Nordic Walking - Nordic Fitness |
Seminare mit Nordic Walking, Walking
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Nordic Walking made in Finland Copyright: Herbert Steffny Nebenbemerkung: Dieser Artikel für
das Laufmagazin SPIRIDON (Heft 9/1999) Finnland ist nicht nur die Geburtsstätte von Laufdenkmälern wie Paavo Nurmi und Lasse Viren, sondern die fitten Finnen verfügen auch über einen extrem hohen Wissensstand über Gesundheit und Fitness. So sind nach einer aktuellen EU-weiten Fitness-Studie von 1999 44% aller Finnen davon überzeugt, daß sportliche Aktivität zu den zwei wichtigsten Gesundheitsfaktoren gehört. Trivial? In Deutschland sind laut der selben Studie nur 20% dieser Meinung. 51% der Finnen halten Bewegungsmangel (neben falschem Essverhalten) für den wichtigsten Faktor bei der Gewichtszunahme. Auch damit sind sie in der EU die fitnessgläubigsten. In Deutschland sind übrigens nur 17%, dieser Überzeugung. Walking ist in Finnland sehr beliebt. 68% aller Finnen (EU Durchschnitt 31%) walken (oder wandern) pro Woche regelmäßig wenigstens eine halbe Stunde am Stück. 67% aller finnischen Walker trainieren dabei sogar 3 Stunden pro Woche und mehr! Vorletzte Nation beim Walking ist Deutschland mit nur 23% und wir werden nur noch von Portugal mit 20% unterboten. Finnland hat mit 2% auch die wenigsten Sportverweigerer in der EU. In Deutschland gibt es 13% und in Portugal sogar 32% Sportmuffel. Die Franzosen sind zwar am schlanksten, rauchen mit 46% aber am meisten (Deutschland 39%, Finnland nur 29%). Finnland hat also in Europa im Fitness Sport eigentlich eine Vorbildfunktion. Das der Pionier für Herzfrequenzmesser POLAR eine finnische Firma ist, wundert dann kaum noch. Jeder Fitnesstrend aus den USA wird bei uns sofort mediengerecht vermarktet, und so könnte man glauben Walking sei eine amerikanische Erfindung. Gary Yanker, einer der Walking Gurus in den USA beschreibt in seinem Buch Complete Book of Exercise Walking übrigens, daß er das flotte Gehen ausgerechnet in Titisee-Neustadt im Südschwarzwald bei einem längeren Schulaufenthalt gelernt hat. So entledigte sich der autoverwöhnte Gary zwangsläufig seines Wohlstandsspecks bei Wanderungen mit der Freundin oder auf beim Fußweg zur Schule. Spazierengehen und wandern gab es in Deutschland schon immer, und in Finnland betreibt man Walking (kävely) ebenfalls schon lange auf den mit Sägespänen und Rindenmulch belegten Wegen (Finnenbahn, pururata). Nordic Walking ist nun die neueste Fitnessvariante made in Finland.
Anders beim Nordic Walking. Hier öffnet man bei der Rückführung des Stockes wie beim Skilanglauf in der hintersten Position die Hand ohne ihn wegen der Schlaufe zu verlieren. Die Muskulatur lockert sich dadurch nach jedem Abdruck. Wer die Stöcke als Sportinstrument verwendet, kommt gar nicht daran vorbei seinen Oberkörper zu trainieren. Endlich weiß der Walker wohin mit den Armen. Die Vorteile des Nordic Walking gehen aber weiter. Man stützt sich nicht etwa nur mit den Stöcken ab, sondern trainiert durch den kräftigen Abdruck bei Vorschub die rückwärtigen Arm- und Rückenmuskeln und durch das nach vorne Anheben auch die vordere Arm- und Brustmuskulatur. Die Technik ist nicht schwer zu lernen. Unsere Teilnehmer sprechen spontan von Allradantrieb oder Einsatz der Vorderbeine, so intensiv kann man den Armeinsatz erleben. Besonders effizient wird Nordic Walking bergan. In unwegsamen Gelände oder bei Glatteis hat man eine bessere Trittsicherheit. Die Stöcke sind aus hochwertigem Glasfiber mit Carbonanteil und Metallspitzen, über die auf Asphalt ein griffiger Gummischutz (Katzenpfote) gestülpt wird. Sie kosten umgerechnet um die 140 DM. Die richtige Länge ermittelt man nach der Formel Körpergröße mal 0.72. Die Stöcke sind auch für ein Gymnastikprogramm einzusetzen, und wenn es hart auch hart kommt, auch als Waffe gegen Hunde oder zwielichtige Gestalten. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, daß Nordic Walking in erster Linie Muskelausdauer, kardiovaskuläres System und Psyche trainiert. Die Kraft und Muskelaufbau kann man bergan verbessern. Ähnlich wie beim Skilanglauf wird auch die Koordination verbessert. Der Belastungspuls ist um ca. 15 Schläge und der Kalorienverbrauch je nach Untersuchung 20 bis 55% höher im Vergleich zu normalem Walking. Dabei ist die subjektive Belastung (nach Borgskala) nur gering erhöht, denn statt weniger Muskeln intensiver zu bewegen, werden mehr Muskeln in einem optimalen Bereich belastet. Der Respiratorische Quotient, der Aufschluß über den Anteil der Fettverbrennung gibt, ist aber nur wenig höher. Das bedeutet: mehr Muskulatureinsatz führt zwar zu höherem Puls, aber kaum zu weniger relativer Fettverbrennung! Zum Abspecken ist Nordic Walking also besonders gut geeignet. Trotz höherem Kalorienverbrauch ist im Gegensatz zu Gewichtswesten oder heavy hands der Bewegungsapparat (z.B. 26% weniger Belastung der Füße) durch die Stöcke sogar noch entlastet! Daher ist diese Form des Walkings ganz besonders für Übergewichtige und orthopädisch anfällige Personen zu empfehlen. So sind bei uns im Seminar insbesondere Teilnehmer mit Knie- oder Rückenproblemen begeistert. Durch den Ganzkörpereinsatz von Muskulatur kommen aber auch Jüngere auf ihre Kosten. Für Frauen ist das Training der Schultern und Arme ohnehin in. Im Vergleich zu kombinierten Fitnessgeräten (z.B. Stepper mit gleichzeitigen Armzügen) ist Nordic Walking ein Ausdauersport in der freien Natur und erzielt ein wesentlich vielfältigeres Muskeltraining im Terrain, da die Fitnessmaschinen den Bewegungsablauf ziemlich stur vorgeben. Millionen von Joggern haben sich die Knochen kaputt gelaufenen, jetzt kommt was besseres, nämlich Walking. Zu sehr hat man beim Propagieren von Walking früher gegen Jogging argumentiert und sich mit den Läufern vergrault. Zu sehr haftet dem Walking zu Unrecht auch noch ein looser image an, nur Alte und Kaputte würden diesen Sport betreiben. Dabei ergänzt sich Walking und Laufen im Lauf- und Walktreff eigentlich hervorragend. Selbst ich als Spitzenathlet habe mich früher in Knieverletzungspausen, durch hillwalking fit gehalten. Für Millionen in Deutschland ist flottes Gehen sicherlich zunächst die sinnvollere Einstiegssportart. Bleibt also zu hoffen, daß Nordic Walking vielleicht durch den etwas fetziger wirkenden Stockeinsatz auch dem Walking endlich seine verdiente Aufwertung gibt. Ps.: Haben Sie vielleicht Lust bekommen? Seminare mit Nordic Walking |