| Ratgeber: Radfahren und Laufen | 
Copyright: Herbert Steffny
Verträgt sich Radfahren mit Marathontraining?
| Frage von T.S.: Sehr geehrter Herr Steffny, ich trainiere derzeit für einen Marathon im September (Halle-Leipzig) nach Ihrem 2:45er Plan aus ihrem Buch "Das große Laufbuch". Ich habe bereits Marathons nach Ihren Trainingplänen erfolgreich absolviert (z. B. unter 3 Stunden). Da ich nun jeden Tag trainieren muss, wollte ich anfragen, ob ich auch kleinere Trainingeinheiten (70 min Jogging o.ä.) durch Fahrradfahren ersetzen kann - falls ich Probleme mit den Füßen bekommen sollte? Ich frage auch deshalb, weil ich im Sommer gern Mountainbike fahre. Ich freue mich über Ihre professionellen Ratschläge! Antwort von Herbert Steffny: Wenn Sie genau nachsehen finden Sie im "Großen Laufbuch" immer wieder Hinweise auf Radtraining für Läufer. So drängt sich im Sommer Radfahren als Crosstraining nahezu auf. Auch nach harten Wettkämpfen wie nach einem Marathon ist Radfahren zur orthopädischen Schonung sehr sinnvoll. Tatsächlich können Sie im Marathontraining gelegentlich (1x pro Woche) ein Laufeinheit auch durch eine Radeinheit komplett ersetzen und eine weitere vielleicht ergänzen also zusätzlich einplanen, soweit die Zeit dazu reicht. 
 Am sinnvollsten wäre ein Radtraining
        nach einem Tempotag oder einem langen Lauf. Die
        Kerneinheiten des Lauftrainings wie Intervalltraining
        oder der lange Lauf sollten aber weder ersetzt noch durch
        das Radtraining behindert werden. Die Trainingszeit
        muss dann allerdings etwa doppelt so lange wie
        die Laufzeit sein, schließlich kommen beim Radfahren in
        der freien Landschaft "Rollzeiten" dazu, wo Sie
        sich nicht anstrengen und Sie müssen Ihr Körpergewicht
        nicht selbst tragen. Daher ist auch der Kalorienverbrauch
        pro Zeiteinheit deutlich geringer. Zudem sollten
        Sie kleinere Gänge mit hoher Frequenz
        fahren, Läufer treten da meist zu hart. Der Belastungspuls
        sollte rund 10-15 Schläge niedriger als beim
        Laufen sein. Sie arbeiten im Sitzen schließlich nur mit
        den Beinen! Die wären sonst überfordert, wenn diese
        alleine den Puls so hoch wie beim Laufen bringen
        müßten. Nochmals, da wichtig: Nicht unmittelbar vor
        einem Tempolauf oder sogar Wettkampf (immer dahinter)
        radfahren, weil sonst die Muskulatur "wie
        ausgeleiert" ist.  Tipp: Laufen und Rennradfahren auf Mallorca Radfahren macht nicht unbedingt langsam, wie oft behauptet wird. Es muss nur mit Intervalltraining kombiniert werden. Bergfahren an längeren Anstiegen ist auch ein prima Kraftausdauertraining. Macht man zwei Tage später ein Programm wie 5x 1000 Meter im 10km Wettkampftempo, so kann man die gewonnene Kraft durchaus läuferisch für bessere Wettkampfzeiten ummünzen. Übrigens habe ich selbst früher zu meinen besten Zeiten (und auch noch heute) viel auf dem Rad dazu trainiert und bin auch (heute noch) Radrennen mitgefahren. Im Hochsommer bietet sich, wie auch im Großen Laufbuch beschrieben, regelrecht ein Kraftausdauerblock mit Radfahren an, z.B. ein Radurlaub mit dem MTB oder Rennrad in den Alpen? Zu einseitiges Training (Nur-Laufen) ist für Läufer ohnehin nicht gut. Bei Verletzungsproblemen kann man auch längere Einheiten orthopädisch schonend auf dem Rad zurücklegen, aber den langen Lauf im Marathontraining kann das in der speziellen Vorbereitungsphase nicht ersetzen. Läufer, die Knieprobleme (Sehnenansätze, Verkürzungen und v.a. Dysbalancen der Beinmuskulatur usw.) haben, können, wie ich als Trainer in der Praxis immer wieder feststellen konnte, diese mit Radfahren und Dehnungsprogrammen sogar in den Griff bekommen. So und nun
        viel Glück beim 2:45er Plan. | 
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