| Frage von Tobi M.: Hallo
        Herr Steffny!
 Ich möchte Ihnen zunächst ein großes Lob für Ihr "Großes
        Laufbuch" aussprechen.
        Ich habe schon viele Laufbücher gelesen, aber Ihr Buch
        ist das einzige, das sowohl für ambitionierte Läufer
        als auch für Laufeinsteiger geeignet ist!
 
 Ich habe eine Frage an Sie bezüglich meiner
        Trainingsgestaltung. Ich bin 25 Jahre alt und wiege 69Kg
        bei einer Größe von 1,79m. Meine 10km-Bestzeit
        beträgt 36min35s, über 1000m bin ich mit 20
        Jahren 2min38s gelaufen. Ich laufe schon relativ lange,
        bin jedoch zeitlich aufgrund meines Berufs oft sehr
        eingeschränkt oder kann mich Abends nicht mehr zum
        Training aufraffen.
 
 Deshalb jogge ich seit einer Weile abends von meinem
        Arbeitsplatz nach Hause (8,6km). Allerdings muss ich
        einen leichten Rucksack für meine normale Kleidung
        tragen. Dieses System gefällt mir sehr, da ich mit der
        Straßenbahn fast genauso lang brauche wie zu Fuß.
        Demnächst plane ich auch morgens (mit Rucksack) zur
        Arbeit zu laufen.
 
 Nun zu meiner Frage: Ich möchte meine 10km-Bestzeit
        mittel- bis langfristig unter 35min drücken.
        Was muss ich bei meinem zwar umfangreichen, aber sehr
        langsamen Training beachten? Ist dieses Training
        überhaupt sinnvoll? Welche zusätzlichen
        Trainingseinheiten brauche ich?
 
 Ich würde mich sehr für Ihre Meinung interessieren!
 
 Mit freundlichen Grüßen
 
 Tobi
 
 Antwort von Herbert Steffny: Hallo Tobi M.,
 vielen Dank für das Buchlob, ...jetzt muss ich ja ein
        paar Zeilen schreiben ;-))
 
 Also in Kürze: In der Tat ist Ihre frühere 1000m Zeit
        in Relation erheblich besser als  Ihre jetztige 10er
        Zeit (siehe Umrechnungsformeln im "Großen
        Laufbuch").
        Bei 2:38 Minuten über 1000m könnte man theoretisch eine
        30 Minuten Zeit über 10km laufen können und etwas über
        2:20 Stunden im Marathonlauf. Mag sein, dass Sie noch
        nicht richtig auf 10k trainiert haben. Es braucht auch
        jahrelanges Training, um das maximale Potential zu
        entfalten. Oder Ihr Talent läge eher auf der kürzeren
        Distanz. Das kann ich natürlich nicht von außen
        beurteilen. Sie scheinen offenbar einen Hang zum lockeren
        Kilometer sammeln zu haben, was grundsätzlich für die
        Grundlagenausdauer auch für 10km (und erst recht für
        Halbmarathon oder Marathon) nicht schlecht ist.
 
 Die Idee zusätzliche Kilometer auf dem Weg zur
        Arbeit zu sammeln ist somit nicht falsch. Für
        eine Verbesserung der 10k Zeit sind somit vermehrte
        Trainingskilometer wichtiger als viele glauben, aber die Intervalleinheiten
        im anaeroben Bereich wie 5x1000m im 10k-Renntempo sollten
        auch vorkommen (siehe Plan 34:00 Minuten im "Großen
        Laufbuch").
        Mit 25 Jahren ist man für die nächsten 10 Jahre noch im
        besten Alter. Das ganze ist natürlich auch eine Frage
        wieviel Aufwand man sinnvoll neben Job/Familie betreiben
        kann. Intervalleinheiten sind das viel zitierte
        "Salz in der Suppe". Aber was oft vergessen
        wird: die Suppe besteht zum größten Teil aus Wasser
        (also die Grundlagenausdauereinheiten). Die Umfangerhöhung
        auf dem Weg zur Arbeit ist also sicher nicht schlecht,
        wenn Sie zusätzlich an zwei Tagen in der Woche auch
        Tempoeinheiten (1x Intervalltraining und ein
        Tempodauerlauf bei 85% der maximalen Herzfrequenz)
        reinbekommen. Natürlich nicht im Februar, sondern im
        April/Mai/Juni, wenn es milder ist und hartes
        verletzungsanfälliges Intervalltraining und die 10k
        Rennen dann mehr Sinn machen.
 Keep on running und viel
        Erfolg! Herbert Steffny |