13.Leichtathletik
WM 2011 Daegu/Korea
Vorbemerkung:
Deutsche Teilnehmer im Mittel- und Langstreckenlauf im
rund 70-köpigen Nationalteam? Die muss man leider mit
der Lupe suchen! Ganze vier (!) Athleten waren im
südkoreanischen Daegu am Start. Das ist absoluter
Negativ-Rekord! Lediglich die beiden 20 und 19 Jahre
alten Nachwuchsläuferinnen Jana Sussmann
und Gesa Felicitas Krause qualifzierten
sich für das 3.000 Meter Hindernisrennen und bei den
Männern schaffte das nur der Routinier und
Vize-Europameister 2010 Carsten Schlangen
über 1.500 Meter und der Kämpfer Steffen
Uliczka über 3.000m Hindernis. Schlangen musste
vor dem Start verletzungsbedingt absagen, Uliczka
stürzte im Vorlauf und lief dann hinterher. Langstrecke,
Marathon oder 10.000 Meter : Fehlanzeige! Mir fehlen die
Worte....
Zeitplan
Mittel- und Langstreckenläufe
(Entscheidungen in MESZ - TV
Übertragung bei ARD/ZDF und Eurosport)
|
27.8.2011 (Samstag)
28.8.2011
(Sonntag)
29.8.2011
(Montag)
30.8.2011
(Dienstag)
- 14.00 800m
Männer
- 14.20 3000
Hindernis Frauen
|
|
1.9.2011
(Donnerstag)
- 13.25 3000
Hindernis Männer
- 13.55 1500m
Frauen
2.9.2011
(Freitag)
3.9.2011
(Samstag)
4.9.2011
(Sonntag)
- 09.00 Marathon
Männer
- 12.40 5000 m
Männer
- 13.15 800m
Frauen
|
Edna Kiplagat
flog nicht nur im Central Park in New
York, sondern auch in Daegu zu einem
überlegenen Sieg.
(Foto,
Copyright: Herbert Steffny)
Schrecksekunde
bei Kilometer 37 an der
Verpflegungsstation. Die führende Edna
Kiplagat stürzt über die Beine ihrer
Landsfrau Cherop, die ihr wieder auf die
Beine half. Doch das konnte den
Siegeswillen der Kenianerin nicht
bremsen!
Ergebnisse:
1. |
Edna Ngeringwony
Kiplagat |
KEN |
2:28:43 |
|
2. |
Priscah Jeptoo |
KEN |
2:29:00 |
|
3. |
Sharon Jemutai
Cherop |
KEN |
2:29:14 |
|
4. |
Bezunesh Bekele |
ETH |
2:29:21 |
|
5. |
Yukiko Akaba |
JPN |
2:29:35 |
|
6. |
Xiaolin Zhu |
CHN |
2:29:58 |
|
7. |
Isabellah Andersson |
SWE |
2:30:13 |
|
8. |
Jiali Wang |
CHN |
2:30:25 |
|
9. |
Marisa Barros |
POR |
2:30:29 |
|
10. |
Remi Nakazato |
JPN |
2:30:52 |
|
11. |
Rong Chen |
CHN |
2:31:11 |
|
12. |
Aberu Kebede |
ETH |
2:31:22 |
|
13. |
Irene Jerotich
Kosgei |
KEN |
2:31:29 |
|
14. |
Atsede Baysa |
ETH |
2:31:37 |
|
15. |
Tetyana
Gamera-Shmyrko |
UKR |
2:31:58 |
|
16. |
Chaofeng Jia |
CHN |
2:31:58 |
|
17. |
Tera Moody |
USA |
2:32:04 |
|
18. |
Yoshimi Ozaki |
JPN |
2:32:31 |
|
19. |
Azusa Nojiri |
JPN |
2:33:42 |
|
20. |
Lishan Dula |
BRN |
2:33:47 |
|
21. |
Olena Burkovska |
UKR |
2:34:21 |
|
22. |
Mai Ito |
JPN |
2:35:16 |
|
23. |
Margarita Plaksina |
RUS |
2:35:39 |
|
24. |
Susan Partridge |
GBR |
2:35:57 |
|
25. |
Diana Lobacevske |
LTU |
2:36:05 |
|
26. |
Xuequin Wang |
CHN |
2:36:10 |
|
27. |
Lisa Christina
Stublic |
CRO |
2:36:41 |
|
28. |
Sung-eun Kim |
KOR |
2:37:05 |
|
29. |
Caroline Rotich |
KEN |
2:37:07 |
|
30. |
Kathy Newberry |
USA |
2:37:28 |
|
31. |
René Kalmer |
RSA |
2:38:16 |
|
32. |
Alisa McKaig |
USA |
2:38:23 |
|
33. |
Tetyana Holovchenko |
UKR |
2:39:25 |
|
34. |
Sook-Jung Lee |
KOR |
2:40:23 |
|
35. |
Yun-hee Chung |
KOR |
2:42:28 |
|
36. |
Bahar Dogan |
TUR |
2:42:56 |
|
37. |
Annerien van
Schalkwyk |
RSA |
2:43:59 |
|
38. |
Colleen De Reuck |
USA |
2:44:35 |
|
39. |
Luvsanlundeg
Otgonbayar |
MGL |
2:45:58 |
|
40. |
Zoila Gómez |
USA |
2:46:44 |
|
41. |
Judith Toribio |
PER |
2:47:21 |
|
42. |
Alyson Dixon |
GBR |
2:50:51 |
|
43. |
Jun-Sook Park |
KOR |
3:03:34 |
|
44. |
Bo-ra Choi |
KOR |
3:10:06 |
|
45. |
Moleboheng Mafata |
LES |
3:28:30 |
|
46. |
Shariska Winterdal |
ARU |
3:49:48 |
|
|
Dire Tune |
ETH |
DQ |
|
|
Lucia Kimani |
BIH |
DNF |
|
|
Alessandra Aguilar |
ESP |
DNF |
|
|
Aselefech Mergia |
ETH |
DNF |
|
|
Jemena Misayauri |
PER |
DNF |
|
|
Epiphanie
Nyirabarame |
RWA |
DNF |
|
|
Yuliya Ruban |
UKR |
DNF |
|
|
Kateryna Stetsenko |
UKR |
DNF |
|
|
Marathon
Frauen
(27.8.2011) Kenia-Dreifacherfolg
nach starkem Finale
Tja, wer
sollte Weltmeisterin im Marathonlauf 2011
werden? Die Weltrekordlerin Paula
Radcliffe jedenfalls nicht, sie
zieht nach Verletzungs- und Babypause
einen Start Ende September in Berlin vor,
um dort die Qualifikationsnorm für die
Olympischen Spiele in London 2012 zu
unterbieten. Auch
die deutschen Läuferinnen Irina
Mikitenko und Sabrina
Mockenhaupt, die die Norm für
die WM eigentlich unterboten haben,
scheuten einen Start im heißen Korea.
Von Irina Mikitenko, der (finanziell)
erfolgreichsten deutschen City
Marathonläuferin der letzten Jahre, ist
man die Nationaltrikotabstinenz bei
internationalen Meisterschaften
mittlerweile gewohnt. Sie wird wie
Radcliffe in Berlin starten.
"Mocki" vertrat den DLV in den
letzten Jahren dagegen wenigstens über
10.000 Meter oder Marathon, zog in diesem
Jahr allerdings den Start beim Frankfurt
Marathon im Herbst vor, um die
Olympianorm zu schaffen. Auch die starken
Russinen um Liliya Shobukova waren nicht
am Start. Ebenso die Weltjahresschnellste
Mary Kaitany die den London Marathon in
2:19:19 Stunden gewann. Dennoch waren von
der diesjährigen Weltbestenliste
immerhin sieben der Top-Elf anwesend.
Also keineswegs ein schwaches Feld...
Bei
bedecktem feuchtwarmem Wetter (bis 25 C,
Luftfeuchte um 85%, kaum Wind) war der
Marathon der Frauen mit rund 50
Starterinnen die erste Entscheidung der
diesjährigen WM. Gleichzeitig wurde auch
der Mannschaftsweltcup ausgetragen. Die Titelverteidigerin von Berlin 2009 Xue Bai
(China) war nicht am Start, wohl aber die
Vize-Weltmeisterin Yoshimi Ozaki
aus Japan. Kurios, es gab erst mal einen
Fehlstart, selten beim Marathon! Zu
Beginn des um 9.00 Uhr Ortszeit
gestarteten Rennens machte auf dem
zweimal 15 km plus einmal 12,195km Runden
Kurs die Spanierin Alessandra
Aguilar das verhaltene Tempo.
Sie gewann 2009 den Hamburg Marathon. Je
15 Kilometer Runde waren rund 30 Meter
Höhendifferenz zu überwinden. Der
Zuschauerzuspruch war moderat. Die 5.000
Meter Marke wurde leicht bergan führend
in sehr verhaltenen 18:34 Minuten
passiert. Das wäre eine Endzeit von nur
2:37 Stunden. Es bahnte sich ein
typisches Meisterschaftrennen an. Die
kleine Äthiopierin Bezunesh
Bekele forcierte nun leicht. Sie
war in Berlin 2010 Zweite. Rund 40
Läuferinnen befanden noch in der
Spitzengruppe. Bei 10 Kilometer leitete
die Japanerin Azusa Nojiri
(2:25:29 Stunden, London 2011) und Bekele
in 36:26 Minuten die immer noch große
Spitzengruppe an. Das Rennen wurde nur
wenig schneller. Erwartungsgemäß sollte
es, typisch für ein
Meisterschaftsrennen, noch erheblich
schneller werden. Die 15 Kilometer Marke
wurde angeführt von Nojiri in 54:11
Minuten passiert. Der 5 km Abschnitt war
in 17:41 Minuten nun bergab etwas
schneller.
Der von
Chinesinnen, Kenianerinnen,
Äthiopierinnen und Japanerinnen
geprägten rund 30-köpfigen
Spitzengruppe konnten die einheimischen
Koreanerinnen erstaunlicherweise nicht
mehr folgen. Das Spitzenfeld reduzierte
sich bei der 20 km Marke auf rund 20
Läuferinnen. Sie wurde in 1:12:39
Stunden durchlaufen, das Tempo
verschleppte zusehends, die
Halbmarathonzeit von 1:16:46 Stunden war
ziemlich gemächlich und in 1:30:38
Stunden (17:59 Minuten Kilometer
Abschnitt) bummelten die Läuferinnen
über die 25 Kilometer Marke. Es war
klar, dass bald explosionsartig eine
Entscheidung kommen musste. Bei 30
Kilometern (1:48:35 Stunden) waren
allerdings noch immer rund 20
Läuferinnen zusammen. Erstmals gingen
nun die Kenianerinnen mit der New York
Marathon Siegerin und (meine) Favoritin Edna
Kiplagat in Front. Eine heftige
Tempoverschärfung sprengte nun das Feld
auseinander. Die drei Kenianerinnen Priscah
Jeptoo, Edna Kiplagat
und Sharon Cherop
setzten sich bei 33 Kilometer nun klar
ab, nur die Äthiopierin Aberu
Kebede (2:23:58 Stunden, Berlin Siegerin 2010) konnte mithalten. Die
übrigen Läuferinnen spielten nun keine
Rolle mehr. Die 31-jährige Kiplagat aus
Iten bei Eldoret nahm das Heft weiter in
die Hand und das kenianische Trio
schüttelte auch die verbliebene
Äthiopierin ab. Es sollte einen
Kenia-Dreifach Erfolg geben. Doch wer
holt welche Medaille? Die Kenianerinnen
angeführt von Kiplagat lagen je fünf
Meter auseinander. Alles schien noch
offen.
Unkonzentriertheit?
Ein Sturz bei 37 km an einer
Verpflegungsstation beim Wasser greifen
konnte die New York Siegerin auch nur kurz zurück
werfen. Schnell war sie wieder in Front,
determiniert Weltmeisterin zu werden. Vom
Adrenalin getrieben setzte die zweifache
Mutter rasch 50 Meter zwischen sich und
ihre beiden Landsfrauen und zog
unwiderstehlich, sich allerdings immer
wieder umschauend, auf und davon zur
Goldmedaille in 2:28:43 Stunden. Mit
ihrem Sieg trat sie die Nachfolge der Doppel-Weltmeisterin Catherine Ndereba
an, die für Kenia 2003 und 2007 den
Titel holen konnte. Hinter ihr sicherte
sich Priscah Jeptoo Silber und Sharon
Cherop rettete vor der stark aufkommenden
Bezunesh Bekele noch Bronze. Die 10
Kilometer von 30 auf 40 Kilometer wurden
von Kiplagat in gnadenlosen 32:55 Minuten
gelaufen, von 35 auf 40 Km sogar in 16:10
Minuten. Die zweite Hälfte lief sie nach
1:16:46 in 1:11:57 Stunden. Diese
Strategie läuft sie am liebsten und
gewann so auch New York 2010. Dort
möchte die Polizistin, die von ihrem
Mann Gilbert Koech, einem
2:13:45 Stunden Marathonläufer
trainiert wird, im November
übrigens ihren Sieg wiederholen. 60.000
Dollar Preisgeld für den WM Sieg plus volle
Punktzahl in der Marathon World Majors
Wertung bescheren Kiplagat wohl ein
finanziell lukratives Jahr mit guten
Aussichten den 500.000 Dollar Jackpot zu
knacken.
Einen
Dreifach-Erfolg gab es bei
Weltmeisterschaften im Marathonlauf bei
Frauen und Männern noch nie! Die Weltcup
Mannschaftswertung ging
folgerichtig natürlich auch an Kenia,
vor China und Äthiopien. Die sonst eher
medaillenverwöhnten Japanerinnen mussten
sich mit dem vierten Platz begnügen. Die
Siegerehrung fand wenig stilvoll
außerhalb des Stadions in Zielnähe in
der Stadt statt. Beste "echte"
Europäerin war nicht etwa die für
Schweden startende gebürtige Kenianerin Isabellah
Anderson als Siebte, sondern die
Portugiesin Marisa Barios
auf Platz neun.
|
|
Die erst
19-jährige Gesa Felicitas Krause ist
überglücklich. Mit dem Einzug ins
Finale. Platz 9 und persönlicher
Bestzeit hat sie ihr Soll längst
erfüllt. Gratulation!
Ergebnisse:
1. |
Yuliya Zaripova |
RUS |
9:07.03 |
2. |
Habiba Ghribi |
TUN |
9:11.97 |
3. |
Milcah Chemos Cheywa |
KEN |
9:17.16 |
4.. |
Mercy Wanjiku
Njoroge |
KEN |
9:17.88 |
5. |
Lydia Chebet Rotich |
KEN |
9:25.74 |
6. |
Sofia Assefa |
ETH |
9:28.24 |
7. |
Binnaz Uslu |
TUR |
9:31.06 |
8. |
Hanane Ouhaddou |
MAR |
9:32.36 |
9. |
Gesa Felicitas
Krause |
GER |
9:32.74 |
|
3000m
Hindernis: Geza Felicitas Krause
überzeugt Das macht Laune!
Die gerade erst 19 Jahre alt gewordene Gesa
Felicitas Krause, die sich kurz
zuvor überhaupt erst für die
Weltmeisterschaft qualifizieren konnte,
hat einen Lauf! Erst holte die
Nachwuchshoffnung im Vorfeld den U-20
Europameistertitel mit deutschem
Juniorinnenrekord und nun zeigte das für
die LG Frankfurt startende Talent
kämpferische Qualitäten in der
Frauenklasse. Während die Teamkameradin Jana
Sussmann (9:59:53 Minuten) in
einem sehr schnellen Vorlauf den
Anschluss nicht halten konnte und
ausschied, rannte der Schützling des
früheren Marathon-Bundestrainers Wolfgang
Heinig beim Vorlauf immer in der
Spitze mit. Dank guter Technik und einem
mutigen Auftritt gelang der Abiturientin
in persönlicher Bestzeit und deutschem
U-23 Rekord in 9:35,83 Minuten der Einzug
ins Finale! Alles was nun kam war Kür.
Ihr im Interview geäußertes Ziel ein
Platz unter den ersten zwölf erfüllte
die Nachwuchshoffnung mit Bravour! .
Ursprünglich kam sie nur um Erfahrung zu
sammeln. Im Finale verbesserte sie sich
weiter auf 9:32,74 Minuten und Platz
neun! Eine schöne Erfahrung, einfach
toll! Weltmeisterin wurde in einem
Startzielsieg die Russin Yuliya Zaripova
in 9:07:03 Minuten.
|
Vivian
Cheruiyot holte sich im Spurt
erwartungsgemäß den 10.000 Meter Titel.
Wird sie das Double mit einem Sieg über
5.000 Meter perfekt machen?
(Foto,
Copyright: Herbert Steffny)
Ergebnisse:
1. |
Vivian Jepkemoi
Cheruiyot |
KEN |
30:48.98 |
|
2. |
Sally Kipyego |
KEN |
30:50.04 |
|
3. |
Linet Chepkwemoi
Masai |
KEN |
30:53.59 |
|
4. |
Priscah Jepleting
Cherono |
KEN |
30:56.43 |
|
5. |
Meselech Melkamu |
ETH |
30:56.55 |
|
6. |
Shitaye Eshete |
BRN |
31:21.57 |
|
7. |
Shalane Flanagan |
USA |
31:25.57 |
|
8. |
Ana Dulce Félix |
POR |
31:37.03 |
|
9. |
Jennifer Rhines |
USA |
31:47.59 |
|
10. |
Jessica Augusto |
POR |
32:06.68 |
|
11. |
Tigist Kiros |
ETH |
32:11.37 |
|
12. |
Christelle Daunay |
FRA |
32:22.20 |
|
13. |
Kara Goucher |
USA |
32:29.58 |
|
14. |
Hikari Yoshimoto |
JPN |
32:32.22 |
|
15. |
Kayo Sugihara |
JPN |
32:53.89 |
|
16. |
Krisztina Papp |
HUN |
32:56.02 |
|
17. |
Megumi Kinukawa |
JPN |
34:08.37 |
|
|
Meseret Defar |
ETH |
DNF |
|
|
10.000
Meter Frauen
- Kenia deklassiert Konkurrenz! Bei einigermaßen
erträglichen Bedingungen 25 Grad Celsius
und 61% Luftfeuchte um 21.00 Uhr Ortszeit
in Daegu übernahm erst mal ein
US-amerikanisches Trio die
Führungsarbeit. Shalane Flanagan,
Kara Goucher und Jennifer
Rhines durchliefen vor den
afrikanischen Favoritinnen die 1.000
Meter Marke in 3:13 Minuten, der nächste
1.000 Meter Abschnitt war mit 3:10 nicht
viel schneller. 3.000m wurden in 3:09
Minuten gelaufen. Nun reichte es der
Titelverteidigerin Linet Masai,
die sich zunächst eher bedeckt am Ende
einer 14-köpfigen Spitzengruppe
aufhielt. Die 21-jährige Kenianerin
schob sich nun an die Spitze. Sie ist
nicht gerade als gute Spurterin bekannt
und musste sich also vorsehen. Ihre
Waffe: ein zügiges Tempo, das Tempo
hochhaltenvor den schnellen
Äthiopierinnen und Landsfrau Vivian
Cheruiyot, die sie bei der Cross-WM
geschlagen hatte. Mit langem Schritt
führte sie bald ein Kenia Trio in
Richtung der 5.000 Meter Marke, die in
15:47 Minuten passiert wurde. Es war ein
schnellerer Abschnitt in 3:04 Minuten.
Bei 6.000 Meter (18:50 Minuten) führte
sogar ein Kenia Quartett vor den zwei
Äthiopierinnen Meselech Melkamu
und Meseret Defar. Die
Amerikanerin Shalane Flanagan, der man
durchaus eine Medaillenchance einräumen
konnte hielt noch Tuchfühlung zur
Spitze.
Zugpferd
blieb weiterhin Linet Masai. 7.000 Meter
(21:55,7 Minuten) passierte die
Kenia-Sportlerin des Jahres mit der
spurtstarken Erzrivalin Vivian Cheruiyot
im Schlepptau. Flanagan musste
unterdessen abreissen lassen und von der
ostafrikanischen Konkurrenz konnte nur
noch Melkamu mit den vier Kenianerinnen
mithalten. Vorne forcierte nun Cheruiyot
im Wechsel mit Masai. 24:55 war die
Zwischenzeit bei 8.000 Meter, ein
schnellerer Abschnitt knapp unter 3:00
Minuten. Die Äthiopierin lauerte mitten
im Kenia Pulk. Eine Medaille war für
Äthiopien nur noch drin, denn
Olympiasiegerin 2004 Meseret Defar hatte
unterdessen aufgegeben. Vorne bemühte
sich weiterhin Masai. 27:58,31 war die
Zeit einen Kilometer vor Schluss. Es lief
auf das erwartete Spurtrennen hinaus,
denn das Tempo wurde nicht wirklich
verschärft.
Zwei
Runden vor dem Ende übernahm Cheruiyot
die Führung und brachte sich in eine
gute Ausgangsbasis zum Spurt über die
letzte Runde (9.600m 29:47,27). Cheruiyot
zog erwartungsgemäß und unwiderstehlich
mit Kipyego im Schlepptau davon. Masai
musste abreissen lassen, konnte aber
zusammen mit Landsfrau Cherono noch
Melkamu überlaufen. Die 5.000 Meter
Weltmeisterin und Cross-Weltmeisterin
Vivian Cheruiyot sicherte sich mit einer
61 Sekunden Schlussrunde 30:48,98 den
Sieg. Dahinter drei Landsfrauen! Die
Äthiopierinnen, nein, der ganze Rest der
Weltspitze wurde von diesem Quartett
deklassiert! Kenia räumte damit alle (!)
Medaillen ab, die an diesem Tag vergeben
wurden! Beste Nichtafrikanerin wurde
Shalane Flanagan als Siebte in 31:25,57
Minuten.
|
Kenenisa
Bekele bei seinem vorletzten Rennen, dem
Sieben Hügellauf in den Niederlanden. Er
verlor damals und zog sich eine
Wadenverletzung zu. Das Come-back
misslang ihm in Daegu.
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)
Ergebnisse:
1. |
Ibrahim Jeilan |
ETH |
27:13.81 |
2. |
Mohamed Farah |
GBR |
27:14.07 |
3. |
Imane Merga |
ETH |
27:19.14 |
4. |
Zersenay Tadese |
ERI |
27:22.57 |
5. |
Martin Irungu
Mathathi |
KEN |
27:23.87 |
6. |
Peter Cheruiyot
Kirui |
KEN |
27:25.63 |
7. |
Galen Rupp |
USA |
27:26.84 |
8. |
Sileshi Sihine |
ETH |
27:34.11 |
9. |
Paul Kipngetich
Tanui |
KEN |
27:54.03 |
10. |
Matthew Tegenkamp |
USA |
28:41.62 |
11. |
Rui Silva |
POR |
28:48.62 |
12. |
Daniele Meucci |
ITA |
28:50.28 |
13. |
Stephen Mokoka |
RSA |
28:51.97 |
14. |
Scott Bauhs |
USA |
29:03.92 |
15. |
Yuki Sato |
JPN |
29:04.15 |
16. |
Juan Carlos Romero |
MEX |
29:38.38 |
|
Ali Hasan Mahbood |
BRN |
DNF |
|
Bayron Piedra |
ECU |
DNF |
|
Kenenisa Bekele |
ETH |
DNF |
|
10.000m
Männer
- Äthiopien schlägt zurück
Das Comeback des Kenenisa Bekele?
Diese 10.000m
Meisterschaft habe ich mit großem
Interesse erwartet. Daher möchte ich die
Gladiatoren erst mal ein wenig
vorstellen: Die Starterliste versprach
ein spannendes Rennen, denn sie ist
gespickt mit großen Namen. Im Vorfeld
kündigte der Weltrekordler (26:17,53 Minuten), vielfache
Crossweltmeister, amtierende
Olympiasieger und WM-Titelverteidiger Kenenisa
Bekele aus Äthiopien
überraschend seinen Start an. Bei der WM in Berlin 2009 stellte er mit 26:46,31
Minuten zuletzt einen
Weltmeisterschaftsrekord auf. Nach langer
Verletzungspause kehrt "Mister
10.000 Meter" ins Stadionoval
zurück. Kaum zu glauben, dass sich der
Äthiopier, die Messlatte, die Instanz
schlechthin über 5.000 und 10.000 Meter,
gekommen sein sollte, um sich demontieren
zu lassen. Im Vorfeld lieferte er kein
Wettkampfergebnis ab und machte von
seinem Startrecht als Titelverteidiger
Gebrauch. Zuletzt startete er 2010 bei
einem Crosslauf und musste danach mit
einer Wadenverletzung pausieren. Noch nie
wurde der 29-Jährige in 12 Rennen über
10.000 Meter geschlagen. Sollte sein 13.
Lauf ein Schicksalsrennen für Bekele
werden? Hat er die Form? Wird sein
unwiderstehlicher Spurt noch stechen? Ein
Sieg wäre der fünfte Titel in Folge!
Aber schon eine Medaille wäre ein
Riesenerfolg. Aber an welchem Maßstab
wird der Wunderläufer gemessen und misst
er sich selbst? Die vierköpfige
äthiopische Garde wurde durch "Silber-Sileshi-Sihine"
verstärkt, der Mann mit den meisten
zweiten Plätzen bei großen
Meisterschaften. Insgesamt wurde er
hinter Bekele bei Olympischen Spielen
oder Weltmeisterschaften fünfmal
Vizemeister! Also (k)ein Mann für den
Sieg?! Er kehrte ebenfalls von einer
Verletzungspause zurück, hat aber im
Vorfeld immerhin eine Zeit von 26:52
Minuten aufzuweisen. Auch der vierfache
Halbmarathon-Weltmeister und
Weltrekordler über die 21,1km Zersenay
Tadese aus Eritrea, der Bekele
in Berlin 2009 herausforderte und nur im
Spurt unterlegen war, stellt sich mit
einer Vorleistung von 26:51 Minuten dem
Starter.
Favoritenrolle für
einen Europäer!
Doch der Maßstab
2011 ist ein anderer. Der Weltjahresbeste
startet nicht einmal für Afrika, sondern
für Großbritannien! Nur einmal 1983 konnte ein Europäer
nämlich Alberto Cova
aus Italien Weltmeister über 10.000m
werden. Danach beherrschten die
Afrikaner, allen voran je viermal Haile
Gebrselassie und eben Kenenisa
Bekele die 25-Runden Distanz nach
Belieben. Aber der Europameister Mo(hamed)
Farah, der neuerdings unter Alberto
Salazar, dem früheren
US-amerikanischen Marathonweltrekordler,
trainiert, besiegte in persönlicher
Bestleistung bei einem 10.000 Meter
Rennen in Eugene/USA in 26:46:57 Minuten
die versammelte Weltklasse. Das
katapultiert den gebürtigen Somalier,
der 1993 nach Großbritannien
immigrierte, in die Favoritenrolle für
Daegu. Aber Meisterschaften haben ihre
eigenen Gesetze und die Kenianer, die
keinen wirklich großen Namen im Team
haben, darf man natürlich nicht
vergessen. Nachdem die Frauen am Vortag
in Teamarbeit über 10.000 Meter und Marathon sensationell sämtliche
Medaillen vor den Äthiopierinnen
abgeräumt hatten, durfte man auch den
kenianischen Herren um den nationalen
Meister Peter Kirui und
den Vize-Crossweltmeister und
Jahresschnellsten Paul Tanui (26:50
Minuten) einiges zutrauen. Die Äthiopier
hingegen waren durch diese Schmach in
Zugzwang und sollten heute einen extremen
Nachholbedarf haben. Den wieder
erstarkten US-Amerikanern um Matthew
Tegenkamp und Galen Rupp,
der 2009 immerhin WM-Achter wurde, konnte
man ein Vordringen in die afrikanische
Übermacht vielleicht zutrauen. Rupp ist
immerhin der Trainingspartner von Mo
Farah! Machen wir es kurz: In diesem
Rennen war reichlich Pfeffer drin!
Kenenisa Bekele
steigt aus, Äthiopien gewinnt!
Am Start bei 25
Grad und 75% Luftfeuchte zeigte sich
Kenenisa Bekele eher zuversichtlich,
konnte noch lachen und zeigte den Daumen
hoch. Wird es kenianische oder
äthiopische Taktiken geben? Die ersten
1.000 Meter (2:57 Minuten) wurden
ziemlich verhalten und abwartend
gelaufen. Keiner wollte zunächst
Führungsarbeit machen. Es folgten zwei
Kilometerabschnitte um 2:40-2:44 Minuten
bei denen sich vorwiegend die Kenianer in
der Führung abwechselten. Nach 5.000
Meter (13:52,50 Minuten) zeigte sich
erwartungsgemäß Tadese an der Spitze,
um das Tempo hoch zu halten. Zu diesem
Zeitpunkt beendete der Meister Kenenisa
Bekele bereits das Rennen. Ganze 17
Minuten dauerte das Comeback des
Meisters. Dafür nahmen seine Landsleute
die Verfolgung des Eritraers auf. Das
Feld zog sich nun auseinander. Die
Kenianer hingen eher am Ende der nur noch
8-köpfigen Läuferperlenkette, Mo Farah
lauerte in der Mitte und auch der
US-Amerikaner Galen Rupp war noch dabei.
Mit schnellen 64er Runden und wieder
Abwarten und Zwischenspurts beharkte sich
die Konkurrenz. Bald waren die beiden
verbliebenen Kenianer wieder an der
Spitze, dann wieder die Äthiopier.
Tadese schien nicht mehr die Form der
Vorjahre zu haben und lief nur noch mit.
Es sollte alles auf einen Spurt
hinauslaufen. Bei 700 Meter griff Mo
Farah an und nun riss alles auseinander.
Nur die beide Äthiopier konnten folgen,
während Farah das Heil in der Flucht
suchte. Bis 200 Meter vor dem Ziel sah es
danach aus, dass der Brite es schaffen
könnte, aber der noch unbekanntere
22-jährige Ibrahim Jeilan
setzte nach, schob sich Millimeter um
Millimeter an Farah heran und
überspurtete den Europameister 30 Meter
vor dem Zielstrich. Unglaublich! Knapp unter
53 Sekunden für die letzte
Runde des zweifachen Junioren
Weltmeisters! Der letzte
Tausender wurde in 2:27 Minuten
gelaufen! Das ist sensationell schnell
und setzt die äthiopische
Spurtertradition, die einst Haile
Gebrselassie begründete fort! Da konnte
Farah, der spitzenmäßig lief, einfach
nicht gegen halten. Gold für Äthiopien
in 27:13,81 Minuten. Sein Landsmann Imane
Merga sicherte sich die Bronzemedaille.
Balsam für die geschundene äthiopische
Seele. Den Kenianern Martin Mathati und
Peter Kirui blieb hinter Zersenay Tadese
nur Platz fünf und sechs, der Amerikaner
Galen Rupp schlug sich als bester Weißer
knapp dahinter mit Platz sieben wacker.
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Zweimal Gold
und dreimal Silber ist die hervorragende
Bilanz von Ezekiel Kemboi bei
Weltmeisterschaften über 3000m
Hindernis. Der Mann aus Eldoret war auch
in Daegu wieder auf den Punkt fit.
Ergebnisse:
1. |
Ezekiel Kemboi |
KEN |
8:14.85 |
2. |
Brimin Kiprop
Kipruto |
KEN |
8:16.05 |
3. |
Mahiedine
Mekhissi-Benabbad |
FRA |
8:16.09 |
4. |
Bouabdellah Tahri |
FRA |
8:17.56 |
5. |
Roba Gari |
ETH |
8:18.37 |
6. |
Jacob Araptany |
UGA |
8:18.67 |
7. |
Richard Kipkemboi
Mateelong |
KEN |
8:19.31 |
8. |
Ion Luchianov |
MDA |
8:19.69 |
9. |
Hamid Ezzine |
MAR |
8:21.97 |
10. |
Benjamin Kiplagat |
UGA |
8:22.21 |
11. |
Nahom Mesfin |
ETH |
8:25.39 |
12. |
Vincent
Zouaoui-Dandrieux |
FRA |
8:30.39 |
13.. |
Ruben Ramolefi |
RSA |
8:30.47 |
14. |
Abraham Kipkirong
Chirchir |
KEN |
8:33.56 |
15. |
Alberto Paulo |
POR |
8:33.84 |
|
3.000m
Hindernis
- 220 Kilometer pro Woche für Gold Als ich im Februar 2011 im
Hochland von Kenia mal wieder
herumspionierte, begegnete ich an der
Crossbahn auf der Kazimingi Farm der
Lauflegende Kipchoge Keino
bei Eldoret auch Ezekiel Kemboi.
Der schlanke, kleine Läufer kam gerade
vom Training zurück. Ich fragte ihn, was
er denn gerade gelaufen sei. Er
entgegnete mir freundlichst ohne
Geheimiskrämerei: "...einen 29
Kilometer Lauf." Einen 29 Kilometer
Lauf als 3.000 Meter Hindernis Läufer?
Das klang eher nach Marathontraining! Ich
hakte also nach: "Wieviel trainierst
du denn pro Woche? "220
Kilometer" so die Antwort des 3.000
Meter Hindernis Weltmeisters von 2009 in
Berlin. Er trainiert im Winter wirklich
wie ein Marathonläufer. In der
speziellen Vorbereitung auf die
Wettkämpfe später in der Saison hat er
natürlich weniger Kilometer und mehr
Intensität, so der 29-Jährige. Während
sich viele Autoren oberflächlich in den
(gelegentlich) hohen Intensitäten des
Trainings der Kenianer ergehen, oft ohne
jemals vor Ort zugeschaut zu haben, lag
meine Aufmerksamkeit mehr auf den
Grundlagen solcher extremen Leistungen.
Und die liegen im Schwerpunkt auf der
ruhigen Grundlagenausdauer im
Wintertraining. Tempoeinheiten gebettet
in sehr langsame regenerative Läufe. 220
Kilometer, das trainiert bei uns kein
Hindernisläufer und kaum (mehr) ein
Marathonläufer. Die Leistungen der
kenianischen Wunderläufer kommen nicht
von nichts!
Herbert
Steffny traf im Februar den
Doppelweltmeister Ezekiel Kemboi in
Eldoret
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)
Daegu 1.9.2011. Die
Stunde der Wahrheit. Ezekiel Kemboi mit
dem Irokesenschnitt deklassiert im 3.000
Meter Hindernisrennen die Konkurrenz in
einem superstarken Finale nach Belieben.
Zunächst bummelten erst mal alle rum.
Aber eines war klar, die kenianischste
Disziplin aller Laufdistanzen musste in
kenianischer Hand bleiben. Eine Armada
von vier Kenianern hatte Startrecht. Drei
Qualifizierte und der Titelverteidiger
Kemboi. Aber da waren auch die starken
Franzosen maghrebinischer Abstammung Mahiedine
Mekhissi Behnabbad und Bouabdellah
Tahri, die sich letztlich
immerhin mit Platz drei und vier
begnügen mussten. Die stärkste
Konkurrenz für Kemboi kam letztlich aus
dem eigenen Land. Mit Brimin
Kipruto war der
Weltjahresschnellste und Olympiasieger
von Peking 2008 dabei, der musste sich
aber (immmerhin) mit Silber begnügen.
Dem auf den letzten 200 Metern wie
entfesselnd spurtenden Kemboi konnte auch
er nichts entgegen setzen. Der alte und
neue Weltmeister hatte dann ins Ziel
reintrudelnd noch genug Zeit eine
lässige Tanzshow ala Usain Bolt
abzuziehen. "Tanzen sei ein gutes
Bewegungs- und
Koordinationstraining" so der
erfolgreiche Titelverteidiger hinterher
verschmitzt im Interview. Die
kenianischste Disziplin aller
Laufstrecken blieb in kenianischer Hand.
Seit 1991 haben nur Kenianer bei einer WM
Gold geholt. Dabei zähle ich Henry
Cherono, den Weltmeister von
2003 und 2005, der sich für Petrodollars
unter dem Namen Saif Saaeed
Shaheen im Bahrain verdingt, als
gebürtigen Keniaer. Von 13
Weltmeistertiteln holten die Kenianer 11.
Einer ging an Italien (Francesco
Panetta 1987) und einer....
hört, hört... an Deutschland! Patriz
Ilg holte sensationell 1983 Gold
für die Bundesrepublik! Davon sind wir
heute leider weit.... weit.....weit......
entfernt!
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Der
29-jährige Abel Kirui holte für Kenia
in einem überragenden Lauf die siebte
Goldmedaille und verteidigte seinen Titel
von Berlin 2009.
(Foto, Copyright:Herbert Steffny
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Marathon
Männer
- Abel Kirui verteidigt Titel (3.9.2011) Am letzten Tag der WM fiel
die Marathon Entscheidung bei den
Männern. Titelverteidiger war Abel
Kirui aus Kenia, der im WM
Meisterschaftsrekord von 2:06:54 Stunden
in Berlin 2009 gewann. Bei bedecktem
Himmel, 24 Grad und 65% Luftfeuchte um
9.00 morgens (Ortszeit) startete das
Rennen, leider ohne deutsche Beteiligung
auf dem selben drei Rundenkurs wie bei
den Frauen vor einer Woche. Der Schweizer
Viktor Röthlin, der
schon in Osaka 2007 WM Dritter war, zog einen Start in New
York vor. Gleichzeitig wurde wieder der
Marathon Weltcup, die Nationenwertung
ausgetragen, so dass bis zu fünf Läufer
pro Nation teilnehmen konnten. Der
Zuschauerzuspruch war etwas besser als
bei den Frauen, die Koreaner hatten sich
scheinbar an die WM gewöhnt. Zudem
hoffte man vielleicht auf eine
klitzekleine Medaillenchance, denn Korea
hatte bisher noch keine Medaille bei der
WM erzielt. Für Kenia hatten die Frauen
mit dem Gewinn aller drei Medaillen
ordentlich vorgelegt. Könnten die
Männer das wiederholen? Bei fünf
Kilometern bummelte eine Gruppe von rund
50 Läufern in sehr verhaltenen 15:57
Minuten durch. Die Kenianer zeigten sich
früh in den ersten Reihen und liefen
offenbar in Teamorder. Als bei 6
Kilometern Kiptoo kurzfristig das Tempo
verschärfte, pfiffen ihn seine
Mannschaftskameraden offenbar wieder
zurück. "Pole, pole!" heißt
es in Kenia auf Suaheli. Langsam,
langsam! Gab es die Strategie wie bei den
Frauen erst am Ende das Fass aufzumachen?
Und so ließ man wieder andere wie den
Ugander Nicholas Kiprono
ein 2:15 Stundenläufer vorne gewähren.
Doch bei 9 Kilometern zog einer der
Favoriten Vincent Kipruto
kurz das Tempo an, mit der Konsequenz,
das rund 10 Läufer hinten rausflogen.
Bei 10 Kilometern hatte die Spitzengruppe
31:21 Minuten, ein etwas flotterer 15:24
Minuten Abschnitt. Man konnte das alles
noch unter "Warmlaufen"
verbuchen.
Bummelstart
und schwache Äthiopier
Dann eine
Überraschung: einer der Favoriten Gebremahidin
Gebremariam war nach 12
Kilometern mit Krämpfen am Ende. Hatte
der New York Marathonsieger 2010 seinen Start als
Titelverteidiger in Manhattan bereits im
Hinterkopf? Die Führung wechselte nun
zwischen dem Ugander Kiprono dem
Marokkaner Adil Ennani,
ein 2:10 Läufer, und dem Äthiopier Feyisa
Lilesa. Bei 15 Kilometern zeigte
die Stopuhr 46:28 Stunden, ein wiederum
schneller gewordener Abschnitt in 15:07
Minuten. Es waren nun noch rund 25
Läufer zusammen. Fast alle
Nichtafrikaner waren bereits
herausgefallen. Ein Japaner und ein
Koreaner konnten noch mithalten.
Erstaunlicherweise fielen weitere
Äthiopier zurück, darunter Chala
Dechase. Bei 17 Kilometern
übernahmen drei Marokkaner die Führung
forcierten leicht und schon dünnte die
Gruppe weiter aus. Nur Worku und Lilesa
vertraten einzig Äthiopien in der weiter
schrumpfenden rund 15-köpfigen
Spitzengruppe, bei der der Japaner Horibata
als einziger Nichtafrikaner alleine
vertreten war. Die Marokkaner waren
immerhin noch mit einem Quartett dabei.
Bei 20 Kilometern (61:44 Minuten) war das
Tempo mit einem 15:15 Minuten Abschnitt
immer noch nicht sehr hoch. Der Kampf um
den Titel würde wohl wieder ein zu
erwartender Steigerungslauf sein. Die
Hälfte war nach 1:05:07 Stunden
absolviert. Aber für Gold müsste man
wohl noch deutlich unter 2:10 Stunden
bleiben.
Kenia-Angriff
nach Halbmarathon
Den Kenianern
reichte es nun, sie konterten in voller
Mannschaftsstärke. Und schon bald riss
ein Kenia-Quartett die Spitze
auseinander. Nur noch der Äthiopier
Lilesa, drei Marokkaner (Bouramdane,
Baday, Kisri), der Südafrikaner
Moqhale und der Ugander Kiprotich
konnten folgen. Vorne machten Kiptanui
und Kirui das Tempo in der auf acht
Läufer dezimierten Gruppe. Nun wurde es
richtig ernst. Bei 25 Kilometern 1:16:26
Stunden (5km Abschnitt in 14:43 Minuten!)
waren nur noch die Kenianer Abel Kirui,
Eliud Kiptanui und Vincent Kipruto mit
Lilesa und dem unauffällig nur
mitlaufenden Bouramdane dabei. Die
Kenianer setzten nun sogar neben Wasser
auch Kühlsprays ein, um einen kühlen
Kopf zu bewahren. Sie wechselten
untereinander Schwämme und Wasser.
Bouramdane war der Nächste, der dem
gnadenlosen Tempo Tribut zollen musste.
Nun war der Äthiopier Lilesa ein 2:05
Läufer alleine mit einem Kenia Trio.
Schwer für ihn, denn von den
ausgetauschten Getränken bekam er
natürlich nichts ab. Der 29-Jährige
Titelverteidiger Kirui machte den
stärksten Eindruck und riss bei 28
Kilometern nach einer Wasserstation
schnell eine Lücke von 10 Metern. Der
Mann mit dem assymetrischen Laufstil, dem
höher geschwungenen linken Arm und dem
nach rechts geneigten Kopf ist ein
Tempoläufer, der u.a. auch Haile
Gebrselassie schon Tempo für den
Weltrekord in Berlin 2008 gemacht hatte. Lilesa
konnte seinerseits die beiden anderen
Kenianer abhängen und versuchte eine
Verfolgung des Enteilten. Bei 30
Kilometern (1:30:43 Stunden, 5km in
sensationellen 14:17 Minuten!!!)hatte der
noch entspannt wirkende Kenianer aber
schon 60 Meter Vorsprung auf Landsmann
Kiptanui, der den Äthiopier wieder
abfangen konnte. Bouramdane lag als
Fünfter schon 65 Sekunden zurück. Kurze
Zeit später holte auch Kipruto Lilesa
ein. Ein kenianischer Dreifacherfolg wie
bei den Frauen lag nun in der Luft!
Überragender
Sieg für Abel Kirui
Vorne wirkte Abel
Kirui trotz des unglaublich hohen Tempos
immer noch sehr locker. Das Rennen schien
gelaufen, die Konkurrenten waren acht
Kilometer vor dem Ziel klar distanziert.
Bei 35 Kilometern (1:45:23 Stunden) lief
Kirui immer noch einen 14:40 Minuten
Abschnitt, die letzten zehn Kilometer
also in 28:57 Minuten. Der Vorsprung auf
Lilesa und Kipruto betrug nun bereits
1:15 Minuten! Der Japaner Horibata
arbeitete sich unterdessen auf den 7.
Platz vor. Doch vorne flog Kirui
regelrecht über den Asphalt. Die
Konkurrenz war längst zerlegt. Spannend
schien noch der Kampf um Silber und
Bronze. Kipruto und Lilesa liefen im
Duett mit wechselnder Führungsarbeit,
als ob sie die Podiumsränge zunächst
gemeinsam verteidigen wollten. Um 38
Kilometer zeigten sich auch bei dem
führenden Kirui erste
Ermüdungserscheinungen von seinem
gnadenlosen Tempodiktat, doch sein
Vorsprung war längst ausreichend. Bei 40
Kilometern hatte der Kenianer 2:00:38
Stunden, ein wieder langsamerer 15:15
Minuten Abschnitt. Doch die Verfolger
lagen rund zweieinhalb Minuten zurück.
Bouramdane konnte sich auf Platz vier
vorarbeiten, 20 Sekunden hinter dem
Podium. Der Titelverteidiger lief
unterdessen dem Ziel in einem Stadtpark
mit einem überragenden Vorsprung
entgegen. 2:28 Minuten ist der bisher
größte Vorsprung bei einer
Weltmeisterschaft. In guten 2:07:38
Stunden konnte er in Ruhe seinen Sieg
auskosten, dem Publikum zuwinken und am
Ziel noch ein wenig tanzen. Dahinter
setzte sich Kipruto von Lilesa ab und
holte Silber in 2:10:06 Stunden für
Kenia. Feyisa Lilesa sicherte sich Bronze
in 2:10:32 Stunden. Ein Ehrentreffer für
Äthiopien. Damit ging die
Medaillenverteilung an Kenia und
Äthiopien wie in Berlin 2009. Bouramdane wurde Vierter.
Der Japaner Hoshisiko Horibata
(2:11:52 Stunden) als Siebter und der
taktisch klug laufende Italiener Ruggiero
Pertile (2:11:57 Stunden) als
Achter waren die besten Nichtafrikaner.
Kenia gewann mit Platz 1,2 und 5
überlegen auch den Mannschafts-Weltcup.
Abel Kirui konnte damit nach Abel
Anton (1997 und 1999) und Jaouad
Gharib (2003 und 2005) als
Dritter seinen Titel verteidigen. Alle Läufer
unter 2:15 qualifizierten sich übrigens
automatisch für die olympiscjhen Spiele
in London 2012. Neben dem Preisgeld von
60.000 Dollar konnte Abel Kirui auch mit
25 die volle Punktzahl im Kampf um den
500.000 Dollar Jackpot der World Marathon
Majors Wertung sichern.
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