Portrait: Helga Miketta |
Copyright, Text, Fotos: Herbert Steffny
Helga Miketta - Portrait einer Spätberufenen
(von Herbert Steffny 26.5.2008 - gleichzeitig auch für Laufmagazin Spiridon Heft 6/2008)
Helga Miketta verpasste in Mainz als Siegerin der W65 in brutto 3:28:21 Stunden den Seniorenweltrekord nur denkbar knapp. (Foto, Copyright: HerbertSteffny) |
Zuerst
auf den Hund gekommen... Helga
Miketta ist wie so viele Seniorenläufer/innen eine
Späteinsteigerin. Jahrgang 1941, verheiratet, ohne
Kinder, aber mit einer Katze. Ihr Mann läuft nicht
gerne, ist aber mittlerweile ihr größter Fan und führt
akribisch Buch über die Fortschritte und Leistungen
seiner Gattin. Als sie mit 60 Jahren ihren Job als
Verwaltungsangestellte im öffentlichen Dienst beendete,
hatte sie plötzlich Zeit. Doch das Bewegungsprogramm
startete zunächst als Dogsitter. Der innere
Schweinehund, so könnte man sagen, wurde mit dem
"äußeren Schweinehund" bekämpft. Da sie sich
gerne in der Natur aufhält, betreute sie den Hund ihrer
Schwester. Weil das Tier ordentlich an der Leine zog, war
auch schon mal Joggen angesagt, um Schritt halten zu
können. So fand sie Spass am Laufen und schloss sich dem
Lauftreff Düren-Burgau an. Es dauerte nicht lange bis
Miketta in den flotteren Gruppen mithalten konnte. Wie es
dann so kommt, überredeten sie Wettkampfläufer zu einem
Vorbereitungsprogramm auf den Köln Marathon 2002. Ihren
ersten Volkslauf beendete sie auf Anhieb als Siegerin der
W60 in 52:40 Minuten über 10 Kilometer in Birkesdorf. In
Köln feierte Helga Miketta ihre Marathon Premiere mit
4:21:10 Stunden als 6. der Altersklasse W60. |
Deutsche Meisterin, Europameisterin und "Beinahe-Weltrekordlerin" Viele Altersklassensiege später gewann die
Spätberufene im Jahr 2006 bei den Deutschen Marathon
Meisterschaften in München ihren ersten Titel in der W65
mit 3:40:47 Stunden. Danach erlief die für den
Birkesdorfer TV bei Düren startende Miketta in
Regensburg 2007 auch den Europameistertitel
im Halbmarathon in 1:43:25 Stunden. Doch selbst das war
noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn bei ihrem 11.
Marathon konnte sie nun in Mainz
2008 bei der Deutschen
Marathon Meisterschaft mit ihrer Nettozeit von 3:27:28
Stunden nicht nur den Deutschen Rekord von 3:28:10
Stunden in der Altersklasse W65 von Lieselotte Schultz
(LG Kreis Verden am 29.09.85 Berlin) aus dem Jahre 1985
übertreffen, sondern das hätte auch gleichzeitig einen Weltrekord
in dieser Altersklasse bedeuten können, wenn dafür
nicht, wie sich später rausstellte, die Bruttozeit
herangezogen würde und die war mit 3:28:21 Stunden
leider 11 Sekunden langsamer. Fleißige 70 Kilometer pro Woche Fragt man sich nach ihrem Talent, so hat Helga Miketta das zweifelsohne, aber Sport hatte sie früher nie richtig betrieben. Gelegentlich Tennis, aber kein Laufen. Anders heute: Im Jahre 2007 trainierte sie 3.600 Laufkilometer, hält sich aber an keinen festen Plan. Von nichts kommt aber nichts, das sind umgerechnet und übers ganze Jahr verteilt immerhin rund 70 Kilometer pro Woche. In den letzten 10 Wochen vor dem Marathon absolviert sie lange Läufe im 5:30er Schnitt, macht aber sonst keine Tempoläufe oder Intervalltraining. Auch über 10km rannte sie zwei Wochen beim Burgaulauf vor Mainz mit 45:18 Minuten eine persönliche Bestzeit. Die Motivation fürs Laufen sind für sie eigentlich eher "noch lange gesund zu bleiben" und Laufreisen. "New York ist toll", sie schwärmt aber auch vom Hamburg Marathon. Hobbies? Die drehen sich um den Sport: Radtouren, Tennis und eben Laufen. Helga Miketta ernährt sich nahezu fleischlos, wenn dann mal ein Putenschnitzel. Sonst eher Fisch, Eier oder Milchprodukte. Sie trinkt keinen Alkohol, und wenn dann eher Sekt und der dürfte in Mainz am Abend des Rennens dann doch im Freundeskreis reichlich geflossen sein. |