Peking Olympische Spiele 2008 Berichte, Resultate im Marathon, Mittel- und Langstreckenlauf |
Copyright Text, Fotos: Herbert Steffny
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Übersicht:
- Marathon Männer
- Marathon Frauen
- 10.000m Männer
- 10.000m Frauen
- 3.000m Hindernis Frauen
- 3.000m Hindernis Männer
- 800m Frauen
- Ewiger Olympia Medaillen Spiegel: Marathon 5.000m, 10.000m
Samuel Wanjiru (KEN) überragte beim Männer Marathon
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Erstes Marathon Gold für Kenia durch Samuel Wanjiru
Das Tempodiktat des Samuel Wanjiru Der Halbmarathon Weltrekordler Samuel Kamau Wanjiru machte in seinem dritten Marathon einen kenianischen Traum wahr: erstes Marathongold für Kenia! Der 21-Jährige Tempobolzer drückte gleich zu Anfang auf das Tempo und es war bei nicht so schwül-heißen Bedingungen (am Start 24C, 50% Luftfeuchte, danach ansteigend) wie befürchtet klar, dass es ein sehr schnelles Ausscheidungsrennen geben wird. Auch der aussichtsreiche Medaillenkandidat Viktor Röthlin, Tokio Marathonsieger 2007, aus der Schweiz mußte in dieser Phase abreißen lassen, um sein eigenes Solo-Rennen zu laufen. 14:52 und 29:25 Minuten waren die sogar weltrekordverdächtigen Durchgangszeiten und die Spitze dünnte sich rasch auf eine achtköpfige Frührungsgruppe aus. Darin waren neben Samuel Wanjiru auch die kenianischen Mitfavoriten Martin Lel und Luke Kibet, der Weltmeister von Osaka und Wien Marathon Sieger 2007, dem allerdings eher eine Tempomacherrolle zufallen sollte. Er war für den verletzten Robert Cheruiyot überraschend und kurzfristig nachgerückt und wohl noch nicht in Topform. Doch der ungestüme Wanjiru war schneller als die vereinbarten 64 Minuten bei Halbmarathon, die stattdessen unter dem Tempodiktat des kleinen Kenianers für ein Meisterschaftrennen bei Wärme in unglaublichen 62:34 Minuten durchlaufen wurden.
Attacke bei 30 Kilometern
Auch der Äthiopier Deriba Merga übernahm mit dem Eriträer Yonas Kilfle zeitweilig die Führungsarbeit, aber der entscheidende Angriff des in Japan lebenden Wanjiru erfolgte nach 30km als der dreifache London und New York Doppelsieger Martin Lel bereits überraschend zurückgefallen war. Mit dem jungen Kenianer konnten sich nur Deriba Merga und der aus der Versenkung wieder auferstandene Weltmeister von 2003 und 2005 Jaouad Gharib aus Marokko lösen. Doch bei 37km machte der kenianische Tempoläufer endgültig ernst und verabschiedete sich von dem erstaunlich zäh kämpfenden Marokkaner während die anderen Verfolger weiter zurückfielen. Im Stadion durchlief Wanjiru mit klarem Vorsprung und jubelnd die letzte Runde, gab noch einmal richtig Gas und lief mit 2:06:32 Stunden neuen olympischen Rekord. Den hielt bisher der Portugiese Carlos Lopes 1984 in Los Angeles mit 2:09:21 Stunden. Jaouad Gharib überraschte dahinter mit Olympiasilber in 2:07:16 Stunden und der Äthiopier Tsegaye Kebede überholte seinen Landsmann Deriba Merga noch im Stadion, um sich und Äthiopien wenigstens Bronze zu sichern. Martin Lel blieb nur noch der fünfte Platz vor dem taktisch geschickt und gleichmäßig laufenden Viktor Röthlin, der sich von Platz 13 noch auf den 6. Platz in 2:10:35 Stunden vorarbeiten konnte.
Röthlin trotz gutem 6. Rang enttäuscht
Damit war der Schweizer zwar bester Weißer, aber auch letztlich nur eine gute halbe Minuten von seinem Medaillentraum entfernt, was den Mann mit den hohen Ansprüchen zunächst ärgerte und betrübte. "Ich konnte im Stadion die Bronzemedaille einlaufen sehen. So knapp daneben, 2012 werde ich das nicht mehr können, da bin ich zu alt", zeigte sich Röthlin gegenüber den heimischen Medienvertretern sichtlich enttäuscht. Der Titelverteidiger Stefano Baldini aus Italien, der im Vorfeld mit Hüftproblemen zu kämpfen hatte, lief als Zwölfter in 2:13:25 Stunden ein, eine Sekunde vor dem besten Japaner Ogata, die insgesamt eine enttäuschende Leistung ablieferten. Ob Haile Gebrselassie gegen diesen kenianischen Wirbelwind eine Chance gehabt hätte, darf spekuliert werden. Fast könnte man meinen, dass er Wanjiru sogar ausgewichen wäre und ein auf sich zugeschnittenes Solorennen in Berlin im September den Vorzug geben wollte. Jedenfalls vergab er durch seinen Start über 10.000m die Chance auf den durchaus möglichen Olympiasieg. Die von ihm befürchtete Smogluft und Hitze gab es am Renntag jedenfalls so nicht, dass Haile wegen seines erklärten Asthmas darunter mehr als andere gelitten hätte. Der Olympiasieg Wanjirus ist jedenfalls für mich keine Überraschung. Auf den Jungstar im Keniateam der vom nationalen Verband mit rund 20.000 Euro entlohnt wird, habe ich in einem Kurzportrait schon früher aufmerksam gemacht. Mit seiner Goldmedaille hat Kenia den Äthiopiern bei der Olympiabilanz im Mittel- und Langstreckenlauf wieder den Rang abgelaufen. Nicht nur durch fünf Goldmedaillen (Äthiopien nur vier), sondern auch durch die Gesamtzahl von 14 gegen 7 Medaillen überholte Kenia seinen nördlichen Nachbarn.
Gold
Silber
Bronze
Gesamt
1. USA (USA) 7 9 7 23 2. Russland (RUS) 6 5 7 18 3. Jamaika (JAM) 6 3 2 11 4. Kenia (KEN) 5 5 4 14 5. Äthiopien (ETH) 4 1 2 7 6. Weißrussland (BLR) 1 3 3 7 ausführliche Ergebnisse Männer Marathonlauf
Platz Name Nation Leistung 1. Samuel Kamau Wanjiru KEN 2:06:32 2. Jaouad Gharib MAR 2:07:16 3. Tsegay Kebede ETH 2:10:00 4. Deriba Merga ETH 2:10:21 5. Martin Lel KEN 2:10:24 6. Viktor Röthlin SUI 2:10:35 7. Gashaw Asfaw ETH 2:10:52 8. Yared Asmerom ERI 2:11:11 9. Dathan Ritzenhein USA 2:11:59 10. Ryan Hall USA 2:12:33 Olympia Peking - Ergebnisse 4.Tag / 18.8.2008 - Der Kenia-Tag
3.000m Hindernis Männer - Franzose verhindert kenianischen Dreifach-Erfolg Obwohl heute Yelena Isenbayeva mit der Weltrekordleistung von 5,05 Meter im Stabhochsprung Olympiasiegerin wurde, war für mich als Ausdauersportler heute der Kenia-Tag! Hauptsache die kenianische Flagge weht am Ende oben, so hat man mir das in Kenia schon vor 20 Jahren erklärt! 3.000m Hindernis ist die traditionelle Paradedisziplin der Kenianer, schon lange vor dem Marathon beherrschte Kenia die Hinderniswelt bei den Männern. Amos Biwott hollte 1968 in Mexiko Gold und die Lauflegende Kipchoge Keino 1972 in München. Seit 1984 gewann Kenia immer Gold im 3000m Hindernislauf! 1992 und 2004 gelang ihnen jeweils sogar der Dreier! Im Marathon dagegen tauchten die ersten Kenianer mit Format erst Mitte der 80er Jahre auf. 1987 gab es mit Douglas Wakihurii einen Weltmeister, aber ein Olympiasieg gelang den Kenianern im Marathonlauf (bisher) noch nie. Der Titelverteidiger Ezekiel Kemboi und der Olympia Zweite Brimin Kiprop Kipruto waren mit Richard Mateelong (WM Dritter, Osaka 2007) am Start.
Wer ein schnelles Rennen erwartet hatte, sah sich aber getäuscht. Zwar übernahm Kemboi zunächst die Führung, versuchte aber nicht gerade die anderen kaputt zu laufen. Die 1.000 Meter Durchgangszeit von 2:46:97 Minuten war für das illustre Feld eher mäßig. Wechselweise zeigte sich jeder mal an der Spitze, sogar Weiße und Europäer, allerdings meist nur die mit afrikanischen Wurzeln. Die 2.000 Meter wurden mit 5:33,84 Minuten auch nicht gerade schnell durchlaufen. Es war klar, es wird ein Spurtrennen geben. Als die Jagd auf den letzen 600 Metern losging, waren die Kenianer vorne sogar eher dünn vertreten, Brimin Kipruto hing schon beängstigend weit hinten in der Spitzengruppe. Erst in der letzten Runde formierte sich die Phalanx der Ostafrikaner, die dem Ziel entgegenstürmten. Doch einer machte den Kenianern fast einen Strich durch die Rechnung. Bis auf die Zielgerade hielt erstaunlicherweise der Franzose Mahiedine Mekhissi-Benabbad kräftig mit. Der frühere 1.500 Meterläufer (3:35,37 Minuten Bestzeit) algerischer Abstammung wurde von den Kenianern Mateelong und Kipruto innen und außen regelrecht in die Zange genommen, ohne ihn aber zu behindern. Die beiden Kenianer beäugten im vollen Spurt 70 Meter vor dem Ziel den unerwarteten Konkurrenten zwischen ihnen und sahen sich gegenseitig verzweifelt an, nach dem Motto hast Du oder ich den im Griff? Nur Brimin Kipruto, der in der letzten Runde überhaupt erst nach vorne kam, war dann aber fähig dem frechen Eindringling die Stirn zu bieten und voll durchziehend nach Silber 2004 nun Gold zu holen. Der 25-jährige Franzose konnte mit persönlicher Bestleistung (bisher 8:14,22 Minuten) Silber erkämpfen und Mateelong holte mit deutlichem Vorsprung vor dem Äthiopier Yakob Yarso Bronze für sich und Kenia. Der Titelverteidiger Ezekiel Kemboi wurde nur Siebter in 8:16,38 Minuten. Deutsche Teilnehmer sind leider selbst bei den Vorläufen nicht am Start gewesen. (Vorläufe)
1. Brimin Kiprop Kipruto KEN 8:10.34 2. Mahiedine Mekhissi-Benabbad FRA 8:10.49 3. Richard Kipkemboi Mateelong KEN 8:11.01
800m Frauen - Doppelsieg und Juniorenweltrekord für KeniaDie 18-jährige Juniorenweltrekordlerin und Weltjahresschnellste (1:54,97 Minuten) Pamela Jelimo fackelte nicht lange und machte wie gewohnt von der Spitze weg das Tempo, und was für eines! Zusammen mit Landsfrau und Weltmeisterin Janeth Jepkosgei Busienei zogen die beiden Kenianerinnen davon, die 36 Jahre alte Maria Mutola aus Mozambique, die an ihren 6. Olympischen Spielen teilnahm, und dahinter nochmal Kenia, aber nur mit Vornamen: Kenia Sinclair aus Jamaika, versuchten zu folgen. Die 400 Meter Marke wurde in rasanten 55,41 Sekunden durchlaufen, was eine Superzeit verheißen sollte. In der letzten Runde setzten sich die beiden Kenianerinnen dann klar ab, Jelimo schon mit deutlichem Vorsprung. Sie fegte über die 600 Meter Marke in 1:24,03 Minuten und hielt ihr Tempo, brach nicht ein und siegte überlegen in neuem Juniorenweltrekord mit 1:54,87 Minuten. In ihrem Schlepptau folgte Janeth Jepkosgei und der Konkurrenz blieb nur der Kampf um Bronze, den die Marrokanerin Hasna Benhassi knapp für sich entscheiden konnte. Maria Mutola schlug sich mit Platz fünf in 1:57,68 Minuten beachtlich. Es war immerhin ihre Saisonbestleistung. Die nur halb so alte Jugend übernimmt das Ruder im 800 Meterlauf. Mutolas Bestzeit von 1:55,19 Minuten von Zürich 1994 hätte heute auch nicht gereicht. Jelimos neue Bestzeit katapultierte sie auf Platz sechs der ewigen 800m Weltbestenliste. Der umstrittene Weltrekord der Tschechin Jarmilova Kratochvilova steht seit 1983 bei 1:53,28 Minuten. Das ist das nächste Ziel der jungen Himmelsstürmerin, deren unglaubliche Karriere erst dieses Jahr kometenhaft startete.
1. Pamela Jelimo KEN 1:54.87 2. Janeth Jepkosgei KEN 1:56.07 3. Hasna Benhassi MAR 1:56.73 Olympia Peking - Ergebnisse 3.Tag / 17.8.2008
10.000 Meter Männer - Kenenisa Bekele problemlos zum Gold Die äußeren Bedingungen für die 10.000m Männer am Abend waren gar nicht so schlecht. Schon beim 10.000 Meter Rennen der Frauen zeigten die Endzeiten, dass es nicht so stickig-warm ist wie befürchtet. Um 22.45 Uhr war es trocken, bewölkt bei 20-22 C und rund 80 % Luftfeuchte. Das ließ vielleicht auf ein schnelles Rennen schließen. 39 Läufer, zuviele eigentlich, traten zum Finale an. Nach anfänglichem Bummeltempo und vorsichtem Beschnuppern wurden der erste Kilometer in 2:50,15 durchlaufen. Kidane Tadesse, der jüngere Bruder des erfolgreicheren Zersenay Tadesse aus Eritraea und sein Landsmann Teklemariam Mehdin beschleunigten dann ein wenig. Der nächste Abschnitt war entsprechend in flotteren 2:37 Minuten. Die ganze eritraeische Mannschaft lief vorne, aber der Titelverteidiger und Favorit Kenenisa Bekele blieb stets kontrolliert in Lauerposition. Bei 4.000 Meter lag Kidane immer noch leicht in Front, das Tempo waraber verhalten. Wenn es eine Mannschaftstaktik für den Bruder gegeben haben sollte, so war die nicht zu ersehen. Bei der Hälfte hatten die Spitze eine Durchgangszeit von 13:48 Minuten.
Immer noch führte Kidane Tadesse, dessen Bruder Zersenay immer an vierter, fünfter Position folgte. Bei Kilometer sechs zeigte sich Haile Gebrselassie an der Spitze und forcierte die Pace aber auch nicht wirklich. Erstmals präsentierten sich dann die Kenianer mit Martin Mathati und die Qatar-Kenianer an der führenden Position. Rund 15 Läufer bildeten eine immer noch große Spitzengruppe mit allen Favoriten. Bei 7.000m übernahm Zersenay Tadesse nur halbherzig die Führung, drehte sich aber immer wieder fragend nach den Äthiopiern und seinen zurückgefallen Landsleuten um. In seinem Rücken zog er einen bedrohlichen Schwanz von drei Äthiopiern und drei Kenianer hinter sich. Fünf Runden vor dem Ziel übernahm der Kenianer Micah Kogo die Spitze, Haile folgte mit etwas gequältem Blick in zweiter Position, locker dagegen Kenenisa Bekele dahinter. Niemand unternahm ernsthaft etwas oder es fehlten einfach die Kräfte und so lief alles auf einen Spurt hinaus, dessen Ausgang man erahnen konnte und den Bekele selbst eröffnete.
Sofort klemmte sich sein Landsmann Sileshi Sihine, der Partner von Tirunesh Dibaba, auf seinen Fersen. Die beiden sind sich nicht ganz grün und Sihine wollte endlich mehr als nur Silber. Ich glaube sogar, dass Bekele mehr als alle anderen gegen Sihine lief, der ihm in ganzen Rennen wie ein Schatten folgte. Doch es kam zum selben Einlauf wie 2004 in Athen. Die letzte Runde spulte Bekele in bestechender Manier in 53,42 Sekunden herunter, obwohl er zum Ziel hin schon siegessicher abbremste und jubelte. Seine Siegeszeit von 27:01,17 Minuten bedeuten neuen olympischen Rekord. Sihine, bereits zweifacher Vize-Weltmeister und Olympiazweiter über 10.000m 2004, blieb erneut "nur" die Silbermedaille bei Olympia. Die Kenianer erspurteten noch die Bronze-Medaille, wobei Micah Kogo hauchdünn und zeitgleich vor seinem Landsmann Moses Ndiema Masai blieb.
Leer ging Zersenay Tadesse, 2004 noch Dritter und der Olympiasieger über 10.000 Meter von 1996 und 2000 Haile Gebrselassie aus. Dem Marathonweltrekordler blieb nur Platz sechs, im Spurt sind dem 35-Jährigen die Jungen einfach überlegen. Angesichts der doch nicht so schlimmen Luft in Peking hätte er meines Erachtens Marathon laufen sollen. Er sagte hinterher im ARD Interview: "Ich habe mein Bestes versucht, aber auf den letzten 200 Meter hat es nicht mehr gereicht, so ist das halt. Ich bin mittlerweile Marathonläufer. Das war ein schnelles Tempotraining. In Berlin wird es ein schnelles Marathonrennen werden." Der Österreicher Günther Weidlinger kam mit 28:14,38 Minuten auf den 27. Platz. Er blieb damit weit unter seiner Jahresbestleistung von 27:36,46 Minuten und verfehlte sein selbsterklärtes Ziel der beste Europäer zu werden deutlich. Das wurde der Türke Selim Bayrak als Elfter in 27:29,33 Minuten was persönliche Bestleistung bedeutet.
Ergebnisse 10.000m Männer:
1 Kenenisa Bekele ETH 27:01.17 2 Sileshi Sihine ETH 27:02.77 3 Micah Kogo KEN 27:04.11 4 Moses Ndiema Masai KEN 27:04.11 5 Zersenay Tadese ERI 27:05.11 6 Haile Gebrselassie ETH 27:06.68 7 Martin Irungu Mathathi KEN 27:08.25 8 Ahmad Hassan Abdullah QAT 27:23.75 9 Fabiano Joseph Naasi TAN 27:25.33 10 Boniface Kiprop Toroitich UGA 27:27.28 Zwischenzeiten:
1000m Alejandro Suárez 2:50.15 2000m Kidane Tadasse 5:27.32 3000m Kidane Tadasse 8:09.93 4000m Kidane Tadasse 10:59.51 5000m Kidane Tadasse 13:48.00 6000m Haile Gebrselassie 16:33.92 7000m Zersenay Tadese 19:14.71 8000m Zersenay Tadese 21:53.78 9000m Micah Kogo 24:34.07 3.000mH Frauen - Weltrekord und Start-Ziel Sieg durch Galkina-Samitova
Schon im Vorlauf hinterließ die Russin und Weltrekordlerin Gulnara Galkina-Samitova den besten Eindruck. Auch ihre Landsfrauen Tatjana Petrova und die Weltmeisterin Ekaterina Volkova gewannen ihre Vorläufe. Die Russin übernahm gleich zu Beginn die Initiative, gefolgt von der Kenianerin Eunice Chepkorir. Eine schnelle erste Runde zog das Feld sogleich wie eine Perlenkette auseinander. Der erste Kilometer geführt von Galkina-Samitova wurde in sehr schnellen 2:58,63 Minuten durchlaufen. Das war Weltrekordgeschwindigkeit! Im Schlepptau hingen weiterhin Chepkorir und Petrova. Bei 1500 Meter löste sich Samitova aber von ihren Verfolgerinnen und legte weiter ein Höllentempo vor. Die 2.000m Marke überlief die Russin in 6:01,20, eine Weltrekord lag in der Luft. Petrova folgte rund 30 Meter und Chepkorir auch noch auf Medaillenrang weitere drei Meter dahinter. Doch der Vorsprung der Führenden vergrößerte sich weiter. 500 Meter vor dem Ziel betrug der Abstand bereits 60 Meter. Eine schnelle letzte Runde mußte zeigen, ob es für die Russin reicht, vielleicht die 9:00 Minuten Barriere erstmals zu durchbrechen. Von hinten arbeitete sich die Spanierin Marta Dominguez auf der letzten Runde noch an die Kenianerin heran, stürzte aber auf der Gegengeraden. Die Kräfte von Galkina-Samitova reichten dagegen bis zum Zielstrich. Mit einem letzten 1.000 Meter Abschnitt in 2:57,61 Minuten verbesserte sie ihren eigenen Weltrekord um rund drei Sekunden auf 8:58,81 Minuten. Dahinter sicherte sich Chepkorir Silber in Afrikarekord (9:07,41 Minuten) vor Volkova (9:07,64 Minuten). Bitte keine vorschnellen Doping-Mutmassungen. Trotz eines gesunden Misstrauens gegenüber den Leistungen der russischen Mittel- und Langstreckenläuferinnen angesichts der letzten Skandale: Eine Leistung von unter 9:00 Minuten ist auf dieser jungen Disziplin der Frauenleichathletik eigentlich zu erwarten bzw. sogar längst überfällig gewesen. Es mußten nur mal die richtigen Läuferinnen beim passenden Anlaß zusammenkommen. Das war eben hier in Peking! (Vorläufe)
1. Gulnara Samitova-Galkina RUS 8:58.81 (WR) 2. Eunice Jepkorir KEN 9:07.41 3. Ekaterina Volkova RUS 9:07.64 Marathon Frauen - 38-Jährige düpiert alle Favoritinnen
Am Start um 7.30 Uhr zum 7. Olympischen Frauen Marathonlauf sah alles ganz anders aus als vorher befürchtet. Die große Hitzeschlacht mit Smog fand nicht statt, statt dessen 24 C bei 75% Luftfeuchte, etwas diesig dunstig, die Temperaturen stiegen gegen Ende des Rennens auch nicht weiter an. Durch Einschränkungen des Straßenverkehrs und vorübergehenden Fabrikstillegungen war auch die Luft sauberer als gedacht. Während des Rennens kam sogar leichter Regen auf, in der Endphase war es aber wieder trocken. Keine besonders schlimmen Bedingungen für einen Meisterschaftsmarathon im Sommer. Bei der WM in Osaka 2007, in Athen 2004 oder früher bei der WM 1987 in Rom beispielsweise, wo man uns (ich lief selbst mit) nachmittags um die Sehenwürdigkeiten von Rom laufen ließ, war es viel schlimmer.
Paula war erneut die dramatische Figur in Peking
(Foto: H.Steffny)Die von vielen als Favoritin angesehene Paula Radcliffe kühlte sich vor dem Start dennoch mit einer Eisweste. Die Strecke war flach, nur 20 Höhenmeter und weitgehendst guter Asphalt. Der Kurs war von Uniformierten, größtenteils mit Blick zum Publikum, und durchgehend mit Sperrgittern gesichert. Die Standfüsse führten allerdings an engen Passagen zu gefährlichen Situationen, so stolperte die Britin Liz Yelling bei 16km darüber und kam zu Fall. Eine der Mitfavoritinnen, die US-Amerikanerin Deena Kastor stolperte bei 5km über den Standfuss eines Sonnenschirms, der ähnlich wie manche Kilometerschilder äußerst dilletantisch im Wege standen. Der Kurs war mit einer blauen Linie markiert und führte zunächst über eine 10km Schleife von und zum Platz des himmlischen Friedens, durch Parks und breite Strassen, vorbei an Mao-Konterfeis und Sehenswürdigkeiten wie dem Himmelstempel, historischen Stadttoren, der weißen Pagode und der Peking Universität. Teilweise gab es aber auch ewige, nicht enden wollenden Geraden. Der Publikumszuspruch der Fähnchen-wehenden Chinesen und internationalen Gäste war erfreulich gut.
Verhaltene erste Hälfte bei moderatem Wetter
Im Vorfeld mußte die Titelverteidigerin Mizuki Noguchi und auch die nicht chancenlose deutsche London Marathon Siegerin Irina Mikitenko passen. Dennoch war das 81-köpfige Feld stark besetzt. Wer nun einen Sturmlauf von der Weltrekordlerin Paula Radcliffe erwartet hatte, wurde enttäuscht. Nach dem Startschuss wurde, mit Verlaub, erst mal gebummelt. Vielleicht hatten die meisten Teilnhmerinnen viel zu großen Respekt vor den monatelang im voraus dramatisierten Bedingungen als am Morgen einfach mal auf eine Thermometer zu schauen. Bei einem Tempo von 3:50/km lief die Deutsche Susanne Hahn sogar in der großen Spitzengruppe ganz vorne mit. Bei dem langsamen Beginn war allerdings klar, dass das Rennen hinten heraus noch sehr viel schneller werden würde. 5km wurde in 18:24min durchschlichen. Erst bei 6km beschleunigt die Britin Liz Yelling, die deutschen Teilnehmerinnen Melanie Kraus und Susanne Hahn fallen in eine Verfolgergruppe zurück. Die Favoritinnen hielten sich aber noch zurück. Bei 13km zeigte sich Paula Radcliffe dann erstmals auch in vorderster Reihe. Aus der großen Spitzengruppe tropften durch das leicht erhöhte Tempo (5km Abschnitte nun 17:46 und 17.42min) mehr und mehr Läuferinen nach hinten raus. Bei15km waren noch rund 40 Läuferinnen zusammen. Die dort angebrachten Duschen wurden kaum genutzt. Doch dann hielt es die 38-jährige Rumänin Constantina Tomescu nicht mehr aus. Sie übernahm die Spitze und forcierte bis 20km mit einem rasanten 16:35min Abschnitt. Das erste Opfer war die WM-Dritte von Osaka Reiko Tosa, die wie alle anderen Japanerinnen erstaunlicherweise keine Rolle mehr spielen sollte. Bei 20km und leichtem Regen waren noch rund 25 Läuferinnen in der Spitzengruppe, in der Tomescu weiter das Tempo hoch hielt. Irritation als Paula Radcliffe plötzlich ausscherte und am Strassenrand offenbar ein dringendes Bedürfnis verrichtete. Sie schloss von hinten wieder in die Spitzengruppe auf. Bei Halbmarathon hatte die Spitze 1:15:11 Stunden, das deutsche Duo Kraus und Hahn lief gemeinsam mit über 3 Minuten Rückstand gemäß vorsichtigem Marschplan dahinter.
Die Rumänin Tomescu überrascht Favoritinnen mit Antritt
Die als aggressive Frontläuferin bekannte Tomescu drückte weiter auf die Tube und konnte sich bei 22km einen Vorsprung von rund 100 Meter rauslaufen. Das war auch ihre geplante Taktik, zumindest um eine Medaille zu ergattern. Die Favoriten belauerten sich gegenseitig und ließen sie gewähren, da die Laufweise der Rumänin in der Vergangenheit nicht immer aufging. Immerhin siegte sie bereits 2004 beim Chicago Marathon. Ihre Bestzeit ist ist starke 2:21:30 Stunden (Chicago 2005). Meiner Meinung nach war das aber der entscheidende Fehler. Man hätte das Tempo nicht unbedingt mitgehen, aber zumindest moderat nachsetzen müssen. Die nächste, die aus der Gruppe herausfiel, war die Russin Svetlana Zakharova und die Britin Liz Yelling. Paula Radcliffe zeigte sich nun wieder an der Spitze der Verfolgergruppe, aber die Kraft für eine Initiative hatte sie offensihtlich nicht mehr. Bei 25km hatte Tomescu durch einen weiteren 5km Abschnitt in schnellen 16:50 Minuten bereits 34 Sekunden Vorsprung. Die 19-köpfigen Verfolgergruppe mit allen Favoritinnen wurde weiterhin von Paula Radcliffe und der Chinesin Chunxiu Zhou angeführt. Catherine Ndereba lief in gewohnter Manier rund 20 Meter in Lauerposition dahinter. Vorteil: man hält sich aus dem Gedränge und kann für sich die Ideallinie laufen. Nachteil: als Taktikerin, die nicht gerne alleine agiert, hatte sie sich hier verpokert, am Ende fehlte ihr nicht viel zum Sieg. Bei 28km an der Peking Universität wuchs der Vorsprung der Rumänin bereits auf 44 Sekunden. Erst jetzt schien man in der Verfolgergruppe zu erkennen, dass die Flucht von Tomescu wirklich ernst zu nehmen war. Die Chinesinnen und die Kenianerin Martha Komu, Paris Siegerin 2008, machten sich halbherzig daran die Verfolgung aufzunehmen. Erstaunlich: die Äthiopierin Berhane Adere und die Japanerin Yurika Nakamura waren die Opfer dieser Tempoverschärfung. Auch Paula Radcliffe hing nur noch verdächtig weit hinten in der Gruppe.
Verfolger resignieren - erneutes Drama um Radcliffe
Bei 30km hatte der leichte Regen längst aufgehört, und rund 15 Läuferinnen waren noch auf der Jagd nach der entwischten Rumänin. Radcliffe bekam zusammen mit Gete Wami und Salina Kosgei bei 31km Schwierigkeiten, als die Chinesin Chunxiu Zhou etwas verschärfte. Die Spitzengruppe reduzierte sich weiter auf acht Läuferinnen, aber der Vorsprung von Tomescu betrug bei 34km immer noch 48 Sekunden auf die Verfolgergruppe. Man war sich offenbar auch uneins, wer die Nachführarbeit machen soll und Catherine Ndereba beschränkte sich weiterhin nur auf's Mitlaufen im Schlepptau, sodass der Abstand zu der Rumänin sogar noch größer wurde. Bei 36km lief Tomescu vorne immer noch mit kraftvollem Laufstil bei breiter Armarbeit, drehte sich aber auch immer wieder um, normalerweise für Verfolger ein Signal für Schwäche. Aber ihr Vorsprung war so groß, dass sie das nicht sehen konnten. Bei 38 Kilometer wuchs der Abstand weiter auf satte 1:26min, das Rennen um Gold war gelaufen. Die Verfolgerinnen resignierten und hatten sich offenbar nur noch auf den Kampf um Silber und Bronze eingestellt. Die Kenianerinnen gingen dazu zuerst in die Initiative. Weiter zurückgefallen bekam Paula Radcliffe unterdessen muskuläre Probleme. Sie dehnte ihre Beine am Absperrungsgitter umringt von Fotografen am Strassenrand, die das Drama festhalten wollten.
Finale - Ndereba ersprintet sich Silber
Im Finale war klar, dass nur noch ein totaler Einbruch von Tomescu die Goldmedaillenvergabe beeinflussen könnte. Martha Komu sprengte die noch sechsköpfige Gruppe auf einen Länderkampf von Zweierteams China gegen Kenia. Die in Japan lebende Britin Mara Yamauchi und die russische Hamburg Marathonsiegern Irina Timofeeva mußten abreissen lassen. Das "Vogelnest" genannte gewaltige Olympiastadion in Sicht ließ sich Tomescu den Sieg natürlich nicht mehr nehmen. Sie winkte beim Einlauf in ein für den Morgen ziemlich vollbesetztes Olympiastadion und genoss mit sicherem Vorsprung die letzte Ehrenrunde bis zum Zielstrich. Der bisher größte Erfolg der mutigen Solo-Läuferin der zweiten Hälfte war 2005 der Titel bei den Halbmarathon Weltmeisterschaften in Edmonton. Sie war also nicht gerade eine unbekannte Größe im Rennen. Bei den Olympischen Spielen in Athen belegte sie allerdings lediglich Platz 20. Die 38-Jährige ist damit auch die älteste Marathon-Olympia-Siegerin. Ihre Landsfrau Lidia Simon holte 2000 für Rumänien bisher olympisches Marathon-Silber. Sie wurde in Peking noch einmal Achte. Dahinter entbrannte der Kampf um die verbliebenen Medaillen, den Catherine Ndereba, auch treffend "Katherina die Große" genannt, in einem knallharten Endspurt vor 50.000 Zuschauern auf der Zielgeraden gegen die Chinesin Chunxiu Zhou gewann. Immerhin war Bronze die erste Marathon-Olympia-Medaille für China. Ihre Landsfrau Xiaolin Zhu wurde Vierte und Martha Komu Fünfte. Für Ndereba war es die fünfte internationale WM- oder Olympia-Medaille, darunter zwei Weltmeistertitel. Sie wiederholte damit ihre Silber Medaille von Athen 2004. Sie ist wirklich eine der größten und war Susanne Hahns Tipp für Gold.
Deutsche wuchsen nicht über sich hinaus
Paula Radcliffe kam im geschlagenen Feld erneut als die tragische Figur ein. Der Aufbau nach dem Ermüdungsbruch war zu kurz und Olympia ist scheinbar nicht ihr Ding. Sie belegte letztlich mit Beinkrämpfen Platz 23 in 2:32:28 Stunden. Bisher beendete sie alle Marathons mit Ausnahme ihres Ausstieg in Athen 2004 als Frontläuferin und glorreiche Siegerin. Vielleicht ist ihr Körper doch von Schwangerschaft, dem New York Marathon 2007 und ihrer unbändigen Härte gegen sich selbst ausgepumpt? Die deutschen Läuferinnen konnten nicht überraschen und über sich hinauswachsen. Nach dem Ausfall von Irina Mikitenko war allerdings auch keine Vorderplatzierung zu erwarten. Müßig zu spekulieren, ob der willensstarken Läuferin das Rennen gelegen hätte. Die Leverkusenerin Melanie Kraus belegte Platz 38 in 2:35:17 Stunden und die Saarbrückerin Susanne Hahn Platz 52 in 2:38:31 Stunden. 69 Läuferinnen kamen ins Ziel, 12 weitere stiegen aus, darunter die prominenten Mitfavoritinnen Irina Bogomolova aus Russland und Berhane Adere und Gete Wami. Die beiden Äthiopierinnen haben im Frühjahr durch Doppelstarts wohl schon, wie von mir prognostiziert, zuviele Körner gelassen. Auch die Japanerinnen, olympisch bisher die erfolgreichste Nation, versagten in voller Breite. Die Österreicherin Eva-Maria Gradwohl lief zeitweilig mit den beiden Deutschen fiel dann aber zurück und wurde 57. in 2:44:24 Stunden.
Ein kleines Fazit: Das Rennen war wirklich stark besetzt, aber etwas unerwartet: die wärmeerprobten Äthiopierinnen und Japanerinnen liefen voll daneben. Die Kenianerinnen und Chinesinnen wurden ihrer Favoritenrolle vollkommen gerecht, aber die Rumänin Tomescu machte ihnen taktisch geschickt vorzeitig einen Strich durch die Rechnung. Ihr Pokerspiel ging auf, verhalten taktieren zahlte sich dagegen nicht aus. Es erinnerte an den Europameisterschaftssieg des Finnen Janne Holmen in München 2002, als er als einziger bei Regen ein keineswegs unrealistisches Tempo anschlug, während die Favoriten dahinter mauerten, sich belauerten und ihn gewähren ließen. Auch die US-Amerikanerin Joan Benoit-Samuelsson siegte 1984 in Los Angeles in einem beherzten Sololauf und wurde somit erste Marathon Olympiasiegerin.
ausführliche Ergebnisse Frauen Marathonlauf
Ergebnisse Marathon Frauen: 1 Constantina Tomescu ROU 2:26:44 2 Catherine Ndereba KEN 2:27:06 3 Chunxiu Zhou CHN 2:27:07 4 Xiaolin Zhu CHN 2:27:16 5 Martha Komu KEN 2:27:23 6 Mara Yamauchi GBR 2:27:29 7 Irina Timofeyeva RUS 2:27:31 8 Lidia Simon ROU 2:27:51 9 Souad Aït Salem ALG 2:28:29 10 Salina Jebet Kosgei KEN 2:29:28
Zwischenzeit Spitze: Kilometer Zeit 5km 00:18:24 10km 00:36:10 15km 00:53:52 20km 01:11:27 21,1k 01:15:11 25km 01:28:16 30km 01:45:04 35km 02:02:00 40km 02:19:07 Olympia Peking - Ergebnisse 2.Tag / 16.8.2008
3.000m Hindernis Männer Vorläufe und Vorschau - Kenia mit drei Läufern im Finale Im Mittel- und Langstreckenlauf gibt es heute nur Vorläufe keine Entscheidungen. In Kenia ist es nicht leicht sich über die Paradedisziplin 3000m Hindernis zu qualifizieren. Viele junge Wilde machen es den "Stars" schwer ins Nationaltrikot zu kommen. Aber dieses mal setzten sich bei der Nominierung die routinierten Läufer durch. In der Vergangenheit bolzten unerfahrene Nachwuchsläufer sinnlos im Vorlauf, um dann im Finale ausgepumpt hinterherzulaufen. Ein Opfer des Systems und der Leistungsdichte ist der Weltjahresschnellste und Olympiadritte von Athen Paul Kipsiele Koech, der trotz einer Bestzeit von 7:56:37 Minuten nicht nach Peking mitkam. Das auch ohne ihn medaillendekorierte Keniateam konnte in den drei Vorläufen als einzige Nation alle drei Läufer Brimin Kiprop Kipruto (Weltmeister Osaka 2007 und Olympia-Silber 2004 Athen), Richard Mateelong (WM Dritter, Osaka 2007) und Titelverteidiger Ezekiel Kemboi ins Finale bringen, das am Montag stattfindet (Zeitplan). Man ließ andere Läufer im Vorlauf vorne gewähren. Ezekiel Kemboi ist neben Brimin Kipruto der Favorit und hat auch mit 8:02,49 Minuten die schnellste Bestzeit aller Finalisten. Die Konkurrenz kommt auch hier teilweise aus dem eigenen Land, da einige Kenianer als "Petro-Dollar-Kenianer", wie ich sie gerne bezeichne, unter arabischer Flagge rennen. So läuft im Finale auch der gebürtige Kenianer Denis Kipkurui Keter heute unter dem Namen Tarek Mubarak Taher für Bahrein. Ärger könnte auch der mit maghrebinischen Wurzeln in Metz geborene Franzose Bouabdellah Tahri bereiten. Er war in Göteborg 2006 Europameisterschafts-Dritter. Der Weltrekordler (7:53.63 Minuten, Brüssel 2004) und zweifache Weltmeister Saif Saaeed Shaheen (heute für Qatar, früher als Stephen Cherono für Kenia) konnte verletzungsbedingt nicht mehr rechtzeitig für Olympia in Form kommen. Die begrenzten Hoffnungen Qatars liegen nun auf den Schultern von Abubaker Ali Kamal, der bei den Weltmeisterschaften in Osaka 2007 Elfter wurde. Aus europäischer Sicht hat auch der in Mogadishu (Somalia) geborene und jetzt für Schweden laufende Mustafa Mohamed eine Aussenseiterchance auf eine Medaille. Deutsche Teilnehmer sind leider nicht am Start gewesen.
Olympia Peking - Ergebnisse 1.Tag / 15.8.2008
10.000m Frauen Finale - Tirunesh Dibaba in Weltklassezeit in einem sensationellem Tempolauf
Sabina Mockenhaupt kann lachen,
Platz 13 mit persönlicher Bestzeit ist ein Erfolg
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)Ganz so heiß und stickig (23,9 C, 60% Luftfeuchte, laut wetteronline.de um 23.00 Ortszeit) wie befürchtet war das Wetter beim 10.000 Meterlauf der Frauen um 22.45 in Peking dann doch nicht, um so heißer aber war der Rennverlauf. Wer ein taktisches Geplänkel erwartet hatte, der lag falsch. Eher kam das Rennen einem sensationellen Temporennen mit zwei Profitempomachern gleich. Wie will man die Favoritin Tirunesh Dibaba knacken? Und wer sollte das tun? Die fünf Kenianerinnen, wenn man die beiden "holländischen" Lornah Kiplagat und Hilda Kibet dazu zählt? Oder die drei Chinesinnen, eine äthiopischstämmige Türkin namens Elvan Abeylegesse oder eine Russin? 32 Starterinnen stellten sich vor 90.000 Zuschauern (!) dem Olympiafinale. Die Tempoarbeit übernahm sofort Lornah Kiplagat, die die 1.000m Marke in sehr schnellen 3:00 Minuten passierte, die Äthiopierinnen im Nacken. Das Feld zog sich lang auseinander, aber 17 Läuferinnen gingen das Höllentempo bei 3.000 Meter (9:03,83min) noch mit. Langsam sortierten sich die Afrikanerinnen nach vorne, die weißen Läuferinnen nach hinten. Die Chinesinnen ließen erstaunlich früh abreissen und spielten unerwarteterweise zu keiner Zeit eine Rolle.
Dem gnadenlosen Tempodiktat der Zugmaschine Kiplagat folgten wie an der Perlenschnur aufgereiht bei 5.000 Meter (15:09,98min) noch 15 Läuferinnen. Das deutete bereits auf eines der schnellsten Rennen aller Zeiten hin. Bei 6.000 Meter hatte Kiplagat noch acht Kontrahentinnen im Schlepptau, darunter Dibaba, die frühere 5.000 Meter Weltrekordlerin Abeylegesse, die Kenianerinnen und die bis dato Jahresschnellste Shalane Flanagan (USA). Als die Holländerin bei 6.200 Metern Schwächen zeigte und zum Trinkbecher griff, übernahm die Türkin das Tempo und verschärfte die Pace sogar. Eine im Meisterschaftrennen kaum zu glaubende Endzeit von unter 30:00 Minuten lag im Bereich des Möglichen als die 7.000 Meter Marke in 21:15 Minuten durchlaufen wurden. Abeylegesse verschärfte weiter und versuchte die verbliebene Tirunesh Dibaba und die beiden Kenianerinnen Linet Masai und Lucy Wangui abzuschütteln. Der nächste 1.000 Meter Abschnitt wurde in atemberaubenden 2:55 Minuten gelaufen. Nun fielen die beiden Kenianerinnen zurück, nicht weit dahinter folgte Flanagan in Lauerposition. Aber eine wurde die Türkin nicht los: Tirunesh Dibaba, die lockerer als die fightende Türkin wirkte.
Es musste zu einem spannenden Finale kommen. Abeylegesse legte nochmals ein Eisen auf, von 8.000m (24:09,40min) auf 9.000m (27:06,02min) reichten 2:57min aber auch nicht aus die Äthiopierin abzuschütteln. Eine Zeit von unter 30:00 Minuten war klar abzusehen. Spannung pur, und so mußte es zum shoot-down auf der letzten Runde kommen. 9.600m wurden bei 28:54min passiert und kaum bimmelte die Glocke, griff Dibaba in bester äthiopischer Tradition an und zog der sich heftig wehrenden Türkin letztlich doch davon. Die letzten 400 Meter legte sie trotz des hohen Tempos in wieselflinken 60 Sekunden zurück, Resultat: 29:54,66 Minuten! Die letzten 1.000 Meter in 2:48 Minuten! Olympischer Rekord, Afrikarekord, die zweitschnellste Zeit aller Zeiten hinter dem umstrittenen Fabelweltrekord der Chinesin Wang Yunxia (29:31,78, Peking 1993). Für diese Leistung kann sich Dibaba bei den beiden Hasen Kiplagat und Abeylegesse bedanken, besser hätte ein geplantes Temporennen bei einem großen Leichtathletik Sportfest kaum laufen können. Und es bedeutete für die mehrfache Weltmeisterin endlich ihr erstes Olympisches Gold! Während die Türkin mit 29:56,34 Minuten noch mit Silber und einer Weltklassezeit, die Europarekord bedeutet (bisher Paula Radcliffe 30:01,09 Minuten), belohnt wurde, fiel Lornah Kiplagat noch auf den achten Platz zurück. Bronze schnappte Shalane Flanagan (30:22,22 Minuten, Amerikarekord) noch der Kenianerin Linet Masai weg. Die Kenianerinnen haben weiterhin über 10.000 Meter noch nie eine Olympia Medaille gewonnen. Und auch die Russinnen gingen bei dieser Tempohatz leer aus. Nicht unzufrieden sollte die deutsche Vertreterin Sabrina Mockenhaupt sein, die sich anfangs ganz weit hinten aufgehalten hat und später reihenweise ermüdende prominente Läuferinnen einsammelte. Die Kölnerin behielt die Nerven und lief in diesem denkwürdigen Rennen nicht nur neue persönliche Bestzeit, sondern hat auch ihr Ziel erreicht als 13.Plazierte ihren Olympiaauftritt von Athen um zwei Ränge zu verbessern. Sie hat extra noch einmal zwei Kilogramm für das Rennen abgenommen und möchte sich in Zukunft mehr der Marathonstrecke widmen.
Was soll man von dieser Leistungsexplosion halten? Müßte man misstrauisch sein? Ja misstrauisch sollte man immer sein, und solche Zeiten bei einem Meisterschaftsrennen bei Wärme sind für Langstrecken sogar eher ungewöhnlich. Gold und Silber wurden mit der zweit- und drittschnellsten Leistung aller Zeiten erlaufen. Aber...
1.) war es nicht so heiß (s.o.),
2.) sind Zeiten um 30:00 Minuten eigentlich überfällig.
Der Marathonweltrekord von Paula Radcliffe mit 2:15:25 Stunden entspricht eigentlich einer 10.000m Zeit von etwa 29:10 Minuten und der 5.000 Meter Weltrekord von Dibaba entspricht 29:20 Minuten. 10.000 Meter wird seltener gelaufen und der "25-Runden-Drehwurm" ist mental auch sehr hart, insofern hinken die 10.000 Meter Zeiten immer etwas hinterher. Es brauchte vielleicht ein so gleichmäßig gelaufenes Rennen wie heute bei den Olympischen Spielen.
Ergebnisse 10.000m Frauen:
1. Tirunesh Dibaba ETH 29:54.66 2. Elvan Abeylegesse* TUR 29:56.34 3. Shalane Flanagan USA 30:22.22 4. Linet Chepkwemoi Masai KEN 30:26.50 5. Mariya Konovalova RUS 30:35.84 6. Inga Abitova RUS 30:37.33 7. Lucy Kabuu Wangui KEN 30:39.96 8. Lornah Kiplagat NED 30:40.27 9. Kimberley Smith NZL 30:51.00 10. Kara Goucher USA 30:55.16 11. Kayoko Fukushi JPN 31:01.14 12. Joanne Pavey GBR 31:12.30 13. Sabrina Mockenhaupt GER 31:14.21
Zwischenzeiten 10.000m Frauen:
1000m Kiplagat 3:00.46 2000m Kiplagat 6:00.15 3000m Kiplagat 9:03.83 4000m Kiplagat 12:06.60 5000m Kiplagat 15:09.98 6000m Kiplagat 18:12.85 7000m Abeylegesse 21:14.46 8000m Abeylegesse 24:09.40 9000m Abeylegesse 27:06.02 3.000m Hindernis Frauen Vorläufe - Antje Möldner scheitert knapp, Russinnen dominieren
Die junge Leichtathletik Disziplin 3.000m Hindernis der Frauen ist zum ersten Mal auf dem olympischen Programm und entsprechend noch in rasanter Entwicklung. Alleine bei den drei Vorläufen wurden sechs nationale Rekorde aufgestellt. Im Gegensatz zu den Männern (91,4 Zentimeter) sind die Hindernisse "nur" 76,2 Zentimeter hoch und die Russinnen dominieren die Disziplin, statt der Kenianer. Im ersten Vorlauf machte die die 30-jährige Weltrekordlerin (9:01:59 Minuten) und Favoritin Gulnara Samitova-Galkina mächtig Dampf, lief einsam auf weiter Flur vor der Konkurrenz und siegte in schnellen 9:15,17 Minuten. Im zweiten Vorlauf lief ihre Landsfrau Tatjana Petrova die gleiche Tempostrategie und siegte knapp in 9:28,85 Minuten. Auch im letzten Vorlauf machte eine Russin, die 3000m Hindernis Weltmeisterin von Osaka 2007, Yekaterina Volkova das Tempo und ließ am Ende die technisch weniger perfekt über die Hindernisse hüpfende alber läuferisch starke Kenianerin Eunice Jepkorir in 9:21:31 Minuten als Siegerin gewähren. Die deutsche Vertreterin Antje Möldner trat mit einer Bestzeit und deutschem Rekord von 9:34,21 Minuten an. Die Potsdamerin hätte, um sich für den Endlauf zu qualifizieren Vollgas geben müssen, um unter die ersten Vier des Vorlaufs zu kommen. Das Rennen war in der Spitze auf dem zweiten Kilometer aber zu schnell für die 24-Jährige. Anfangs auf letzter Position laufend arbeitete sie sich langsam vor, hing teilweise alleine zwischen den Gruppen und wurde letztlich in einem starken Finish noch Vorlauf-Siebte in neuem deutschen Rekord von 9:29,86 Minuten. Damit zog sie sich zwar beachtlich aus der Affäre, aber mit etwas mehr Mut hätte es vielleicht doch noch zur Endlaufteilnahme reichen können, denn es fehlten ihr letztlich nur 1,4 Sekunden, um über die Zeitschnellsten noch in das Finale, das am Sonntag stattfindet (Zeitplan), einzuziehen.
1.500 Meter - Bernhard Lagat und Carsten Schlangen weiter, Ramzi schockt Konkurrenz
Über 1.500 Meter konnte der frühere Kenianer Bernhard Lagat (USA) im voll besetzten Olympiastadion den ersten Schritt auf dem Weg zum Projekt Olympia-Doppelsieg über 1.500m und 5.000m machen. Als kontrollierter Vorlaufs-Vierter qualifizierte er sich kraftsparend für die nächste Runde. Im letzten Vorlauf lag der einzige Mittel- oder Langstreckenläufer im deutschen Team Carsten Schlangen 200 Meter vor dem Ziel nach einem cleveren Lauf noch als Vierter aussichtsreich unter die Top-Fünf zum kommen, im Spurt war er aber letzlich unterlegen. Der Berliner konnte sich als Sechster dennoch mit guten 3:36,34 Minuten über die Zeitregel für den Zwischenlauf qualifizieren. Das ist eine ordentliche Leistung und sein erklärtes Mindestziel, zumal er damit nur knapp über seiner Bestleistung von 3:34,99 Minuten aus diesem Jahr blieb. Den Vorlauf gewann der für den Bahrein startende 800 und 1.500m Weltmeister von Helsinki 2005 Rashid Ramzi überlegen mit fast zwei Sekunden Vorsprung, indem er auf der Zielgerade wie angestochen (und zum Weiterkommen eigentlich vollkommen unnötig) davonstürmte und die Tagesbestzeit 3:32,89 Minuten.aufstellte. Wollte der 28-Jährige gebürtige Marokkaner, der sich über lange Zeiträume immer wieder rar macht, die Konkurrenz damit überraschend schocken?