Autor und Copyright: Herbert Steffny
Sie können gerne hierhin verlinkenBekele verfehlt Weltrekord knapp!
Starker Einstand von Melat Kejeta - 44.065 Finisher!
(von Herbert Steffny am 29.9.2019 aus Berlin)Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?
Keniareise ins Hochland nach Iten
Nur ein paar Schritte fehlten Kenenisa Bekele zur Unterbietung des Weltrekordes (2:01:39 Stunden) von Eliud Kipchoge aus dem Vorjahr
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Wundertüte Kenenisa Bekele
Kenenisa Bekele ist eine Wundertüte. Eigentlich hatte man im Jahr eins, nach Eliud Kipchoges Fabelweltrekord nicht unbedingt einen weiteren Paukenschlag erwartet. Ich stellte mich als rasender (Foto-)Reporter an der Strecke und im Ziel angesichts der Elite-Starterliste auf ein Äthiopienfestival mit moderaten Siegerzeiten ein. Bei ersterem sollte ich Recht behalten, bei der zweiten Annahme lag ich daneben. Kenenisa Bekele, der eine Bestzeit als Viertschnellster aller Zeiten von 2:03:03 Stunden mit an die Spree brachte und seine äthiopischen Begleiter Lemma Sisay und Birhanu Legese legten bei zeitweilig ganz leichtem Regen und nur wenig störendem Wind ein gehöriges Tempo vor. Von Anfang an war selbst der Weltrekord nicht ganz außer Reichweite.
Bei Halbmarathon war ich über die schnelle Zwischenzeit von 1:01:05 Stunden etwas verwundert. Und die Hatz ging weiter. Anders als im Vorjahr als der Kenianer Kipchoge nach 25 Kilometern alleine auf weiter Flur seinen Rekordlauf durchzog, trieb sich das Äthiopientrio zur gegenseitigen Höchstleistung an. Nach Kilometer 30 musste der Favorit abreißen lassen. Es kam scheinbar wie erwartet, war der vielfache Crossweltmeister und Bahn-Olympiasieger doch in den letzten Marathons des Öfteren ausgestiegen. Doch was sich zunächst als Schwächeperiode zeigte, war bei näherer Analyse nur ein eher gleichmäßiges Weiterlaufen. Legese zog nämlich an und versuchte seine Mitstreiter mit einen 5k-Abschnitt von 14:09 Minuten zwischen 30 und 35 Kilometern zu zermürben, doch sein Selbstmördertempo wurde ihm selbst zum Verhängnis!
Größter Läufer aller Zeiten?
Legese musste draufzahlen und der Routinier Bekele, dem bei der Pressekonferenz hinterher seine Landsleute großen Respekt zollten, rollte von hinten wieder heran, übernahm bei Kilometer 37,5 die Regie und beschleunigte im Finale derart, dass sogar der Weltrekord noch erreichbar schien. Die letzten 2,195 Kilometer lief er nach den offiziellen Zwischenzeiten in superschnellen 6:11 Minuten (die 40k Matte lag aber falsch, korrigiert 6:14min - Mitteilung Prof.H.Winter). Das ist eine der schnellsten Zeiten die jemals gelaufen wurden. Nur um zwei Sekunden, also ein paar Schritte verfehlte er letztlich den an gleicher Stelle erzielten Weltrekord von Eliud Kipchoge! Mein Zielfoto oben spricht Bände! Unglaublich! Allerdings lief Kipchoge den finalen 2,195 Kilometer Abschnitt mit 6:09 Minuten entscheidend schneller Ausschlaggebend war nach den sehr detaillierten Aufzeichnungen von Prof.H.Winter der Abschnitt zwischen 41 und 42 Kilometern, den Kipchoge in 2:46, Bekele dagegen in "nur" 2:50 Minuten lief.
Bekele war im Ziel sichtlich etwas enttäuscht, verständlich. Doch in der Pressekonferenz hinterher gab er sich wieder zuversichtlich. Es war ihm eine Genugtuung es denen gezeigt zu haben, die ihn schon abgeschrieben hatten. Und er versprach noch mehr! Das Training sei im Vorfeld gar nicht optimal gelaufen, etwas zu kurz seiner Meinung nach, wegen einer Verletzung. Beim nächsten Mal mit besserer Vorbereitung sei noch mehr drin. Donnerwetter! Nicht wenige handelten den Äthiopier schon zuvor als den größten Langstreckenläufer aller Zeiten. Sein Platz neben Nurmi, Zatopek, Bikila, Gebrselassie, Kipchoge und Co. ist sicher. Wäre ihm der Weltrekord gelungen, so hätte der amtierende 5.000 und 10.000 Meter Weltrekordler vielfache Weltmeister und Olympiasieger nahezu Unmögliches vollbracht!
Das stellte natürlich - wenn auch etwas unerwartet - alles andere in den Schatten! Hinter dem etwas stillen Superstar brachen seine Landsleute Birhanu Legese (2:02:48 Stunden) und Sisay Lemma (2:03:36 Stunden) ebenfalls ihre Hausrekorde. Erwähnenswert dahinter auf Platz 12 der Österreicher Peter Herzog, der mit 2:10:57 Stunden fast einen neuen nationalen Rekord aufstellte. Der frühere Biathlet hat sich eigens dafür mit einem siebenwöchigen Höhentrainingslager in St. Moritz vorbereitet. Schnellster Deutscher war der Kasseler Jens Nerkamp in 2:14:54 Stunden. Philipp Pflieger wollte sich an der Olympianorm von 2:11:30 Stunden versuchen, das gelang ihm nur bis Halbmarathon in etwas zu schnellen 1:05:31 Stunden. Er stieg aber erneut nach 30 Kilometern aus. Das Thema Marathon bekommt der Regensburger trotz guter Vorbereitungsrennen auf Unterdistanzen irgendwie nicht so recht in den Griff. Insgesamt kamen nur fünf deutsche Männer unter die Top-100. Das stimmt nachdenklich!
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Neu-Deutsche Melat Kejeta brillierte
Bei den Damen gab es ebenfalls eine äthiopische Dominanz. Lange lief eine starke Truppe zusammen und bis zum Brandenburger Tor war der Ausgang offen. Auf der Zielgeraden setzte sich letztlich Ashete Bekere in flotten 2:20:14 Stunden vor Mare Dibaba (2:20:21 Stunden) durch. Dahinter freute sich als einzige Nicht-Äthiopierin die Kenianerin Sally Chepyego über einen Podiumsplatz in neuem Hausrekord von 2:21:06 Stunden. Als beste Deutsche lieferte die gebürtige Äthiopierin Melat Kejeta einen starken Auftritt ab. Während sich die ARD in der TV-Übertragung wie üblich auf die „weiße Karte“ Anna Hahner einschoss, rannte die für das Laufteam Kassel startende Debütantin zeitweilig sogar mutig in der Spitzengruppe mit und erzielte mit Rang sechs und 2:23:57 Stunden die zweitschnellste Zeit jemals einer Deutschen ab (Uta Pippigs 2:21er Zeit war bekanntlich Rückenwind-begünstigt auf dem nicht anerkannten Boston Kurs mit zu viel Gefälle).
Der Neu-Deutschen Melat Kejeta gelang mit 2:23:57 Stunden auf Platz sechs ein toller Einstand.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Dahinter lieferte unsere Team Trainerin Stefanie Doll erneut eine ordentliche Leistung ab und verbesserte als Gesamt-19te ihren Hausrekord auf starke 2:35:33 Stunden. Die Physiotherapeutin und Tochter von Olympiakoch Charly Doll, der früher selbst ein Weltklasse Ultra- und Bergläufer war, kam damit vor Anna Hahner ein, die ihr Ziel die Olympianorm von 2:29:30 Stunden zu unterbieten mit 2:36:34 Stunden klar verfehlte. Acht deutsche Läuferinnen konnten sich unter den Top-100 platzieren. Ein Rekord ist dann doch noch erwähnenswert: 44.065 Läufer beendeten das Rennen! Im Vorjahr waren es 40.775. Der Frauenanteil blieb mit 30,2 Prozent dagegen unverändert.
Toll! Unsere Teambetreuerin Stefanie Doll rannte in 2:35:33 Stunden als zweite Deutsche Hausrekord!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
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