Zürich Marathon
2011 |
Autor
und Copyright: Herbert Steffny
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Zürich -
Ostblockläufer ärgern die Afrikaner
(von Herbert Steffny aus
Zürich - 17.4.2011)
Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?
Bei herrlichem Frühlingswetter, fast windstill und 12 bis 16 Grad, also idealen Bedingungen für die Spitzen- und Freizeitläufer, ging der Russe Aleksey V. Solokov erst einmal frech an die Spitze. Das sieht man selten. Der Olympia 21.Platzierte von Peking 2008 marschierte in Richtung persönlicher Bestzeit von 2:09:07 Stunden, die er in Dublin als Sieger 2007 aufstellte. Der 31-Jährige, der übrigens mit 8:09 Minuten 2003 auch ein hervorragender 3.000 Meter Hindernisläufer war, hatte bei 10 Kilometern einen Vorsprung von rund 100 Metern auf die Afrika-Gruppe mit den Siegern der letzten Jahre, darunter der Sieger 2010 David Kiprono Langat, der mit 2:08:58 Stunden die Bestzeit im Elitefeld innehatte. Doch bei 17 Kilometern am Seeufer des Zürichsees stellten die Verfolger den kecken Ausreisser, der aber an der Spitze das Rennen weiter aktiv mitgestaltete. Halbmarathon durchlief die siebenköpfige Spitzengruppe in 1:04:24 Minuten, was in der Tat auf eine mögliche Zeit unter 2:10 Stunden hindeutete. |
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Ich bin dann mal weg...! Aleksey Sokolov verabschiedete sich zu Beginn erstmal von den Afrikanern (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Haarscharf! Um eine Sekunde... (Foto, Copyright: Herbert Steffny) ...verfehlte John Kyui eine Zeit von unter 2:10:00 Stunden. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) John Kyui konnte sich über Sieg und Bestzeit nur verhalten freuen. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Halbmarathonzwischenzeit! Den Länderkampf der amtierenden nationalen Marathonmeister Schweiz gegen Deutschland, konnte der Schweizer Tarcis Ancay gegen Dennis Pyka (hinten) für sich entscheiden. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Der ehemalige schweizer Radprofi Laurent Dufaux schlug sich mit 41 Jahren gegen die laufende Konkurrenz in 2:43 Stunden ziemlich wacker. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Klasse-Service: Unterwegs gab es Wasser aus Trinkflaschen für alle Teilnehmer! (Foto, Copyright: Herbert Steffny) |
John Kyui überrascht die
Favoriten Nach dem Wendepunkt am Zürichseeufer in
Meilen zerfiel die Truppe nach einem Antritt des
Kenianers John Kyalo Kyui, dem die
Startnummer 13 offenbar Glück bringen sollte. Seine
bisherige Bestzeit von 2:15:21 Stunden, würde der
25-Jährige pulverisieren. Meter um Meter konnte der
Überraschungssieger auf dem Rückweg zur Züricher
Innenstadt zwischen sich und seinen hartnäckigen
Verfolger Sokolov legen, um dann im Ziel verbissen
angesichts der Uhr um jeden Sekundenbruchteil zu
kämpfen. 2:09:59,6 Stunden wurden offiziell gemessen und
dann auch auch 2:09:59 Stunden in den Medien
kommuniziert. Wer aber das Regelwerk kennt, weiß, dass
diese Zehntel aufgerundet werden müssen und für den
tapferen Kyui offiziell leider nur 2:10:00 Stunden zu
Buche stehen. Ein wenig Unglück im Glück dann doch noch
für den Kenianer. Dahinter sicherte sich der stark
laufende Sokolov den zweiten Platz in 2:10:23 Stunden vor
dem Kenianer Abraham Tandoi, dem
Trainingspartner von Viktor Röthlin in
der Schweiz. Immerhin lief dieser mit persönlicher
Bestzeit von 2:11:00 Stunden 1:42 Minuten schneller als
sein Meister Röthlin gleichzeitig in London.
Erwähnenswert auch, dass dahinter Landsmann Daniel
Kiptum als Vierter seinen eigenen Gehörlosenweltrekord
auf 2:11:32 Stunden verbesserte. Dem Vorjahresersten
und Düsseldorf Marathon Sieger von 2009 David Kiprono
Langat blieb in 2:13:39 Stunden diesmal nur der
sechste Platz. Der schweizer schlägt den deutschen Meister In Abwesenheit
von Viktor Röthlin, der in London parallel sein Waterloo
erlebte, wurde zum vierten Mal in Folge der Walliser Tarcis
Ançay Schweizer Meister. Ein wenig ärgerte den
immerhin schon 41-Jährigen, dass er die Unterbietung der
2:20 Stundengrenze äußerst knapp um nur vier Sekunden
verpasste. Immerhin konnte er das Duell der Landesmeister
2010 zwischen Deutschland und Schweiz deutlich für sich
gewinnen, denn der amtierende deutsche Meister Dennis
Pyka war dem Schweizer lange auf den Fersen. Bei
Halbmarathon lagen beide noch mit 1:09:31 Stunden auf
2:19er Kurs. Dann musste sich aber der Deutsche mit
Oberschenkelschmerzen zurückzufallen lassen, um als
Gesamt-Zwölfter in 2:25:43 Stunden einzulaufen. Dennis
versicherte mir im Ziel, dass er auf jeden Fall in
Hamburg seinen Titel verteidigen möchte. Da bleiben im
noch sechs Wochen zur Erholung und zum Wiederaufbau, wenn
dieser nicht leicht durchzuführende Doppelschlag im
Frühjahr gelingen soll.
Bei den Damen
gaben zunächst die Afrikanerinnen und die Schweizerin Patricia
Morceli den Ton an. Nur verhalten lief im Pulk
der Frauenelite mit dem üblichen Männerbegleittross die
Ukrainerin Svitlana Stanko hinterher.
Bei Halbmarathon war die Frauenspitze im 2:33er Fahrplan.
Dieses Tempo konnte aber letztlich nur die Ukrainerin
durchlaufen, um überlegen in 2:33:25 Stunden zu siegen.
Dahinter sicherte sich als Zweite Morceli in 2:37:28
Stunden in Bestzeit den nationalen Titel und unterbot
damit die schweizer WM-Quali ebenso wie die Vierte Magali
di Marco (2:42:57 Stunden), gab aber bald nach
dem Rennen zu verstehen, dass sie im Herbst lieber in
Berlin laufen möchte. Als Dritte schob sich als einzige
Afrikanerin Salome Biwott aus Kenia
in 2:39:02 Stunden auf einen Platz auf dem Podest.
3.175 Läufer kamen ins Ziel, darunter 599 Frauen, was
einer Quote von 18,9 Prozent entspricht. Damit hat sich
die Finisherzahl gegenüber dem Vorjahr um sechs Läufer
erhöht, der Anteil der Frauen dagegen um ganze vier
Prozent! Der 77-jährige Wesley Love
(USA) war der älteste Teilnehmer im Feld. Der
US-Amerikaner aus Lafayette kam nach 6:03:36 Stunden ins
Ziel. Er durfte bereits eine halbe Stunde früher starten
und beendete mit seinem 200. und letzten Marathon in Z
wie Zürich seine Marathonkarriere.
Erwähnenswert, dass unter den Finishern auch der ehemalige schweizer Radprofi Laurent Dufaux ins Ziel kam. Mit 2:43:49 verfehlte der 41-Jährige nicht nur sein Ziel von 2:35 Stunden, sondern auch seine persönliche Bestzeit von immerhin 2:40:14 Stunden. Damit kann man aber immer noch weltweit unter den besten Radprofis im Marathonlauf mithalten. Der französische Ex-Radprofi Laurent Jalabert lief vor einer Triathlonkarriere über die halbe Ironmandistanz beim New York Marathon 2005 eine Zeit von 2:55 Stunden. 2007 lief der damals 36-jährige Ex-Radprofi Lance Armstrong den New York Marathon beim zweiten Versuch in 2:46:43 Stunden, nachdem er sich 2006 grottenschlecht auf seine Premiere vorbereitet hatte. Zum Vergleich: der deutsche Ex-Radprofi Rolf Aldag lief in Hamburg 2006 satte 2:42:54 Stunden gleich beim Debüt! Parallel fand in Zürich auch ein Staffelmarathon statt, an dem sich 648 Teams mit je vier Läufern beteiligten. Das war nahezu eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Die schnellste Mannschaft konnte die Laufelite aber nicht angreifen und kam auf eine Zeit von 2:29:44 Stunden. Dass es immer weniger dicke Politiker gibt bewiesen das Züricher Stadtratsteam mit Daniel Leupi, Andres Türler, Corine Mauch und André Kuy bei einer Teamleistung von 3:38:02 Stunden
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