London Marathon 2015
Berichte, Resultate, FotosAutor und Copyright: Herbert Steffny
Sie können gerne hierhin verlinkenLondon Marathon - Kipchoge gewinnt "Kampf der Giganten"
Tigist Tufa gelingt vor Mary Keitany ihr größer Erfolg
(26.4.2015)
| Eliud Kipchoge besiegte in London Wilson Kipsang und etablierte sich damit als einer der absoluten Superstars der Marathonszene! 2013 in Berlin war es noch umgekehrt. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Der bereits 35. London Marathon ist wegen seines fetten Etats ein Garant für ein illustres Elitefeld, möglicherweise besser als bei Olympischen Spielen, da mehr als drei Starter pro (afrikanische) Nation zugelassen sind. Aber würden einmal mehr zu viele Köche den Brei in Richtung Weltrekordtempo verderben? Alleine für die Geschichte, dass die beiden Kenianer der Weltrekordler Dennis Kimetto und Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang aufeinanderprallen, konnte man sich erwartungsfroh die Hände reiben. Bei den Damen gab es ebenfalls ein „Who is Who“, die Kenianerinnen Mary Keitany (Siegerin 2011 und 2012, Siegerin New York 2014), Halbmarathon-Weltrekordlerin Florence und Doppelweltmeisterin und Titelverteidigerin Edna Kiplagat, Priscah Jeptoo prallten auf die Äthiopierinnen Aselefech Mergia, Tirfi Tsegaye und Tigist Tufa. Allerdings lag über dem Elitefeld und somit über der Veranstaltung auch der Schatten des Doping-Verdachts. Gerüchteweise soll u.a. gegen Kimetto ein Doping Ermittlungsverfahren anhängig sein. Kimettos und Kipsangs Manager Gerad van de Veen wurde bereits wie das Dr. Rosa Mangement (EPO-Dopingfall Rita Jeptoo) vom kenianischen Verband für ein halbes Jahr von der Betreuung ihrer Athleten suspendiert. Warten wir es ab, ob sich die Ergebnisse hinterher noch relativieren. Zeit aber auch, dass hier im Sinne des Sports hart durchgegriffen wird! Die Damen beginnen verhalten Tempomacherinnen ineffizient Halbmarathon
passierten die 9-köpfige Damengruppe in 1:11:42 Minuten, die Häsinnen drei
Sekunden voraus. Doch dann verschleppte das Tempo ein wenig und zur
Überraschung übernahm nun sogar die Portugiesin Ana Dulce Felix (Bestzeit
2:25:40 Stunden) von hinten aufschließend das Tempo. Die Gruppe wuchs wieder auf
11 Läuferinnen an. Sinnloserweise rannten die beiden Tempomacherinnen in dieser
Phase rund 20 Sekunden vor der Gruppe ihren vorgegeben Zeitplan weiter. Mit der äthiopisch-stämmige Türkin Elvan Abeylegesse
stieg kurze Zeit später eine bereits zurück gefallene Mitfavoritin
(10.000m Bestzeit 29:56,34min!) aus. Die Afrikanerinnen
mit dem einzigen weißen Tupfer Dulce Felix durchlief die 25 Kilometer
Marke in 1:25:29
Stunden. Das Favoritensterben begann trotz nicht allzu hohem Tempo
früh: Edna
Kiplagat ließ bei Kilometer zunächst abreißen, konnte aber wegen des
verhaltenen Tempos vorübergehend wieder aufschließen. Auf Grund
des moderaten Tempos waren auch bei 35 Kilometern (1:59:58 Stunden) noch neun
Läuferinnen beisammen. Während Edna Kiplagat endgültig hinten raus fiel, machte
ihre Namensvetterin Florence Kiplagat vorne das Tempo. Beide sind nicht
verwandt, aber aus demselben berühmten Ort Iten in Kenia. An einer Wasserstation teilte Tirfi
Tsegaye aufmerksam mit Tigist Tufa die Flasche. Mary Keitany setzte sich erneut
kurzzeitig an die Spitze. Die Phase des Belauerns und Austestens schien zu
beginnen: Äthiopien gegen Kenia mit einer Portugiesin. Tigist Tufa auf und davon Tirfi
Tsegaye, Mary Keitany von der Seite musternd, zog nach 36 Kilometern das Tempo
leicht an, Felix konnte als Erste den Anschluss nicht mehr halten. Die Schlacht
war eröffnet. Das befreundete Duo Tirfi Tsegaye und Tigist Tufa zog los,
dahinter schnell eine Perlenkette von Läuferinnen. Würden die Kenianerinnen
nochmals kontern können? Tufa konnte sich ihrerseits von Tsegaye lösen, während
von hinten Keitany zu Tsegaye wieder aufschloß. Doch Tufa, zwar immer
wieder sich umdrehend, machte einen starken Eindruck und konnte schnell rund 70
Meter zwischen sich und die beiden Verfolgerinnen aufbauen. 2:16:12 Stunden war die Zeit bei 40 Kilometern, Keitany und Tsegaye liefen 11 Sekunden dahinter. Unter dem Big Ben schien klar zu sein, dass die beiden Verfolgerinnen die Führende nicht mehr einholen würden. Mit einem sehr schnellen Finale lief Tigist Tufa im Ziel bereits winkend noch halbwegs flotte 2:23:22 Stunden und konnte damit ihren bisher größten Erfolg feiern. 2014 gewann sie die Marathons von Ottawa und Shanghai, aber London ist eine ganz andere Adresse! Im spannenden Kampf um Platz zwei setzte sich Mary Keitany in 2:23:40 Stunden eine Sekunde vor Tsegaye durch. Vierte wurde ihre Landsfrau Aselefech Mergia in 2:23:53 Stunden. Die Portugiesin Dulce Felix wurde als beste Nichtafrikanerin in 2:25:15 Stunden in persönlicher Bestzeit Achte. Immerhin 15 Läuferinnen blieben unter 2:30 Stunden. Die nimmer müde Paula Radcliffe belegte in 2:36:55 Stunden als Siegerin der Masterswertung den 20. Platz.
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Eliud
Kipchoge drehte nach Berlin 2013 den Spieß um und konnte sich in London
gegen die Weltschnellsten durchsetzen. Er rannte zu seinem vierten Sieg
im fünften Marathon. Seine langsamste Zeit ist 2:05:30 Stunden von
seiner Premiere in Hamburg. Er ist der derzeit zuverlässigste
Marathonläufer!
(Foto, Copyright:
Herbert Steffny)
Der Ex-Marathonweltrekordler Wilson
Kipsang war diesmal der große Verlierer, behielt aber seinen Streckenrekord.
(Foto, Copyright:
Herbert Steffny)
Der Weltrekordler von Berlin Dennis Kimetto musste sich in London seinen Landsleuten Kipchoge und Kipsang als Dritter geschlagen geben. Auf ihm und seinem Management lastet der Vorwurf des Dopings. Sein Manager ist bereits vom Kenia Verband für ein halbes Jahr suspendiert worden. Weitere Untersuchungen sind im Gange. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) |
Die Männer
begannen geführt von zwei Pacern sehr schnell, so dass sich gleich eine etwas in
die Länge gezogene 10-köpfige Spitze absetzte. Die fünf und 10 Kilometer Zwischenzeiten
von 14:31 und 29:14 Minuten war phänomenal und der Weltrekord war mit einer
hochzurechnenden Zeit von 2:03:21 Stunden bei Kilometer 10 noch in Reichweite. Allerdings
führt der Kurs zu Beginn auch bergab. In 44:04 Minuten wurde die 15 Kilometer Marke
passiert, es wurde nun ein wenig langsamer. In
der 10-köpfigen Spitzengruppe waren nach wie vor alle Favoriten u.a. Wilson Kipsang,
Dennis Kimetto, Eliud Kipchoge, Sammy Kitwara, Stanley Biwott, Emmanuel und
Geoffrey Mutai, dazu die Äthiopier Samuel Tsegay, Tilahun Regassa und Tsegaye
Mekonnen. Dazu die beiden Tempomacher, die im Gegensatz zum Frauenrennen einen sinnvolleren
Job ablieferten. Nach der Passage der Tower Bridge (20 Kilometer in 59:01
Stunden) deutete die Halbmarathonzeit von 1:02:19 Stunden nur noch auf eine
2:04er Zeit hin. Aber nicht vergessen, heute läuft die Elite die zweite Hälfte
schneller! Einer der vorzeitig geschlagenen Favoriten war der 2:03:02 Stunden Läufer (Sieger Boston 2011), New York 2011 und Berlin Sieger 2012 Geoffrey Mutai, der nach der Hälfte ausstieg. Seine beste Zeit scheint vorbei zu sein. Wer wird weltbester Marathonläufer? Bei
den
Männern dominierten nach dem Aussteigen der Hasen nun Kimetto,
Kipchoge, Kipsang in der Spitzengruppe. Die 30 Kilometer Markierung
(1:28:56 Stunden) überlief nur
noch eine Sechsergruppe mit fünf Kenianern und dem Äthiopier Tilahun
Regassa.
Nun zeigte sich der Titelverteidiger Kipsang an der Spitze. Imposant:
die
Superstars Kipsang, Kimetto und Kipchoge liefen mit breiter Brust
nebeneinander,
alle drei noch gut aussehend. Ein wahrer Kampf der Giganten! Wer sollte
der derzeit
beste Marathonläufer werden? Wer würde die Schlacht eröffnen? Bei 35
Kilometern in 1:44:02 Stunden war Sammy Kitwara geschlagen. Kimetto
beschleunigte mit Kipchoge an seiner Seite. Der Äthiopier sah in der verbliebenen
Fünfer-Gruppe am müdesten aus. Stanley Biwott konnte im letzten Jahr am
längsten mit Kipsang mithalten, sah aber auch nicht mehr wie ein Siegkandidat aus. Bei 37 Kilometern zeigte sich Kipsang erneut
vorne, Kipchoge ging mit, während Kimetto und der Äthiopier angesichts dieses
Steigerungslaufes Probleme bekamen und zurück fielen. War dies ein erster Test?
Doch Kimetto kämpfte sich wieder heran oder glich er nur den Tempowechsel
clever aus? Kipsangs Angriff im
Tunnel Das illustre
Kenia-Quartett, war auch bei Kilometer
38 zusammen und alle bis auf Biwott sahen noch relativ locker aus. Wann kommt der nächste
Angriff? Wieder baute sich vorne das Top-Trio Kimetto, Kipsang und Kipchoge
breit nebeneinander auf, Biwott dahinter. Im Dunklen des Blackfriars Tunnel bei Kilometer
39 machte Kipsang ernst, nur Kipchoge ging mit, eine Neuauflage des Zweikampfes
von Berlin 2013, als Kipsang Weltrekord und Kipchoge noch etwas unerfahrener erst
seinen zweiten Marathon lief. Keiner wollte eine Schwäche zeigen und so lief
man selbstbewusst nebeneinander. Auf der Unterdistanz ist Kipchoge schneller als
Kipsang, aber spielt das am Ende eines Marathons nur eine untergeordnete Rolle.
Mit
100
Meter Abstand trotteten nun die geschlagenen Biwott und Kimetto
regelrecht hinterher.
Vorne gab Kipchoge immer einen halben Schritt voran das Tempo vor. Der
größere gewachsene Kipsang hielt
dagegen, beide stilistisch noch hervorragend laufend, eine Augenweide
in der Endpase eines Marathons! An der Verpflegungsstation
bei Kilometer 40 konnte sich Kipchoge beim Greifen seiner Flasche einen
kleinen
Vorsprung erlaufen. Kipsang nahm nichts und schloss wieder auf. In
einem Tempo
von 2:50 Minuten pro Kilometer flogen beide nun dem Ziel entgegen,
Spannung pur, Kipchoge weiterhin einen halben Meter vor Kipsang.
Dahinter konnte sich Kimetto unterdessen den
dritten Platz sichern. Sieg für
Kipchoge im Steigerungslauf Es sollte vorne
offenbar zu einem Showdown im Spurtfinale kommen. Doch Kipchoge suchte einen Kilometer vor
dem Ziel bereits den vorzeitigen Entscheid. Der Mann mit dem schönsten und
ruhigen Laufstil und einem - fast irritierenden - Dauerlächeln im Gesicht
konnte sich jetzt entscheidend absetzen. In 2:04:42 Stunden unterbot er ins
Publikum winkend noch die 2:05er Grenze was 75.000 Dollar Extraprämie
bedeutete. Kipsang folgte fünf Sekunden dahinter und durfte zum Trost seinen
Streckenrekord mit 2:04:29 Stunden aus dem Vorjahr behalten. Im Ziel umarmten
sich die beiden und feierten gemeinsam das große „Shoot-out“. Das Finale des
Rennens war erwartungsgemäß extrem schnell. Mit 6:13 Minuten lief Eliud
Kipchoge auf Rang fünf meiner „Ewigen Bestenliste der schnellsten Läufer über
die letzten 2,195 Kilometer“. Der sonst so schnelle Wilson Kipsang fand in
London mit Eliud Kipchoge wahrlich seinen Meister! Nach dem Weltmeistertitel
von 2003 über 5.000 Meter erklomm der sympathische Eliud Kipchoge 12 Jahre
später nun auch den Marathonthron, wenn gleich hier kein Titel vergeben wurde,
aber nach seinen Siegen von Hamburg, Rotterdam und Chicago hat er sich
zumindest auf gleiche Höhe zu Kipsang und Kimetto begeben und sie im direkten
Vergleich hier besiegt. Seine Zeit von London ist zugleich die Weltjahresbestzeit. Dennis Kimetto kam deutlich abgeschlagen in 2:05:50 Stunden als
Dritter ins Ziel. Stanley Biwott komplettierte in 2:06:41 Stunden den
kenianischen Vierfacherfolg. Nur 19 Läufer unterboten die 2:20er Grenze, in 2:17:00
Stunden als letzter der Schweizer Christian Kreienbuehl. Schnellster Weißer
wurde der Spanier Javier Guerra in guten 2:09:33 Stunden auf Rang sieben.
Deutsche, Finisherzahl, Frauenanteil, Promis und Marathon in High Heels? Die neue Rekordzahl von 37.541 Läufer finishten beim Jubiläumslauf in bis zu knapp über 8:00 Stunden (vorläufige Zahlen). Bei 23.188 Männern und 14.353 Frauen betrug der Anteil des "schwachen Geschlechts hohe 38,2 Prozent. Das ist erneut mehr als im Vorjahr und erheblich mehr als beim Berlin Marathon 2014, der mal gerade 23,4 Prozent erreichte (Tipp: Marathontraining für Frauen). 369 Deutsche starteten in der britischen Haupstadt. Der schnellste Mann war Björn Browatzki in 2:33:06 Stunden auf Platz 94 und bei den Damen Diane McKenney in 3:11:26 Stunden auf Platz 244. Unter den Promis konnte Formel-1-Pilot und Weltmeister 2009 Jenson Button in guten 2:52:30 Stunden eine ordentliche Vorstellung abliefern.
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