Chicago Marathon
2014 |
Autor
und Copyright: Herbert Steffny
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Eliud Kipchoge etabliert sich mit seinem Sieg in Chicago als einer der weltbesten Marathonläufer!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Die Wetterbedingungen in Chicago waren perfekt, sonnig, 6 bis 10 Grad Celsius bei etwas Wind um 10km/h, eigentlich geeignet, um den Streckenrekord oder vielleicht sogar den Weltrekord anzugreifen. Der Kurs in Chicago ist prädestiniert für Rekorde. Auf der superschnellen, flachen Strecke lief ich 1986 übrigens auch meine persönliche Bestzeit in 2:11:17 Stunden. Natürlich ging es für die Elite nicht nur um Zeiten, sondern auch um Punkte in der World Marathon Majors Serie, die bei den Männern in diesem Jahr aber bereits zugunsten Dennis Kimetto oder Wilson Kipsang entschieden ist. Bei den Frauen dagegen konnten noch entscheidende Punkte um den 500.000 Dollar Jackpot gesammelt werden. Chicago gehört als Rennen für die Massen zudem zu den größten Marathons mit 45.000 gemeldeten Startern aus über 100 Ländern. Im letzten Jahr war die Veranstaltung mit über 38.000 Finishern der weltweit zweitgrößte City Marathon. In diesem Jahr legte Chicago noch eins drauf: 40.802 Läufer beendeten das Rennen.
Ebenfalls im letzten Jahr stellte der neue Weltrekordler Dennis Kimetto aus Kenia den Streckenrekord bei den Männern mit 2:03:45 Stunden auf. Den hatte der Topstar und 10.000 Meter Weltrekordler Kenenisa Bekele aus Äthiopien in seinem zweiten Marathon im Visier. Im Frühjahr gewann er souverän bei seiner Premiere den Paris Marathon in 2:05:04 Stunden. Der schnellste Mann im Feld Eliud Kipchoge aus Kenia war im letzten Jahr in erstklassigen 2:04:05 Stunden Zweiter bei Wilson Kipsangs Weltrekord in Berlin. Er wollte in seinem vierten Marathon ein gutes Rennen abliefern, in seiner Diktion, damit automatisch auch eine schnelle Zeit laufen. Der Streckenrekord bei den Frauen steht bei derzeit wohl noch unerreichbaren 2:17:18 Stunden, den Paula Radcliffe 2002 aufstellte.
Nur halbherzige Jagd auf den Streckenrekord
Drei Tempomacher, darunter auch Tariku Bekele, der jüngere Bruder des Favoriten, begannen das Rennen zunächst etwas ungleichmäßig. Kilometer fünf durchlief die ein Dutzend Läufer zählende kenianisch-äthiopische Führungsgruppe in 14:42 Minuten. 29:27 Minuten bei Kilometer 10 war nur etwas langsamer (29:24min) als das Weltrekordtempo von Kimetto vor 14 Tagen in Berlin. Als Erster fiel der frühere Boston Marathon Sieger Wesley Korir aus der Spitzengruppe zurück. 15 Kilometer in 44:16 Minuten deutete auf eine Zielzeit von 2:04:30 Stunden hin. Die Berlin Macher um Mark Milde konnten aufatmen. Der Weltrekord war wohl nicht mehr gefährdet. Jetzt hatte der Äthiopier Feyisa Lelisa als nächster Schwierigkeiten den Kontakt zu halten. 20 Kilometer in 59:02 Stunden (zum Vergleich: 58:36min Kimetto in Berlin) deuteten weiter konstant auf 2:04:30 Stunden als Endzeit hin. Halbmarathon wurde in 1:02:11 Stunden überlaufen. Tariku Bekele stieg hier aus. Noch zwei Tempomacher, der erst 18-jährige Äthiopier Ghirmay Ghebreslassie und der Kenianer Geoffrey Kirui verblieben. Bei Kilometer 25 lief die 10-köpfige Spitzengruppe in 1:13:42 Stunden nur unwesentlich schneller. Bekele hielt sich jetzt mehr im hinteren Teil der Gruppe auf, Kipchoge dagegen mehr vorne direkt hinter den Hasen. 30 Kilometer wurden in 1:28:46 Stunden überlaufen, was nur noch auf eine Zeit von knapp unter 2:05 Stunden hinführte.
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Eliud Kipchoge mit starkem Finale
Die Tempomacher hatten ihren Job erledigt und bei 32 Kilometern attackierten die drei Kenianer Sammy Kitwara, Dickson Chumba (Tokio Marathon Sieger 2014) und Eliud Kipchoge (auch Hamburg 2013 und Rotterdam Sieger 2014). Schnell riss das Feld auseinander und der Top-Favorit Kenenisa Bekele, durchaus ein Kandidat für einen Weltrekord, fiel zurück. Chumba und Kitwara attackierten wechselweise, während Kipchoge zunächst den beiden abwartend folgte. 1:43:21 bei 35 Kilometern deutete nun wieder auf 2:04:30 Stunden hin. Bekele lag zu diesem Zeitpunkt 13 Sekunden zurück. Kurz vor der 40 Kilometer Marke trat Eliud Kipchoge an und konnte schnell eine große Lücke reißen. Die Zwischenzeit von 1:57:53 Stunden ließ sogar noch auf eine niedrige 2:04er Zeit hoffen. Bekele lag hier schon fast eine Minute zurück. Von hier an flog der 10.000m Weltmeister von 2005 im Stile eines Bahnläufer regelrecht über den Asphalt, während die beiden Landsleute 70 Meter dahinter um Platz zwei kämpften. In 2:04:11 verfehlte er letztlich seinen Hausrekord nur knapp. Glücklich klatschte er im Ziel mit dem Publikum die Hände ab. Sammy Kitwara wurde Zweiter in 2:04:28 und Dickson Chumba Dritter in 2:04:32 Stunden. Beide liefen persönliche Bestzeiten und platzierten sich damit auf Platz 11 und 13 der ewigen Marathon Weltbestenliste. Bekele musste sich in 2:05:51 Stunden als Vierter klar geschlagen geben. Kipchoge dagegen war glücklich, denn sein Ziel war Sieg, so dass er die verpasste Bestzeit verschmerzen konnte. Zudem konnte er erstmals bei einem WMM Rennen die volle Punktzahl einfahren. 6:18 Minuten für die letzten 2,195 Kilometer waren eines der schnellsten Finales in einem Marathonlauf. Auf 62:11 für die erste Hälfte ließ der im lächelnd laufende sympathische Kenianer 62:00 Minuten folgen.
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Rita Jeptoo wiederholt Vorjahressieg in BummelrennenBei den Frauen begann die US-Amerikanerin Amy Hastings (Bestzeit 2:27:03 Stunden) noch vor den Afrikanerinnen furios. Vielleicht ließ sie sich durch Shalane Flanagan inspirieren, die in Berlin allerdings erfolglos die Flucht nach vorne suchte. Bei fünf Kilometern hatte sie in 17:14 Minuten 12 Sekunden Vorsprung vor den Favoritinnen. Das amerikanische Zwischenspiel war aber nach 12 Kilometern bereits vorbei und die Afrikanerinnen um Rita Jeptoo, Florence Kiplagat, Gelete Burka, Birhane und Mare Dibaba übernahmen das Regiment. Die 15 Kilometer Zeit von 51:42 Minuten deutete aber nur auf langsame 2:25 Stunden im Ziel hin. Scheinbar hatten die Damen kein Interesse wirklich schnelle Zeiten zu laufen, sondern es lief auf ein taktisches Siegrennen in der zweiten Hälfte hin.
Nach Halbmarathon in 1:12:35 Stunden war es nur noch eine Frage der Zeit, wann eine der Kontrahentinnen einen harten Antritt wagen würde. Das Rennen wurde etwas schneller und bei 25 Kilometern (1:25:52 Stunden) waren die vier auf breiter Front nebeneinander laufenden Afrikanerinnen auf einem 2:24er Kurs. Burka fiel als erste zurück. Bei 36 Kilometern setzte sich die armschlenkernd laufende Kenianerin Rita Jeptoo dann entscheidend ab, beschleunigte und lief einem letztlich ungefährdeten Sieg entgegen. Bei 40 Kilometern in 2:17:22 Stunden lag sie bereits 34 Sekunden vor Florence Kiplagat und Mare Dibaba. 100.000 Dollar Siegprämie plus der Sieg bei den WMM Wertung 2013/2014 dotiert mit 500.000 Dollar vergoldeten den Tag der Kenianerin im Ziel, die auch ihren Vorjahrestitel verteidigte. Mare Dibaba wurde Zweite in 2:25:37 und Florence Kiplagat Dritte in 2:25:57 Stunden. Rita Jeptoo, die „Queen of Chicago“ gewann damit vier WMM Rennen in Folge, was vor ihr noch niemandem gelang.
Insgesamt beendeten in bis zu 8:23 Stunden erstmalig über 40.000 Läufer das Rennen. Während in Berlin die Finisherzahl dramatisch einbrach, manifestiert sich Chicago mit 40.802 Läufern weltweit als die Nummer zwei hinter New York, die im letzten Jahrüber 50.000 Finisher im Ziel hatten. Der Frauenanteil ist USA-typisch bei 45,4 Prozent und damit doppelt so hoch wie in Deutschland. 1.042 Finisher, das sind 2,6 Prozent der Läufer, blieben unter 3:00 Stunden. Das ist weniger als in Berlin, obwohl dort nur 28.999 Teilnehmer ins Ziel kamen. 271 Deutsche beendeten das Rennen. Der Schnellste bei den Männern war der 34-jährige in Los Angeles beheimatete Nils Arend, der für Platz 259 2:43:28 Stunden benötigte. Schnellste deutsche Frau war auf Gesamtplatz 485 und als 59. Frau die in Cham/Schweiz wohnende 30-jährige Denise Johannsen in 2:51:39 Stunden. Der 80-jährige Jack Yoo aus den USA beendete das Rennen in starken 5:06:13 Stunden.
40.802 Finisher - 271 Deutsche
Pl.
Name (Nation)
Zeit
1.
Kipchoge, Eliud (KEN)
2:04:11
2.
Kitwara, Sammy (KEN)
2:04:28
3.
Chumba, Dickson (KEN)
2:04:32
4.
Bekele, Kenenisa (ETH)
2:05:51
5.
Koech, Bernard (KEN)
2:08:30
6.
Ghebreslassie, Ghirmay (ERI)
2:09:08
7.
Rutto, Lani (KEN)
2:10:42
8.
Korir, Wesley (KEN)
2:11:09
9.
Curtis, Bobby (USA)
2:11:20
10.
Kobayashi, Koji (JPN)
2:11:43
11.
Riley, Jake (USA)
2:13:16
12.
Proctor, Gabe (USA)
2:13:45
13.
Landry, Christo (USA)
2:14:30
14.
Young, Tim (USA)
2:14:40
15.
Morgan, Mike (USA)
2:14:42
16.
Okamoto, Naoki (JPN)
2:15:19
17.
Sasaki, Satoru (JPN)
2:15:25
18.
Fukuyama, Ryosuke (JPN)
2:15:33
19.
Leon, Craig (USA)
2:16:00
20.
Trujillo, Carlos (USA)
2:16:49
Ergebnisse Frauen:
Pl.
Name (Nation)
Zeit
1.
Jeptoo, Rita (KEN)
2:24:35
2.
Dibaba, Mare (ETH)
2:25:37
3.
Kiplagat, Florence (KEN)
2:25:57
4.
Dibaba, Birhane (ETH)
2:27:02
5.
Hastings, Amy (USA)
2:27:03
6.
Santucci, Clara (USA)
2:32:21
7.
Crouch, Sarah (USA)
2:32:44
8.
Burka, Gelete (ETH)
2:34:17
9.
White, Melissa (USA)
2:34:19
10.
Jimison, Lauren (USA)
2:34:38
11.
Cummings, Sarah (USA)
2:34:47
12.
Scherf, Lindsey (USA)
2:37:26
13.
Thomas, Wendy (USA)
2:37:38
14.
Portis, Laura (USA)
2:38:06
15.
Maxson, Allison (USA)
2:39:16
16.
Bevins-Lazzara, Whitney (USA)
2:40:12
17.
Vongvorachoti, Jane (USA)
2:40:40
18.
Uhl, Lisa (USA)
2:40:51
19.
Duke, Andrea (USA)
2:41:05
20.
Crowley, Loring (USA)
2:41:39