Leichtathletik Weltmeisterschaften Peking 2015 |
Ergebnisse, Berichte, Kommentare
10.000m Männer (22.8.2015) Mo Farah schlägt starkes Kenia Trio
Die 1.000m Marke wurde in nicht allzu schnellen 2:52 Minuten durchlaufen. Der Deutsche Arne Gabius lief in 2:53 in der Mitte des Feldes. 2.000m in 5:32 Minuten waren dann schon etwas flotter. Das Feld zog sich nun in die Länge. Alle drei Kenianer positionierten sich vorne. Die 3.000m Zwischenzeit von 8:15 Minuten würde auf 27:30 Minuten hinauslaufen. Mo Farah und Trainingskollege Galen Rupp (USA) liefen gelassen in etwa 10. Position mit, während Arne Gabius abreissen lassen musste. 10:57 Minuten bei 4.000m, Geoffrey Kamworer steigerte das Tempo weiter. Ein Dutzend Läufer konnten noch folgen. Farah positionierte sich auf Rang 7 hinter Galen Rupp. 5.000m in 13:40 min, aber die zweite Hälfte dürfte wohl noch schneller werden. Bedan Karoki Muchiri machte nun die Pace. Rupp lag jetzt auf Platz 5 und Farah auf Platz 6. Vorne wechselten sich die Kenianer weiter ab. Arne Gabius hatte bei 5.000m 13:58 Minuten.
Bei 9.000m in 24:32 min wurde Arne Gabius
überrundet. Kamworer führte aggressiv laufend die Gruppe, aber auf die
letzten 500m übernahm Farah bereits das Zepter und zog den Spurt an. In
die letzte Runde folgten ihm aber Kamworer
und Tanui hartnäckig. Auch ein Stolperer mit Kamworeri bei einer
Überrundung 350 m vor dem Ziel konnten den Briten nicht mehr stoppen.
Leicht machten die Kenianer es dem Titelverteidiger zwar nicht, aber
auf der Zielgeraden konnte sich der
Brite, offensichtlich das letzte gebend, in 27:01,13 min
erneut den Titel holen. 54,1 Sekunden donnerte der Brite die letzte
Runde runter! Die 5.000m möchte Farah wie vor zwei Jahren auch wieder
gewinnen. Bleibt abzuwarten wie er das Rennen verkraftet hat. Silber
blieb für den tapferen Halbmarathon
Weltmeister Geoffrey Kipsang Kamworer (27:01,76 min) und Bronze wie vor
zwei Jahren an Paul
Tanui (27:02,83 min). Eine kleine Rehabilitation für Kenia nach der
Marathonschlappe vom Marathon am Morgen. Arne Gabius
gelang keine
Überraschung, der Neu-Hamburger lief aber solide auf Platz 17 mit
28:24,47 Minuten. angesichts der Wärme passabel. Damit war er der erste
(und einzige!) weiße Europäer des Rennens! Erstaunlich: kein weißer
Brite, Italiener, Portugiese, Franzose, Russe oder Spanier trat über
10.000m an. Lediglich die US-Amerikaner nehmen in voller
Mannschaftsstärke noch den Leistungsvergleich mit den Afrikanern
an. Ergebnisse:
10.000m Frauen (24.8.2015) Um 20.35 Ortszeit war es in Peking noch 24 Grad, etwas milder als beim Rennen der Männer über 10.000 Meter. Ohne Titelverteidigerin Tirunesh Dibaba aus Äthiopien starteten 25
Läuferinnen auf die 25 Runden Distanz. Wer
auf schnelle Zeiten angesichts der moderaten Bedingungen gehofft hatte,
sah sich getäuscht. Genau genommen war es nur ein langer Anlauf zu
einem kurzen schnellen Finale. Lange ließ man die armschlenkernden Japanerinnen Rei Ohara und Yuka Takashima vorne das Tempo in Richtung 32:20 Minuten machen. Frühzeitig
war klar, dass es eine schnellere zweite Hälfte geben wird. Die
Favoritinnen aus Äthiopien, Kenia und vielleicht auch aus den USA
vertrauten offenbar allesamt auf den Endspurt. Bei Halbzeit hatten die in noch einer Gruppe zusammen laufenden Finalistinnen 16:11,99min. Eine Runde später übernahm endlich die Kenianerin Sally Kipyego die Führung, aber es wurde nur ein wenig schneller. Bei 6.000m setzten sich die Äthiopierinnen mit Belaynesh Oljira und Alemitu Heroye an die Front, nun ging auch die von einer Babypause zurückgekommene Vivian Cheruiyot (Foto) in Dritter Position in Stellung. Doch auch jetzt wurde das Tempo noch nicht flott. Kenia und Äthiopien teilten sich nun die vorderen Plätze. Die Amerikanerinnen Huddle, Imfield und Flanagan waren aber noch nicht geschlagen. Im Gegenteil Molly Huddle übernahm teilweise sogar die Führung, das Tempo verlangsamte. Die kleinste im Feld Doppel-Weltmeisterin von 2011 Vivian Cheruiyot überlief die 8000m in 25:43 min. Und es wurde weiter gebummelt. 28:52 min bei 9.000m, ein 3:09er Abschnitt. Huddle, Imfield und Flanagan liefen immer noch in der 10-köpigen Spitzengruppe. 600m vor dem Ziel zog zunächst Huddle an. Doch eingangs der letzten Runde lieferten sich dann wie erwartet Gelete Burka und Vivian Cheruiyot einen harten Fight und zogen auf und davon. In einer 60er Runde siegte die Kenianerin. Sie hatte ihren starken Endspurt in der Mutterpause nicht verloren. In 31:41,31 Minuten siegte die (meine) Favoritin vor Burka, Emily Infield überlief auf dem Zielstrich noch die zu früh abbremsende und schon über Bronze jubelnde Huddle. Über diesen dummen Amateurfehler dürfte sich die Amerikanerin noch lange ärgern. Jeder (gute) Trainer bringt bringt seinen Zöglingen bei, dass man auf einen Meter HINTER dem Ziel spurtet. Jedenfalls ein Achtungserfolg für die Amerikanerinnen: drei Läuferinnen unter den ersten sechs! Ergebnisse
3.000m Hindernis Männer (24.8.2015) Ezekiel Kemboi überragend - Vierfach-Sieg für Kenia! Der
3.000m Hindernislauf ist und bleibt die kenianischste aller
Kenia-Disziplinen! Vier Starter waren für die ostafrikanische Nation
erlaubt, da mit Ezekiel Kemboi
der amtierende Weltmeister eine Freikarte besaß. Die Frage war,
inwieweit ein anderer den Kenianern einen Podiumsplatz oder gar den
Sieg streitig machen könnte. So schickten die US-Amerikaner den 8:00,45
Minuten Läufer Evan Jager ins
Rennen. Jager hätte, in dieser Weltklassezeit, die schnellste, die je
ein Weißer lief, um ein Haar die begehrte 8:00min Grenze deutlich
unterboten und die Kenianer beim Meeting im Juli in Paris geschlagen,
wenn er nicht nach dem letzten Hinderis erschöpft zu Fall gekommen wäre
und sich wieder aufrappeln musste. Im Rennen übernahm das
Kenia-Quartett sofort die Spitze, allen voran der Jungstar Conseslus Kipruto, ohne aber ein wirklich flottes Tempo runterzureissen. So lief alles auf einen Spurt hinaus. Der zweifache Olympiasieger und dreifache Weltmeister Ezekiel Kemboi, ein Meister der Meisterschaftsrennen, war wieder auf den Punkt in Höchstform und wieselte in einem ungemein starken Endspurt über die Hindernisse und den Wassergraben der letzten Runde zu seinem vierten Wetmeistertitel in Folge. Der bereits 33-jährige Läufer manifestierte damit erneut seinen Stand als weltbester Hindernisläufer aller Zeiten. Hinterher zelebierte der frühere Diskjockey wie gewohnt mit einm Tänzchen seinen Erfolg. Über sein Training (bis zu 220km pro Woche!) schrieb ich im Laufmagazin SPIRIDON im Mai 2014, als ich ihn in Kenia antraf und interviewte (Bild). Dahinter reihten sich seine Landsleute zum historischen Vierfacherfolg ein. Der brav kämpfende Evan Jager zog im Spurt wieder den Kürzeren und wurde sogar noch von Landsmann Daniel Hulling abgefangen. Vielleicht hätte ihm ein gnadenloses Temporennen mehr eingebracht, zumindest ein bessere Platzierung. Denn der Endspurt scheint nicht die Stärke des US-Amerikaners zu sein. Auch hier waren die US-Läufer die einzigen, die versuchten den Afrikanern auf breiter Bühne Wiederstand zu leisten. Mit dem Polen Krystian Zalewski kam nur ein Europäer ins Finale. Ergebnisse
1.500m Frauen (25.8.2015) Genzebe Dibaba überragend Genzebe Dibaba, wer sonst? Im Juli lief die kleine Äthiopierin in Monaco mit 3:50,07 Minuten einen neuen Weltrekord über die 1.500m Distanz. Einen Rekord, mit dem sie die Doping-umwobenene Leistung der Chinesin Xunxia Qu, die diese in Peking 1993 aufstellte (3:50,46 min) nach 22 Jahren auslöschen konnte. Zu Beginn des Rennens setzten sich die beiden US-Amerikanerinnen Shannon Rowbery und Jennifer Simpson an die Spitze und sorgten für ein langsames Tempo. Unglaubliche 1:17,06 Minuten für die ersten 400 Meter entsprachen dem Niveau eines Kreisklassenrennens. Es war jetzt schon klar, dass nur noch eine Spurterin gewinnen würde. Dibaba ging eingangs der vorletzten Runde in Front und verschärfte abrupt die Fahrt. Um es vorweg zu nehmen: sie donnerte die letzten 800 Meter in 1:56,9 Minuten runter. Das könnte für den WM-Titel über 800 Meter reichen. Eingangs der letzten Runde folgt nur noch die Kenianerin Faith Chepngetich Kipyegon, die äthiopisch-stämmige Niederländerin Sifan Hassan und die Äthiopierin Dawit Seyaum. Aber Dibaba war nicht mehr einzuholen und jubelte schon 10 Meter austrudelnd vor der Ziellinie. Dahinter ging es nur noch um die Plätze. 200 Meter vor dem Ziel passierte die Titelverteidigerin Sifan Hassan Kipyegon, die aber auf der Zielgeraden nochmals kontern konnte und für Kenia Silber sichern konnte. Die Amerikanerinnen hatten mit Platz sieben (Rowbery) und dem letzten Platz (Simpson) das Nachsehen. Ergebnisse
800m Männer (25.8.2015) David Rudisha läuft Kenia im Medaillenspiegel an die Spitze Drei Kenianer stellten sich dem Starter über die Zwei-Runden Distanz. Der Weltrekordler David Rudisha
(Foto) hinterließ in den Qualifikationsläufen einen starken Eindruck.
Der Joker im Rennen war vielleicht der 24-jährige Newcomer der Saison Amel Tuka aus Bosnien-Herzegowina. Zu Beginn setzten sich die Kenianer an die Spitze. Rudisha, ein Schützling des legendären Trainers Brother Colm O'Connel von der St. Patricks High School in Iten,
lief aber keineswegs ein hohes Tempo, sondern sparte sich alles für
einen langen Spurt auf den letzten 250 Metern auf. Die 400 Meter
Marke überlief der Masai, der lange mit Verletzungen zu kämpfen hatte,
in langsamen 54:15 Sekunden. Auf der Gegengeraden verhinderte er
taktisch klug einen Durchbruch des Polen
Adam Kszczot
auf der Innenbahn und flog dann mit seinem unglaublich langen Schritt
dem Ziel ungefährdet entgegen. Dahinter war erst ein Doppelsieg für
Kenia drin, aber der Pole fand noch rechtzeitig die Lücke und sicherte
sich Silber, während der Kenianer Ferguson Rotich noch Bronze an den stark aufkommenden Amel Tuka verlor. Der einzige deutsche Teilnehmer Robin Schembera überstand die Vorläufe nicht. Unerwarteterweise liegt Kenia durch das Schwächeln der US-Amerikaner und Russen im Medaillenspiegel nun auf Platz eins. Niemand hatte die Kenianer auf der Siegerliste für 400 Meter Hürden, wo der 23-jährige Nicholas Bett die Weltklasse düpierte und in neuem Kenia-Rekord 47,79 Sekunden Überraschungsweltmeister wurde. Ergebnisse:
3.000m Hindernis Frauen (26.8.2015) Sechstes Gold für Kenia - Geza Krause holt sensationell Bronze! Geza Felicitas Krause
(Foto) hinterließ im Vorlauf als Zweite bereits einen starken Eindruck.
Sie musste dafür allerdings schon im Bereich ihrer Bestzeit 9:20,15
Minuten laufen. Ob sich die Frankfurterin von dieser Belastung genügend
erholt hat, war die Frage. Je drei Kenianerinnen und US-Amerikanerinnen
schafften das Finale. Die Tunesierin Habiba Ghribi
brachte die schnellste persönliche Bestzeit (9:08,37min) ins Rennen.
Zunächst bremsten vorne die Kenianerinnen das Feld auf ein mäßiges
Renntempo. Geza Krause reihte sich in der Mitte des Pulks ein. Nach 700
Meter löste sich die Inderin Halila Babar,
die Asien Games Siegerin und hatte bei 1.000m in 3:09 Minuten etwa 15
Meter Vorsprung. Bei der Hälfte des Rennens vergrößerte sie den Abstand
auf 30 Meter ab. Dahinter hatte offenbar niemand so recht Lust die
Verfolgung aufzunehmen. Die 2.000 Meter durchlief die Frontläuferin in
6:22 Minuten. Zwei Runden vor dem Ziel war der Anschluss aber wieder
hergestellt. Krause lag an dritter Position einer Siebenergruppe. Die
Amerikanerin Coburn führte in die letzte Runde und die deutsche
Hindernismeisterin war immer noch vorne dabei. Die Tunesierin Ghribi
übernahm die Führung und auf der Gegengeraden zog sich das Feld
auseinander. Krause lag noch immer in guter Position. Am letzten Wassergraben schob sich die verbliebene Fünfergruppe zusammen und Krause stolperte im Pulk nach innen gehend fast auf der Zielgeraden. Vielleicht ein kleiner taktischer Fehler, denn sie wurde in dieser Position zunächst etwas eingeklemmt. Sie löste sich dann aber doch noch und beim letzten Hindernis hatte Krause dank guter Technik sogar einen kleinen Vorsprung und sah schon fast wie die Siegerin aus. Doch dann überrannten die Kenianerin Hyvin Kiyeng Jepkemoi, Siegerin des Diamond League Rennens in Rom (9:15,08min) und Habiba Ghribi, die WM Silbermedaillengewinnerin von 2013 im Spurt die deutsche Überraschungsläuferin. Sensationell: nur 14 Hundertstelsekunden trennten Krause vom Sieg. Die letzten 1.000 Meter rannte sie deutlich unter 3:00 Minuten. Mit dieser Medaille konnte man kaum rechnen, selbst wenn ich der immer mutig auftretenden Läuferin einiges zugetraut habe. Da kann man nur gratulieren, eine Medaille in persönlicher Bestzeit. Den deutschen Rekord von Antje Möldner-Schmidt (9:18.54min) verpasste sie nur knapp. Nach EM-Bronze nun WM Bronze! Es geht doch was ....auch im deutschen Mittel- und Langstreckenlauf! Die Kenianerin Kiyeng Jepkemoi holte ihren ersten großen Titel und machte es also den Männern im Hindernislauf nach. Bei den letzten Weltmeisterschaften wurde sie Sechste, gewann in diesem Jahr sowohl die nationale Meisterschaft als auch die WM-Trials. In Monaco stellte sie als Zweite hinter Ghribi ihren Hausrekord mit 9:12, 51 Minuten auf. Ergebnisse
5.000m Männer (29.8.2015) Mo Farah erneut Doppelweltmeister - Ringer erreicht Finale Machen wir es kurz, es kam so wie es kommen musste - zumindest, wenn man wie das Kaninchen auf die Schlange schaut. Klar versuchten am Schluss die Kenianer und Äthiopier - nach einem extrem langsamen Beginn - auf Sieg zu laufen, aber es war doch zu erwarten, dass Mo Farah wieder seine unwiderstehliche Spurtkeute auspacken würde. Und so kam es dann auch. Die ersten 1.000 Meter in unglaublich bummeligen 3:02 Minuten. Fast keine Änderung bei 2.000 Meter mit 5:58 Minuten, dann zog das Tempo leicht an, um in einem fulminanten Endspurt förmlich zu explodieren. Mo Farah donnerte die letzten 1.000 Meter in fast unglaublichen 2:19,2 Minuten herunter. Zwar mühte sich der Kenianer Caleb Mwangangi Ndiku redlich, aber spätestens auf der Zielgeraden zog der Brite auf und davon. Wahnsinn, die letzten 400 Meter in 52,4 Sekunden. Das ist nicht nur der erneute WM-Doppelsieg über 5.000 und 10.000 Meter, sondern auch der dritte 5.000 Meter Titel in Folge. Hinzu kommen auch die Europameistertitel über beide Distanzen und der Olympiadoppelsieg 2012. Der in Mogadischu / Somalia geborene Immigrant ist für Großbritannien ein Glücksfall und der derzeit mit Abstand erfolgreichste Bahnlangstreckenläufer. Richard Ringer schlug sich im Vorlauf sehr gut und die Qualifikation für den Endlauf war bereits das Ziel. Als 14.Platzierter im Finale war er immerhin bester weißer Europäer. Analyse - wie hätte man Farah schlagen können? Ist gegen den Briten kein Kraut gewachsen? Wie hätte man mit mehr Risikobereitschaft Mo Farah knacken können, zumal er doch von dem harten 10.000 Meter Rennen vor einer Woche und den 5.000 Meter Vorläufen angschlagen sein müsste? Vielleicht hätten die Kenianer doch mal die Analen der WM-Geschichte studieren und sich den 5.000 Meterlauf der WM 1993 in Stuttgart anschauen sollen. Das Video dieses sensationellen Rennens ist heute auf You Tube zu bewundern Stuttgart WM über 5.000m (sehenswertes Video in guter Qualität!). Das Unterfangen setzt voraus, dass Kenia oder Äthiopien als Team läuft und einige auf ihre eigene Chance verzichten müssten. Ähnlich wie beim Rennradsport schickt man einen Teamkollegen vor, die Karte sticht oder man lässt sich gegebenfalls von Mo Farah im Windschatten (relevant bei ca.22-25 km/h) energiesparend in der Verfolgung mit nach vorne ziehen. Vorgemacht hat das also 1993 Ismael Kirui gegen den "unschlagbaren" Haile Gebrselassie. Harte Zwischenspurts in Weltrekordtempo von den kenianischen "Opferläufern" Chesire (1.000m in 2:31!) und danach ab 2.000m Kirui in der Soloflucht irritierten Haile und den Olympiasieger 1992 Khalid Skah aus Marokko damals und sie ließen letztlich Kirui, den sie nicht für den besten Kenia-Läufer hielten ziehen. Zu weit war Ismael Kirui dann aber schon entwischt, als Haile die Taktik durchschaute und seinen gefürchteten Spurt in der letzten Runde anzog. Zu spät, ...ihm fehlten am Schluß nur rund eineinhalb Meter! Eines der spannendsten Bahnrennen, das ich jemals gesehen habe. Ich war selbst im Stadion, die Zuschauer im Neckarstadion hielt es vor Begeistung nicht mehr auf den Sitzen! Man einigte sich damals im Team Kenia vor dem Rennen auf diese Vorgehensweise. Nur intern war nämlich bekannt, dass Ismael Kirui und nicht der Olympiazweite Paul Bitok der stärkste Läufer war, bei dem Haile und Khalid Skah damals aber konsequent blieben. Es wäre zumindest heute einen Versuch wert gewesen.... Ergebnisse
Marathon Frauen (30.8.2015) Mare Dibaba siegt in knappstem WM-Finale aller Zeiten Die Bedingungen in Peking um 7.30 waren nicht ganz so warm wie beim Männerrennen vor einer Woche. Über Nacht kühlte es etwas ab und bei bedecktem Himmel und nur rund 22 Grad konnte man vielleicht auf schnelle Zeiten hoffen. Doch das Rennen startete verhalten. Die 10 Kilometer (35:32 min) und Halbmarathonzeit (1:15:16 h) wiesen auf ein Endergebnis von über 2:30 Stunden hin. Aber es war klar dass es am Ende noch schnell werden würde. Und es wurde richtig schnell - eines der engsten und schnellsten Finale aller Zeiten bei einem Frauen Marathon! 65 Läuferinnen stellten sich der 42,195 Kilometer Distanz, darunter die Titelverteidigerin Edna Kiplagat aus Iten/Kenia und die Weltjahresschnellste Mare Dibaba aus Äthiopien, die mit guten Erinnerungen an China ins Rennen gehen könnte, stellte sie ihre Weltjahresbestleistung von 2:19:52 Stunden doch im Januar in Xiamen auf. Lange blieb eine große Gruppe von einem Dutzend Läuferinnen zusammen, bis bei 34 Kilometern die Doppelweltmeisterin Edna Kiplagat das Tempo erhöhte. Eine Fünfergruppe mit Kiplagat, Mare Dibaba, Helah Kiprop, der Bahrain Kenianerin Eunice Kirwa und der Kenianerin Jemima Sumgong konnte sich absetzen. Es wurde immer schneller, aber nur die Weltmeisterin Kiplagat ließ bei 40 Kilometern (2:20:38 h) abreissen und so entschied sich das überaus spannende Rennen erst auf den letzten Metern im "Vogelnest"-Stadion. Die 25-jährige Dibaba - nicht verwandt mit den bekannten Schwestern 1.500-Meter-Weltmeisterin Genzebe Dibaba und der 10.000-Meter-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba - setzte sich letztlich mit nur einer Sekunde Vorsprung im Sprint auf die kraftraubend armschlenkernd laufendeTokio Marathon Siegerin Helah Kiprop durch und siegte in 2:27:35 Stunden. Die Kleinste des Quartetts lief dabei die letzten 2,195 Kilometer wie ihre Verfolgerin in rasanten 6:57 Minuten, eine der schnellsten Zeiten jemals! Flotter waren (ungedopt!) mit 6:51 und 6:56 Minuten nur Mary Keitany und Paula Radcliffe jeweils in London. Bronze holte vier Sekunden später die für den Bahrain die Ex-Kenianerin Eunice Jepkirui Kirwa und nur sieben Sekunden nach der Siegerin gab es für Jemima Sumgong aus Kenia nur noch den undankbaren vierten Platz. Die 32-Jährige Titelverteidigerin Edna Kiplagat musste sich mit 2:28:18 Stunden und dem fünften Platz zufrieden geben und verpasste damit das Triple. Deutsche Läuferinnen waren nicht am Start, dafür aber die für den VfL Fortuna Marzahn laufende Berlinerin Mayada Al-Sayed, die für Palästina startend in 2:53:39 Stunden den 50. Platz belegte. Ergebnisse
5.000m Frauen (30.8.2015) Dreifachsieg für Äthiopien - Ayana siegt in mutigem Tempolauf Das sollte ein klassischer Schlagabtausch Kenia gegen Äthiopien werden! Zu Beginn sorgten zunächst die Japanerinnen Misaki Onishi und Ayuko Suzuki für ein halbwegs flottes Tempo. 1.000 Meter durchlief das Duett in in 3:01 Minuten. Dahinter reihten sich drei Äthiopierinnen, vier Kenianerinnen und Mimi Belete für den Bahrain ein. Eine 10er Gruppe durchlief die 2.000 Meter in 6:06 Minuten. Dann setzten sich die Äthiopierinnen Almaz Ayana und Genzebe Dibaba mit Mercy Cherono aus Kenia etwas ab. 3.000 Meter in 8:55 Minuten zeugten für ein nun sehr flottes Tempo. Dem Steigerungslauf von Ayana fiel Cherono nun zum Opfer. Würde die 1.500 Meter Weltmeisterin Dibaba noch genug Reserven für das Double haben und die frischere Landsfrau und Afrikameisterin besiegen können? Diese suchte offenbar aber ihr Heil in der Flucht nach vorne, ein gutes Rezept gegen Spurterinnen wie Dibaba. Erfolgreich, denn nach 4.000 Metern konnte Ayana bereits die vorzeitige Entscheidung fällen und Dibaba klar distanzieren. Schnell wuchs der Vorsprung auf 60 Meter und eingangs der letzten Runde war der Titel längst entschieden. In schnellen 14:26,83 Minuten stellte sie einen neuen Weltmeisterschaftsrekord auf. Dahinter duellierten sich Genzebe Dibaba und Senbere Teferi um die Medaillen. Den harten Sprint entschied Teferi hauchdünn in 14:44,07 mit sieben Hundertstel Sekunden Vorsprung für sich. Alle drei Medaillen für Äthiopien! Dahinter folgte das geschlagene Kenia Quartett. Deutsche waren nicht am Start. Die Östereichscherin Jennifer Werth schaffte es immerhin ins Finale bei dem sie den letzten Platz in 15:35,46 Minuten belegte.
Dritter Weltmeistertitel in Folge für Asbel Kiprop Drei US-Amerikaner, vier Kenianer, darunter der Titelverteidiger Asbel Kiprop (Foto beim Training in Iten)
stellten sich auf feuchter Bahn dem Starter. Das Rennen begann nicht
allzu flott, der Weltmeister reihte sich zunächst ganz hinten ein.
Landsmann Timothy Cheruiyot
sorgte für das zunächst mäßige Tempo. Nach 800 Metern in 1:58
Minuten lief Kiprop langsam nach vorne. Nun steigerte sich die Pace
und 300 Meter vor dem Ziel suchte der Olympiasieger Taoufik Makloufi
aus Algerien sein Heil in der Flucht. Doch mit seinem typisch langen
Schritt kam Asbel Kiprop auf der Zielgeraden dem Flüchtenden immer
näher und schob sich noch in 3:34,40 Minuten an ihm zum knappen Sieg vorbei. Aber nicht nur er, denn den schnellsten Spurt hatte der Kenianer Elijah Manangoi,
der auf der Zielgeraden noch von Platz sieben auf den Silberrang
vorlief. Die Bronzemedaille sicherte sich im Zielgewühle der Marokkaner
Abdalaati Iguider mit einem
Sturz, der seine Schulter neun Hunderstel vor Makloufi über die
Ziellinie brachte. Asbel Kiprop sorgte für Kenia für die siebte
Goldmedaille, die die ostafrikanische Nation auf Platz eins des
Medaillenspiegels brachte. Er schaffte zudem das historische Triple,
denn niemand vor ihm konnte dreimal über 1.500 Meter Wetmeister werden.Ergebnisse
Der finale Medaillenspiegel der Weltmeisterschaft mit Kenia auf Platz eins: Nach den unerwarteten Goldmedaillen im 400 Hürdenlauf und dem Speerwurf erweist sich Kenia nicht nur noch als Langstreckenläufernation. Allerdings wurden die beiden Kenianerinnen Joyce Zakary und Florence Koki (400m bzw. 400m Hürden Läuferinnen) des Dopings überführt. Das wirft einen schweren Schatten auf die Glaubwürdigkeit der Leistungen des ganzen Teams. Die sonst so sieggewohnten US-Amerikaner schwächeln erstaunlich und die Russen schaffen es durch Dopingssperren dezimiert nur noch auf Platz neun! Deutschland holte acht Medaillen.
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Artikel von Herbert Steffny
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