London Marathon 2009
Berichte, Resultate, Fotos

Seminare Laufreisen Firmenseminare Vorträge Laufartikel Ratgeber Walktreff unser Team
  unser Hotel Laufgourmet? Laufbücher Lauflinks Titelseite Impressum

Autor und Copyright: Herbert Steffny
Sie können gerne hierhin verlinken

London Marathon - Irina Mikitenko siegt erneut !

Samuel Wanjiru rettet sich mit Streckenrekord

(26.4.2009)


Ehre oder Bürde? Irina Mikitenko
ist nun klar zur Favoritin für die
WM in Berlin verdammt
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Super-Miki! Fast schon zu gut um wahr zu sein! Auch in ihrem dritten Marathonjahr enttäuschte Irina Mikitenko nicht. Vierter Weltklasse Marathon: dritter Sieg! Alle Marathons waren Starts bei den World Marathon Majors, also den bestbesetzten Top-Marathons und nach ihrem Sieg von heute führt die 36-Jährige schon haushoch mit 75 Punkten in der neuen WMM Wertung. Zweite ist derzeit die Äthiopierin Dire Tune mit 40 Punkten. Damit könnte sie zum zweiten Male in Folge die ausgelobte 500.000 Dollar Prämie kassieren. Auch in dieser Saison könnte die ausgewanderte Kasachin wieder die beste deutsche Leichtathletin werden. Die Wattenscheiderin setzte sich in London gegen ein Weltklassefeld in Weltjahresbestzeit durch und man mag mit Fug und Recht erneut darüber sinnieren, ob sie verletzungsbedingt 2008 den Olympiasieg verpasste, denn die Heldinnen von Peking waren fast alle in London am Start und ihr im direkten Vergleich klar unterlegen. Last oder Bürde? Die Favoritenrolle für die Weltmeisterschaft in Berlin kann die Berlin Siegerin von 2008 nun bei ihrem Heimspiel in der Bundeshauptstadt im August nun nicht mehr abstreifen. Die zweifache Mutter hatte sich im Trainingslager in Kirgisistan mit Wochenumfängen von bis zu 220 Kiloemetern vorbereitet. Mikitenko hat übrigens mit dem Männer Sieger Samuel Wanjiru gemein, dass auch dieser seinen vierten Marathon lief und seinen dritten Sieg landete. Auch er führt nun mit 65 Punkten bei der WMM Serie klar vor dem Äthiopier Deriba Merga (30 Punkte).

"Das beste Läuferfeld jemals"

"Das beste Feld, das jemals zusammen kam!" schwärmte Renndirektor Dave Bedford, früher selbst ein Weltklasseläufer (Weltrekord 1973 über 10.000 Meter in 27:30 Minuten), über seine Armada an Spitzenläufern, die er geldstark zur 29. Auflage an die Themse lockte. So konnte er bei den Männern und Frauen die drei Olympiamedaillen Gewinner aufbieten. Martin Lel, Olympiafünfter, aber bisher dreimaliger Londonsieger und Streckenrekordinhaber seit dem Vorjahr, mußte kurzfristig wegen einer Hüftverletzung absagen. Mit Jaouad Gharib und Luke Kibet waren auch die Weltmeister von 2003 bis 2007 am Start. Bei den Frauen gingen mit Constantina Dita-Tomescu (ROM), Catherine Ndereba (KEN) und Zhou Chunxiu (CHN) ebenfalls die Olympia-Gold, -Silber und -Bronzegewinnerinnen an den Start. Eine Herausfoderung für Irina Mikitenko im direkten Vergleich zu zeigen, wer die Queen nicht nur auf dem Londoner Pflaster ist.

Irina Mikitenko diktiert das Rennen

Bei günstigen Witterungsbedingungen (im letzten Jahr regnete es) um 11 Grad und heiterem Himmel startete die Frauenelite als erste von den rund 37.000 Läufern und Läuferinnen. Schnell bildete sich eine kleine Spitzengruppe mit Mikitenko, der Britin Mara Yamauchi und der Chinesin Zhou, die 2006 in London gewann. Die anderen Favoritinnen hielten sich in einer Verfolgergruppe zurück. Als bei 20 Kilometern die ungarische Tempomacherin Aniko Kalovics ihren Job beendete, zeigte Irina Mikitenko, das sie die Titelverteidigerin ist und diktierte das Tempo. Die Spitze passierte Halbmarathon in 70:53 Minuten, die Verfolgerinnen um die Äthiopierinnen Gete Wami und Berhane Adere folgten über eine Minute später. Bei 25 Kilometern fiel Zhou zurück und wurde regelrecht durchgereicht. Es entbrannte ein Zweikampf zwischen der Einheimischen Mara Yamauchi und der Deutschen. Die 35-jährige Britin lebt eingeheirat in Japan, war aber nach der verletzungsbedingten Absage von Paula Radcliffe die Hoffnungsträgerin der Londoner Zuschauer, die mit einer Million angegeben werden. Ihre Bestzeit von 2:25:10 Stunden würde diesen Tag nicht überleben. Doch Mikitenko, die bei ihren Marathons im Finale bisher immer sehr stark war, löste sich bei Kilometer 33 von der einzig verbliebenen Widersacherin. In der Weltjahresbestzeit von 2:22:10 Stunden siegte sie zum zweiten Mail und zweieinhalb Minuten schneller als 2008. Mara Yamauchi verbesserte sich als Zweite auf 2:23:12 Stunden. Dritte wurde die russische Debütantin Liliya Shobukhova in 2:24:24 Stunden. Sie ist die 5.000 Meter Europarekordlerin. Zwölf Läuferinnen blieben unter 2:30 Stunden. Die Chinesin Zhou fiel dem hohen Anfangstempo zum Opfer und finishte als Zwölfte in 2:29:02. 55.000 Dollar gab es für den Sieg, dazu 25.000 Dollar Zeitprämien und es dürfte ein sattes Antrittsgeld hinzugekommen sein. Im nächsten Jahr könnte Mikitenko Katrin Dörre-Heinigs Hattrick egalisieren. Die einzige deutsche Olympia Medaillen Gewinnerin (Bronze Seoul 1988) gewann in London von 1992 bis 1994. Die Olympiasiegerin Constantina Dita beendete früh das Rennen. Bei Kilometer 21 warf sie wegen Atemproblemen und Leberstichen bereits das Handtuch. Vielleicht wurde nach dem Olympiasieg auch zu viel gefeiert?


mehr Info zu Laufbüchern

Für die richtige Marathon-Vorbereitung:

Das große Laufbuch
von Herbert Steffny

Das umfassende Standardwerk mit bewährten 10k, Halb-, Marathon- Trainingsplänen 368 Seiten, Südwestverlag

"Das große Laufbuch" bei Amazon bestellen"


mehr Info zu Laufbüchern


Selbstmordrennen - Survival of the fittest!

Anders der Männer Olympiasieger Samuel Wanjiru. Nach dem Ausfall von Martin Lel war Wanjiru der Favorit, trotz seines schwachen Abschneidens beim Halbmarathon in Lissabon. Zugegeben, obwohl ich Wanjiru Fan bin, zweifelte ich ein wenig. Im Vorfeld kündigte er bereits in gewohnter Manier offensiv und selbstbewußt die Jagd auf Haile Gebrselassies Weltrekord (2:03:59 Stunden, Berlin 2008) an. Skepsis war angesagt, denn die Frage war, ob der junge Kenianer nach seinem Olympiasieg optimal weiter trainiert hat. Die Tempomacher Elijah Keitany Kiplagat, Samuel Kosgei und John Kales legten jedenfalls ein mörderisches Tempo vor. Bei fünf Kilometern war man mit 14:06 Minuten auf unter Zweistunden Tempo! Das konnte nicht gut gehen! Wanjiru, wohl im Marathon doch noch zu unerfahren, ging allerdings wie alle anderen Favoriten den Fahrplan mit. Man durchlief 10 Kilometer in 28:30 Minuten, was einer Endzeit von 2:00:15 Stunden entspricht. Das war 40 Sekunden schneller als das Weltrekordtempo von Gebrselassie in Berlin 2008. Allerdings hat der erste Abschnitt der Strecke in London auch ein leichtes Gefälle. Selbst Haile Gebrselassie ging bei seinem "Selbstmord-Rennen" von Dubai 2008 "nur" auf 2:01 Stunden an und verpasste mit 2:04:53 Stunden damals einen sicheren Weltrekord (und 1 Million Dollar!), den er dann erst mit dem gleichmäßigen (und lehrbuchmäßigen) Lauf in Berlin verbesserte. Bei Halbmarathon zeigte die Stopuhr etwas moderatere 1:01:35 Minuten, aber immer noch weit unter Weltrekordtempo.

Finale fast olympisch wie in Peking

Bei 29 Kilometern hielt es den immer aggressiv laufenden Wanjiru nicht mehr und der 22-Jährige attackierte. Es kam fast zum identischen Show-down wie in Peking, der 36-jährige Marokkaner Jaouad Gharib, Olympiazweiter und der Äthiopier Tsegaye Kebede folgten. Bei den olympischen Spielen überlief dieser erst kurz vor dem Ziel seinen Landsmann Deriba Merga und wurde Dritter. Spätestens jetzt wurde klar, Wanjiru ist doch in Topform und der kleine Kenianer griff bei 35 Kilometern erneut an. Gharib und Kebede konnten dem nun nichts mehr entgegensetzen und fielen langsam aber sicher zurück, aber immer in Reichweite, sollte der Kenianer straucheln. Letztlich siegte Wanjiru in persönlicher Bestzeit und neuem Streckenrekord von 2:05:10 Stunden. Bei besserer Renneinteilung wäre wohl wenigstens der Kenia Rekord von 2:04:26 Stunden (Duncan Kibet und James Kwambai in Rotterdam vor drei Wochen) oder sogar der Weltrekord drin gewesen. Kebede lief nicht allzuweit dahinter mit 2:05:20 Stunden Bestzeit, so auch tat es der Dritte Jaouad Gharib in 2:05:27 Stunden. Somit tauschten die beiden ihre Plätze von Peking. Wanjiru war nach dem harten Rennverlauf letztlich mit dem Sieg zufrieden. Für Berlin (nicht die WM, sondern den City Marathon!) hat er bereits seinen Start und einen Weltrekordversuch angekündigt. Sollte das zustandekommen, so gäbe es den Knaller: Haile gegen Sammy. So recht kann ich noch nicht daran glauben, denn Haile sucht seit Jahren sein Heil in Solorennen und scheut eher den direkten Vergleich. Aber wenn es zusatnde kommt, dann freue ich mich schon darauf diesen Leckerbissen zu kommentieren. (Interview der BBC mit Wanjiru nach dem Rennen)

Die Weltmeister stiegen aus

10 Männer blieben in London unter 2:10 Stunden. Das ist top, aber Konkurrent Rotterdam hat die Weltjahresbestzeit bei den Männern, und in Paris liefen sogar 12 Männer unter 2:10 Stunden. So ganz happy konnte man angesichts der aufgebotenen Superfelder nicht sein. Der dreifache Halbmarathon Weltmeister Zersenay Tadese zahlte bei seinem Debüt ordentlich Lehrgeld. Schnell genug für die erste Hälfte beendete der Eritraeer das Rennen bei 35 Kilometern aber vorzeitig. Der Marathon Weltmeister Luke Kibet aus Kenia war schon bei 25 Kilometern draussen. Insgesamt beendeten 34.525 Läufer das Rennen, darunter 10.599 Frauen, was einem Anteil von 30,7 Prozent entspricht. Letzte wurde die Britin Joanne Phillips in 6:39:45 Stunden. Schnellster Deutscher unter 278 Finishern war Andreas Janker in 2:41:46 Stunden. Schnellste deutsche Frau hinter Irina Mikitenko von 52 Finisherinnen (nur 18,7 Prozent deutscher Frauenanteil!) war Stefanie Hacker in 3:29:17 Stunden.

Ergebnisse Männer:
1. WANJIRU, SAMUEL (KEN)   2:05:10
2. KEBEDE, TSEGAYE (ETH)   2:05:20
3. GHARIB, JAOUAD (MAR)   2:05:27
4. MUTAI, EMMANUEL (KEN)   2:06:53
5. RAMAALA, HENDRICK (RSA)   2:07:44
6. GOUMRI, ABDERRAHIM (MAR)   2:08:25
7. KIFLE, YONAS (ERI)   2:08:28
8. SATO, ATSUSHI (JPN)   2:09:16
9. KEFLEZIGHI, MEB (USA)   2:09:21
10. LIMO, FELIX (KEN)   2:09:47
11. RITZENHEIN, DATHAN (USA)   2:10:00
12. ABSHIRO, TESSEMA (ETH)   2:11:18
13. JONES, ANDI (GBR)   2:15:20
14. DENT, MARTY (AUS)   2:15:24
15. WOJCIK, RAFAL (POL)   2:16:41
  Ergebnisse Frauen:
1. MIKITENKO, IRINA (GER)   2:22:11
2. YAMAUCHI, MARA (GBR)   2:23:12
3. SHOBUKOVA, LILIYA (RUS)   2:24:24
4. ZAKHAROVA, SVETLANA (RUS)   2:25:06
5. ADERE, BERHANE (ETH)   2:25:30
6. ABITOVA, INGA (RUS)   2:25:55
7. NDEREBA, CATHERINE (KEN)   2:26:22
8. MORIMOTO, TOMO (JPN)   2:26:29
9. WAMI, GETE (ETH)   2:26:54
10. PETROVA, LYUDMILA (RUS)   2:27:42
11. KANO, YURI (JPN)   2:28:44
12. CHUNXIU, ZHOU (CHN)   2:29:02
13. O'NEILL, KATE (USA)   2:34:48
14. OKUNAGA, MIKA (JPN)   2:35:36
15. ROSS COPE, MICHELLE (GBR)   2:36:02

weitere Laufreiseberichte

zurück zur Laufmagazin Übersicht

meine Lauf- und Walkingbücher

Home

Inhaltsverzeichnis