New York Marathon 2012 |
Marathon fällt dem Sturm zum Opfer
Anreise-Chaos und der Marathon als politisches Bauernopfer
New York Marathon Reise 2013 und weitere Infos zum NYC Marathon
von Herbert Steffny
aus New York (Nov..2012)
Copyright für Text und Fotos: Herbert
Steffny
natürlich können Sie hierhin verlinken!
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New York City Marathon - nun doch Startgeld-Rückerstattung (20.12.2012) Manche Mühlen mahlen etwas langsamer. Lange zog man sich nach der aus meiner Sicht politisch bedingten Absage des New York Marathons
im Organisations-Komitee zum Beraten zurück. Wie sollte man mit den
Startgeldern der rund 50.000 Teilnehmer verfahren? Auch die Reiseveranstalter sahen sich einer
Klagewelle von verärgerten Kunden ausgesetzt. Das Geld war an den New
York Road Running Club weitergeleitet worden und dieser berief sich auf
eine "No-Refund" Klausel in seinen Geschäftsbedingungen. Natürlich hagelte
es Protest und Unverständinis. Wieso sollten die umsonst angereisten
Marathonis nichts zurück bekommen. Hatte die Reise und Hotel nicht
genug gekostet!? Nun bietet der New York Marathon drei Optionen an: 1.)
Geld zurück (abzügl. US$ 11,-- Bearbeitungsgebühr), oder 2.) Garantiertes Startrecht für 2013, 2014 oder 2015 offenbar zum gleichen Preis wie 2012 oder 3.) Garantiertes Startrecht für den New Yorker Halbmarathon (17.3.2013). Die Startgebühr für den 5km Lauf am Samstag „Dash to the Finish Line“ wird nicht erstattet. Jedoch bietet der Veranstalter den betroffenen Läufern einen Freistart am Samstag, den 2.11.2013 für eben diesen Lauf an. Spontaner Spasslauf statt Marathon im Central Park (4.11.2012) Bei idealen Bedingungen (...eigentlich für einen Marathon) kühl, sonnig und fast windstill ließen sich geschätzte 20.000 Läufer
ihr Laufvergnügen am 4.11.2012 nicht nehmen. Als spontan entstandener
"Ersatzlauf" für den leider abgesagten New York City Marathon (s.u.)
versammelten sich insbesondere die ausländischen Teilnehmer schon
morgens ab 7.30 mit ihren Fans im Centralpark von New York und
rannten auf dem 10 Kilometer Rundkurs ihren Frust raus. Gute Stimmung, gutes Wetter und mit Fahnen unterwegs: Der Spasslauf unserer InterAir Gruppe unter Tausenden von Läufern war wenigstens ein kleiner Ersatz für den New York Marathon im Central Park. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Bis in den frühen Nachmittag war der Park komplett in den Händen (und unter den Füßen) der verhinderten Marathonis. Dabei war an vielen Abschnitten eine Stimmung wie beim "echten" New York City Marathon. Die Fans standen mit ihren für das eigentliche Rennen vorbereiteten Schildern am Streckenrand, dass man einen guten Eindruck vom Original bekam. Die Stimmung war ausgelassen. Nicht wenige ließen es sich nicht nehmen, die kompletten 42,195 Kilometer per GPS runterzuspulen. Viele trugen die eigens für den Marathon vorbereiteten Verkleidungen, nationale Trachten, Hüte und Fahnen, auch Startnummern. Eine amerikanische Gruppe startete ihren Lauf stilgerecht erst nachdem die Nationalhymne gesungen wurde. So kam doch noch eine ausgelassene Stimmung unterwegs und im Zielbereich des Marathons auf. "Wir lassen uns unseren Lauf nicht nehmen" war der Grundtenor: "dann machen wir eben unseren eigenen Marathon ohne die New York Road Runners." Die meisten waren sauer auf den Umfall-Bürgermeister Michael Bloomberg. Von Veranstalterseite ließ sich auch niemand blicken, ebenso gab es so gut wie keine Polizeipräsenz. Ein stíller Zaungast war der zweifache New York Marathon Sieger von 2006 und 2008 Marilson dos Santos, der ein Starter unter den Eliteläufern sein sollte. "Für ihn wäre es wichtig gewesen vor Ort diese Stimmung für das Laufen zu sehen. Daran sehe man wie wichtig der New York Marathon sei." so der Brasilianer im Interview. New York City Marathon abgesagt - ein politisches Bauernopfer? (2./3.11.2012) von Herbert Steffny aus New York Die
Folgen des Hurrikans Sandy betreffen nun auch die rund 50.000 Läufer.
Angesichts der öffentlichen Kritik, über 70 Tote, viele Obdachlose, in
Teilen der Stadt noch immer kein Strom und Benzin, viele zerstörte Häuser
und dem damit verbundenen medialen Druck, wich der Bürgermeister der Stadt New York City Michael Bloomberg von seiner ursprünglichen noch am Mittwoch und nochmals Freitag Mittag geäußerten Meinung ab und sagte den New York City Marathon am Freitag Nachmittag ab.
Zahlreiche Kritiken aus der Bevölkerung zeigten null bis wenig Verständnis für eine Durchführung der Traditionsveranstaltung und wiesen beispielsweise darauf hin, dass alleine die Generatoren, die die Nudelparty des Marathons am Samstag mit Strom versorgen 400 Haushalte in den betroffenen Gebieten versorgen könnten. Wasser für Läufer an der Strecke, während das Leitungswasser in Teilen der betroffenen Gebiete nicht mehr getrunken werden kann. Zudem bräuchte man alle Sicherheitskräfte statt an der Marathonstrecke angesichts von steigenden Diebstählen nun dringender in den Katastrophengebieten. "Wir graren hier noch Leichen aus dem Schlamm und die tun da alles für den Marathon!" so Einwohner aus Staten Island, dem Startort des Marathons. Alles nachvollziehbar und verständlich, aber enttäuschend für alle Läufer, die sich lange auf diesen Marathon vorbereitet haben und die teilweise über Jahre ersparte auch nicht ganz billige Reise nach New York erwartungsfroh angetreten haben. Die Generatoren im Central Park - der Marathon als hochstilisierter Sündenbock? Ich kann mir die Bemerkung natürlich nicht verkneifen, dass hinter der Absage auch politisches Kalkül steht. Als Michael Bloomberg den Marathon am Mittwoch noch zusagte, reisten daraufhin viele bereits zweifelnde Läufer doch noch an, bezogen die Hotels und holten ihre Startnummern ab. Die Stadt New York konnte so noch ihr Big Business machen (geschätzte 340 Million Dollar). Als der öffentliche Druck und die mediale Berichterstattung (siehe z.B. rechts: "Generatorenbild" in der New York Post) dann doch zu groß wurde, warum man die Logistik für den Marathon abzieht, die man für die Geschädigten in den Katastrophengebiten eigentlich bräuchte, schwenkte der Bürgermeister auch unter dem Druck der typisch amerikanischen "Drama-Dauerberieselung" der Medien um. Geschickt: zwei Fliegen mit einer Klappe! Die laufenden und zahlenden Gäste stornierten ihre Reisen nicht und waren in der City, das Geschäft war gesichert. Nun mögen sogar noch Frustkäufe den Umsatz steigern! Ab Freitag konnte sich nun Michael Bloomberg jedenfalls politisch korrekt als verständiger und engagierter Politiker präsentieren und profilieren. Würde mich nicht wundern, wenn bei ihm auch das Telefon aus dem Weißen Haus geklingelt hat. Schließlich ist am Dienstag Wahl und Demokrat Barack Obama, dessen Wiederwahl als Präsident auf der Kippe steht, hatte sich kurz zuvor noch als der Macher des Katastrophenmanagements nach Hurrikan Sandy profiliert. Alles Erdenkliche wollte er für die Geschädigten in Bewegung setzten. Mit der Absage des New York Marathons konnte das demokratische New York ein flankierendes Zeichen in diesem Sinne setzen. Mittwochs erklärte Bloomberg den Marathon für ein Zeichen der Lebensfreude und des "fighting spirits", am Freitag störte der Lauf plötzlich. Den Republikanern und der Öffentlichkeit wollte man keine Steilvorlage für Attacken und Resentiments gegen Demokraten geben. Fraglich nur, warum dennoch die New York Knicks wenige Stunden nach der Absage des New York City Marathons ihr Spiel im Madison Square Garden in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga (NBA) durchführen durften, auch Football geht wie vieles andere weiter. Das Basketballspiel wurde dann als emotionaler Sieg hochstilisiert. Man wollte "New York ein paar Stunden Frieden" geben, indem der zweifache Meister die Miami Heats mit 104:84 bezwang. Für ein bisschen Frieden durften die Marathonis dagegen nicht sorgen. Nebenbei sei angemerkt: auch die Halloween Parties gehen hier ungehemmt weiter. Die Marathon Veranstalter planten sogar eine Benefizabgabe je Teilnehmer für die Katastrophenhilfe. Aber es blieb ihnen verwehrt: Der eingehende Betrag wäre angesichts der 30 Milliarden Schaden nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so die lapidaren Kommentare zur Goodwill-Aktion in den TV-Stationen. Dort hatte man sich auf den Marathon längst eingeschossen. Der Marathon ist das medienwirksame Bauernopfer! Die Läufer jedenfalls reagierten enttäuscht, verärgert, aber meistens verständnisvoll. Am Samstag wurde von Reisegruppen sogar angeregt sich am Sonntag früh, statt zu laufen, an den Hilfsmaßnahmen in Staten Island, dem Startort des Marathons, zu beteiligen. Ausgerechnet hier schlug Sandy am härtesten zu, ein tragisch-sensibles Element der Umstände. Andere Läufer planen ein Lauf-Happening im Central Park, der erst heute wieder geöffnet wurde....
New York Marathon - Vorschau auf das Eliterennen (2.11.2012 aus New York) Der
New York Marathon ist sportlich der letzte große Elite Marathon im
Jahr. Unter anderem geht es auch um die 500.000 Dollar Prämien der World Marathon Majors Serie. Diese ist bei den Männern durch den Sieg von Geoffrey Mutai beim Berlin Marathon
allerdings schon zu seinen Gunsten entschieden. Bei den Frauen können
allerdings noch drei Kenianerinnen um eine halbe Million Dollar reicher
werden. Neben der Siegprämie von 130.000 Dollar streiten in der
verletzungsbedingten Abwesenheit der im Punktestand führenden Mary Keitany ihre Landsfrauen Edna Kiplagat (PR 2:19:50 Stunden, NYC Siegerin 2010) und Sharon Cherop (Boston
Siegerin 2012, PR 2:22:39 Stunden Dubai 2012) um den Jackpot. Beide
müssen aber gewinnen, um Mary Keitany zu verdrängen. Soll heißen ihre
Chancen stehen gar nicht schlecht kampflos die Gemeinschaftsprämie der
großen fünf Marathons Boston, London, Berlin, Chicago und New York zu kassieren. Favoritin ist für mich aber die Olympiasiegerin Tiki Gelana
die in diesem Jahr auch den Rotterdam Marathon in äthiopischem Rekord
von 2:18:58 Stunden gewann. Allerdings ist es bereits ihr dritter
Marathon in diesem Jahr. Bei den Männern kämpfen der zweimalige Frankfurt Marathon Sieger und Olympiadritte Wilson Kipsang (2:03:42 Stunden), der Chicago Sieger 2011 Moses Mosop (PR 2:05:03 Stunden) und der Paris Sieger 2012 Stanley Biwott (2:05:12 Stunden) für die kenianische Armada, die auch der zweimalige New York Marathon Sieger (2003, 2007, PR 2:5:15 Stunden) Martin Lel verstärkt. Äthiopien vertritt der Sieger von 2010 Gebre Gebremariam, der allerdings in letzter Zeit nicht mehr so ein starke Form aufwies und bei den Olympischen Spielen ausstieg. Ein Spezialist für die New Yorker Strecke und vielleicht ein Afrikaner-Schreck ist der Brasilianer Marilson Dos Santos (PR 2:06:34 Stunden), der hier bereits 2006 und 2008 gewinnen konnte. New York Marathon und das Sturm-Chaos (31.10. / Update 2.11.2012 aus NYC)
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