Mainz Gutenberg Marathon 2007

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Mainz Marathon mit Deutscher Meisterschaft und deutschem Sieg
Mainz wie es läuft und lacht! - Gute Stimmung, gute Organisation

(von Herbert Steffny am 6.5.2007 aus Mainz, gleichzeitig für Laufmagazin Spiridon 6/2007)

Mainz Marathon 2008 - Mainz Marathon 2009

Freitags auf der Pressekonferenz des 8. Gutenberg Marathons in Mainz präsentierte man den Journalisten noch das Teilnehmer-Präsent, einen Schirm. Auf die Frage der Journalisten: "Regen- oder Sonnenschirm?" entschied sich der Mainzer Sportdezernent Norbert Schüler allgewaltig für die sommerliche Variante und so sollte es am Renntag auch werden. Tags zuvor war es bedeckt, regnerisch und am Montag danach hätte man doch den Regenschirm gebraucht.
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Bei etwas zu warmem, sonnigem Wetter gingen in Mainz rund 11.000 Läufer, Handbiker und Schüler im Staffelwettbewerb über verschiedene Distanzen an den Start. Insgesamt beendeten 5.705 Halbmarathonläufer (darunter 1.840 Frauen = 32,3%) und 2.029 Marathonläufer (darunter 305 Frauen = nur 15%) das Rennen. Weitere 859 Teilnehmer finishten beim Mainzer Unikat, dem 2/3 Marathon (darunter 205 Frauen = 23,9%). Hier zeigt sich deutlich, dass die Frauen bei den längeren Distanzen noch einen Nachholbedarf haben. Die vier Stunden live im SWR Fernsehen übertragene Veranstaltung zeigte die Landeshauptsstadt nach dem Motto "Mainz wie es läuft und lacht" von seiner stimmungsvollen Seite. So äußerten sich viele Spitzen- und auch Freizeitläufer begeistert über die "geile Atmosphäre" (so der neue Deutsche Meister Philipp Büttner) und die gute Organisation an der Strecke. Die früheren Pannen mit zu engen Zieleinläufen gehören offenbar endgültig der Vergangenheit an. Ein Wermutstropfen war eine allerdings erfolgreiche Reanimation eines 56-jährigen Läufers aus Rheinhessen. Sonst hielten sich die Einsätze der medizinischen Dienste trotz der höheren Temperaturen in Grenzen.

Erstmals wurden in Mainz die Deutschen Marathon Meisterschaften ausgetragen. Der Joker im Rennen um den Titel, aber vielleicht auch für die Gesamtwertung unter Beteiligung der internationalen Starter war der Wattenscheider Marathondebütant Alexander Lubina. Mit einer Bestzeit von 28:29 Minuten über 10.000m brachte er im Elitefeld sicherlich die schnellste Zeit auf der Unterdistanz mit. Aber das muss bekanntlich nichts für 42,195 Kilometer heißen. Schon schnellere Läufer scheiterten an dem Unterfangen Marathon - bekanntestes deutsches Beispiel ist Dieter Baumann. Nach dem Startschuss um 9.30 ergriffen die beiden Ukrainer Sergei Zachepa und in seinem Schlepptau der Vorjahressieger Andrei Naumov sofort die Initiative. Der bis dato 2:17-Läufer Zachepa stürmte ungeachtet der zu erwartenden Temperaturen auf eine Endzeit von 2:10 Stunden los und Naumov folgte seinem Landsmann nur unschlüssig bis widerwillig, sodass immer wieder Lücken zwischen beiden entstanden. Vielleicht ließ sich Zachepa von der Vorgabe des Stallkollegen Oleksandr Kuzin, der vom gleichen Trainer Igor Osmak betreut wird, dazu hinreißen so flott anzugehen. Kuzin lief im Alleingang drei Wochen zuvor in Linz bei Wärme nahezu unglaubliche 2:07:33 Stunden und Landsmann Dmytro Baranovskyy hatte im Dezember 2006 in Fukuoka bereits 2:07:15 Stunden vorgegeben. Ein erstaunliches ukrainisches Laufwunder, wodurch nur noch ein Startplatz für Zachepa oder Naumov für die Weltmeisterschaft in Osaka offen war.
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Mainz Marathon - Foto, Copyright: www.herbertsteffny.de

Geht der Marathon bald durch den Dom?
Das wäre der nicht ganz ernstgemeinte
Wunsch der Rennleitung. Groß genug
wäre er jedenfalls...
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Lubinas Debüt-Debakel und ukrainischer Sturmlauf

Dahinter formierte sich eine Gruppe um den Vorjahreszweiten Elisha Sawe aus Kenia und Alexander Lubina, der mit einem eigenen erfahrenen Tempomacher dem Kenianer Vincent Krop an den Rhein anreiste. Der Fahrplan ging zunächst, wie vorgesehen, auf knapp unter 2:16 Stunden, was für den Wattenscheider ein prächtiger Einstand gewesen wäre und ihn für die Weltcup-Mannschaft im Herbst in Osaka empfohlen hätte. Bei Halbmarathon lag der führende Zachepa mit 65:36 elf Sekunden vor Naumov. Lubina folgte gut zwei Minuten dahinter. Während der Ukrainer immer noch auf 2:11er bis 2:12er Kurs lag, vergrößerte sich bei 25 Kilometern allerdings der Abstand des Wattenscheiders auf fast drei Minuten. Bei 29 Kilometern stieg Lubina dann aber sang- und klanglos an der Rheinbrücke aus. Die Beine wären ihm müde geworden. Vorne kam der ukrainische Sturmlauf dagegen in seine entscheidende Phase. Bei 33 Kilometern lag Zachepa schon fast 200 Meter vor Naumov, der auf langen Geraden aber immer noch Sichtkontakt zu dem enteilten Landsmann hatte. Doch dann begann der forsche Zachepa zunehmend zu schwächeln. Er wackelte, griff sich an die Brust und klatschte seine Beine ab, als ob er Krämpfe verhindern wollte. Der streckenkundigere Naumov konnte bei 40 Kilometern den zunehmend langsamer werdenden Zachepa in einem spannenden Finale in der Mainzer Altstadt auf dem Kopfsteinpflaster der Augustinerstrasse stellen und dessen letzte kurze Gegenwehr brechen. Beflügelt vom unerwartet doch noch gelungenen Sieg machte er auf den letzten Metern Jagd auf seinen Streckenrekord vom Vorjahr (2:13:56), den er mit 2:14:04 nur denkbar knapp verpasste. Der zu schnelle Beginn seines Landsmanns und die hohen Temperaturen verhinderten für Naumov nicht nur den Streckenrekord, sondern auch die zwei daran geknüpfte Prämien: für unter 2:14 (1.500,-- Euro) und eben für den Streckenrekord (1.000,-- Euro). Hinter Zachepa, der in neuer persönlicher Bestzeit von 2:14:31 einlief, unterbot nur noch Elisha Sawe (2:19:18) als Dritter die 2:20 Stunden Grenze.
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Alexander Lubina - Foto, Copyright: www.herbertsteffny.de

So etwas rannte er wirklich noch nie:
Alexander Lubina versuchte sich auf
neuem Marathon-Terrain und scheiterte...
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Unerwarteter Zahltag für die Deutschen

Nicht weit dahinter folgte als Fünfter schon der überglückliche Philipp Büttner aus Friedberg, der nicht nur seinen Hausrekord um gleich fünf Minuten auf 2:20:18 verbesserte, sondern sich als Vorjahresvizemeister zum ersten Mal den Deutschen Meistertitel sichern konnte. Dafür gab es immerhin eine Sonderprämie von 1.500,-- plus 300,-- Euro für Platz fünf im Gesamtfeld. Seine Strategie ging auf: "Mal abwarten, was Lubina macht und dann gegebenenfalls zuschlagen...!" Die gleiche unerwartete Börse und den Meistertitel, aber noch zusätzliche 3.000,-- Euro für den Gesamtsieg konnte die in Weißrussland geborene Ilona Pfeiffer von der LC Solbad Ravensberg einheimsen. Sie lief erst im März beim Steinfurt Marathon und siegte dort bereits in 2:50 Stunden. Ihr Erfolg war der erste deutsche Sieg überhaupt in Mainz. Sie lag schon früh in Führung und konnte trotz eines deutlichen Einbruchs auf der zweiten Hälfte einen knappen Vorsprung (2:46:15 und persönliche Bestzeit) vor Birgitt Bohn (2:46:40) aus Frankfurt bis ins Ziel retten. Diese lief eine wesentlich schnellere zweite Hälfte, aber auch sie konnte sich als Gesamtzweite noch über eine Prämie von 700,-- (2. DM) und 2.000,-- Euro (Gesamt 2.Platz) freuen. Auch die immerfröhlich wirkende Andrea Stengel aus Regensburg und ihre Vereinskameradin Constance Türk kamen noch in die Preisgeldränge und liefen Bestzeiten. Constance Türk lag lange Zeit knapp hinter Pfeiffer in Lauerposition, brach aber in ihrem erst zweiten Marathon doch noch ein und war hinterher sichtlich enttäuscht.

Starke Altersklassenleistungen

In den Altersklassen gab es in Mainz teilweise herausragende Leistungen. Zwei Beispiele seien herausgegriffen. So verfehlte in der M70 der Dortmunder Klemens Wittig wohl wärmebedingt mit 3:09:11 den Deutschen Rekord dieser Altersklasse nur um rund 20 Sekunden. In Paderborn stellte er in diesem Jahr über Halbmarathon mit 1:27:18 und in Oberhausen bei den Westdeutschen Langstrecken-Meisterschaften bereits in 39:57,31 zwei neuen Rekorde für diese Altersklasse auf. Seinen ersten Marathon lief der frühere Kettenraucher erst mit 49 Jahren und erzielte 1993 seine Bestzeit mit 2:50:16 in Hannover. Nach dem Motto "viel Disziplin und wenig Alkohol" bereitete sich der frühere Werksleiter der Hösch AG akribisch auf diese Saison vor. Zu seinem Vorbereitungsprogramm von rund 90 Laufkilometern pro Woche gehört auch Radfahren. Das sich ein 69-jähriger 2006 alleine zu einer Deutschlandumradlung aufmacht, ist schon außergewöhnlich. 4.500 Kilometer in 37 Tagen, bei ca. 140 Kilometern Tagesleistung. Verrückt, sollte man glauben, wenn der Senior nicht beim Erzählen so sympathisch strahlen würde und mit der Unterstützung seiner Frau Gerda, ebenfalls Marathonläuferin, rechnen könnte. Sie ergänzt: "Wir hatten in der Zwischenzeit im Hause einen Wasserschaden. Als Klemens zurückkam, fand er ein neu eingerichtetes Zimmer vor!" Schon 2002 fuhr er per Rad mit einem Kumpel von der Donauquelle bis zum Schwarzen Meer.

Eine weitere starke Leistung lieferte der Jünkerather Herbert Ehlen ab. Nur um eine Sekunde lag der M55 Sieger mit 2:40:08 hinter dem jüngeren M50 Sieger Karl-Heinz von Lovenburg, aber doch deutlich vor dem ebenfalls stark und mit Herzschrittmacher laufenden Oberhofer Martin Wahl (2:43:05). Der für die LGV Gerolstein/Blankenheim startende Lehrer hat sich trotz Pollenallergie mit rund 120 Kilometer pro Woche, Radfahren, Aquajogging und verstärktem Gymnastiktraining auf die Meisterschaft vorbereitet. Seine von ihm vorbereiteten Schüler gewannen übrigens in der Vergangenheit mehrfach die Mainzer Ekidenstaffeln in ihrer Altersklasse oder erliefen viel Geld für wohltätige Projekte bei Benefizläufen. Auch Herbert Ehlen begann als früherer Fussballer erst spät in der M35 zu laufen, erzielte in den 80er Jahren mit 2:27:10 seine Marathonbestzeit in Kandel und wurde bereits in der M45 vor zehn Jahren in Regensburg Deutscher Marathonmeister.

Geringere DM-Resonanz wegen Terminkonflikten

Die Siegerzeiten der Deutschen Meister waren trotz des etwas zu warmen Wetters schneller als in München im Vorjahr. Mainz konnte hier mit internationaler Konkurrenz und den ausgelobten Prämien sicherlich ein wesentlich professionelleres Umfeld bieten. Ein Teil der dünnen deutschen Marathonspitze lief allerdings zuvor in Hamburg oder gleichzeitig in Düsseldorf mit besseren Leistungen. Das lag teilweise an der sehr späten Bekanntgabe im Januar des Meisterschaftstermins in Mainz, teilweise aber auch an der Bindung einzelner Athleten an Düsseldorf, sei es über den Verein oder als Vorjahressieger, wie Luminita Zaituc. Für viele schnelle Alterklassenläufer sorgte der Termin der Deutschen Marathon Meisterschaft in Mainz für einen Terminkonflikt mit den Senioren Europameisterschaften im Strassenlauf 14 Tage später in Regensburg. Für die Volksläufer war der beliebte Mainz Marathon wie in den vergangenen Jahren bereits nach einigen Wochen ausgebucht.
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Ilona Pfeiffer - Foto, Copyright: www.herbertsteffny.de

Strahlen erlaubt! Zahltag für die neue Deutsche Marathonmeisterin Ilona Pfeiffer.
Sie war die (verdiente) Großverdienerin
des Tages.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Teamwork und generalstabsmäßig geplant.
Klemens Wittig, der neue Deutsche Meister der M70 mit Gattin Gerda
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Zwei Haudegen der "alten Schule":
Herbert Ehlen, Deutscher Meister M55 und Martin Wahl, der Vizemeister, im Gespräch.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Schwache Beteiligung in Hauptklasse

Insgesamt beendeten im Rahmen der Deutschen Meisterschaften 295 Läufer den Marathon, darunter 231 Männer und 64 Frauen (21,7 Prozent). Einzelne Altersklassen waren sehr dünn besetzt. Allen voran die Hauptklasse Männer mit nur 37 Finishern, obwohl hier die große Altersspanne der 18- bis 39-Jährigen zusammengefasst ist. Während diese Altersgruppe im gesamten Finisherfeld des Mainz Marathons ein ganzes Drittel stellt, beteiligen sich nur 16 Prozent der 18- bis 39-Jährigen am Leistungsvergleich im Rahmen der Deutschen Meisterschaft. Unverbindlich finishen und Fun ist in diesem Alter offenbar interessanter als der klassische Wettstreit im Vereinstrikot. Die stärkst besetzte DM-Alterklasse war bei den Männern die M40 mit 58 Läufern im Ziel. Ähnlich bei den Frauen, wo lediglich neun 18- bis 34-Jährige das Ziel erreichten, dagegen aber 14 Damen der W35 das Rennen beendeten. In der W55 finishten lediglich zwei Läuferinnen im Rahmen der Meisterschaftswertung, in der W65 dagegen sieben! Prozentual nahmen am Gesamtfeld des Marathons nur 13,4 Prozent der Männer, aber 21 Prozent der Frauen an der Deutschen Meisterschaft teil.

Bleibt zu hoffen, dass der Leichtathletik Verband mit der Bekanntgabe des Termins für Marathon Meisterschaft 2008 nicht lange rumdruckst, und dass das Mainzer Bemühen um die guten Rahmenbedingungen im nächsten Jahr durch noch mehr Zuspruch seitens der Senioren- und Eliteläufer honoriert wird. Die Stadt Mainz, der Deutsche Leichtathletik Verband, Sponsor Nike und auch SWR TV haben jedenfalls bereits guten Willen und Kontinuität signalisiert.

Altersstruktur Mainz Marathon 2007 - Grafik, Copyright: www.herbertsteffny.de

Altersstruktur Mainz Marathon 2007 - Das Durchschnittsalter der Marathonis und
Marathonias liegt um die 40-45 Jahre. Die 18 bis 29-jährigen stellen nur eine kleine
Gruppe, ebenso die 30-35-jährigen Läufer. Dafür ist in diesen jüngeren Altersgruppen
der Frauenanteil mit rund 22 Prozent am größten.
(Grafik, Copyright: Herbert Steffny)

Ergebnisse Männer:
1. Andrei Naumov UKR 2:14:04
2. Sergei Zachepa UKR 2:14:31
3. Elisha Sawe KEN 2:19:18
4. Alexander Bolkhvitin RUS 2:20:08
5. Philipp Büttner GER 2:20:18
  Ergebnisse Frauen:
1. Ilona Pfeiffer GER 2:46:15
2. Birgitt Bohn GER 2:46:40
3. Krystina Kuta POL 2:48:13
4. Andrea Stengel GER 2:49:04
5. Constance Türk GER 2:49:36

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