Laufreise - Pafos Marathon Zypern |
Zypern
- An Aphrodite kommst Du nicht vorbei
Artikel von und
Copyright: Herbert Steffny
5.-12.3.2007: Laufwoche mit Trainingsseminar von Herbert Steffny
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Zypern
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Anfang
März, minus 10 Grad in Deutschland! Raus aus der Kälte,
ab in den Süden ans Mittelmeer zur Saisonvorbereitung,
wenn möglich sogar mit einem Vorbereitungsrennen. Eine
Zuflucht im zeitigen Frühjahr wäre beispielsweise
Malta. Unweit Nordafrikas, südlich Sizilien betreten
viele Läufer beim dortigen Marathon historisches
Pflaster. Bei uns noch weniger bekannt ist im östlichen
Mittelmeer die Insel Zypern, immerhin die drittgrößte
nach Sizilien und Sardinien, mit seinem
Frühlingsmarathon. Unweit Pafos im Südwesten der Insel, rund dreieinhalb Flugstunden von Deutschland, setzte Aphrodite der Sage nach ihre Füße dem Meer entsteigend auf zypriotischen Grund. Interpretiert man Gemälde und Skulpturen, so wurde die Schöne eher als Muschel am Strand gefunden. Man sagt, wo sie hin trat, sprossen Blumen aus der Erde. Wer möchte dem widersprechen, aber es muß wohl im März gewesen sein, denn jetzt ist alles grün, getüncht mit bunten Farbtupfern von lila Veilchen, blauer Zwerg-Iris und Rosmarin, rotem Mohn und Hibiskus, rosa Mandelblüten, weißen Meerzwiebeln, gelbem Stechginster oder Fenchel und allerlei Orchideen. Nicht nur der botanisch interessierte Wanderer, sondern jeder Besucher der historischen Tempel kommt auf Schritt und Tritt gar nicht umhin diese lieblich anmutige Frühlingsidylle zu genießen. Was für eine Wohltat nach langen grauen Wintertagen für die Augen. |
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Vielleicht
denkt man um 8.30 Uhr als Läufer am Startpunkt
des Marathons bei Petra tou Romiou, dem Aphroditefelsen
östlich von Pafos, wo die Göttin der Schönheit und
Liebe dem Wasser entstieg, angesichts der bevorstehenden
rund 35.000 Schritte weniger an Blumen, sondern mehr an
Blasen, Hühneraugen, Vaseline, Achillessehne oder
welchen Platz man in seiner Altersklasse belegen wird?
Doch bevor wir los rennen bleiben wir noch ein wenig bei
den griechischen Mythen, Halbgöttern und Göttern, ihren
Umtrieben und Eifersüchteleien. An Aphrodite kommt man
auf Zypern nicht vorbei. Natürlich gibt es sie
allenthalben auf der Insel und geschäftsfördernd findet
man sie als Namen für Restaurants, Autovermietungen oder
auf dem Etikett eines weniger lieblichen Weißweins. Kalt
genug getrunken, geht der Tropfen angesichts seiner etwas
unausgewogenen Schärfe gerade mal so noch als Tischwein
durch. Ausgewogener, wohlgeformter und greifbarer bekommt
man(n) die nackte Schönheit, aber immer noch kalt, als
Souvenir aus Marmor oder Speckstein im Souvenirladen. Mal
ist sie etwas üppiger, mal rank und schlank zu haben.
Eben wie beim Wein: Geschmackssache. Etwas unterkühlt kommt die Göttin auch als attraktives Touristenziel, nämlich dem Bad der Aphrodite daher! Hier waren selbst in der sonst recht ruhigen Vorsaison die Parkplätze gefüllt. Das regt die Phantasie an und jeder möchte ein Blick riskieren, wo ein kleiner Wasserfall eine große natürliche klare Badewanne formte und die Göttin der Schönheit ihren Leib reinigte. Und so trotten und trampeln überwiegend Touristen im Rentneralter oder Familien mit Kleinkindern so lärmend zu jener Badestelle, das alle guten Geister, Nymphen, Elfen oder Satyrn diesen idyllischen Ort längst verlassen haben. Es hat sich durch alle Reiseführer herum gesprochen: sieben Runden soll frau im klaren Naß schwimmen und schon ist es mit Falten und dem stetigen Abstieg in eine neue Altersklasse vorbei. Schön frisch war es jedenfalls für eine reichlich rosablasse Engländerin, die im schwarzen Bikini den Tümpel aufsuchte. Nebenbei erwähnt, die schöne Aphrodite soll an diesem romantischen Quell ein Techtelmechtel mit einem Irdischen begonnen haben, was Gottvater Zeus so erzürnt haben soll, daß er die Schöne Zypern entriß und seine Tochter wieder ins Reich hoch über den Wolken zurück beorderte. Schade,... aber sagenhaft! Es ist (Marketing-)gerecht, daß auch Männer mit dem Adonis-Wasserfall ihren Quell der ewigen Jugend auf dieser Insel bekommen haben. Jeder soll bekommen an was er glaubt und was er braucht. Nun ja, ich habe schmunzelnd auf diese Dusche verzichtet, glaube ich doch an Laufen als Jungbrunnen und so habe ich für mich den Pafos Marathon gesucht und gefunden. Womit wir nach diesem unumgänglichen Ausflug in die mystische Welt der Historie und Götterwelt Zyperns endlich wieder beim eigentlichem Thema wären. |
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Etwas
mehr als 300 Läufer, Zyprioten, aber überwiegend
Lauftouristen aus 20 Ländern stellten sich Anfang März
über 10 Kilometer, Halbmarathon oder die volle
Distanz dem Starter. Die meisten sind Briten,
aber auch aus Deutschland kamen knapp 30 Teilnehmer.
Durch die Nähe zum Nahen Osten trifft man auf Läufer
aus dem Libanon, Israel, Syrien und Jordanien. Bei bis zu
20 Grad waren natürlich leichte Kleidung, Wasser und die
Getränke des Titelsponsors, der deutschen Firma Ultra
Sports gefragt. Eine meerestypische leichte
Brise sorgte zusätzlich für Kühlung. Zeitversetzt
laufen die kürzeren Distanzen auf einem Wendepunktkurs
durch die Hafenstadt und Hotelgegend von Pafos. Dabei
begegnen sich die Läufer der verschiedenen Distanzen.
Durch farblich unterschiedliche Startnummern kommt aber
keine Verwirrung auf. Der Marathon ist ein Punkt zu Punkt Kurs, nur leicht wellig mit dem gemeinsamen sehr stimmungsvollen Ziel am mittelalterlichen Fort im Hafen. Die asphaltierte Strecke führt vorbei am Meer und Palmen durch Siedlungen, Wirtschaftsland, Zitrus- und Bananenplantagen. Unterwegs sind bei diesem recht gut organisierten Rennen die Straßen allerdings nicht vollkommen verkehrsfrei, dafür ist die Veranstaltung noch zu klein. Dabei muß man sich als Läufer an den Linksverkehr gewöhnen, ein Relikt der britischen Kolonialzeit. Aber rücksichtsvolle Autofahrer und viele "Race-Marshalls" sorgen für einen sicheren Ablauf. Alle Kilometer sind mit großen Schildern markiert. Wasser wird in Plastikflaschen gereicht, was das Trinken oder sogar eine kleine Dusche erleichtert. |
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Bei
bedecktem Himmel und rund 15 Grad belegten bei den
Männern im Marathon gleich drei Jordanier die ersten
Plätze. Der Sieger Salameh Alaqra,
verbesserte mit 2:33:03 Stunden den Streckenrekord
ebenso wie die Österreicherin Sabine Hofer in
2:59:49 im Frauenklassement. Im Halbmarathon gewann bei
den Männer der Südafrikaner Jack Visser in 1:21:05 vor
Manfred Hümmecke aus Deutschland. Die Britin Charlotte
Argent siegte in 1:36:15 wie ihre Landsfrau Emma
Middleton in 41:44 über 10 Kilometer. Herbert Steffny
aus Titisee gewann die Kurzdistanz bei den Männern in
37:21 Minuten. Die erzielten Zeiten sind noch moderat,
denn es gibt statt Preisgeldern zahllose Pokale. Fast
jeder zweite Teilnehmer kann eine der rund 150 Trophäen
mit nach Hause nehmen und auch der Autor konnte obendrein
zu dem Gesamtsieger- auch noch den Altersklassenpokal der
M50 in Empfang nehmen. So bereichert diese Insel nicht nur vielen Teilnehmern die Ländersammlung, sondern Finisher Medaille, Urkunde, T-Shirt und vielleicht sogar ein Pokal bleiben ein nachhaltiges Erinnerungsstück an die Sonneninsel und diese liebevoll organisierte, kleine aber sehr feine Veranstaltung in Zypern. Dazu gehörte natürlich am Vorabend auch eine Nudelparty in einem Restaurant in Pafos. Hier gab es allerdings weit mehr als nur Pasta. Es wurde ein ausladendes Büffet mit Suppe, Gemüse, Salaten, aber auch Fleisch und landestypischen Speisen mit Leon-Bier vom Sponsor gereicht. Sehr stimmungsvoll waren am Wettkampftag die folkloristischen Tänze und musikalischen Darbietungen vor den Festungsmauern im Zielbereich, die die Wartezeit bis zu den Siegerehrungen angenehm verkürzten. |
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2007
wird der Pafos Marathon unter dem Namen "Ultra
Sports Zypern Marathon" weiter ausgebaut.
Man hofft auf eine Verdopplung der Teilnehmerzahl. Neu
geplant sind unter anderem eine deutschsprachige Führung
durch die dem Ziel benachbarte römische
Ausgrabungsstätte "House of God" mit ihren gut
erhaltenen Mosaikfussböden. Wir bieten eine
vorgeschaltete Laufwoche mit einem Trainingsseminar
von Herbert Steffny. Man muß sich für die große Insel neben den Wettkämpfen ein wenig Zeit lassen und mit dem Mietwagen vorbei an Eseln, Schafherden, Zitronen-, Orangen- und Olivenhainen auf Entdeckungsreise gehen. Ein Spaziergang durch die Altstadt von Nicosia, der geteilten ehemaligen Hauptstadt, ruft angesichts von Stacheldraht, bewaffneten UN-Grenzposten und Übergangsstationen mit den Namen wie "Checkpoint Charly" etwas zeitnähere eher düstere Erinnerungen an Berlin wach. Archäologisch Interessierte sollten nicht nur die prähistorischen 9000 Jahre alten Siedlungen oder die zahlreichen griechischen und römischen Baudenkmäler aufsuchen, sondern in der Vorsaison die beschauliche Ruhe der idyllischen kleinen Bergdörfer genießen. Naturfreunde werden sich an der Frühlingsblütenpracht und an den geschützten Zedernwäldern, die einst die Insel überall bewuchsen, erfreuen und kulturell Interessierte werden ihre Freude an den prächtigen Klöstern oder den eigentümlichen Scheunendachkirchen mit ihren wertvollen Ikonen haben. Zum Baden bei rund 17 Grad Meereswassertemperatur läd das Hallenschwimmbad des Hotels vielleicht mehr ein. Kein Wunder, dass Aphrodite wohl im März dem Meer entstieg... |