Hamburg Marathon 2010
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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25. Jubiläumslauf beim Hamburg Marathon
Wilfried Kigen siegt im vierten Anlauf - Martin Beckmann steigt aus
(25.4.2010)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?

Sonniger Jubiläumslauf

25 Jahre Hamburg Marathon, das ist auch schon ein wenig Laufgeschichte in Deutschland. Am 25.5.1986 gab die mittlerweile verstorbene Lauflegende Emil Zatopek für über 7.000 Läufer den Startschuss. Es siegte damals der Belgier Karel Lismont in 2:12:12 Stunden. Joschka Fischer krönte 1998 mit 50 Jahren seinen 37-Kilo-Abnehmmarathon mit 3:41 Stunden und 5.000 Meter Olympiasieger Dieter Baumann scheiterte 2002 spektakulär beim Umstieg von der Bahn auf die Straße, als er nach 30 Kilometern ausstieg. Die Stimmung beim Hamburg Marathon, der nach dem Start über die Reeperbahn, den Landungsbrücken entlang und an der Binnen- und Außenalster vorbei führt, war immer enthusiastisch. Nicht wenige sagen sogar besser als in Berlin! Nicht zu Unrecht wertete 2009 das Fach-Laufmagazin SPIRIDON den Marathon an der Elbe auf Platz zwei der Hitparade der deutschen Marathonläufe hinter dem Hauptstadt Marathon und noch vor Frankfurt und Köln.

Deutsche Läufer - ohne Maisch, mit Beckmann

Die Überraschungs Europameisterin von 2006 Ulrike Maisch konnte (mal wieder) verletzungsbedingt nicht antreten. Ihren Titel wird sie in Barcelona vermutlich wegen einer hartnäckigen Fersenspornverletzung auch nicht mehr verteidigen können. Die deutschen Hoffnungen lagen also auf Martin Beckmann, der im Vorfeld beim Berliner Halbmarathon vor vier Wochen mit einer neuen Bestzeit von 1:03:56 Stunden überzeugen konnte. Martin Beckmann startet bereits seit 2002 in Hamburg . Er kennt die Strecke daher bestens, stieg 2008 allerdings auch schon mal aus. In zwei Trainingslagern in Andalusien floh er der deutschen Winterkälte. Der Leinfelderner nahm sich wenigstens seine Bestzeit vom Vorjahr aus Düsseldorf mit 2:13:42 Stunden vor. Die Temperaturen mit sonnigen 12 Grad am Start um 9.00 Uhr sollten dem auch nicht entgegen stehen. Bis 13.00 Uhr stieg das Quecksilber zwar noch auf 19 Grad an, was die Elite aber nicht mehr berührte. Ein persönlicher kenianischer Hase sollte Beckmann unter 2:13 führen. Eigentlich ist der 32-Jährige schon für die EM in Barcelona qualifiziert und muss lediglich einen Leistungsnachweis erbringen.

(Zu) schneller Beginn der Männerelite

Im Elitefeld setzte man wieder auf die kenianische Karte Wilfred Kigen, der 2007 in Bestzeit 2:07:33 Stunden hier im Spurt denkbar knapp seinem Landsmann Rodgers Rop unterlegen war. 2008 wurde er erneut Zweiter in 2:07:48 Stunden hinter Landsmann David Mandago. Auch in Düsseldorf 2009 wurde er zweiter Sieger, als ihn sein Hase David Langat abhängte. Dieser mauserte sich allerdings zu einem Siegläufer und gewann 2010 den Zürich Marathon. Siege gelangen Wilfred Kigen allerdings in Frankfurt 2005 und 2006. Gleich nach dem Startschuss bildete sich erwartungsgemäß eine afrikanische Spitzengruppe, in der nur der Spanier Ignacio Caceres mithalten konnte. Beckmann folgte auf den ersten Kilometern ziemlich flott zunächst nicht weit dahinter. Bei 10 Kilometern waren etwa ein Dutzend Afrikaner und der dann doch leichte Probleme bekommende Spanier in Front. Kigen machte selbst das Tempo mit 30:02 Minuten, was auf 2:06 Stunden, also Streckenrekord (Julio Rey, ESP, 2:06:52 Stunden, 2006) rausgelaufen wäre. Beckmann folgte mit seinem Tempomacher alleine auf weiter Flur allerdings sehr, sehr mutig in 30:54 Minuten, was auf eine 2:10er Zeit führen würde. Irgendwie gesellte sich noch ein zweiter Kenianer von vorne zurückfallend zur Beckmanntruppe. Der Deutsche wollte die anfänglichen bergab führenden Streckenabschnitte runter zu den Landungsbrücken bewußt schneller angehen, um auf dem zweiten schwierigeren Streckenabschnitt etwas Federn zu lassen. Seine Trainerin Heidrun Vetter begleitete ihn mit etwas Abstand auf dem Fahrrad.

Beckmann steigt bei Halbmarathon aus

Auf dem Abschnitt bis 20 Kilometern (60:37 Minuten) wurde das Rennen ganz vorne etwas langsamer, so dass der Spanier Caceres sogar wieder aufschließen konnte. Martin Beckmann folgte rund zweieinhalb Minuten dahinter. Halbmarathon wurde von der 10-köpfigen Kigen-Gruppe in nun moderateren 1:03:56 Stunden absolviert, Beckmann kam noch bis zur Halbmarathon Marke in etwa 1:06:30 Stunden, doch dann war für ihn das Rennen gelaufen. Er stieg etwas überraschend genau an der Matte und sichtlich enttäuscht aus. Achselzucken... die einzige deutsche Hoffnung machte Walking. Vielleicht war der Beginn doch zu forsch? Der gute Halbmarathon von Berlin nicht richtig verdaut und noch zuviel im Training reingestopft, obwohl die Form doch da war? Beckmann machte selber in seiner ersten vielleicht noch nicht ganz durchdachten Rechtfertigung hinterher den zu schnell anlaufenden Hasen verantwortlich. Zudem wäre starker Gegenwind aufgekommen. Nun ja, dem Hasen hätte man klar sagen können was Sache ist und bei einem Rundkurs gibt es bei Gegenwind später auch wieder Rückenwind. Somit war das Rennen aus deutscher Sicht uninteressant geworden. Schade, ich hatte Beckmann ws zugetraut, aber dann hätte er vorsichter höchstens auf 2:13:00 Stunden anlaufen sollen...

Kenia gegen Äthiopien - Pardon, Norwegen!

Bei 30 Kilometern (1:31:23 Stunden) reduzierte sich die Spitze auf nur noch sieben Läufer. Der ebenfalls zu schnell angelaufene Spanier folgte als bester Weißer mittlerweile eine Minute dahinterher. Bei 33 Kilometern waren die Afrikaner um Wilfred Kigen unter sich. Bei 40 Kilometern (2:02:28 Stunden) konnte sich der für Norwegen startende gebürtige Äthiopier Urige Arado Buta von Wilfred Kigen absetzen. Er lief in Deutschland bereits in Frankfurt, wo er zweimal den 15.Platz belegte. Starke Halbmarathonzeiten lief er zudem an der Obermosel in Remich. Doch Wilfred Kigen mag oft Zweiter geworden sein, aber er ist auf den letzten 2,195 Kilometern immer stark und gegenüber dem norwegischen Äthiopier streckenkundiger. Der leichte Anstieg entlang "Planten und Bloomen" forderte den beiden bei mittlerweile sonnigen 16 Grad noch einmal alles ab. Kigen erkannte bergan seine Chance, pirschte sich mit seinen hoch geführten Armen und seinem kurzen Trommelschritt in der Tat wieder an den Ausreisser heran. Dreimal war er Zweiter in Hamburg geworden, doch diesmal kam seine Stunde. 500 Meter vor dem Ziel war der alte Fuchs wieder dran, zog auf und davon und siegte beim Jubiläum in 2:09:22 Stunden. Buta wurde Zweiter und führt nun mit 2:09:27 Stunden die diesjährige europäische Bestenliste an. Dritter wurde der Eritraeer Beyene Zerea Beraki in 2:10:06 Stunden ein.


Hähhhh??? Laufhaus ......nanu???
(Foto, Copyright Herbert Steffny)

Sharon Cherop komplettiert kenianischen Doppelerfolg

Auch die Frauenspitze wurde schnell von einer vierköpfigen Gruppe aus Afrikanerinnen bestimmt. Darunter auch etwas ungewöhnlich eine Nicht-Ostafrikanerin aus Namibia Beata Naigambo, die später den dritten Platz belegen sollte. Bei Halbmarathon 1:12:49 Stunden schälte sich allerdings kurzzeitig ein Zweikampf zwischen der Kenianerin Sharon Cherop und der Äthiopierin Biruktayit Eshetu Degefa heraus. Doch die Kenianerin mit dem ungewöhnlich großen kraftraubenden Schritt konnte sich danach alleine auch ohne Tempomacher absetzen. Sie gewann mit neuer persönlicher Bestzeit in 2:28:38 Stunden und der Lohn der Mühe war wie bei den Männern eine 10.000 Euro Siegprämie. Der Streckenrekord von 2:24:14 Stunden der Russin Irina Timofeyeva aus dem Jahre 2008 blieb unerreicht.


Die Teilnehmerentwicklung über 25 Jahre (Läufer im Ziel)


14.170 Finisher beim Jubiläum

Schnellste deutsche Frau wurde Kirsten Heckmann in 2:51:42 Stunden. Bester deutscher Mann wurde Magnus Kreth in 2:28:27 Stunden auf dem zehnten Platz knapp vor der ersten Frau, was auch zeigt, dass es in Hamburg hinter einer kleinen eingeladenen Elite an einem leistungsstarken Feld ambitionierter deutscher Läufer fehlt. Natürlich fehlten zahlreiche Läufer/innen der zweiten Reihe wegen der deutschen Marathonmeisterschaft am übernächsten Wochenende in Mainz. Rund 14.170 Läufer beendeten das Jubiläumsrennen, darunter absolvierten 37 alle bisherigen Marathonläufe. Das sind rund 200 mehr Finisher als im Vorjahr, aber nicht so hoch wie 2005, als 17.500 Läufer ins Ziel kamen. Der Frauenanteil (2.940 Läuferinnen) betrug 20,7 Prozent. Das ist zusammen mit Berlin die höchste Frauenquote in Deutschland. 1986 war der Prozentsatz nur halb so hoch. In den USA laufen allerdings 40 Prozent Frauen mit. Vielleicht findet frau hier die Lösung? Der älteste Teilnehmer war der 83-jährige Dietrich Hohmann aus Boren in guten 5:10:31 Stunden auf dem 13.360. Platz. Vera Nystadt aus Norwegen erzielte in der W65 exzellente 3:30:05 Stunden.

Ergebnisse Männer:
1. Kigen, Wilfred (KEN) 2:09:22
2. Buta, Urige Arado (NOR) 2:09:27
3. Beraki, Beyene Zerea (ERI) 2:10:06
4. Kiprono, Justus Kipchirchir (KEN) 2:10:16
5. Kibowen, Kosgei Matthew (KEN) 2:10:57
6. Caceres, Ignacio (ESP) 2:12:49
7. Bordier, Regis (FRA) 2:22:31
8. Jimenez, Alvaro (ESP) 2:23:48
  Ergebnisse Frauen:
1. Sharon, Cherop (KEN) 2:28:38
2. Degefa, Biruktayit Eshetu (ETH) 2:29:48
3. Naigambo, Beata (NAM) 2:33:00
4. Chemweno, Elizabeth (KEN) 2:33:24
5. Mezentseva, Tetyana (UKR) 2:34:24
6. Chelimo, Selina Chemunge (KEN) 2:37:20
7. Bekele, Alemitu (BEL) 2:37:35
8. Chelimo, Lilian (KEN) 2:40:41



Wilfred Kigen mit stolzer Brust, endlich ein Sieg in Hamburg.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)



Wilfred Kigen konnte in einem gewohnt starken Finale und streckenkundig den Ausreisser Urige Buta noch einmal abfangen und im vierten Anlauf doch noch in Hamburg gewinnen.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)


Martin Beckmann konnte seine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen. Er stieg bei Halbmarathon sichtlich enttäuscht aus.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)



Typisches Hamburg Marathon Motiv: Der Start über die Reeperbahn, die Läufer sind heute aber nicht bzw. anders läufig...
(Foto, Copyright Herbert Steffny)



Alles Banane? Ja, aber an der Verpflegungsstation und getanzt wird heute nicht auf den Tischen.
(Foto, Copyright Herbert Steffny)


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