Chicago Marathon 2009
Bericht, Resultate, Fotos

Seminare Laufreisen Firmenseminare Vorträge Laufartikel Ratgeber Walktreff unser Team
  unser Hotel Laufgourmet? Laufbücher Lauflinks Titelseite Impressum

Autor und Copyright: Herbert Steffny
Sie können gerne hierhin verlinken

Chicago Marathon - vierter Sieg für Wanjiru
Mikitenko verliert gegen Shobukhova und gewinnt 500.000 Dollar
(von Herbert Steffny 11.10.2009)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?

Chicago hat eine superschnelle Strecke, auch ich bin meine Bestzeit mit 2:11:17 Stunden 1986 dort gelaufen, aber das Wetter muss mitspielen. In den Jahren zuvor war es ungewöhnlich heiß, diesmal lagen die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Rennen bei den Männern und den Frauen waren grundverschieden, hier eine Tempojagd mit Hasen, da ein Taktieren bis kurz vor Schluss.


Der Chicago Sieger Samuel Wanjiru ist auch der World Marathon Majors Sieger der Serie 2008/2009 und damit um 500.000 Dollar reicher.
(Foto Copyright: Herbert Steffny)

Samuel Wanjiru mit viertem Sieg in fünftem Rennen

Der Olympiasieger Samuel Wanjiru folgte drei Tempomachern, die allerdings vorzeitig das Weltrekordtempo nicht mehr durchhielten. 10 Kilometer wurden noch in schnellen 29:10 Minuten durchlaufen und Halbmarathon passierte die Kenia-Truppe wunschgemäß in 62:01 Minuten. Der letzte Hase Patrick Ivuti, Sieger des Chicago Marathons 2007 und des Honolulu Marathon 2008, stieg bei 25 Kilometern aus. Zum Vergleich: Gebrselassies letzter Hase rannte in Berlin 2009 bis 32 Kilometer mit. Nun ist der 22-jährige Wanjiru bekannt dafür auch alleine sein Tempo laufen zu können, beschloss aber zu diesem Zeitpunkt "nur" noch auf Sieg zu laufen. Schon im Vorfeld erklärte er bei den Interviews, dass er 2:04 bis 2:05 drauf habe. Der Kenianer hatte nicht vom Weltrekord gesprochen und hat bisher mit seinen Ankündigungen selten falsch gelegen. Mit Zwischenspurts testete und zermürbte er seine Gegner bei 35 Kilometern um die Entscheidung zu suchen. Nach 37 Kilometern hatte der Halbmarathon Weltrekordler seine Landsleute, den 22-jährigen Vincent Kipruto und den 23-jährigen Charles Munyeki bereits abgeschüttelt und es war nur noch die Frage offen, ob Wanjiru wenigstens den Streckenrekord von Khalid Khannouchi (2:05:42 Stunden, 1999) knacken würde. Das gelang dem Supertalent um gerade mal eine knappe Sekunde, obwohl er noch die Zeit fand den Zuschauern zuzujubeln, was ihn 100.000 Dollar Extraprämie hätte kosten können. Wanjiru kassierte obendrein noch ein Antrittsgeld von geschätzten 250.000 Dollar und die 75.000 Dollar Siegprämie, macht zusammen 425.000 Dollar! Die WMM Prämie von 500.000 Dollar ist ihm zusätzlich sicher (s.u.). Es war sein vierter Sieg im fünften Rennen. Dahinter kam der ewige Zweite Abderrahim Goumri (Marokko) noch nach einer starken Aufholjagd auf seinen angestammten zweiten Rang. Mit 2:06:04 Stunden verwies er Vincent Kipruto (2:06:08 Stunden) noch knapp auf den dritten Platz.


Niederlage für Irina Mikitenko im Bummelrennen

Bei den Damen wurde zu Beginn gebummelt. Man ließ die 2:34 Marathonläuferin Tera Moody (USA) bis Halbmarathon (1:15:06 Stunden) an der Spitze gewähren. "Ich hätte vielleicht zu Beginn schneller laufen sollen" meinte Favoritin Irina Mikitenko aus Wattenscheid nach dem Rennen, statt sich auf ein schnelles Finale gegen die sechs Jahre jüngere London Marathon Dritte Lilya Shobukhova einzulassen. Die Russin hat immerhin auf der Bahn eine 5.000m Bestzeit von 14:23,70 Minuten aufzuweisen, womit sie zu den schnellsten Bahnläuferinnen überhaupt gehört. Nach der Halbmarathonmarke übernahm eine sechsköpfige Truppe die Führung um den Sieg unter sich auszumachen. Es kam wie es kommen musste: die Russin verließ sich als frühere Bahnspezialistin bei 40 Kilometern ganz auf ihre Schnelligkeit und nahm mit 2:25:56 Stunden der Deutschen noch 35 Sekunden ab. Sie lief den Schlussabschnitt von 40 bis 42,195 Kilometer in der schnellsten jemals gelaufenen Zeit von 6:36 Minuten! Das deutet darauf hin, dass die Russin ihr Potential noch lange nicht erreicht hat! (Seit April 2014 wissen wir warum Shobukhova so schnell war: Doping!) Dritte wurde ihre Landsfrau Lidiya Grigoryeva (2:26:43 Stunden), die hinterher meinte: "Es ist zwar oft kalt in Russland, aber diesmal war es für den Marathon zu kalt."



Hoher Frauenanteil - nur 195 Deutsche

33.701 Teilnehmer beendeten das Rennen. Der Frauenanteil ist mit 14.626 Finisherinnen (= 43,4 Prozent) über doppelt so hoch wie in Deutschland (z.B. Berlin 20,2%). Vielleicht hilft den deutschen Frauen dieses Buch weiter, um es ihren amerikanischen Kolleginnen nachzumachen? 195 deutsche Teilnehmer, darunter 43 Frauen (auch hier nur "deutsche" 22 Prozent), beendeten den Marathon am großen See. In New York finishen dagegen rund 2.500 deutsche Läufer jährlich das Rennen. Die Nation mit den meisten ausländischen Teilnehmern waren die Kanadier mit 697 vor den Mexikanern mit 680 Läufern im Ziel. Die Briten belegen den dritten Platz mit 343 Finishern. Der Ausländeranteil beträgt insgesamt nur 11,1 Prozent. In New York ist er mit 46 Prozent wesentlich höher, Chicago ist also ein eher typisch "amerikanischer Marathon". Die mittlere Zielzeit (netto) betrug 4:23:10 Stunden. Das ist rund 13 Minuten langsamer als in Berlin (4:10 Stunden). Die Frauen benötigten durchschnittlich 4:38:28 und die Männer 4:09:23 Stunden. Bei den Männern war der 41-jährige Martin Saar aus Hohberg der schnellste Deutsche in 2:49:23 Stunden, bei den Frauen war es natürlich Irina Mikitenko. In 8:33 Stunden kamen die Letzten über die Ziellinie. Älteste Teilnehmerin war Iris Vinegar mit 83 Jahren, Sie brauchte 7:10:17 Stunden für die 42,195 Kilometer.


mehr Info zu Laufbüchern

Für die richtige Marathon-Vorbereitung:

Das große Laufbuch
von Herbert Steffny

Das umfassende Standardwerk mit bewährten 10k, Halb-, Marathon- Trainingsplänen 408 Seiten, Südwestverlag. Erweiterte Neuaulflage 2012.

"Das große Laufbuch" bei Amazon bestellen"


mehr Info zu Laufbüchern


Wanjiru und Mikitenko waren die Großverdiener des Jahres

Wanjiru und Mikitenko standen schon vor dem Rennen als Sieger der beiden 500.000 Dollar Jackpots der World Marathon Majors Wertung 2008/2009 fest. Die Serie der World Marathon Majors, quasi der Grand Slam des Marathonlaufs, umfasst die Marathons von Boston, London, Berlin, Chicago und New York sowie die Marathonläufe bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Die WMM-Serie läuft jeweils über zwei Jahre; für die ersten fünf Plätze bei werden jeweils Punkte vergeben (25 für den 1. Platz bis zu 1 Punkt für den 5. Platz). Mikitenko gewann damit nach 2008 zum zweiten Mal die halbe Million. Das dürfte Mikitenko über ihre erste Niederlage in Chicago seit Berlin 2007 hinwegtrösten. Außerdem blieb sie im Besitz der Marathon Weltjahresbestzeit 2009, die sie seit ihrem Sieg in London im April noch innehat.

Stand der WMM-Serie 2008-2009 vor der letzten Wertung in New York:

Männer Punkte
1. Samuel Wanjiru, KEN 90
2. Haile Gebrselassie, ETH 50
3. Abderrahim Goumri, MAR 40
   
Frauen Punkte
1. Irina Mikitenko, GER 90
2. Dire Tune, ETH 40
3. Lydia Grigorjewa, RUS 35

(Seit April 2014 wissen wir warum Shobukhova so schnell war: Doping! Ihr Ergebnis wurde rückwirkend annuliert)

Ergebnisse des Chicago Marathons 2009:

Ergebnisse Männer:
 
1 Sammy Wanjiru KEN 2:05:41
2 Abderrahim Goumri MAR 2:06:04
3 Vincent Kipruto KEN 2:06:08
4 Charles Munyeki KEN 2:07:07
5 Richard Limo KEN 2:08:43
6 Wesley Korir KEN 2:10:38
7 Isaac Macharia KEN 2:11:09
8 Sergio Reyes USA 2:15:30
9 Tedese Tola ETH 2:15:48
10 Patrick Rizzo USA 2:15:48
  Ergebnisse Frauen:
 
1 Liliya Shobukhova RUS 2:25:56
2 Irina Mikitenko GER 2:26:31
3 Lidiya Grigoryeva RUS 2:26:47
4 Teyba Erkesso ETH 2:26:56
5 Berhane Adere ETH 2:28:38
6 Deena Kastor USA 2:28:50
7 Mizuho Nasukawa JPN 2:29:22
8 Melissa White USA 2:32:55
9 Tera Moody USA 2:32:59
10 Adriana Pirtea ROM 2:34:07

weitere Laufreiseberichte

Interesse an Laufreisen?

weitere Artikel von Herbert Steffny

Home

Inhaltsverzeichnis