Boston Marathon 2019
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Äthiopischer Sololauf und kenianischer Sprintsieg
Boston Marathon mit spannenden Rennen - Jordan Hasay Dritte
(von Herbert Steffny 15.4.2019)

Inhalt:


Worknesh Degefa
Die Äthiopierin Worknesh Degefa siegte in einem überragenden Sololauf.


Die 123. Auflage des Boston Marathons war äußerst spannend. Die beiden nach den Bestzeiten Schnellsten gewannen, aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Bei den Frauen setzte sich die Äthiopierin Worknesh Degefa frühzeitig ab, um zu einem beeindruckenden Start-Ziel Finish in 2:23:31 Stunden zu stürmen. Eine späte Aufholjagd der früheren Marathon Doppelweltmeisterin Edna Kiplagat aus Kenia reichte nicht mehr die Flüchtige einzuholen. Bei den Männern gewann auf den letzten Metern der Kenianer Lawrence Cherono in einem knallharten Sprint gegen den zweifachen Boston Sieger Lelisa Desisa in 2:07:57 Stunden mit zwei Sekunden vor seinem Kontrahenten. Die US-Amerikaner konnten sich mit Jordan Hasay auf Platz drei bei den Frauen und auf die beiden Sub-2:10 Leistungen von Scott Fauble (2:09:09) und Jared Ward (2:09:25) auf Platz sieben und acht freuen.


Worknesh Degefas mutiger Sololauf

Die Wetterbedingungen am Patriots Day waren dieses Jahr deutlich besser als bei der kalten Regenschlacht im Vorjahr. 15 Grad bei hoher Luftfeuchte, aber etwas seitlich unterstützendem Südwestwind (25km/h), also leichter Rückenwind auf diesem Punkt zu Punktkurs, der mit 136 Meter Gefälle ohnehin nicht bestenlistenfähig ist. Rund 30 Elitefrauen, darunter die beiden 2:17 Stunden Läuferinnen Mare Dibaba und Worknesh Degefa aus Äthiopien starteten um 9.32 Uhr, knapp eine halbe Stunde vor den Männern. Bei fünf Kilometern in 17:34 Minuten war das Tempo auf dem bergab führenden Teilstück auf eine 2:28er Zeit noch recht moderat. Bei sieben Kilometern übernahm Worknesh Degefa dann das Diktat und brach zu einem mutigen Sololauf auf. Vor 12 Wochen rannte die 28-Jährige noch ihre Bestzeit von 2:17:41 Stunden als Zweite beim Dubai Marathon.

Bei 10 Kilometern (33:58 Minuten) hatte Degefa bereits einen Vorsprung rund 80 Metern auf Mare Dibaba und Sharon Cherop aus Kenia und war auf einem 2:23er Kurs. Die restlichen Läuferinnen mit den US-amerikanischen Hoffnungen Desiree Linden, Sara Hall, Jordan Hasay, Sally Kipyego als Neu-US-Bürgerin, lagen 30 Sekunden zurück. Bei 15 Kilometern (50:21min) forcierte die Äthiopierin weiter nun sogar auf 2:21er Kurs. Sie vergrößerte ihren Abstand nun auf 1:24 Minuten auf ein Dutzend Verfolgerinnen. Bei Halbmarathon (1:10:40 Stunden) lagen die Verfolgerinnen rund zweieinhalb Minuten zurück. Die Titelverteidigerin Desiree Linden bekam dort zunehmend Schwierigkeiten. Degefas Vorsprung wuchs auf 2:43 Minuten bei 25 Kilometer (1:23:43min), eine 2:21er Zeit schien möglich. Allerdings geht es in Boston danach bergan in die Newton Hills. Jordan Hasay lief geschickt immer am Ende der Verfolgergruppe. Bei 30 Kilometern hatte die Führende, die immer noch einen starken Eindruck hinterließ, schon satte 2:59 Minuten Vorsprung! Dafür sank ihr Tempo bergan erwartungsgemäß auf eine Endzeit von 2:22 Stunden.


Edna Kiplagats späte Aufholjagd

Nun griff hinten die bereits 39-jährige frühere Doppel-Weltmeisterin Edna Kiplagat an, Mare Dibaba und Jordan Hasay folgten, konnten die erfahrene Kenianerin aber nicht halten. Vorne überlief Degefa die 35 Kilometer Marke, gleichzeitig auch den Gipfel der Newton Hills in 1:58:17 Stunden, also immerhin noch auf 2:22er Kurs. Von hier geht es nur noch bergab. Sollte es nun auch mit der Leistung der Flüchterin bergab gehen? Doch die Äthiopierin zeigte keine ernsthafte Schwäche auf den letzten sieben Kilometern, selbst wenn Edna Kiplagat hinter ihr noch viel Boden gut machen konnte. Von 35 bis 40 Kilometer lief die Kenianerin aus Iten 1:20 Minuten schneller als Degefa und den schnellsten 5.000 Meter Abschnitt mit 16:08 Minuten im Damenrennen überhaupt. Ihre zweite Hälfte war zwei Minuten schneller als die erste. Auf dem letzten Kilometer hatte die etwas ermüdende Degefa aber doch noch Zeit in der Boylston Street ins Publikum zu winken. 12 Wochen nach Dubai konnte die Äthiopierin in ihrem vierten Marathon nun mit Boston in 2:23:31 Stunden erstmals einen Major Marathon gewinnen. 150.000 US Dollar waren der Lohn der Mühe. Dahinter schlug sich Kiplagat mit 2:24:13 Stunden wacker und Jordan Hasay konnte sich in 2:25:20 Stunden noch auf Platz drei vor Meskerem Assefa schieben.

 



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US-Amerikaner zeigen Flagge

Der Männerelitestart war in diesem Jahr zum ersten Mal zwei Minuten separat vor der schnellsten Gruppe der Nicht-Profis, was nicht überall Anklang fand. Vielleicht wollte man Störungen durch gedungene Werbeläufer oder Selbstdarsteller vermeiden, die mitunter einige Kilometer vor der Elite und den Fernsehkameras posen. Das Rennen begann zunächst noch moderat. 15:10 Minuten bei fünf Kilometern deuteten ein 2:08er Tempo an.  Mit gleichbleibendem Tempo passierten über 30 Läufer die 10km Marke in 30:21 Minuten, darunter noch alle amerikanischen Hoffnungen wie Dathan Ritzenheim, Jared Ward oder Scott Fauble, während der japanische Vorjahressieger Yuki Kawauchi bereits den Kontakt verlor. Nun übernahmen die beiden früheren Sieger Lemi Berhanu und Geoffrey Kirui (Sieger 2017) die Spitze und gleich reduzierte sich die rund 25-köpfige Gruppe auf nur noch ein Dutzend, doch das Tempo verschleppte wieder und bald waren wieder 20 Läufer zusammen. Halbmarathon wurde bergab in 1:04:28 Stunden durchlaufen. Jared Ward vertrat vorne wieder die amerikanische Fahne und genoss es sichtlich an den immer lautstarken Mädels („Kiss me – kiss me“) am Wellesley College als erster vorbeizulaufen. Für Küsschen hatte er allerdings keine Zeit. Im Tal bei 25 Kilometern war man mit 1:16:23 Stunden auf 2:08:55er Kurs. In den Newton Hills präsentierte sich nun zur Abwechslung der US-Amerikaner Scott Fauble vor der Spitzengruppe.

Kiss me Boston Marathon Wellesley College
Kiss me! Die Girls am Wellesley College geben am Marathontag (fast) alles!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Lawrence Cherono siegt im Zielsprint

Doch bergan übernahmen bald die Afrikaner wieder das Diktat, allen voran forcierte wieder Kirui und Berhanu. Auch der New York City Marathon Sieger von 2018 Lelisa Desisa reihte sich nun vorne ein. Das Rennen wurde schneller. Im Finale lief schließlich ein Trio mit Kipkemoi, Lawrence Cherono (Sieger Amsterdam 2018 in 2:04:06 Stunden) und Desisa um den Sieg. Lawrence Cherono, der bisher unscheinbar mitgelaufen war, startete nun einen dramatischen Steigerungslauf. Der Honolulu und Amsterdam Marathon Doppelsieger, gecoacht vom früheren Boston Zweiten und 2:04 Stundenläufer James Kwambai hatte den Äthiopier Desisa immer im Schlepptau. 600 Meter vor dem Ziel griff Desisa an, Cherono folgte und es kam zum langen Sprint auf der Zielgeraden in der Boylston Street. Beide liefen Brust an Brust, aber auf den letzten 20 Metern musste Desisa aufgeben und Cherono siegte in 2:07:57 Stunden. Desisa, zwei Sekunden dahinter eintaumelnd, fügte nach zwei Siegen nun auch einen zweiten zweiten Platz in sein Boston-Portfolio. Das Finale war äußerst schnell. Mit 6:12 Minuten lief Lawrence Cherono eine der schnellsten jemals gelaufen Zeiten für die letzten 2,195 Kilometer! Von den insgesamt ausgelobten 830.000 Dollar konnte auch er für Sieg 150.000 Dollar einstreichen. Die Amerikaner freuten sich am Patriotsday natürlich neben dem dritten Platz von Jordan Hasay über die beiden Sub-2:10 Leistungen von Scott Fauble und Jared Ward, die auf dem siebten und achten Platz in 2:09:10 und 2:09:25 Stunden einliefen. Sicherlich eine Empfehlung für die Olympia-Nominierung 2020.

Lawrence Cherono Honolulu Marathon Sieger
Lawrence Cherono bei seinem Sieg in Honolulu 2017
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Unverwüstliche Benoit, Statistik und Deutsche

Beachtlich: die Olympiasiegerin von 1984 Joan Benoit-Samuelsson (USA) gewann die Altersklasse W60 mit starken 3:05:18 Stunden. Vor 40 Jahren gewann sie in Boston mit 2:35:15 Stunden. So gesehen verlor die US-Amerikanerin in 40 Jahren nur 30 Minuten auf ihre frühere Leistung. Schnellster Deutscher unter 302 Landsleuten, die das Rennen beendeten, war Jochen Uhrig auf Platz 70 im Männerfeld mit 2:27:54 Stunden. Bei den Damen lief Lisa Mehl auf Platz 345 im Frauenfeld 3:07:17 Stunden. 26.632 Läufer,aus 110 Nationen, das sind 97% der Gestarteten, beendeten den weltältesten Marathon, den es bereits seit 1897 gibt. Der Frauenanteil beträgt hohe 44,9 Prozent.


Boston Marathon Massen
Hallo, hier! Hier bin ich! Bridget sucht und findet ihren Fans am Straßenrand!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Ergebnisse:

Männer:

Frauen:

1. Cherono, Lawrence (KEN) 2:07:57
2. Desisa, Lelisa (ETH) 2:07:59
3. Kipkemoi, Kenneth (KEN) 2:08:06
4. Kandie, Felix (KEN) 2:08:52
5. Kirui, Geoffrey (KEN) 2:08:55
6. Rono, Philemon (KEN) 2:08:58
7. Fauble, Scott (USA) 2:09:10
8. Ward, Jared (USA) 2:09:25
9. Talam, Festus (KEN) 2:09:25
10. Kipruto, Benson (KEN) 2:09:53
11. Kibet, Elkanah (USA) 2:11:51
12. Inoue, Hiroto (JPN) 2:11:53
13. Maiyo, Augustus (USA) 2:12:40
14. Mesfun Teklebrhan, Daniel (ERI) 2:13:05
15. Biwott, Shadrack (USA) 2:13:11

1. Degefa, Worknesh (ETH) 2:23:31
2. Kiplagat, Edna (KEN) 2:24:13
3. Hasay, Jordan (USA) 2:25:20
4. Assefa, Meskerem (ETH) 2:25:40
5. Linden, Desiree (USA) 2:27:00
6. Rotich, Caroline (KEN) 2:28:27
7. Ngugi, Mary (KEN) 2:28:33
8. Eshetu, Biruktayit (ETH) 2:29:10
9. Flanagan, Lindsay (USA) 2:30:07
10.Saina, Betsy (KEN) 2:30:32
11. Mccormack, Fionnuala (IRL) 2:30:38
12. Cherop, Sharon (KEN) 2:31:41
13. Landau, Kate (USA) 2:31:56
14. Belyeu, Bridget (USA) 2:34:25
15. Hall, Sara (USA) 2:35:34






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