Frankfurt Marathon 2012
Berichte, Resultate, FotosAutor und Copyright: Herbert Steffny
Sie können gerne hierhin verlinkenWeltrekord verpasst - Melkamu brilliert bei Debüt
Sören Kah läuft Bestzeit - Lisa Hahner mit ordentlichem Einstand
(von Herbert Steffny am 28.10.2012 aus Frankfurt)Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?
Michel en tour Descombes sorgte auch in Frankfurt wieder für gute Stimmung bei den Läufern und beim Publikum.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)Die Frankfurter Marathon-Rekordmaschine kommt etwas ins Stocken. Natürlich wachsen die Bäume nicht unendlich in den Himmel und es war ohnehin atemberaubend wie der Frankfurt Marathon in den letzten Jahren sich durch den Vorjahressieger Wilson Kipsang aus Kenia bis auf vier Sekunden an die Weltrekordmarke (2:03:38 Stunden) bei den Männern heranpirschte. Das weckte Begehrlichkeiten beim Veranstalter, Sponsoren und Medien und dieses Mal setzte man erstmals bei der Athletenverpflichtung auf einen ganz großen Star, nämlich den Weltrekordler Patrick Makau persönlich. Der Mann vom Stamme der Kamba aus Kenia sollte es richten die Frankfurter Strecke endlich zu schnelllsten in der Welt zu machen. Frage war nur´, ob die sonnig-kalten Bedingungen bei moderatem Wind und 2-6 Grad Celsius ein Hindernis sein würden. Aber letztlich beurteilten die Läufer die Bedingungen gar nicht so negativ. Und dem kann ich nur beipflichten, denn gemäß dem Sponsor BMW ("Bewegung macht warm") musste man nun unterwegs nicht mehr so viel trinken und konnte sich handschuhbewehrt mehr aufs Laufen konzentrieren.
Den Weltrekord klar verfehltBei der Pressekonferenz vor dem Marathon wurde von Patrick Makau die Marschroute in Richtung 61:45 bis 62:00 Minuten bei Halbmarathon festgelegt. Im Rennen hielt man sich aber nicht an diesen Plan. Schon die ersten fünf Kilometer in 15:06 Minuten waren zu langsam. Wilson Kipsang war im Vorjahr hier bereits 16 Sekunden schneller. Schlimmer noch: Der Top-Favorit Parick Makau griff sich sogar mehrfach ans Bein und Knie und fiel vor der Halbmarathonmarke sogar zeitweilig zurück, um sich aber immer wieder heran zu kämpfen. Die Halbmarathonzeit von 62:55 Minuten war dann für ihn schon deutlich hinter den 61:40 Minuten von Kipsang 2011. Auch die Tempomacher machten früher schlapp als geplant. Eigentlich sollten einzelne bis 30 Kilometer laufen, aber bei 25 Kilometern war Schluss.
Als die Spitzengruppe dann durch eine Verschärfung des Äthiopiers Edae Deressa Chimsa nach 30 Kilometern auseinander fiel, schien es um den Weltrekordler geschehen. Bei 35 Kilometern lag er rund 20 Meter hinter dem Halbmarathon Vizeweltmeister und Prag Marathonsieger diesen Jahres. Doch dann rappelte sich der Routinier wieder auf und kämpfte sich bei 39 Kilometern in einem starken Finale nochmals an die Spitze. Makau siegte letztlich noch deutlich in 2:06:08 Stunden vor Chimsa (2:06:52 Stunden), aber diese Zeit reicht nicht wie in den beiden vergangenen Jahren zur Weltjahresbestzeit. Bisher führt Landsmann Geoffrey Mutai mit seinem Sieg in 2:04:15 Stunden beim Berlin Marathon die Weltjahresbestenliste an. Wahrscheinlich dürfte sich daran auch nichts mehr ändern, denn die schnellen Marathons sind in diesem Jahr bereits vorbei. Immerhin sorgte Makau für den 11. Kenia-Sieg am Main in Folge und verhinderte den ersten äthiopischen Sieg bei den Männern seit Derje Nedi aus dem Jahre 1984!
Meselech Melkamu gab in Frankfurt ein überzeugendes Marathondebüt mit Streckenrekord ab.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)Meselech Melkamu mit erstklassigem Debüt Bei den Frauen war die Titelverteidigerin und Streckenrekordhalterin Mamitu Daska aus Äthiopien (2:21:59 Stunden) am Start. Besonders durfte man dann aber auf das Debüt der 10.000 Meter Vizeweltmeisterin 2009 und Afrika Rekordhalterin (29:53,80 Minuten) Meselech Melkamu gespannt sein. Nicht jeder 10.000 Meter Weltklasseläufer (siehe Dieter Baumann) ist automatisch auch ein guter Marathonläufer. Doch die Äthiopierin, die aus dem erfolgreichen Trainingsstall von Getaneh Tessema stammt, trainierte mit der Marathon Olympiasiegerin Tiki Gelana und bereitete sich sorgfältig in den letzten drei Monaten mit Läufen bis zu 40 Kilometern auf die Premiere vor. Sie hatte mit den Armen extrem schlenkernd das Rennen immer unter Kontrolle und löste sich nach 35 Kilometern von ihren Begleiterinnen Georgina Rono aus Kenia (Zweite in 2:21:39 Stunden) und Landsfrau Mamitu Daska (Dritte in 2:23:52 Stunden). In zwei fast gleichen Hälften unterbot sie den alten Streckenrekord um fast eine Minute auf 2:21:01 Stunden. So gab es dann für den Frankfurt Marathon doch noch ein Glanzlicht auf der sportlichen Seite. "Im nächsten Jahr möchte ich unter 2:18 Stunden laufen" erklärte die 27-Jährige bei der Pressekonferenz ganz selbstbewusst. Das wäre äthiopischer Rekord. Die 70.000 Euro Preisgeld inkl. Streckenrekord Bonus dürften helfen, dieses Unterfangen zu finanzieren.
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Lisa Hahner und Sören Kah sorgten für die deutschen Glanzlichter in Frankfurt.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)Sören Kah und Lisa Hahner überzeugen
Aus deutscher Sicht gab es Lichtblicke und der Focus der TV-Übertragung lag ganz auf deren Abschneiden, wobei das erstklassige Fraueneliterennen, die eigentlich sportlich wertvollste Leistung, allerdings nahezu komplett vernachlässigt wurde. Sören Kah hatte sich zum Ziel gesetzt seine beim Hamburg Marathon aufgestellte Bestzeit von 2:14:25 Stunden auf eine 2:13er Zeit zu drücken, was ihm dann auch gelang, wenn gleich auch im Finale unter größter Anstrengung. Bei 2:13:57 Stunden blieb die Uhr letztlich für den Glücklichen stehen. Das war Platz 16. Die Wetterbedingungen hätten ihn nicht arg gestört, so der sichtlich zufriedene Frankfurter. Die Jahresbestleistung von Jan Fitschen mit 2:13:10 Stunden die der Wattenscheider gerade in Berlin aufstellte, erreichte er dagegen nicht. Im Vorfeld wurde Kah sogar in den Medien als zukünftiger 2:10 Kandidat gehandelt. Das ist natürlich angesichts der Unterdistanzleistungen sehr verwegen und man sollte im Sinne des Athleten hier keine vorerst unrealistischen Erwartungen schüren. Bei den Damen machte es Lisa Hahner ihrer Zwillingsschwester Anna nach, die bereits in Düsseldorf (2:30:14 Stunden) und beim Berlin Marathon lief. Den Plan 2:32 Stunden zu erreichen meisterte sie blendend. Nach 76:01 Minuten bei der Hälfte legte sie hinten sogar noch eine Schippe drauf und lief auf Platz 8 mit 2:31:28 Stunden ein. Das macht Hoffnung für ein Team bei der WM in Moskau 2013. Die Qualifikanten heißen bisher interessanterweise Hahn, Hahner und Hahner. Allerdings hat Susanne Hahn nach ihrem deutschen Meistertitel in München bereits bezüglich Moskau abgewunken. Erwähnenswert auch noch die guten Leistungen der nächsten Deutschen: Markus Weiß-Latzko lief mit 2:18:06 Stunden neue persönliche Bestzeit und auf Platz 26. Veronika Pohl wurde beim Debüt in ordentlichen 2:34:59 Stunden Elfte.
Strahlende Gesichter: Lisa Hahner, Patrick Makau, Sören Kah und Meselech Melkamu nach der Pressekonferenz.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)Leichter Rückgang bei der Finisherzahl
Auch bei der Finisherzahl gab es kein Wachstum, eher einen kleinen Rückschlag. 9.784 Männer, 2.180 Frauen beendeten das Marathonrennen. Das sind zusammen 11.964 Finisher und damit fast 500 weniger als im Vorjahr, als ein Finisherrekord mit 12.437 Läufern aufgestellt wurde. Immerhin war es in diesem Jahr die zweithöchste Zahl, denn im Vorjahr war die attraktive 30. Jubiläumsveranstaltung. Der Frauenanteil liegt mit 18,2 Prozent niedriger als beim Berlin Marathon, wo man sich fünf Wochen zuvor auf glatte 23 Prozent steigerte. Ob es am kalten Wetter gelegen haben mag? Nun immerhin besser als am Vortag als der Schneeregen garstig durch Mainhattan blies. So schlecht waren die sonnig-kalten Bedingungen nicht, denn 7 der ersten 15 Elite Männer und 11 der Top-15 Frauen liefen Hausrekord! Die mittlere Zielzeit (Netto) der Männer war 3:47:43 Stunden. Bei den Frauen war die Hälfte nach 4:10:14 Stunden in der Messehalle. Auch das sind vergleichweise flotte Zeiten. Auch den Freizeitläufern dürfte es viele persönliche Bestzeiten gegeben haben.
Männer:
1. Makau Patrick KEN 02:06:08 2. Edae Deressa Chimsa ETH 02:06:52 3. Kirwa Gilbert KEN 02:07:35 4. Some Peter Kimeli KEN 02:08:29 5. Worku Bazu ETH 02:08:35 6. Matebor Albert KEN 02:08:57 7. Kipchirchir Victor KEN 02:09:16 8. Legesse Shume Hailu ETH 02:10:03 9. Bane Tola ETH 02:11:01 10. Beyn Habtemicael ERI 02:11:56 11. Ghebrekal O.Ghebrengus ERI 02:12:18 12. Kigen Wilfred KEN 02:12:26 13. Berhane Oqubit ERI 02:13:39 14. Abate W. Melkamu ETH 02:13:57 15. Bahle Debesay Tsige ERI 02:13:57 16. Kah Sören GER 02:13:57 17. Brzezinski Blazej POL 02:14:01 18. Hawkins Derek GBR 02:14:04 19. Gemeda Feyera ETH 02:14:13 20. Wanjiru Peter Kariuki KEN 02:14:28
Bei 35 km scheint der Äthiopier
Deressa Chimsa Edae den
Weltrekordler Patrick Makau
schon besiegt zu haben.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny) Frauen:
1. Melkamu Meselech ETH 02:21:01 2. Rono Georgina KEN 02:21:39 3. Daska Mamitu ETH 02:23:52 4. Bekele Bezunesh ETH 02:23:58 5. Barsosio Agnes J. KEN 02:24:27 6. Ahmed Zemzem ETH 02:27:16 7. Lewandowska Iwona POL 02:28:36 8. Hahner Lisa GER 02:31:28 9. Vernyhor Tetyana UKR 02:33:51 10. Catherine Bertone ITA 02:34:58 11. Pohl Veronica GER 02:35:02 12. Morceli Patricia SUI 02:35:33 13. Pinna Claudia ITA 02:37:14 14. Stockhecke Mona GER 02:38:21 15. Dr. Fortin Aleksandra SLO 02:48:55 16. Kuter Hayley NZL 02:49:25 17. Hjelmsø Lene DEN 02:49:46 18. Tramoy Sylvie AUT 02:50:49 19. Krinke Nicole GER 02:51:16 20. Ytterstad Nina Wavik NOR 02:51:47