New York Marathon 2007
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Paula Radcliffe feiert Comeback nach Babypause
500.000 Dollar für die Zweite Gete Wami

von Herbert Steffny aus New York ( 4.11.2007, leicht gekürzt auch für Laufreport.de)

Copyright für Text und Fotos: Herbert Steffny
natürlich können Sie hierhin verlinken!

New York Marathon Reise und weitere Infos zum NYC Marathon

Nahezu ideale Wetter Bedingungen herrschten wie im letzten Jahr in New York City für Marathonlauf: 10 bis 15 Grad, sonnig bis bedeckt und nur leichter Wind. Dieses Jahr wurde in New York auf den Einsatz von Tempomachern für die Elite verzichtet. Es sollte wieder echte Rennen mit Wettkampfcharakter statt Tempojagden geben. Vielleicht wíll man aber dadurch auch nur von der Diskussion um die langsame Strecke ablenken. New York kreiert zweifelsohne Stars, aber kein Eliteläufer kommt hierhin, um Bestzeit zu laufen...

"Queen Paula" takes Manhattan - Gete Wami Berlin...

Fast möchte man glauben Gete Wami hätte sich vielleicht bei Ihrer Wettkampfplanung an den Leonard Cohen Song "First we take Manhattan, then we take Berlin" erinnert. (Sie kennen den Klassiker nicht? Dann hier: Leonard Cohen Version - R.E.M. Version - Joe Cocker, für mich die beste Interpretation). Natürlich lief Gete Wami in umgekehrter Reihenfolge. Erst den Berlin Marathon gewinnen und danach auch in Manhattan triumphieren? Schritt eins gelang der nur 1,54 Meter großen und 45 Kilogramm wiegenden Äthiopierin vor fünf Wochen, aber dann machte ihr in New York eine nicht nur physiognomisch Größere einen Strich durch die Rechnung. Die 1,73 Meter große und 54 Kilogramm wiegende Weltrekordlerin Paula Radcliffe kam, sah und siegte in New York mit einem beeindruckenden Start-Ziel-Sieg. Ihr letzter Marathon war 2005 ihre Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Helsinki in 2:20:57 Stunden. Nur knapp 10 Monate nach der Geburt ihrer Tochter Isla meldete sich die Britin vehement in die absolute Marathon Elite zurück. Schon nach dem Startschuss auf der Verrazano Bridge ging die 33-Jährige in Führung und dominierte das Renngeschehen. Wie ein Schatten folgte ihr nur Gete Wami, die noch am Montag nach dem Berlin Marathon bei der Pressekonferenz behauptete, "sie könne heute schon wieder einen Marathon laufen". Vielleicht war das aber auch ein wenig psychologische Kriegsführung für New York. Die Äthiopierin führte durch den Sieg in Berlin bei der Gesamtwertung in der World-Marathon-Majors-Serie der großen fünf Marathons London, Boston, Berlin, Chicago und New York und der Weltmeisterschaft in Osaka, wofür 500.000 Dollar ausgesetzt sind. Lediglich die zweifache New York Marathon Siegerin Jelena Prokopcuka hätte ihr noch einen Strich durch die Rechnung machen können. Die Lettin folgte anfangs auch, ließ dann aber Radcliffe und Wami ziehen, die die Halbmarathonmarke in schnellen 1:10:47 Stunden. Bis auf die letzte Meile im Central Park blieb es spannend, ob die "Tempomacherin" Radcliffe oder die "Klette an ihren Hacken" Gete Wami gewinnen würde. 400 Meter vor dem Ziel erwiderte die Britin eine müde Attacke von Gete Wami und zog unwiderstehlich davon. "Ich nehme mir Manhattan, Du hattest ja schon Berlin...!" Vielleicht dachte Paula Radcliffe daran, denn sie sagte später im Interview, dass sie sich in diesem Moment sagte, dass der Central Park ihre (Pferde-)Rennbahn sei ("this is my turf").

Das Maß im Marathon - sieben Siege in acht Marathons!

Ihre eindrucksvolle Zeit von 2:23:09 Stunden war eine Sekunde schneller als bei ihrem Sieg 2004. Radcliffe lief bisher acht Marathons, wovon sie sieben gewann (siehe Tabelle rechts). Diese sensationelle Serie untermauert ihre Durchschnittszeit von 2:19:31 Stunden. Lediglich bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen stieg sie aus. In Peking 2008 soll das anders werden. Mit dem noch fehlenden Olympiasieg könnte "Queen Paula" wirklich die größte Marathonläuferin aller Zeiten werden. Dahinter konnte sich die Äthiopierin auch als Zweitplatzierte dennoch über den 500.000 Dollar Jackpot freuen. Paula Radcliffe kassierte 130.000 Dollar an Prämien. Sensationell ihre Bilanz: es war ihr siebter Sieg im achten Marathon! Lediglich in Athen stieg sie 2004 bei den Olympischen Spielen aus (siehe Tabelle rechts). Mit fast vier Minuten Rückstand kam die Lettin Jelena Prokopcuka in 2:26:13 Stunden noch auf das Treppchen, verpasste aber sowohl die World-Marathon-Majors Prämie und ihr großes Ziel, als zweite Frau nach der Norwegerin Grete Waitz zum dritten Mal hintereinander in New York zu triumphieren. Den 500.000 Dollar World-Marathon-Majors Jackpot bei den Männern hatte der Kenianer Robert Cheruiyot bereits vor New York sicher. Die Marathon Weltmeisterin von Osaka Catherine Ndereba aus Kenia wurde in 2:29:08 Fünfte. Wegen des Todesfalls des Eliteläufers Ryan Shay bei der amerikanischen Olympiaausscheidung am Vortag liefen viele Läuferkollegen mit einem schwarzen Trauerflor am Trikot, um ihre Betroffenheit auszudrücken.

Paula Radcliffe und Gete Wami bei 22 Kilometern - Foto, Copyright: Herbert Steffny
Paula Radcliffe und ihr 9 Kilo
leichterer und 19 cm kleinerer
Schatten Gete Wami
bei Kilometer 22
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Sensationell....

Paula Radcliffes Marathons:

1. New York 2007 2:23:09
1. WM Helsinki 2005 2:20:57
1. London 2005 2:17:48
1. New York 2004 2:23:10
OS Athen 2004 ausgestiegen
1. London 2003 2:15:25 WR
1. Chicago 2002 2:17:18
1. London 2002 2:18:56

Durchnittszeit der Läufe:
2:19:32 (!)


Neuauflage des London Finales bei den Männern

Auch bei den Männer war der Ausgang bis zum Ende ähnlich spannend. Bei Halbmarathon war noch anders als bei den Frauen eine 17-köpfige Spitzengruppe mit allen Favoriten zusammen. Doch dann wurde das Rennen schneller und der London Marathon Sieger Martin Lel (Kenia) lief mit dem London Marathon Zweiten Abderrahim Goumri aus Marroko beim Finale erneut Seite an Seite. Lel, als schneller Spurter bekannt, konnte Goumri wie schon in London im Spurt auf dem letzten Kilometer abhängen und in 2:09:04 Stunden wie Radcliffe seinen zweiten New-York-Sieg nach 2003 feiern. Damit blieb, wie schon von mir spekuliert, der US-Trial Gewinner Ryan Hall vom Vortag der schnellste Marathonläufer an diesem grandiosen Marathonwochenende in New York. Goumri überquerte 12 Sekunden später den Zielstrich im Central Park. Dritter wurde der Südafrikaner Hendrick Ramaala in 2:11:25.

Neuer Rekord: 38.676 Finisher und 2.551 Deutsche

38.676 Läufer beendeten den 38. New York City Marathon. Das ist neuer Finisher Rekord und New York bleibt somit der weltgrößte Marathon. Darunter waren 12.534 Frauen. Das entspricht einer Frauenquote von 32,4 Prozent. Im letzten Jahre kam bereits die Rekordzahl von 37.936 Läufern über die Ziellinie. Die Hälfte aller Läufer war 2007 nach 4:24:03 Stunden im Ziel. In Frankfurt oder Berlin liegt die mittlere Zielzeit dagegen etwas flotter bei um 4:00 Stunden. Der Letzte im Ziel war bei völliger Dunkelheit Michael Oliva in 9:51:48 Stunden, das entspricht einem Tempo von 14:00 Minuten pro Kilometer und reicht wie beim Volkswandertag sicherlich für ein Mittag- und ein Abendessen zwischendurch einzunehmen. Der älteste Läufer war Peter Harangozo mit 86 Jahren und einer Zeit von 7:22:17 Stunden und älteste Läuferin war die 85-jährige Margaret Davis in 5:58:58 Stunden. Während die Frauen in der Altersklasse unter 30 Jahren mit 46,6 Prozent fast die Hälfte der Finisher stellen, geht der Frauenanteil kontinuierlich bis zur Altersklasse über 70 Jahre auf 15,7 Prozent zurück. In Berlin 2007 sind die entsprechenden Zahlen 24,6 und 9,5 Prozent. Es laufen also in den jüngeren Altersklassen prozentual in beiden Fällen mehr Frauen. Die erstaunliche Zahl von rund 40 Prozent aller Läufer lief in New York den ersten Marathon! New York ist ein sehr internationaler Marathon. Der Ausländeranteil beträgt 50,3 Prozent! Teilnehmer aus 108 Nationen von Andorra bis Virgin Islands beendeten das Rennen. Die meisten Finisher stellen natürlich die Amerikaner mit 19.224 Läufern. Es folgen Italiener (3.223), Briten (2.953), Franzosen (2.733) und Deutsche (2.551 = 6,6 Prozent).

Bernd Weis zum zweiten Mal bester Deutscher

Bester Deutscher wurde wie im Vorjahr der 39-jährige Duathlet Bernd Weis, der für die SG Dettingen startet. in 2:32:52 Stunden auf dem 42. Gesamtplatz (37. Mann). Der Frauenanteil ist unter den deutschen Finishern mit 25,3 Prozent deutlich höher als die durchschnittlich 15 bis 20 Prozent, die bei den einheimischen City Marathons (Berlin 20 Prozent) erreicht werden. Beste deutsche Läuferin war die 41-jährige Karlsruherin Claudia Wollfarth in 3:12:37 Stunden auf Platz 157 bei den Frauen. Altersklassensiege in der Altersgruppe Läufer unter 20 Jahren erzielten Daniel Jaschke aus Deutschland in 3:07:00 und der Schweizer Manfred Ritter als Sieger der 70 bis 75-Jährigen in 3:20:52 Stunden.


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Der 36-jährige Ex-Radprofi Lance Armstrong beendete in 2:46:43 Stunden das Rennen, dieses Jahr mit mehr längeren Läufen um 30 Kilometer etwas besser vorbereitet und damit rund 13 Minuten schneller als
2006. Zum Vergleich: Ex-Radprofi Rolf Aldag lief in Hamburg 2006 satte 2:42:54 Stunden gleich beim Debüt! Ob er im nächsten Jahr noch einmal laufen werde, läßt Armstrong offen. Er bat um einige Monate Bedenkzeit. Der Texaner brauchte nach seinem schlecht vorbereiteten und durchgequälten Einstand vom Vorjahr einige Monate bis er sich erholte, u.a. von einer Stressfraktur am Schienbein. "Solche Schmerzen habe ich bei den härtesten Radrennen nicht gehabt. Ich laufe nie wieder Marathon!" meinte der siebenfache Tour de France Sieger nach seinem humpelnden Zieleinlauf 2006.

Und wer läuft sonst noch? - Die Promi Klatschspalte

Und hier noch etwas für die Klatschspalte: Schauspielerin Katie Holmes lief unter dem Pseudonym Kate Smith den Marathon in 5:29 Stunden und wurde im Ziel von Ehemann Tom Cruise mit einem Kuss empfangen... er soll anschließend in einem Interview erklärt haben, dass ihn diese Leistung seiner Frau ganz schön zum Schwitzen gebracht hätte. Schon am nächsten Tag joggte er auf dem Laufband. . "Wer eine Frau hat, die Marathon läuft, sollte gefälligst trainieren." Ach ja..., und da war noch "Elton" (alias bürgerlich: Alexander Duszat)...., der schleppte sich mit seinen 108 Kilogramm wegen einer Wette mit Stefan Raab auch noch in 5:30:01 Stunden über die Strecke und wurde 34.202-ter. Raab hatte sich von Regina Halmich einfach länger als erwartet verprügeln lassen, und damit musste sich der 36-jährige Elton in einem guten halben Jahr mit einem Tross von Sportmedizinern, Trainern und Co. für New York fit machen. Medienwirksam, aber ob solche schwergewichtigen Wetten die scheinbar in Mode kommen auch vorbildlich für die Knochen sind? Joschka Fischer hatte sich für seine Marathonvorbereitung mit mir immerhin 1,5 Jahre Zeit gelassen, nahm konsequent von 112 auf 74 Kilogramm ab und lief seinen ersten Marathon in Hamburg 1998 in sehr guten 3:41 Stunden, und das mit 50 Jahren!

Zwei Todesfälle in New York

Einen Tag vor dem eigentlichen New York Marathon fanden im Central Park auf einer welligen fünf Meilen Rund, wie eingangs erwähnt, die amerikanische Olympiaausscheidung im Marathonlauf der Männer statt. Bei windig kühlem, aber trockenem Wetter wurde die Veranstaltung von einem Todesfall überschattet. Nach neun Kilometern brach der frühere amerikanische Marathon Meister aus dem Jahre 2003 Ryan Shay zusammen. Der 28-Jährige konnte trotz sofortiger medizinischer Versorgung und Transport ins Krankenhaus nicht mehr gerettet werden. Die Todesursache wurde zunächst nicht bekannt. Eine Autopsie soll Klärung bringen. Er soll bereits als 14-jähriger eine Herzvergrößerung mit verdickten Herzwänden (hypertrophe Cardiomyopathie) gehabt haben. Ärzte hatten Shay, zuletzt auch in diesem Jahr, grünes Licht für Leistungssport gegeben, was mir bemerkenswert im Zusammenhang um die aktuellen Diskussionen um einen geforderten Gesundheitspass erscheint.

Nach dem New York Marathon am Sonntag wurde nun ein weiterer Todesfall bekannt. Ein 50 Jahre alter Hobbysportler starb am Sonntag nach dem Marathon daheim in seinem Appartement an einem Herzstillstand, hervorgerufen durch ein Blutgerinsel. „Nach der Autopsie hat mir der Arzt gesagt, dass mein Mann jederzeit hätte sterben können. Deshalb kann man nicht sagen, dass es aufgrund des Marathons passiert ist“, sagte die Witwe. Die Sprecherin der Medizinischen Untersuchungs-Behörde von New York City, Ellen Borakove, betonte, der Mann habe aufgrund einer Herzerkrankung an akuter Thrombose und Arterienverkalkung gelitten. Der Hobby-Läufer hatte seit 1995 jedes Jahr am New-York-Marathon teilgenommen. Diesmal kam der Wissenschaftler nach 4:48:21 Stunden ins Ziel und klagte anschließend über Atembeschwerden. Da frage ich mich natürlich wieso der Mann sich mit solchen Risikofaktoren ausgerechnet auf das nicht risikolose Marathonabenteuer einläßt...

Mehr zu Todesfällen beim Laufsport


Abderrahim Goumri und Martin Lel zwei Kilometer vor dem Ziel.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Bernd Weis - bester Deutscher in New York - Foto Copyright Herbert Steffny
Bernd Weis - bester Deutscher
auf Platz 42 in 2:32:52 Stunden.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Claudia Wollfarth - schnellste Deutsche in New York 2007 - Foto, Copyright: Herbert Steffny
Claudia Wollfarth - schnellste
Deutsche in 3:12:37 Stunden.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Marathonläufer Ryan Shay - Foto, Copyright Herbert Steffny
Der verstorbene Marathonläufer
Ryan Shay (28 Jahre) beim New
York Marathon 2005
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Lederhosenmann Christian Breu lief in New York 3:19 - Foto: Herbert Steffny
Bayrischer Botschafter? Christian Breu
lief in Lederhose den Marathon in 3:19
Donnerwetter!
Hier sein NYC Bericht
(Foto, Copyright Herbert Steffny)
 
Ergebnisse Männer:
1. MARTIN LEL 2:09:04 KEN
2. ABDERRAHIM GOUMRI 2:09:16 MAR
3. HENDRICK RAMAALA 2:11:25 RSA
4. STEFANO BALDINI 2:11:58 ITA
5. JAMES KWAMBAI 2:12:25 KEN
6. RUGGERO PERTILE 2:13:01 ITA
7. STEPHEN KIOGORA 2:13:41 KEN
8. MARILSON GOMES DOS SANTOS 2:13:47 BRA
9. ALEKSANDR KUZIN 2:14:01 UKR
10. WILLIAM KIPSANG 2:15:32 KEN
11. ELIAS KEMBOI 2:17:26 KEN
12. RODGERS ROP 2:18:10 KEN
  Ergebnisse Frauen:
1. PAULA RADCLIFFE 2:23:09 GBR
2. GETE WAMI 2:23:32 ETH
3. JELENA PROKOPCUKA 2:26:13 LAT
4. LIDIYA GRIGORYEVA 2:28:37 RUS
5. CATHERINE NDEREBA 2:29:08 KEN
6. ELVA DRYER 2:35:15 USA
7. ROBYN FRIEDMAN 2:39:19 USA
8. TEGLA LOROUPE 2:41:58 KEN
9. MELISA CHRISTIAN 2:42:07 USA
10. ALVINA BEGAY 2:42:46 USA
11. CHRISTINE LUNDY 2:43:21 USA
12. VEENA REDDY 2:43:26 USA

Lance Armstrong bei Kilometer 41
Grimmig: Mußte wieder beißen:
Lance Armstrong bei Kilometer 40
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

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