühjahr stellte sie zunächst in Puerto Rico mit 30:21 Minuten einen Weltrekord im 10 Kilometer Straßenlauf auf. Es folgte der Fabelweltrekord in 2:15:25 Stunden beim London Marathon. Sie hatte damals kurioserweise männliche Tempomacher in einem reinen Frauenwettkampf. Nach dem Rennen erhielt sie zudem den Preis des "schnellsten Briten", denn sie hängte sogar - blamabel, blamabel - die männliche nationale Konkurrenz ab. Ein erneuter Titel bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften und der Cross-Europameistertitel rundeten die Saison ab. 2004 stieg sie bei den Olympischen Spielen in Athen aus, gewann dann aber 2005 in ausgezeichneten 2:17:42 Stunden erneut in London, trotz einer TV-übertragenen spektakulären Pinkelpause. Es folgte der Marathon Weltmeistertitel in Göteborg in einem Meisterschaftsrekord von 2:20:57 Stunden. Danach wurde ihre Karriere von Verletzungs- und Babypausen immer wieder unterbrochen. 2007 gelang ihr mit einem Sieg in New York mit 2:23:09 Stunden der letzte große Erfolg. Soweit die Füsse tragen Bei den Olympischen Spielen in Peking scheiterte Radcliffe erneut und belegte einen für sie enttäuschenden 23. Platz. Nach dem erfolgreichen Come-back als Dritte in Berlin 2011, wo die Mutter zweier Kinder übrigens bei der Pressekonferenz mit fließendem Deutsch glänzte, verhinderten nun Fußprobleme den Olympiastart in London. Jahrzehntelanges Hochleistungstraining hinterließen offenbar Spuren. Die Knorpel im Fuß waren praktisch verschwunden. Nach einer Fußoperation im August 2012 und 10 Wochen Ruhigstellung begann die Britin erst vor drei Wochen wieder mit Gehen. Obwohl Paula Radcliffe froh ist, wenn Sie vorerst wenigstens als Freizeitläuferin wieder joggen könnte, hat sie immer noch den Leistungssport im Hinterkopf: "Einmal möchte ich noch den London Marathon laufen." 2013 wäre das 10-jährige Jubiläum ihres sensationellen Weltrekords und "2014 wäre auch noch die Commonwealth Meisterschaften..." spekuliert die Weltrekordlerin weiter. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||