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Herbert Steffny berichtet
exklusiv jährlich seit 1993 aus Hawaii vom Honolulu Marathon Der Honolulu Marathon auf Hawaii ist eine bunte Augenweide - die Sieger mit Blumenkranz, unsere InterAir Laufgruppe unter der Statue der Sportlegende Duke Kahanamoku und zwei Shaka-Japanerinnen - wie gewohnt immer gut drauf! (Foto,
Copyright: Herbert Steffny)
Der
Kenianer Lawrence Cherono
verbesserte im Zweikampf mit dem dreifachen Amsterdam Marathon Sieger Wilson Chebet den 12
Jahre alten Streckenrekord von Jimmy
Muindi auf erstklassige 2:09:39 Stunden. Bei etwas
kühleren Bedingungen und nur leichtem Wind unterbot auch Chebet
in 2:10:50 Stunden den alten
Streckenrekord um 22 Sekunden. Bei den Damen gewann die Kenianerin Brigid Kosgei in
2:31:11 Stunden. Über 20.000 Läufer finishten im Kapiolani Park unweit
vom weltberühmten Waikiki Beach. Tags zuvor gab es im Rahmenprogramm
bei der 44. Auflage des Tropenklassikers erstmals einen Meilenlauf und
am Renntag den traditionellen 10 Kilometer Walk an dem einige Tausend
Fitnesssportler teilnahmen.
Schnelles
Tempo von Beginn an
In dem
um 5.00 morgens mit einem sechsminütigen üppigen Feuerwerk gestarteten Rennen
drückte bei den Männern der
Edelhase Festus Talam
(ein 2:06 Stunden Läufer) im weihnachtlich geschmückten Downtown
Honolulu von Beginn an auf die
Tube in Richtung Streckenrekord. Eine Reihe von internationalen
Klasseläufern bissen sich in den vergangenen Jahren an der von Jimmy Muindi 2004
aufgestellten Rekordmarke
2:11:12
Stunden die Zähne aus, darunter auch Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang, der 2012 zwar siegen konnte,
aber mit 2:12:31
Stunden den Rekord
deutlich verpasste. In 30:25 Minuten passierte eine siebenköpfige
Spitzengruppe aus Kenianern und Äthiopiern die 10 Kilometer Marke am
Kapiolani Park, was auf unter 2:11 Stunden hinauslaufen würde. Kühl ist
es in Honolulu nie, aber bei nur leichtem Wind und vielleicht zwei Grad
weniger als sonst, riskierten die Afrikaner vorne etwas. Immerhin waren
15.000 Dollar auf den Streckenrekord ausgelobt. Im illustren Feld waren
unter anderem der Olympia Silbermedaillen Gewinner Feyisa Lelisa, sein
äthiopischer Landsmann Deribe
Robe, und der dreifache Amsterdam Champion Wilson Chebet, der
vor zwei Jahren bereits in Honolulu bereits gewinnen konnte und flotte 2:05
Stunden als Hausrekord zu Buche stehen hat.
Frauen
Elite bei Kilometer 10 - mit Startnummer F6 die spätere Zweite Lindsey Scherf aus den USA. Rechts neben ihr die Siegerin Brigid Kosgei aus Kenia. (Foto,
Copyright: Herbert Steffny) |
| Der Tempomacher Festus Talam mit Startnummer 7 gab ein schnelles Tempo vor. Hinter ihm verdeckt der spätere Sieger Lawrence Cherono. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny)
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Die
starke Truppe lief in schnellen 1:05:01 Stunden bei Halbmarathon
auf dem Kalanianole Highway an der Hind Street durch. Talam machte
seinen perfekten Job bis etwa 33 Kilometer als der etwas unbekanntere
2:07 Stunden Läufer Lawrence
Cherono aus Eldoret das Zepter zusammen mit seinem
bekannteren Trainingspartner Wilson Chebet übernahm. Das hatte zur
Folge, dass die Äthiopier abreissen lassen mussten. Im Nobelviertel
Kahala mit seinen Luxus Villen unter Palmen, dem
vielleicht schönsten Teil der Strecke, soweit man noch ein Auge dafür
hat, griff Cherono an. Am finalen 35
Höhenmeter Anstieg um
den Diamond Head Krater, dem Wahrzeichen von Honolulu und
Waikiki, zog er seinem Landsmann leichtfüßig davon. Nun
war sogar auch eine Zeit unter 2:10 Stunden in Reichweite, eine
Weltklasseleistung unter diesen tropischen Bedingungen. Mit einer
phantastischen Energieleistung rannte der neue Star, der bisher einen
Potpouri kleinerer Siege erlaufen hatte, mit einer schnelleren zweiten
Hälfte seinem bisher wohl größten Erfolg jubelnd entgegen und konnte
neben 40.000 Dollar Siegprämie auch die 15.000 Dollar
Streckenrekordpämie einsacken.
Der Olympia-Zweite Feyisa Lelisa mit Protestgeste beim Zieleinlauf. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny)
| Na also geht doch! Die Siegerin Brigid Kosgei quält sich ein Lächeln ab. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) | Schon besser: Die Zweite Lindsey Scherf strahlte ohne Aufforderung. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) | Die Pre-Race Favoritin Buzunesh Deba lief ihrer Form hinterher. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) |
Olympiazweiter wird Vierter mit
Protest im Ziel
Das
war bei den Männern bereits der 10. Sieg in Folge für einen Kenianer in
Honolulu. Der Vorjahreszweite Chebet musste sich erneut mit dieser
Patzierung zufrieden geben, konnte mit 2:10:50 Stunden aber ebenfalls
den alten Rekord unterbieten. Im Ziel umarmten sich die beiden Freunde
dann auch herzlichst. Den dritten Platz sicherte sich der Äthiopier
Deribe Robe in 2:13:43 Stunden. Im Trubel und der
Vorab-Siegerehrung des Siegertrios im Ziel ging der Einlauf des Vierten
Feyisa Lelisa etwas unter. Wie bei Olympia ging er über den Zielstrich
mit seinen Armen ein X bildend, ein Protest gegen die Unterdrückung des
äthiopischen Oromo Volkes. Seit seinem Lauf in Rio de Janeiro kehrte
er, eine Inhaftierung fürchtend, nicht mehr nach Äthiopien zurück und ersucht
derzeit in den USA um politisches Asyl. Seine Vorbereitung mit
nur etwa 100 Kilometer in der Woche ließ dann für den 2:04
Stundenläufer und damit schnellsten Mann im Feld offenbar keine bessere
Leistung als 2:15:57 Stunden zu.
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Brigid
Kosgei komplettiert das Kenia-Double
Auch bei den Frauen
fiel die
Entscheidung erst nach 30 Kilometern. Angesichts eines etwas dezenteren
Beginns, bei dem die US-Amerikanerin
Lindsey Scherf zum Jubel der Zuschauer kräftig vorne
mitmischte, war der Streckenrekord von Lyubov Denisova (2006 2:27:19 Stunden) nie in
Gefahr. Die Halbmarathon Zwischenzeit war mit nur 1:15:15 Stunden dafür
zu langsam. Nachdem das Duo zunächst die in letzter Zeit schwächelnde
2:19 Stunden Äthiopierin Buzunesh
Deba abhängte, konnte auch die Amerikanerin nach 30
Kilometern mit Brigid Kosgei nicht mehr mithalten, sicherlich auch die
Folge ihrer Vielstarterei und eigenwilligen Strategie unterwegs keine oder zu spät Getränke
aufzunehmen. Eine Woche zuvor gewann sie noch einen Halbmarathon bei einem
Hitzelauf in Singapur. Die Kenianerin baute ihren Vorsprung
ins Ziel auf noch fast drei Minuten aus. Sie siegte 40.000 Dollar
reicher, aber ziemlich emotionslos in 2:31:11
Stunden. "Ich war mir sicher, dass sie mich nicht mehr einholen könnte.
Ich wusste, dass ich gewinnen werde", so Kosgei im Interview mit den
Journalisten. Es war übrigens erst der zweite Sieg einer Kenianerin in
Honolulu. Scherf sicherte sich im
Kapiolani Park in der Morgendämmerung den zweiten Platz in 2:34:05
Stunden vor Buzunesh Deba, die ihre schwächere Leistung von nur 2:35:34
Stunden auf das kühle Wetter in ihrer Wahlheimat New York zurückführte.
Allerdings stieg die in der Bronx wohnende Favoritin auch schon beim
New York
Marathon aus.
Brigid Kosgei erlief sich in Honolulu bei ihrem bisher größten Erfolg 40.000 Dollar Preisgeld. Kenia. (Foto,
Copyright: Herbert Steffny) | | Mit 2:09:39 Stunden stellte Lawrence Cherono einen für Tropenrennen erstklassigen Streckenrekord auf. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny)
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Über die Hälfte
Japaner - der Letzte braucht mehr als 16 Stunden!
Die schnellsten Deutschen
waren Malte Rolf
Pissarczyk aus Bremen auf Rang 29 bei den Männern in
flotten 2:52:51 Stunden und bei den Frauen Anja Keller aus
München auf Rang 19 in der Damenwertung in 3:19:18 Stunden. Insgesamt
beendeten 20.209 Läufer das Rennen, 1.342 weniger
als im Vorjahr, ein
erneuter Rückgang. Die Japaner
stellten mit über 50 Prozent wie
gewohnt den Löwenanteil. Der
Frauenanteil
war mit 46,6 Prozent (9.420 Finisherinnen) nicht ganz so hoch wie 2015,
aber zum Vergleich: in
Deutschland ist dieser nur bei 17-24
Prozent. Hinzu kommen knapp 3.000
Walker, die die ersten 10 Kilometer der
Marathonstrecke durch die weihnachtlich geschmückte Innenstadt Honolulus,
vorbei
am Iolani Palace, dem einzigen Königspalast auf US-amerikanischem Grund
bis zum
Queen Kapiolani Park eine halbe Stunde nach den Marathonis
zurücklegten. Lediglich
57 Läufer blieben bei den warmen tropischen Bedingungen unter 3:00
Stunden und nur 1.065
Läufer unterboten die 4:00 Stunden Grenze. Mit Netto
6:15:02 Stunden war man in diesem Jahr genau in der Mitte des
Finisherfeldes. Das war drei Minuten langsamer als 2015. Traditionell im Hula Outfit, passend zum Anlass. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny)
| Auch traditionell, ...aber wo gehts hier zum Oktoberfest? (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) | Futuristisch.. und man beachte die windschnittige Handhaltung! (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) | Heißer Hüpfer... ist sie etwa die Freundin von Major Tom? (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) |
Der Letzte war Takayuki Sakada aus
Japan, der in
der M60 startend satte 16:11:44 Stunden benötigte. Das dürfte
wohl die langsamste Zeit ever bei diesem Event gewesen sein.
Aloha-Spirit! Der Veranstalter wartet traditionell auf jeden. Aber was
macht man beim Honolulu Marathon so lange? Das reicht dann auch mal
noch unterwegs für ein Bad am weltberühmten Waikiki Beach oder für einen
ausgiebigen
Frühstücks-Zwischenstopp im Hotel und/oder einen Snack unterwegs im
Fast(oder Slow-?)-Food Restaurant einzunehmen. „Aloha, hang lose“
sagt man hier
auf Hawaii, nimm`s locker, jeder ist willkommen, übrigens auch Kinder,
die mitlaufen, sich aber manchmal auch mit ihren Eltern über den Kurs
quälen (müssen)! Über ein Drittel der
Starter sind Debütanten, die Vorbereitung vieler junger Japaner oft
schlecht. Entsprechend humpeln am Abend des Renntags zahlreiche
Teilnehmer durch die Straßen Waikikis. Man mag über die langsamen
Zeiten in Honolulu schmunzeln, aber die
vielen verkleideten
Läufer/Walker
der hinteren Reihen sorgen beim langen
Begegnungsverkehr auf dem Kalaniaole Highway für Kurzweil. Micky Mouse,
Darth
Wader, Brautpaare, Hula-Girls, jede Menge Weihnachtsmänner oder als Samurai oder
Hawaii Krieger Verkleidete sorgen für zahlreiche Fotogelegenheiten und
Unterhaltung für das Publikum.
Am Ende werden von einer Jury die besten Verkleidungen prämiert. Der
ökonomische Input des Marathons für Oahu wird mit rund 110 Million
Dollar beziffert. Für eine nächtliche Animation dieser Spaßtruppe in Waikiki ist beim Honolulu Marathon unterwegs immer genügend Zeit (Foto, Copyright: Herbert
Steffny)
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| Zum Ziel des 10 Kilometer Walks ist es nicht mehr weit. Die Sonne ist bei diesem Familienausflug bereits aufgegangen (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) |
Pfusch? 85-jähriger
Harold Spence läuft Weltrekord?
Beim
Honolulu Marathon sind die höheren Altersklassen immer stark besetzt.
Hervorragend wäre die Leistung des 85-jährigen US-Amerikaners Harold Spence, der
die M85 in erstklassigen 3:52:12 Stunden zunächst gewann, wenn er sie
den wirklich gelaufen hätte. Es wäre neuer Altersklassenweltrekord gewesen,
den der ehrenhafte Kanadier Ed
Whitlock
gerade erst am 17.10.2016 in Toronto auf sensationelle 3:56:39
Stunden verbesserte. Es fehlen bei Spence aber alle Zwischenzeiten....
warum berichte ich ausführlich darüber? Weil der Mann das nicht
versehentlich gelaufen ist, also etwas naiv vorzeitig umgedreht hat,
sondern den Betrug scheinbar systematisch betreibt. Schon 2014
fiel er mir auf: unterwegs hatte er damals noch Zeit sich
bei seiner deutsch sprechenden Gattin, die zufälligerweise
bei Kilometer 10 neben mir stand ein "Doping-Küsschen" abzuholen. In
unglaublichen 3:41:15 Stunden
hatte der rüstige Renner fast damals eine Stunde Vorsprung vor dem
Altersklassen-Zweiten
und verbesserte gleichzeitig die Weltbestzeit für 84-Jährige von Ed Benham
(USA, 4:17:51
Stunden) um gewaltige 36:36 Minuten. Allerdings fehlten auch vor zwei
Jahren bei
ihm in der Ergebnisliste alle Zwischenzeiten nach 10 Kilometer. Die 10
Kilometerzeit von 61:29 Minuten sprach allerdings eher
für eine Zielzeit von 4:20 Stunden. Oder hatte der Kuss den alten
Herren derart beschleunigt? Wahrscheinlicher: Spence hat damals schon
abgekürzt! Für die verbleibenden 32,195
Kilometer
müsste er von 6:09 min/km auf 4:58 min/km gesteigert haben. Na sowas?
2007
erscheint Spence, Jahrgang 1931, in der Ergebnisliste des Honolulu
Marathons mit 3:22:37 Stunden. Auch gepfuscht? Für mich bestehen auch
2016 berechtigte
Zweifel an diesen Leistungen.
Nachbemerkung: meine
Zweifel meldete ich bereits am Renntag beim Veranstalter an.
Diese haben einen Tag später Harold Spence aus der Liste genommen.
Gut so!
Zuckerhut? Die anderen haben weniger Kleidung an.... (Foto, Copyright: Herbert
Steffny)
| Dunkle Macht... nur der Blitz enthüllt Dark alias Darth Wader! (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) | Hallo Meister Yoda - Kopf aufrecht tragen = bessere Atmung. (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) | Und endlich der Lohn der Mühe: die schwerste Medaille ever! (Foto, Copyright: Herbert
Steffny) |
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Edwin Kiptoo
gewinnt Merrie Mile
Im Rahmenprogramm fand erstmals am Tag zuvor auf der
Prachtstraße Kalakaua auf einem Wendepunktkurs die "Merrie Mile" (=
Happy Mile) statt. Eine Art Frühstückslauf anderenorts, nur mit eigenem
T-Shirt und Medaille, konzipiert für Teilnehmer als Aufgalopp und auch
für Begleitpersonen, die sich nicht an die volle Distanz oder die 10
Kilometer heranwagen wollten. Natürlich auch eine Gelegenheit noch etwas mehr
Geld in die Kassen der Veranstalter hineinzuspülen. So ganz neu ist das
Konzept nicht, denn in den 90er Jahren gab es schon einmal samstags vor
dem Honolulu Marathon die "Waikiki Meile", ein reines Eliterennen
geladener Topstars. Das erlebte im Nachgang zur Meile der 1.330
Volksläufer heuer eine Wiederauferstehung. Der Modus ist ein Fangspiel: Damen und
Herren starten in einem Rennen, die Frauen bekommen aber 27 Sekunden
Vorsprung. Die Preisgelder werden in der Reihenfolge des Einlaufs an
beide Geschlechter vergeben. Der Kenianer Edwin Ngetich Kiptoo
fegt am schnellsten über die Kalakaua Prachtstraße, jagte und passierte
die
Elite-Frauen bereits nicht weit hinter dem scharfen Wendepunkt und
siegte in
erstklassigen 3:57,4 Minuten, was ihm bei seinem ersten Lauf außerhalb
seiner Heimat 3.500 Dollar einbrachte. In der Höhe lief der Kenianer
bereits die 1.500 Meter immerhin in 3:38,3 Minuten. Die Plätze
zwei und
drei, mit 1.500 und 1.000 Dollar prämiert, sicherte sich dahinter
allerdings das schwache Geschlecht. Die
beiden US-Amerikanerinnen Nicole Sifuentes und Shannon Osika brauchten dafür 4:29,1
and 4:29.5 Minuten, wenn man die 27 Sekunden Vorsprung addiert.
Ideale Physiotherapie nach dem Rennen: ein Bad im warmen Wasser des nur 100 Meter entfernten Waikiki Beach. (Foto,
Copyright: Herbert Steffny)
| | . Keine Gnade mit den Damen hatte der Kenianer Edwin Kiptoo bei der Merrie Meile tags zuvor. Es ging immerhin um 3.500 Dollar! (Foto,
Copyright: Herbert Steffny) |
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