von Herbert Steffny aus New York, auch leicht gekürzt in Laufreport.de (2.11.2014)
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Steffny
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Die Männerelite in einer großen Gruppe bei Kilometer 24. Vorne macht der zweifache Sieger Geoffrey Mutai aus Kenia das Tempo, ganz hinten lauert der spätere Sieger Wilson Kipsang. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) New York Marathon Reise und weitere Infos zum NYC Marathon | |||||||
Nils Schallner von Post Jahn Freiburg war bester Deutscher beim New York Marathon 2014 (Copyright: www.steffny.com) | In zwei taktischen geprägten Rennen gab es bei schwierigen Witterungsbedingungen beim 44. New York City Marathon zwei kenianische Siege. In spannenden Zweikämpfen setzten sich die Mit-Favoriten Wilson Kipsang und Mary Keitany im finalen Spurt nach harten Zweikämpfen durch. "King" Kipsang unterstrich, trotz des Verlustes seines Weltrekords in Berlin, seine Position als derzeit wohl bester Marathonläufer. Mary Keitany kam von ihre Mutterpause in alter Stärke zurück. Die Rekordzahl von 50.433 Läufern überquerte die Ziellinie im Central Park.
Vom
Winde verweht und $US 500.000 suchen Besitzerin Zwei kurzfristig aufgetretene Probleme belasteten den New York City Marathons im unmittelbaren Vorfeld. Das eine waren die kühlen Temperaturen von 6 bis 9 Grad, bei allerdings starken Windböen von vorne mit bis zu 60km/h, das entsprach gefühlten Null Grad Celsius. Elite- und Freizeitläufer aus 125 Nationen mussten sich wärmer anziehen als sonst und den Angriff auf den Strecken- oder Hausrekord abblasen. Ein taktisches Rennen war vorne statt einer Tempohatz zu erwarten. Das andere Problem belastet die ganze Marathonszene. Zwei Tage vorher kam ans Tageslicht, dass Rita Jeptoo aus Kenia, die Überläuferin der letzten zwei Jahre mit je zwei Siegen in Boston und Chicago, mit EPO gedopt haben soll. Der Urintest einer Trainingskontrolle vom September in der A-Probe bringt den v.a. den Elite-Marathonlauf und die Läufernation Kenia in Misskredit. Rita Jeptoo, die gar nicht mehr starten brauchte, sollte eigentlich am Renntag den 500.000 Dollar Check der World Marathon Majors (WMM) Serie 2013/2014 in Empfang nehmen. Die Ehrung wurde auf Grund der Umstände erst mal abgesagt und verschoben. Sollte die B-Probe ebenfalls positiv sein und Jeptoo gesperrt werden, so wäre die Doppelweltmeisterin Edna Kiplagat nächste Anwärterin auf die halbe Million Dollar.
Auch bei den Männern ging es beim letzten großen Marathon der Saison um die Krone der großen sechs Marathons Tokio, Boston, London, Berlin, Chicago und New York. Hier war die Konstellation einfach. Dennis Kimetto, der neue Weltrekordler von Berlin (2:02:57 Stunden) bekommt den Check, wenn ihm nicht der Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang einen Strich durch die Rechnung macht, wofür dieser aber siegen musste. Wer sollte den Sieg von Kipsang verhindern? Man konnte spekulieren, ob Geoffrey Mutai, genau genommen der Mentor von Kimetto, für seinen Zögling noch etwas gut zu machen hatte. Bei seinem Debüt in Berlin 2012 griff Kimetto seinen Förderer und Padron Mutai im Finale nämlich nicht an. Nicht nur meiner Meinung nach ein abgekarteter Sieg, denn damals ging es für Mutai um den 500.000 Dollar WMM Check. In New York hatte nun also Mutai die Chance Kimetto seinerseits einen Gefallen zu erweisen. Geoffrey Mutai hatte nicht nur zweimal in Folge in New York gewonnen, sondern hält mit 2:05:06 Stunden auch den erstklassigen Streckenrekord auf dem welligen Kurs durch Big Apple. Gespannt durfte man auch sein, wie sich die Sphinx des Marathonlaufs Stephen Kiprotich schlagen würde, denn außer dem Olympiasieg 2012 und Weltmeistertitel 2013 gelang dem offensichtlichen Spezialisten für Meisterschaftsrennen aus Uganda bei den großen City Marathons nicht sehr viel. Auch den Äthiopier Lelisa Desisa mit einer Bestzeit von 2:04:45 Stunden musste man auf der Liste haben, gewann er 2013 doch die Marathons in Dubai und Boston., In diesem Frühjahr knickte der Newcommer sich allerdings beim Boston Marathon 2014 den Fuß um und musste aussteigen, übrigens wie Dennis Kimetto, der dann in Berlin einen Weltrekord aufstellte. Nur noch einen Kilometer vorbei an der Skyline Manhattans und das Ziel ist erreicht! (Copyright: www.steffny.com) Ebenso gespannt konnte man
sein, ob die Favoritin bei den Frauen Mary
Keitany mit 2:18:37 Stunden, die zweitschnellste
Läuferin aller Zeiten, nach ihrer Babypause wieder an ihre alte Form
anknüpfen könnte. Die
Äthiopierin Buzunesh Deba, zweimal Zweite in ihre Wahlheimatstadt New
York (Bronx) wollte endlich einen Sieg feiern. Sie wäre dann die erste New
Yorkerin, die seit Kathrine Switzer vor 40 Jahren in Big Apple
gewinnen würde. Die früheren Siegerinnen Firehiwot
Dado (Äthiopien 2011), Edna Kiplagat (Kenia
2010) und Jelena
Prokopcuka (Litauen 2005, 2006) wollten es Mary Keitany
auf dem Weg von Staten Island zum Central Park nicht leicht machen. Zu beachten
waren auch Landsfrau Jemima Sumgong, die zweite des diesjährigen Boston
Marathons und die Vize-Weltmeisterin
2013 Valeria Straneo
aus Italien. Für die Spitzenläufer ging es natürlich auch um
die Preisgelder von 100.000 Dollar für Sieg bis 1.000 Dollar für Platz zwölf.
Der einzige gemeldete Deutsche im Elite Feld Falk Cierpinski hatte sich nach
seinem Lauf in Berlin nicht richtig erholt und sagte vor Ort seinen
ursprünglich geplanten Start kurzfristig ab. | ||||||
Sara Moreira wird beim Debüt in New York gleich Dritte. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Die Doppelweltmeisterin Edna Kiplagat aus Kenia enttäuschte auf Platz 13 in für sie mäßigen 2:36:24 Stunden. Dennoch könnte sie als Siegerin der WMM Wertung 2013/2014 hervorgehen, wenn ihre Landsfrau Rita Jeptoo wegen Doping gesperrt würde. (Copyright: www.steffny.com) |
Rund 30 Elite Frauen starteten in New York um 9.10
traditionell eine halbe Stunde vor den Männern. Die erste Meile bergan über die
Verrazano Narrows Bridge sah gleich die immer aggressiv laufende Valeria
Straneo aus Italien in vorderster Front. Fünf Kilometer in 17:31 Minuten
führten allerdings nur auf eine verhaltene Endzeit von 2:30 Stunden. Bei sieben
Kilometern war nur noch ein Dutzend Läuferinnen zusammen und die Lokalmatadorin
Buzunesh Deba zeigte sich nun zunehmend in Front. Die ausgebuffte Edna Kiplagat
und auch Mary Keitany hielten sich geschickter hinten im Windschatten auf. Keitany
hatte offenbar aus ihrem Frontlauf 2011 gelernt, wo sie in Weltrekordtempo
losstürmte, um dann unglücklich als Dritte noch abgefangen zu werden. Zehn
Kilometer wurde in 35:01 Stunden überlaufen, das Tempo zog nun leicht auf eine 2:28
Stunden Zeit an. Die Halbmarathonzeit von 1:13:41 Stunden an der Pulaski Bridge
deutete bereits auf einen allmählichen Steigerungslauf hin. Doch es sollte noch
schneller werden. Jemima Sumgong schien ihrer Landsfrau Mary Keitany eineinhalb Kilometer vor dem Ziel schon entwischt zu sein, doch die Kenia-Rekordlerin bäumte sich noch einmal auf und siegte knapp. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Sprintfinale
für Mary Keitany | ||||||
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Der Streckenrekordler Geoffrey Mutai aus Kenia verpasste als Sechster den dritten Sieg in Folge. (Copyright: www.steffny.com) |
Eine große Gruppe lief die erste bergan führende Meile auf die Verrazano Narrows Bridge, von der man zwar beste Aussicht auf Manhattan hat, der Wind aber besonders stark blies. Zehn Kilometer in 31:31 Minuten was auf nur 2:12 Stunden führen würde, unterstrich den sehr verhaltenen Beginn. Niemand wollte die Karten frühzeitig aufdecken und die Führungsarbeit im Wind machen. Auch bei den Männern war klar, dass es ein sehr hartes Finale geben würde. Bis Halbmarathon (1:06:55 Stunden) wurde das Tempo sogar noch langsamer. 17 Läufer waren noch zusammen. Der zweifache Sieger Geoffrey Mutai zeigte sich in Queens an vorderster Front. Über den rund 40 Meter hohen Anstieg über die Queensborough Bridge schrumpfte die Spitzengruppe auf ein Dutzend Läufer, die in die lange First Avenue nach Manhattan einbogen. Zwischen Meb Keflezighi, Kipsang, Mutai, Peter Kirui und Lusapho April wechselte nun die Führungsarbeit . Im starken Gegenwind wurde das Tempo dennoch langsamer. Zeitweilig hatte sogar der Japaner Imai rund 20 Meter Vorsprung vor den favorisierten Afrikanern. Tempomachende und windbrechende Hasen wie in Berlin oder Frankfurt gibt es in New York nicht.
Kipsang sprintet zu 600.000 Dollar Bei 32 Kilometern griff Kipsang schließlich an und riss
die Spitze zu einer Perlschnur auseinander. Nur noch Mutai, Gebre Gebremariam und Desisa konnten
folgen. Keflezighi,
Kirui und Olympiasieger Stephen Kiprotich fielen zurück. Wie bei den Frauen kam
die Entscheidung im Central Park bei Kilometer 35 (1:50:17 Stunden) als Kipsang
weiter beschleunigte und nur noch Desisa folgen konnte. 35 auf 40 Kilometer
liefen die beiden in sehr flotten 14:31 Minuten. Der spannende Zweikampf des
Kenianers und Äthiopiers ging bis auf die Zielgerade. Der unruhig breit armschlenkernde
Desisa kam dem ästhetisch ruhiger laufenden Kipsang rund 200 Meter vor dem Ziel
ins Gehege und touchierte ihn bei einem Überholversuch am Arm. Kipsang schaute
seinen nun neben im laufenden Konkurrenten abschätzend von der Seite an, rief
ihm etwas zu und attackierte vor den Tribünen am letzten Hügel 150 Meter vor
dem Ziel. Der erst 24-jährige Desisa hatte nicht die geringste Chance, schaute
sich gleich nach hinten um und war geschlagen. Kipsang, der 2012 schon starten wollte,
aber durch den Sturm Sandy verhindert wurde und dann in Honolulu gewann,
überlief letztlich überlegen die Ziellinie, taumelte dort kurz und setzte dann
sein markantes, breites Lächeln auf. Marathonkönig Kipsang -
Nummer 1 in New York und der Welt Der schnellste Österreicher Roman Weger fliegt über den Asphalt an der Central Park South. (Copyright: www.steffny.com) | ||||||
Die begehrte Finisher Medaille des New York Marathons 2014. (Copyright: www.steffny.com) Klar präsentieren die Teilnehmer unserer Laufreise stolz die Trophäe. (Copyright: www.steffny.com) Im Fokus: was war härter? Dieser Marathon oder dieses Stück Metall? (Copyright: www.steffny.com) | 50.433
Läufer - erneuter Finisherrekord! In diesem Jahr beendeten die Rekordzahl von 50.433 Läufer
das Rennen in bis zu 9:58 Stunden. Die mittlere Zielzeit war mit 4:28 Stunden angesichts
des Wetters verständlicherweise sechs Minuten langsamer als im Vorjahr. Der Frauenanteil
ist mit 40,4 Prozent weit über den deutschen Zahlen (19-24%). Der
Ausländeranteil betrug 44,0 Prozent. Schnellste Deutsche unter 1.872 Finishern waren
Nils Schallner auf Platz 45 in 2:28:06 Stunden und die bereits 50-jährige Andrea
Danne aus Brandenburg die in erstklassigen 2:59:02 Stunden auf Platz 44 bei den
Damen und als Zweite ihrer Altersklasse einkam. Die Beteiligung der Deutschen
blieb damit gegenüber dem Vorjahr konstant. Über eine Million Teilnehmer
haben bisher seit der Gründung 1970 die Ziellinie im Central Park überlaufen. Die
millionste Finisherin, Katherine Slinghuff, die in 4:43:36 Stunden einkam,
bekam ein Startrecht auf Lebenszeit. Im Interview war sie allerdings angesichts
der Strapazen etwas skeptisch, ob sie dieser Ehre wirklich gerecht werden kann und möchte. Selbst in der Dunkelheit herrscht bei Bates Scot aus den USA, der das Rennen in 6:29 Stunden beenden wird, und seinen Fans noch beste Stimmung. (Copyright: www.steffny.com) Tennisstar Wozniacki mit ordentlichem Debüt Unter der Abteilung Promis und Celebrities machte u.a. Caroline Wozniacki, die frühere Tennis Nummer Eins der Welt Schlagzeilen. Die 24-jährige Dänin mit polnischen Wurzeln lief ihren ersten Marathon für wohltätige Zwecke „Team for Kids“ in guten 3:26:33 Stunden. Im letzten Jahr wurden rund 25 Million Dollar für gemeinnützige Zwecke gesammelt. Die Marathon Weltrekordlerin Paula Radcliffe war für das amerikanische Fernsehen als Co-Kommentatorin in einem Führungsfahrzeug hautnah am Geschehen dabei. Darauf, dass unterwegs natürlich nicht zwei Million Zuschauer stehen, hatte ich schon in den vergangenen Jahren hingewiesen. Dafür müssten beiderseits an der gesamten Strecke 12,5er Menschenreihen stehen. Das ist nirgendwo der Fall! Aber große Zahlen, an denen es in Big Apple allerdings auch (richtig nachgezählt) nicht mangelt, verkaufen sich einfach besser. Der gefühlten erstklassigen Stimmung unterwegs tat dies allerdings keinen Abbruch. Die Sicherheitsvorkehrungen und Absperrungen waren wie im Vorjahr wieder sehr umfangreich.
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