Hamburg Marathon 2015
Berichte, Resultate, FotosAutor und Copyright: Herbert Steffny
Sie können gerne hierhin verlinken10.000m Spezialist Lucas Rotich schlägt die Marathonläufer
Julian Flügel mit DLV-Jahresbestzeit - Mocki mit Boxenstop Sechste
(26.4.2015)
Der erfahrene 3.000m Hindernis Spezialist Steffen Uliczka tat sich bei seiner Marathon Premiere in Hamburg noch schwer.
(Foto, Copyright:
Herbert Steffny)
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Rekordbeteiligung beim Jubiläum Beim Fußball
kann Hamburg derzeit nicht glänzen, aber der Marathon ist ein Vorzeigestück des
Hansestadt. Zum 30. Jubiläumsmarathon der Olympiabewerbungsstadt konnten die
Veranstalter mit rund 19.000 Anmeldern für die lange Distanz eine Rekordbeteiligung feiern. 1986
waren es 8.000 Starter, die Olympiasieger Emil Zatopek auf den Kurs schickte. Bei der Premiere siegte damals der Belgier Karel
Lismont in 2:12:12 Stunden. Seit dem sind rund 330.000 Marathonis ins Ziel gekommen.
Darunter der damalige Fraktionsvorsitzende der Grünen Joschka Fischer bei
seiner Metamorphose vom übergewichtigen Lebemann zum Marathonläufer. Für mich
hat Hamburg das stimmungsvollste Publikum. 2013 stellte Eliud Kipchoge, der neue
Mega-Star der Marathonszene in 2:05:30 Sekunden gleich bei seinem Debüt den
Streckenrekord auf. Die Bestmarke bei den Frauen hält seit 2012 die Äthiopierin Netsanet Abeyo in 2:24:12 Stunden. Zwei
getrennte Starts ab 9.00 Uhr an der Karolinenstraße und Bei den Kirchhöfen mit
insgesamt 14 Startblöcken waren nötig die Läufermassen in Richtung Reeperbahn
auf die Strecke zu bringen. Bei den Damen konnte man mit Sabrina Mockenhaupt
eine prominente Starterin verpflichten, die in letzter Zeit den Marathon nicht
mehr so richtig in den Griff bekam. Die 2:26:21 Stunden Läuferin (Berlin 2010) lief zuletzt als New York Siebte mit 2:29:10
auf dem hügeligen Kurs eine ansprechende Zeit. Trennung von Freund,
Trainerwechsel und Mangel an einer einheitlichen Linie in der Vorbereitung und oben drauf noch eine hartnäckige Erkältung mögen
verantwortlich sein, dass die Siegerländerin nicht mehr an die alten Erfolge
anknüpfen konnte. Bei den
Männern durfte man auf das Debüt des 30-jährigen Kieler Hindernisläufers Steffen
Uliczka gespannt sein. Sein Ziel 2:14 Stunden. Allerdings war er (durch
Übertraining?) im Vorfeld mit einer Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne
leicht angeschlagen. Weiterhin startete aus deutscher Sicht der 2:14:20 Läufer
Julian Flügel (TSG Rot), der mit Uliczka zunächst gemeinsam anlief. Die Wetterbedingungen
waren mit rund 11 Grad bei bedecktem Himmel, leichtem Nieselregen und nur
leichtem Wind geeignet für schnelle Zeiten. Der Start war
holprig, einige Sekunden zu früh rannte
ein Teil der Elite zögerlich bereits über die Startlinie. Frage wo lag
die
Zeitmessmatte? Die Meute konnte allerdings nicht zum zweiten Mal
gestartet werden. Die ersten Kilometer wurden von der Männerelite
geführt von vier
Hasen um 3:00 Minuten pro Kilometer angelaufen, Kurs also auf eine Zeit
von 2:06
Stunden. Darunter Exoten wie der in Japan trainierende mongolische
Rekordler Ser-Od
Bat-Ochir ein 2:08:50 Stunden Läufer (Fukuoka 2014), der kenianische 10
Kilometer Straßenlaufstar Micah Kogo (Bestzeit 2:06:56 Stunden), aber die
schnellsten Läufer stellte Äthiopien mit dem Sieger von 2012 Abdulahi Shami (Bestzeit
2:05:42 Stunden) und Feyisa Bekele (2:06:26 Stunden, Amsterdam 2012). Prominent
auch der zweifache New York Marathon Sieger Marilson Dos Santos (Bestzeit 2:06:34
Stunden). Die fünf (15:06
Minuten) und 10 Kilometer Zwischenzeiten (30:06 Minuten) bedeuteten vorne für gut
ein Dutzend Läufer ein konstantes Tempo in Richtung knapp unter 2:07 Stunden. Der leicht einsetzende
Regen liegt normalerweise den Afrikaner nicht so recht, andererseits ist dann vorteilhafterweise
die Getränkeaufnahme und Kühlung nicht mehr so wichtig. Uliczka und Flügel
lagen mit 31:46 Minuten auf Kurs 2:14 Stunden also im Plan. Die
Halbmarathonmarke durchlief die Spitzengruppe in 1:03:48 Stunden, Julian Flügel
in 1:06:53 Stunden, aber Uliczka hatte nach 19 Kilometer schon Schwiergkeiten
und bei Halbmarathon (1:07:08) bereits einen deutlichen Rückstand auf Flügel. Die
Straße war mittlerweile nass, gut wer also vorher seine Laufschuhe auf
Rutschfestigkeit getestet hatte. Die 30 Kilometerzeit von 1:30:43 Stunden lief für
die Spitze immer noch auf 2:07 Stunden hinaus. Ein Tempomacher war für die nun
acht-köpfige Spitzengruppe verblieben. Micah Kogo fiel bereits zurück. Weiter
hinten lag Julian Flügel auch jetzt noch auf 2:14er Kurs, während Steffen Uliczka
langsamer wurde und sich ins Ziel durchkämpfen musste. In der
Spitze suchte nach 35 Kilometern der Kenianer Lukas Rotich zusammen mit erst 19-jährigen Ghirmay
Ghebreselassie aus Eritrea im Schlepptau die Entscheidung. Schnell
zersplitterte die Frontgruppe. Die beiden wechselten sich zeitweilig in der
Führung ab und es wurde richtig schnell, so dass auch der
Mann mit dem berühmten Namen bei 39
Kilometern abreißen lassen musste. Von 35 bis 40 Kilometer benötigte
Rotich,
der aus der Nähe von Iten stammt und auf der Unterdistanz 10.000 Meter
phantastische
26:43:98 Minuten (Brüssel 2011) zu Buche stehen hat, schnelle 14:53
Minuten. Der Außenseiter lief letztlich noch einem deutlichen Sieg in
2:07:17 Stunden im dritten
Marathon entgegen. Damit verbesserte er seine Bestzeit um genau eine
Sekunde. 20.000
Euro war der Lohn für diese Leistung. Den zweiten Platz und 15.000 Euro
sicherte sich Ghebreselassie vor Stephen Chebogut aus Kenia (2:08:01 Stunden),
der seinen Landsmann Philemon Rono (2:08:18 Stunden) noch vor dem Ziel
überholte. Im Gegensatz zum Vorjahr blieben diesmal nur fünf Läufer unter 2:10 Stunden.
Rotich machte den Regen für die ihn nicht ganz zufrieden stellende Zeit
verantwortlich. Julian Flügel war in der Endphase, außer der Trainerbegleitung dahinter auf dem Rad, auf sich alleine gestellt. Der gerade 29 Jahre alt gewordene deutsche Vize-Halbmarathonmeister 2014 machte auch in der Endphase einen starken Eindruck und konnte als 16.Platzierter in 2:14:51 Stunden eine gute Leistung abliefern. Damit verfehlte er in seinem dritten Marathon allerdings seine Bestzeit von Frankfurt 2014 um 31 Sekunden. Im Vorjahr wurde er beim Debüt in 2:15:39 Stunden an der Alster bereits 14.Platzierter. Flügel belegt damit vor Simon Stützel (TSG Roth 2:17:51 Stunden, Houston 2015) Platz 1 der derzeitigen deutschen Marathon Bestenliste. 3.000 Euro Preisgeld gab es an der Alster für den schnellsten Deutschen als Lohn. Steffen Uliczka dagegen durfte weniger zufrieden gewesen sein. Er rettete sich in 2:20:19 Stunden bei seiner Premiere auf Platz 26 ins Ziel und war um eine (Marathon-) Erfahrung reicher. Zwei Plätze vor ihm unterbot der Deutsche Frank Schauer ebenfalls noch in 2:19:46 Stunden die 2:20er Grenze.
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Sabrina Mockenhaupt wurde in Hamburg Siebte. Sie blieb mit 2:32:41 Stunden allerdings unter ihren Möglichkeiten. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) |
Die Frauen
liefen das Rennen mit den Favoritinnen der Kenianerin Georgina Rono (Bestzeit 2:21:39
Stunden) und der Äthiopierin Meseret
Hailu (Bestzeit 2:21:09) nur verhalten in Richtung 2:26 Stunden an. Sabrina Mockenhaupt
hatte umschirmt in einer Pacertruppe mit u.a. mit Tobias Sauter und Marcel
Bräutigam bei fünf Kilometern bereits 40 Sekunden und bei 10 Kilometern fast eine Minute
Rückstand. Sie war, wie vorher signalisiert, konservativ nur auf Kurs zu einer
2:30er Zeit und lag auf Platz neun. Nach 10 Kilometern setzten sich Meseret Hailu
und die fast einen Kopf kleinere Silvia Kibet zusammen mit der Namibia-Läuferin
Beata Naigambo von den übrigen ab. Halbmarathon passierte das Trio etwas
schneller geworden in 1:13:01 Stunden. Mockenhaupt lief auf Platz acht liegend über
zwei Minuten dahinter in 1:15:15 Stunden weiter verhalten auf 2:30 Stunden. Die
Aussicht noch einige Läuferinnen einzuholen war gegeben. Vorne wurde das Trio nun etwas schneller und zielte mit zwei Minuten Vorsprung auf die Russin Alina Prokopeva auf eine 2:25er Zeit. „Mocki“ musste zwischenzeitlich einen „Boxenstop“ einlegen, der sie wertvolle Zeit kostete. Die Hasen Sauter und Bräutigam warteten auf sie, aber sollte der Zug noch unter 2:30 Stunden führen? Vorne lag auch bei 30 Kilometern das Afrika Trio in 1:43:45 Stunden dicht beisammen. Bei 35 Kilometern hatte die Läuferin aus Namibia als erste Probleme das Tempo zu halten. Als nächste musste bei ihrer Premiere die Kenianerin Sylvia Kibet, die zweimal Vizeweltmeistern über 5.000 Meter wurde, die erfahrenere Äthiopierin ziehen lassen. Die Siegerin des Amsterdam Marathons und Halbmarathonweltmeisterin erlief sich rasch mit einem verbliebenen Tempomacher einen klaren Vorsprung. Die Favoritin auf dem Papier erwies sich somit auch auf dem Asphalt als die Schnellste und siegte letztlich überlegen in 2:25:41 Stunden, verfehlte damit allerdings den Streckenrekord deutlich. 20.000 Euro waren der Trost. Die Kenianerin Sylvia Kibet blieb bei ihrem Debüt in 2:26:16 Stunden der zweite Platz und die Namibierin Beata Naigambo lief auf Platz drei Hausrekord in 2:27:28 Stunden. Sabrina Mockenhaupt schaffte ihr Ziel unter 2:30 zu laufen nicht mehr und kam mit 2:32:41 als Sechste mit ihren beiden Tempomachern erschöpft ins Ziel. In der deutschen Jahresbestenliste belegt sie damit den zweiten Platz hinter Anna Hahner (2:30:50 Wien 2015). Neue Bestzeiten erzielten die Regensburgerin Anja Schneider in exzellenten 2:36:31 Stunden und die für Berlin Marzahn startende Palästinenserin Mayada Al-Sayad, die auch einen deutschen Pass besitzt. Mit 2:41:44 Stunden unterbot die junge Läuferin die Internationale Olympianorm von 2:42 Stunden und hat damit gute Aussichten als erste Frau für Palästina bei den Olympischen Spielen im Marathonlauf starten zu können. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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