Amsterdam Marathon 2011
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Aussenseiterin siegt in Streckenrekord 2:22:08
Favorit Chebet verpasst in Amsterdam Männerrekord nur knapp

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?

Ergebnisse


In der Innenstadt vorbei am Amstel-Hotel
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Bei sonnig kühlen Bedingungen von 4 bis 13 Grad schickte der 36. Amsterdam Marathon um 9.30 im Olympiastadion von 1928 rund 10.000 Teilnehmer aus 83 Nationen auf die flache schöne Strecke. Nach dem Start aus dem Olympiastadion von 1928 wird erst eine Schleife duch die Innenstadt gelaufen, dann geht es bei rund 13 Kilometern an das idyllische Ufer der Amstel, vorbei an Parks, Booten, Windmühlen und wieder zurück durch Amsterdam mit Ziel im Stadion. Eine bunte Mischung aus City und Natur-Marathon

Für die Kenianer und Äthiopier ging es um den Sieg, für die Niederländer auch um die nationale Meisterschaft. Härter als bei uns sind die Olympianormen des niederländischen Verbands: 2:10 für die Männer und 2:27 für die Frauen. Man durfte auf das Debüt des Äthiopiers Sileshi Sihine gespannt sein, dem mehrfachen Olympia- und Weltmeisterschafts-Zweiten über 10.000 Meter. Aus holländischer Sicht war die Vorstellung der bereits 37-jährigen Lornah Kiplagat, der aus Kenia stammenden (seit 2003) Neu-Niederländerin von Interesse. Verletzungsbedingt konnte die Halbmarathon- und Crossweltmeisterin einige Jahre nicht über Marathon starten, in London legte sie im Frühjahr bereits 2:27:57 Stunden vor.


Lornah Kiplagat sicherte sich zwar nicht
den Sieg, aber in einem konservativen
Rennen die Olympiateilnahme und den
Titel der niederländischen Marathon-
meisterin..
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)




Start und Ziel im alten Olympiastadion von 1928
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Angriff auf den Streckenrekord

Der schnellste Starter und Favorit war der Rotterdam Marathon Sieger Wilson Chebet (Bestzeit 2:05:27 Stunden). Bei der 5-Kilometer Zwischenzeit (14:58 Minuten) war noch eine rund 20-köpfige Gruppe mit Tempomachern bei den Männern zusammen. Der zweite 5-Kilometer Abschnitt war nun deutlich schneller, denn die 10-Kilometer Marke wurde von 16 Läufern in 29:32 Minuten durchlaufen, was auf eine Zeit unter dem Streckenrekord des Vorjahressiegers Getu Feleke von 2:05:44 Stunden hindeutete. Der Äthiopier war aber selbst nicht am Start. Bei 15 Kilometern führte Wilson Chebet die Spitze in 44:28 Minuten kurzzeitig an, das deutete weiter auf eine Zeit von knapp über 2:05 Stunden hin. U.a. Sileshi Sihine, Eliah Kaitany der Sieger von 2009 war noch in der großen Spitzengruppe dabei. Unterdessen stieg die niederländische Hoffnung bei den Männern Koen Raymaekers aus. Der Versuch des nationalen Meisters die 2:10 Grenze und damit die Olympianorm zu unterbieten schlug fehl. Nun lagen die heimischen Hoffnungen nur noch auf dem 2:17 Marathonläufer Michael Butter und dem 2:15 Mann Patrick Stitzinger.

Starke Hasen und Debütanten

20 Kilometer wurde in 59:20 Minuten und die Halbmarathonzeit planmäßig in 1:02:40 Stunden durchlaufen, 25 Sekunden schneller als Feleke im Vorjahr, der allerdings auf der zweiten Hälfte zulegen konnte. Die Temperaturen von nun 6 Grad im Schatten waren immer noch frisch, aber bei nur leichtem Wind für eine gute Marathonzeit sicherlich nicht von Nachteil zumal die Strecke an der Amstel zumeist in der Sonne gelaufen wird. Die ersten Tempomacher verließen bei der Hälfte die Elite, so dass sich die Führungsgruppe auf etwa ein gutes Dutzend reduzierte. Dabei waren immer noch Sileshi Sihine und der Favorit und Vorjahreszweite Wilson Chebet, der aber die Startnummer 1 tragen durfte. Der Kenianer hielt sich zumeist am Ende im Sog der Gruppe auf, neben ihm meist Sihine. 25 Kilometer überlief die Spitze in 1:14:10 Stunden, was weiterhin gleichmäßig auf knapp über 2:05 Stunden hindeutete. Zehn Läufer waren nun noch zusammen, darunter die Debütanten Sileshi Sihine und Samuel Tsegay aus Eritrea. Die 30 Kilometer Marke, ab der der Marathon eigentlich erst so richtig los geht, wurden in 1:29:00 Stunden durchlaufen. Das Tempo lag konstant weiterhin in Richtung 2:05 Stunden. Noch zwei Hasen waren vorne, zeitweise übernahm auch Chebet die Führungsarbeit. John Kiprotich, ein 2:08 Läufer aus Kenia stürzte an einer Getränkestation und fand den Anschluss nur noch mit Mühe. Sihine lag nun am Ende der Gruppe und musste Lehrgeld zahlen. Der schnelle Bahnläufer fiel bei 31,5 Kilometer zurück und stieg aus. Ein anderer Debütant Laban Korir (bisher Halbmarathon in 61:03 Minuten), Paul Biwott (Bestzeit 2:07:02) und Elijah Keitany (Bestzeit 2:06:41) waren ebenfalls noch in der acht-köpfigen Gruppe dabei. Als Nächster fiel der Eritreaer Tsegay hinten raus.

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Landestypische Strecke Frauenelite an der Windmühle am Amstelpark.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)







Begegnungsverkehr: Deichläufer und Wasserfreunde an der Amstel
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Wilson Chebet mit Antritt, aber ohne Rekord

1:44:05 Stunden betrug die Zwischenzeit bei 35 Kilometern was auf 2:05:28 Stunden, also immer noch Streckenrekord hinauslaufen würde. Nun übernahm Chebet endgültig das Zepter und riss schnell eine Lücke von 10 Metern auf. In Kenia muss man bestimmt eine 2:04er Zeit laufen, um sich für Olympia zu qualifizieren. Wollte der 26-Jährige das in seinem dritten Marathon noch schaffen, denn die Olympiateilnahme war sein erklärtes Ziel, dann musste er Gas geben. In Kenia ist der Weltmeister Abel Kirui bereits gesetzt. Auch Patrick Makau, der Weltrekordler von Berlin in 2:03:38 Stunden hat die besten Karten. Also wird es eng für die Qualifikanten. Die 1.000 Meter Zeiten lagen für ihn nun wieder unter 3:00 Minuten. Dahinter schlossen sich die anderen zusammen. Laban Korir konnte sich bei seiner Premiere zunächst auf Platz drei hinter dem verbliebenen Edelhasen Eric Ndiema einreihen. Dieser hatte schon in Frankfurt 2010 für das exzellente Tempo bis 30 Kilometer für William Kipsang gesorgt. Hier läuft er nach 30 Kilometern auf eigene Rechnung durch. Am Reichsmuseum bei Kilometer 39 hatte Chebet rund 50 Meter auf den noch nicht geschlagenen Hasen Ndiema, weitere 70 Meter dahinter lag Korir. So sicher schien sich Chebet der Sache nicht, denn er drehte sich immer wieder nach den Verfolgern um. Das deutete auf Schwächen hin, schneller würde er wohl kaum mehr laufen können. Doch 1:59:00 Stunden bei 40 Kilometern deutete immer noch auf 2:05:32 Stunden hin. Der Abstand zum Zweiten Korir, der sich unterdessen an Ndiema vorbeischob, war letztlich zwar groß genug für Sieg, aber es wurde knapp für den Streckenrekord. Die Kräfte erlahmten und der Kenianer verpasste den Streckenrekord mit 2:05:53 Stunden äußerst knapp. Dahinter lief Tempomacher Korir beim Debüt ausgezeichnete 2:06:05 Stunden und auch der Hase Ndiema lief mit 2:06:07 Stunden ebenfalls eine super Zeit, die für eine Top-30 Platzierung der ewigen Bestenliste reicht. Neun Läufer blieben unter 2:10 Stunden. Bester Niederländer und nationaler Meister wurde der 26-jährige Michael Butter in 2:12:59 Stunden auf Platz 15 in neuer persönlicher Bestzeit. In 2:15:19 Stunden wurde Patrick Stitzinger als 19.Platzierter niederländischer Vizemeister. Die Leistungen der Holländer sind sicher auch ein Maßstab für die deutschen Männer in Frankfurt in 14 Tagen. Die deutsche Jahresbestleistung liegt bisher nur bei 2:19:03 Stunden!

Aussenseiterin Gelana gewinnt in Streckenrekord

Bei den Frauen lag lange eine Vierer-Gruppe mit der Kenianerin Peninah Arusei und dem äthiopischen Trio mit der 2:29 Stundenläuferin Erba Tiki Gelana, Genet Getaneh (Hausrekord 2:27:13) und Eyerusalem Kuma (Bestzeit 2:26:51 Stunden) zusammen. Die Spitze lief ziemlich konstant auf eine Zielzeit 2:23 Stunden. Die russische Europameisterin Nailya Yulamanova lief 44 Sekunden dahinter zusammen mit der Niederländerin Lornah Kiplagat, die mit 1:12:16 Stunden bei Halbmarathon in Richtung 2:24 Stunden, also Olympiaqualifikation lief. Peninah Arusei konnte die äthiopische Gruppe bei 29 Kilometern nicht mehr folgen. 1:41:28 Stunden hattte das verbliebene äthiopische Trio bei 30km, was nun sogar auf 2:22 Stunden hindeutete. Gelana und Kuma führten nun und Genet Getaneh bekam Schwierigkeiten. Bei 35 Kilometern setzte sich überraschend die Aussenseiterin Tiki Gelana, die im Vorjahr in Los Angeles mit 2:29:27 Stunden als Vierte Bestzeit lief, von den routinierteren Landsfrauen ab. Die 23-Jährige lag nun alleine auf weiter Flur, biss auf die Zähne, forcierte noch einmal und lief nicht nur einem klaren Sieg und Bestzeit entgegen, sondern der Streckenrekord von Landsfrau Gete Wami 2:22:19 Stunden aus dem Jahre 2002 lag sogar noch in Reichweite. In 2:22 07 Stunden lief sie neuen Streckenrekord und ging gleich im Ziel erst mal zu Boden! Damit ist sie unter die Top-30 Marathonläuferinnen der ewigen Bestenliste gelaufen. Bisher hatte sie lediglich über 10.000 Meter in Ostrava in 31:27,80 Minuten 2008 wirklich eine herausragende Leistung gezeigt. Der Abschnitt von 35 auf 40 Kilometer waren mit 16:37 Minuten ihre schnellsten fünf Kilometer. Dahinter lief Landsfrau Eyerusalem Kuma in 2:24:55 Stunden persönliche Bestzeit. Die niederländische Hoffnung Lornah Kiplagat erreichte als Dritte in 2:25:52 Stunden die Olympianorm und wurde holländische Meisterin. Ihre Cousine Hilda Kibet hat sich übrigens mit 2:24 bereits in London für Holland qualifziert. Auch die Vierte Getaneh lief mit 2:25:57 Stunden Hausrekord. Nailya Yulamanova lief in 2:26:39 Stunden als Fünfte ein und verpasste ihre Bestzeit nur um 33 Sekunden.

Schnellster Deutscher war mit 2:37:50 Stunden der Hertener M35 Läufer Daniel Kumelis als 98.Platzierter. Bei den Damen blieb Melanie Genrich aus Gütersloh mit 2:58:57 Stunden als beste Deutsche noch unter der 3:00 Stunden Grenze. 558 Läufer blieben nach der Nettozeit unter 3:00 Stunden. Insgesamt beendeten 9.500 Läufer das Rennen bis rund 5:30 Stunden.

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Ergebnisse Männer (Zeiten brutto):

1 Wilson Chebet KEN 2:05:53
2 Laban Korir KEN 2:06:05
3 Eric Ndiema KEN 2:06:07
4 Nicholas Manza KEN 2:06:34
5 Elijah Keitany KEN 2:06:53
6 Paul Biwott KEN 2:06:54
7 John Kiprotich KEN 2:07:08
8 Samuel Tsegay ERI 2:07:28
9 Joseph Biwott KEN 2:09:40
10 Evans Kiplagat KEN 2:10:42
11 Michael Shelley AUS 2:11:23
12 Abdelhadi El Hachimi MAR 2:11:30
13 Tesfaldet Berhane ERI 2:12:22
14 Daniel Chepyegon UGA 2:12:37
15 Michel Butter NED 2:12:59
16 Luis Feiteira POR 2:13:12
17 Paulo Roberto Paulo BRA 2:13:15
18 Mark Kenneally IRL 2:13:55
19 Patrick Stitzinger NED 2:15:20
20 Alberto Chaica POR 2:15:22
21 Phil Wicks GBR 2:15:38
22 Manuel Hurtado ESP 2:16:02
23 Olfert Molenhuis NED 2:16:20
24 Habtamu Fikadu ETH 2:16:47
25 Clinton Perret AUS 2:17:28
26 Yossef Gezachw ISR 2:18:59
27 Shadrack Kosgei KEN 2:19:09
28 Dimitris Theodorakakos GRE 2:19:20
29 Gary Thornton IRL 2:19:29
30 Ronald Schröer NED 2:20:55



Ergebnisse Frauen (Zeiten brutto):

1 Tiki Gelana ETH 2:22:08
2 Eyerusalem Kuma ETH 2:24:55
3 Lornah Kiplagat NED 2:25:52
4 Genet Getaneh ETH 2:25:57
5 Nailya Yulamanova RUS 2:26:39
6 Peninah Arusei KEN 2:28:38
7 Beata Niagambo NAM 2:32:12
8 Natalya Volgina RUS 2:35:10
9 Heleen Plaatzer NED 2:35:23
10 Miriam van Reijen NED 2:42:05
11 Fride Vullum-Bruer NOR 2:43:33
12 Zita Calvin GBR 2:43:37
13 Renate Wyss SUI 2:46:34
14 Shona McIntosh GBR 2:47:33

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