Marathon 2006 - Bilanz und Statistik |
Nationale
und internationale Marathonbilanz 2006
Grenzen des Wachstums
Autor,
Copyright: Herbert
Steffny
- 24.12.2006
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gerne hierhin verlinken
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Die Marathonlandschaft in Deutschland Im Jahr 2006 gab es in Deutschland knapp 160 Marathons. Das Laufmagazin SPIRIDON listet im Dezemberheft alljährlich eine "Hitparade" der deutsche Marathonläufe. Nach den Kriterien: Finisherzahl, Frauenanteil, Siegerzeiten, Läufer unter 3:00 Stunden und Organisationsnote bestätigen der Berlin und Hamburg Marathon mit Platz 1 und 2 eine klare Sonderstellung von internationalem Format. Danach folgt Köln ganz knapp vor dem Frankfurt Marathon. München kann zwar bei den Teilnehmerzahlen mithalten, setzt aber trotz der Integration der Deutschen Marathonmeisterschaft offensichtlich bewußt nicht auf den internationalen Leistungsvergleich. Analysiert man die Zahlen genauer, so
erreichten bei 23 Marathons über 1.000
Teilnehmer das Ziel. Bei diesen größeren
Veranstaltungen, die nachfolgend eingehender betrachtet
werden, gab es insgesamt 106.195 Finisher. Allein bei den
fünf größten Marathons kamen 73.271 Läufer ins Ziel.
Zu den größeren Veranstaltungen könnte man auch noch
deutsche Marathonläufer im Ausland hinzuziehen. So kamen
alleine 2.432 Deutsche beim derzeit weltgrößten
Marathon in New York (37.936 Läufer) ins Ziel. Das
sind immerhin 6,4 Prozent aller Finisher! In Stockholm
kamen rund 850 (6,6%), in Luxemburg mit über 500 rund
ein Viertel und in London dagegen nur 299 Deutsche (knapp
1%) ins Ziel. Allerdings ist bei den hiesigen Marathons
zu berücksichtigen, dass die Zahlen nicht nur deutsche,
sondern auch ausländische Teilnehmer und natürlich auch
Mehrfachstarts einer Person beinhalten. Alleine in Berlin
sind mit 10.917 über ein Drittel der Finisher
Ausländer, allen voran 2.389 Dänen. Somit ist die Zahl
der deutschen Marathonläufer nicht ganz einfach
auszumachen. Es dürfte sich aber um rund 100.000
handeln, die in diesem Jahr wenigstens einen Marathon
gelaufen sind. Das wären 0,14 Prozent der Bevölkerung,
bzw. jeder 800ste Deutsche wäre 2006 ein
Marathon gelaufen. Zum Vergleich: in den USA gab
es bei 300 Millionen Einwohnern 2006 rund 397.000
Teilnahmen bei ca. 350 Marathons. Darin sind aber auch
Mehrfachteilnahmen und Ausländer enthalten. Schätzt man
daraus die Zahl der US-Läufer auf vielleicht 200.000, so
lief nur jeder 1.500ste Amerikaner 2006 einen Marathon. Deutsche Freizeitläufer laufen Marathon schneller Die mittlere Marathonlaufzeit
war 2006 in den USA 4:45:29
(Männer 4:31:26, Frauen 5:06:36). In Deutschland wird im
Durchschnitt deutlich schneller gelaufen (siehe Tabelle
nebenan)! In Berlin benötigten die Männer im Mittel
4:07:36, die Frauen 4:35:01, die mittlere Zielzeit war
trotz warmen Wetters am Brandenburger Tor 4:13 Stunden,
(2005 4:08 Stunden). In London kamen in diesem Jahr 50
Prozent der Läufer nach 4:20 Stunden ins Ziel und in New
York in 4:22 (2005 bei Wärme 4:38 Stunden), wobei die
Männer 2006 bis zum Central Park durchschnittlich
4:13:31 und die Frauen 4:38:55 brauchten. Wesentlich
schneller ist bei uns Frankfurt: 2006 mit
durchschnittlich 4:00:33 Stunden (2005 sogar 3:58, es war
kühler) und historisch 1985 sage und schreibe 3:23
Stunden (!) bei damals rund 7.296 Finishern. Früher
war die Marathonszene wesentlich leistungsorientierter.
Fast alle Läufer waren Mitglieder in Vereinen (näheres
dazu hier). Eine
Rolle spielen im historischen und internationalen
Vergleich aber auch die längeren Zielöffnungszeiten
(v.a. in den USA) und der höhere durchschnittliche
(langsam laufendere) Frauenanteil von 40 Prozent bei den
amerikanischen Marathons. |
SPIRIDON Marathon
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Frauen beim
City Marathon auf dem Vormarsch Der Frauenanteil nahm international und bei den deutschen Marathons in den letzten Jahrzehnten stetig zu. Beendeten beispielsweise in Berlin 1983 nur 4,6 Prozent Frauen den Marathon, so ist dieser Anteil mittlerweile auf 20,2 Prozent angestiegen (siehe Grafik unten). Die Frauen suchen sich die Marathons etwas selektiver aus, die großen Stadtmarathons sind offenbar am attraktivsten, (wohl auch wegen des Rahmenprogramms, was die Stadt sonst zu bieten hat, zudem sind die Teilnehmerfelder dort auch weiter hinten noch dichter. "Frau" läuft eben nicht gerne alleine hinterher. Bemerkenswert ist, dass sich unter den fünf Marathons mit der niedrigsten Frauenbeteiligung immerhin drei bayrische Marathons befinden. Lediglich der München Marathon macht hiervon eine erfreuliche Ausnahme. Die durchschnittliche Teilnehmerinnenquote ist bei den hier analysierten 23 größten Marathons im Jahr 2006 bei 18,2 Prozent angelangt. Im internationalen Vergleich sind die Zahlen z.T. wie in den USA erheblich höher. London hat einen Frauenanteil von 30,6 Prozent. In New York sind es rund ein Drittel, in Chicago sogar 43,8 Prozent und beim Honolulu Marathon mit 47,5 Prozent fast die Hälfte! Analysiert man "außer Konkurrenz" die deutschen New York Marathon Teilnehmer, so findet man hier mit 27,5 Prozent den Marathon mit der höchsten deutschen Frauenquote, danach folgt mit 26 Prozent der Urlaubsmarathon in Honolulu (siehe Tabelle nebenan). Bei den deutschen Marathons besteht in den nächsten Jahren noch ein erheblicher Nachholbedarf (siehe dazu auch unser neustes Buch "Marathontraining für Frauen"). |
Deutsche Marathons nach Teilnehmerinnenquote:
Quelle: www.herbertsteffny.de |
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Die nebenstehende Grafik zeigt am Beispiel des Berlin Marathons die Entwicklung und den Laufboom der letzten Jahrzehnte. Seit Anfang und Mitte der 80er Jahre finden die Marathons zunehmend in der City statt. Frankfurt ist der älteste noch existierende Stadtmarathon in Deutschland, der bis 1985 (letzter "Höchst Marathon") die Nummer eins in der Leistungsspitze und -Dichte in Deutschland war. Berlin übernahm das Zepter als Frankfurt 1986 ausfiel. In der Folge war eine stetige Zunahme der Finisher zu verzeichnen, die zunächst mit einem Teilnehmergipfel 1990 (im Jahre der Wiedervereinigung) einen vorläufigen Höhepunkt fand. Erst Mitte der 90er Jahre stiegen die Zahlen wieder als Ausdruck des Marathonbooms der Freizeitläufer. Der Frauenanteil stieg dabei kontinuierlich von 4,6 auf 20,2 Prozent. Die Stagnation um knapp über 30.000 Finisher liegt ähnlich wie in New York oder London an der organisatorischen Kapazitätsgrenze, weniger an der mangelnden Nachfrage. |
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Auch
Marathonbäume wachsen nicht in den Himmel Marathonboom, Laufen ist
"in"! So tönt es allenthalben durch die
Medienlandschaft. Das ist nicht ganz falsch, aber manche
Angaben und Zahlen sind vollkommen überzogen,
womit ich mich in Kürze in einem anderen Artikel
ausführlich beschäftigen möchte. Die neusten Zahlen
zum Laufboom besagen sogar, dass wir in Deutschland
19.000.000 Läufer haben sollen. Donnerwetter, 19
Millionen! Ja aber wo laufen sie denn? Umgerechnet auf
die Bevölkerung sei folgende Frage erlaubt: läuft
(synonym"rennt", = kurze Flugphase, ohne
Bodenkontakt ;-)) in Ihrer Nachbarschaft wirklich fast
jeder Vierte? (ich meine also nicht in der Stadt
umher"laufen"...). Auch die Teilnehmerzahlen
bei Marathonläufen werden heute im engen Wettbewerb um
die Gunst der Medien und Sponsoren von nicht wenigen
Veranstaltern oder ihren Agenturen marktschreierisch
hochgeschönt. Da
werden schon mal Rahmenveranstaltungen zu den
Marathonteilnehmern hinzugezählt: Kinderläufe,
Inliner-Wettbewerbe, Halbmarathons oder Minimarathons. In
der Tat ist bei diesen Veranstaltungen Wachstumspotential
und so kommen Schlagzeilen wie z.B. "60.000 bei
Berlin-Marathon" zustande (siehe nebenan).
Reduziert man aber das Läuferfeld nur auf die wirklichen
"42,195 Marathonläufer" und dann von den Angemeldeten
über Gestartete auf letztlich im Ziel
angekommene Läufer, und nur diese "Finisher"
zählen bei einem objektiven Vergleich, so schrumpft das
tatsächliche Läuferfeld ernüchternd auf die Hälfte.
Fazit: Der Marathonmarkt ist auf hohem Niveau
nahezu ausgereizt. Zuwachspotential - Marathonlauf oder Volkswanderung? Zwar kommen immer noch neue Marathons hinzu, aber die Kapazitätsgrenze scheint mittlerweile erreicht. Nur einige mutige Veranstalter wie Kassel und St. Wendel oder Luzern in der Schweiz, betreten 2007 die Marathonszene zum ersten Mal. Rund ein Drittel der 23 größeren deutschen Marathons verzeichnete wie Frankfurt oder Hamburg noch (leichte) Zuwächse, die meisten Veranstaltungen stagnieren teilweise auf hohem Niveau oder haben bereits Rückgänge an Teilnehmern (wie München trotz Integration der Deutschen Meisterschaft!) oder Köln zu verbuchen. Andere wie der Ruhr Marathon mussten dieses Jahr (mangels Sponsoren) sogar passen. Halten werden sich nur noch Marathons, die nachhaltig ein qualitativ hohes Organisationsniveau bieten können oder sich innovationsfreundlich zeigen. Raum für neue Marathons in der Szene haben noch attraktive Städte oder Regionen mit einem breitem Ausdauersport- und Leichtathletik-Umfeld und einem potentiellen Sponsorenpool, wie beispielsweise Stuttgart. Ein Stuttgart Marathon dürfte aber anderen süddeutschen Veranstaltungen wiederum Teilnehmer abknöpfen. Das Zuwachspotential dürfte meines Erachtens nicht nur beim Frauenanteil liegen, sondern selbstverständlich auch bei den ganz langsamen Läufern oder Walkern. Ist das Ziel nur lange genug offen, dann ist dabei sein alles. Die amerikanischen Marathons machen uns das bereits jetzt schon vor. In New York wird man auch nach 10 und in Honolulu noch nach 15 Stunden gewertet. Fragt sich nur für was: einen Marathonlauf oder eine Volkswanderung? Das gab's bei uns schon immer... In den USA konnten trotz Zunahme der Veranstaltungen von 320 (2005) auf 350 Marathons (2006) gleichzeitig auch eine Zunahme der Finisher von 383.000 auf 397.000 registriert werden. Das ist ein Zuwachs von 3,8 Prozent! Davon kamen genau 30 Prozent über 5:00 Stunden ins Ziel. Immerhin noch 10,8 Prozent aller Finisher benötigen mehr als 6:00 Stunden. Das darf man getrost schon eher als "Walking mit Laufpassagen" bezeichnen. Zum Vergleich: in Berlin liefen nur 1,2 Prozent der Finisher langsamer als 6:00 Stunden und 15,3 Prozent über 5:00 Stunden. |
Zahlenspiele: "60.000 bei
Berlin-Marathon", (video-text rbb 23.9.2006) |
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Die internationale
Marathonszene 2006 2006 haben sich die großen fünf Marathons (Boston, London, Berlin, Chicago und New York) zu den World Major Marathons zusammengeschlossen. Dabei geht es um ein gemeinsames Vermarktungskonzept, in der Hoffnung wie die "Grand Slam Turniere" im Tennis oder die "Champions League" im Fussball eine Art "Oberliga" zu schaffen. Spektakulär sind die ausgelobten Preisgelder von einer Millionen Dollar, die der/die Beste über eine Zweijahreswertung verdienen kann. Ziemlich happig bis heftig sind vielleicht auch dadurch die Startgelder für die Teilnehmer an diesen Top-Marathons geworden. Sportlich führte es aber in Chicago und New York zu einem gegenseitigen Belauern und schlechteren Zeiten oder zu einem Überraschungssieg (Marilson Gomes in New York), denn keiner der Favoriten wollte dem anderen der Wasserträger oder Hase sein. Bei den vier
schnellsten deutschen Marathons (Berlin, Hamburg,
Frankfurt, Köln) erzielten die Äthiopier vier von acht
möglichen Siegen bei den Männern und Frauen. Die
sieggewohnten Kenianer aber nur einen! Allgemein zeigte
sich 2006 auch international ein Vorprechen der
Äthiopier in die kenianische Marathon Domaine. Im Vergleich zu 2005 (und 1985) beherrschen die Afrikaner bei den
Männern mit 25 Läufern auch 2006 die
Top-30-Weltbestenliste (siehe Grafik unten). Statt 23
sind es aber nur noch 18 Kenianer. Die Europäer, Asiaten
und Amerikaner (der US-Amerikaner Khalid Khannouchi kommt
allerdings aus Marrokko) plazierten sich wie 2005. Die
Äthiopier konnten weltweit im Vergleich zum Vorjahr mehr
große City Marathons gewinnen. Aushängeschild ist v.a.
Haile Gebrselassie, der den Umstieg von der Bahn nun
vollends erfolgreich vollzogen hat, aber auch Gete Wami
und Berhane Adere (s.u.) bei den Frauen. In der
Weltbestenliste der Frauen zeigt sich 2006 ein anderes
Bild. Dominierender Kontinent ist Europa (v.a.
Läuferinnen des ehemaligen Ostblocks), und Asien (v.a.
Japanerinnen) noch vor den Afrikanerinnen. Bei den Frauen
verteilen dich die Top 30 Platzierungen auf 13 Nationen,
bei den Männer nur auf 9. Auffallend ist erneut, dass in
Japan und Russland die Frauen wesentlich mehr
Top-Plazierungen als ihre Landsmänner erzielten,
während das bei den Kenianern und Marrokkanern umgekehrt
ist. Hier dominieren die Männer. |
Statistiken: Ewige Weltbestenlisten Marathon
schneller waren bisher:
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Männer National: Jan Fitschen, der durch seinen Kampfgeist und beherzten Weltklasse-Endspurt überraschend 10.000 Meter Europameister wurde. Aus der fast nicht mehr existierenden Männer Marathonelite gefiel mir nur Mario Kröckert, der im Alleingang beim Essen Marathon siegte. Wenn man bedenkt, dass Uli Steidl die Jahresbestzeit auf einem Kurs mit Gefälle gelaufen ist, war Kröckert eigentlich auch Jahresschnellster. Die Zeit, die dafür reicht, ist immerhin schneller als im Vorjahr (2:18:43), aber meilenweit von wirklich internationaler Klasse entfernt. Näheres dazu weiter unten. International: für mich auf der Langstrecke ganz klar: Haile Gebrselassie! Der Äthiopier stellte bereits im Januar in Phoenix/USA einen neuen Weltrekord über Halbmarathon mit 58:55 Minuten auf. Beim Marathon lief er nicht nur bei seinem souveränen Sieg in Berlin mit 2:05:56 nach 2005 erneut die Weltjahresbestzeit und überzeugte damit selbst die ersten Zweifler nach seinem neunten Platz in London, sondern gewann auch noch im Dezember in Fukuoka mit 2:06:52 wieder in einer Weltklassezeit. Mittelt man die jeweils drei besten Marathonzeiten eines Läufers, so steht der Äthiopier allerdings noch hinter Paul Tergat, Khalid Khannouchi, Evans Rutto und Sammy Korir, die bisher einen schnelleren Duchschnitt als Haile gelaufen sind (siehe Randspalte weiter oben). Immerhin ist Gebrselassie nach dieser Saison endgültig in der Marathon-Oberliga angekommen. Was ihm hier noch fehlt ist der Weltrekord und ein Titel und so ist sein erklärtes Ziel der Marathonlauf bei den olympischen Spielen 2008 in Peking. Sein großes Vorbild Abebe Bikila hat das Kunststück fertig gebracht, zweimal in Rom (1960) und Tokio (1964) jeweils mit Weltrekord Olympiasieger zu werden. Das wird Haile nicht mehr toppen können. Beeindruckt hat mich in
diesem Jahr auch der Meisterschaftsfuchs Stefano
Baldini. Der Italiener war bei den Marathon
Europameisterschaften wieder wie bei seinem Olympiasieg
2004 auf den Punkt fit und sicherte sich den Titel. Der
Kenianer Paul Kipkoech Cheruiyot
konnte 2006 Boston (2:07:17) und Chicago (2:07:35)
gewinnen und führt souverän in der Wertung der World
Majors. Der 28jährige ist den Dollar Millionen bisher am
nächsten. Hailes Landsmann Ambesse Tolossa
konnte 2006 drei Marathons von Format gewinnen
(Tokio, San Diego und Honolulu). Sensationell war auch im
Frühjahr der fünfte Doppelsieg in Folge (Mittel- und
Langstrecke) bei den immer erstklassig besetzten
Crossweltmeisterschaften durch den neuen äthiopischen
"Wunderläufer" Kenenisa Bekele.
Er wurde 2006 auch Hallenweltmeister über 3000 Meter und
war 2004 Doppelolympiasieger über 5.000 und 10.000
Meter. Er hält als würdiger Stadion-Oval-Nachfolger von
Haile Gebrselassie auch die Weltrekorde über diese
Distanzen. Den Kenianern und Äthiopiern machte
Zersenay Tadesse aus Eritrea immer wieder
das Siegen schwer. So holte sich der 24jährige den
Weltmeistertitel im Straßenlauf über 20 Kilometer und
testete mit 59:16 bereits den Halbmarathon Weltrekord an. |
Haile Gebrselassie hat auch beim Straßenlauf gut lachen. (Foto: Herbert Steffny) In eigener Sache: Es war mir eine Ehre
diesen sympathischen "Wunderläufer", dessen
Ausstrahlung und Witz ich als Journalist persönlich
bereits seit der Leichtathletik-WM in Stuttgart 1993
kenne, beim Berlin Marathon im ARD Fernsehen zu
kommentieren. Nur selten bekommt man als Reporter die
Chance vielleicht einen Marathon Weltrekord live
mitzuerleben. Im Alleingang scheiterte sein Unterfangen
nur knapp... |
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National: Hier muss man auch nicht allzu lange überlegen: Ulrike Maisch. Sie nutzte bei den Europameisterschaften die Gunst der Stunde und holte sich taktisch klug laufend den Titel, womit niemand gerechnet hatte. Dieser Erfolg kann ihr natürlich zur Last werden, denn die bisher von ihr gelaufenen Zeiten hinken der Wertigkeit des internationalen Titels eigentlich hinterher. Für ihren Erfolg aber gilt: Titel ist und bleibt Titel, Zeiten sind vergänglich! Luminita Zaituc siegte beim Düsseldorf und Köln Marathon und lief die deutsche Jahresbestzeit (brutto 2:28:30 IAAF, netto 2:28:24 DLV in Köln). Das ist Platz 48 der Weltbestenliste 2006. Sie patzte leider bei den Europameisterschaften, denn das hätte ihre Meisterschaft werden können, denn EM-Silber hatte sie schon 2002 in München erlaufen. Gefallen konnten auch Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt, die sich auf der Bahn und beim Halbmarathon beharkten und gegenseitig zu guten Leistungen trieben (sogenannter "Zickenkrieg"). Beide Rivalinnen haben für 2007 ihren Marathoneinstand angekündigt. Da darf man gespannt sein, denn trotz des Europameisterschaftstitels von Ulrike Maisch: die Dichte der Elite Marathonläuferinnen ist in Deutschland eher kleiner und der zeitliche Abstand zur Weltspitze größer geworden. International:
Hier habe ich keine echte Favoritin. Die
Krone geht für mich an ein Team, denn die Äthioperinnen
sind gewaltig auf dem Vormarsch. Die Britin Paula
Radcliffe machte eine
Babypause (Ihre 3 besten Marathons in der Randspalte
nebenan). Die Lücke nutze die US-Amerikanerin Deena
Kastor mit
Weltjahresbestzeit in 2:19:36 und US-Rekord in London,
patzte aber als Favoritin ausgerechnet vor heimischem
Publikum in New York. Die Äthiopierinnen Gete
Wami und Berhane Adere
jagten sich über die ganze Saison
gegenseitig letztlich zu neuen nationalen
Marathonrekorden bei ihren Siegen in Berlin und Chicago.
Die 10.000 Meter Weltmeisterin von 2003 Berhane Adere
wurde schließlich drittschnellste Marathonläuferin in
diesem Jahr. Auf den kürzeren Strecken waren es
ebenfalls die Äthiopierinnen Mesert Defar
(2006 u.a. 3000 Meter Hallenweltmeisterin, 5000 Meter
Weltcupsiegerin und Weltrekordlerin in 14:24:53) und Tirunesh
Dibaba (u.a. 2006 Crossweltmeisterin), die
sich bei den Grand Prix Sportfesten die Siege über 3.000
und 5.000 Meter teilten. Von den Kenianerinnen konnte
mich nur Lornah Kiplagat überzeugen.
Sie wurde allerdings für die Niederlande startend
Weltmeisterin im 20 Kilometer Strassenlauf. |
----------------------------------- Nachzutragen
wären noch die
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Trostlos -
deutsche Männer Marathon "Elite" Das unter den deutschen Marathonläufer die Männer international immer weiter hinterher hinken, habe ich schon in einem anderen Artikel in der Vergangenheit ausführlich dargestellt und diskutiert. In der Hoffnung, dass jeder (negative) Trend vielleicht einmal ein Ende findet, habe ich natürlich hoffnungsvoll die Entwicklung auch 2006 weiter verfolgt. Das Resultat ist aber ernüchternd. Das Leistungsniveau bleibt auf dem Stand der 60er Jahre. Während sich die Welt weiter entwickelt, werden unsere Läufer immer schlechter! An den Genen kann das wirklich nicht liegen. Ich habe das in der nachfolgende Grafik veranschaulicht. Sie stellt in einer historischen Betrachtung der deutschen Jahresbestzeit ab 1970 (blaue Punkte) die jeweiligen Weltjahresbestzeit (rote Punkte) gegenüber. Man sieht deutlich wie seit Ende der 90er Jahre das internationale und das nationale Niveau immer weiter auseinander klaffen. Mittlerweile trotten unsere schnellsten Läufer über 10 Minuten hinter der Weltspitze her. Unsere Besten stehen etwa auf Platz 600 der Weltbestenliste. Die
nachfolgende folgende Grafik spricht traurigerweise für
sich.... |
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Artikel von Herbert Steffny
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