Leichtathletik Weltmeisterschaft Daegu 2011

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13.Leichtathletik WM 2011 Daegu/Korea

Vorbemerkung: Deutsche Teilnehmer im Mittel- und Langstreckenlauf im rund 70-köpigen Nationalteam? Die muss man leider mit der Lupe suchen! Ganze vier (!) Athleten waren im südkoreanischen Daegu am Start. Das ist absoluter Negativ-Rekord! Lediglich die beiden 20 und 19 Jahre alten Nachwuchsläuferinnen Jana Sussmann und Gesa Felicitas Krause qualifzierten sich für das 3.000 Meter Hindernisrennen und bei den Männern schaffte das nur der Routinier und Vize-Europameister 2010 Carsten Schlangen über 1.500 Meter und der Kämpfer Steffen Uliczka über 3.000m Hindernis. Schlangen musste vor dem Start verletzungsbedingt absagen, Uliczka stürzte im Vorlauf und lief dann hinterher. Langstrecke, Marathon oder 10.000 Meter : Fehlanzeige! Mir fehlen die Worte....


Zeitplan Mittel- und Langstreckenläufe
(Entscheidungen in MESZ - TV Übertragung bei ARD/ZDF und Eurosport)

27.8.2011 (Samstag)

28.8.2011 (Sonntag)

29.8.2011 (Montag)

  • (14.45 Uhr 100m Frauen)

30.8.2011 (Dienstag)

  • 14.00 800m Männer
  • 14.20 3000 Hindernis Frauen
  1.9.2011 (Donnerstag)
  • 13.25 3000 Hindernis Männer
  • 13.55 1500m Frauen

2.9.2011 (Freitag)

  • 13.25 5000m Frauen

3.9.2011 (Samstag)

  • 13.15 1500m Männer

4.9.2011 (Sonntag)

  • 09.00 Marathon Männer
  • 12.40 5000 m Männer
  • 13.15 800m Frauen

Edna Kiplagat flog nicht nur im Central Park in New York, sondern auch in Daegu zu einem überlegenen Sieg.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Schrecksekunde bei Kilometer 37 an der Verpflegungsstation. Die führende Edna Kiplagat stürzt über die Beine ihrer Landsfrau Cherop, die ihr wieder auf die Beine half. Doch das konnte den Siegeswillen der Kenianerin nicht bremsen!

Ergebnisse:

1. Edna Ngeringwony Kiplagat KEN 2:28:43
2. Priscah Jeptoo KEN 2:29:00
3. Sharon Jemutai Cherop KEN 2:29:14
4. Bezunesh Bekele ETH 2:29:21  
5. Yukiko Akaba JPN 2:29:35  
6. Xiaolin Zhu CHN 2:29:58  
7. Isabellah Andersson SWE 2:30:13  
8. Jiali Wang CHN 2:30:25  
9. Marisa Barros POR 2:30:29  
10. Remi Nakazato JPN 2:30:52  
11. Rong Chen CHN 2:31:11  
12. Aberu Kebede ETH 2:31:22  
13. Irene Jerotich Kosgei KEN 2:31:29  
14. Atsede Baysa ETH 2:31:37  
15. Tetyana Gamera-Shmyrko UKR 2:31:58  
16. Chaofeng Jia CHN 2:31:58  
17. Tera Moody USA 2:32:04  
18. Yoshimi Ozaki JPN 2:32:31  
19. Azusa Nojiri JPN 2:33:42  
20. Lishan Dula BRN 2:33:47  
21. Olena Burkovska UKR 2:34:21  
22. Mai Ito JPN 2:35:16  
23. Margarita Plaksina RUS 2:35:39  
24. Susan Partridge GBR 2:35:57  
25. Diana Lobacevske LTU 2:36:05  
26. Xuequin Wang CHN 2:36:10  
27. Lisa Christina Stublic CRO 2:36:41  
28. Sung-eun Kim KOR 2:37:05  
29. Caroline Rotich KEN 2:37:07  
30. Kathy Newberry USA 2:37:28  
31. René Kalmer RSA 2:38:16  
32. Alisa McKaig USA 2:38:23  
33. Tetyana Holovchenko UKR 2:39:25  
34. Sook-Jung Lee KOR 2:40:23  
35. Yun-hee Chung KOR 2:42:28  
36. Bahar Dogan TUR 2:42:56  
37. Annerien van Schalkwyk RSA 2:43:59  
38. Colleen De Reuck USA 2:44:35  
39. Luvsanlundeg Otgonbayar MGL 2:45:58  
40. Zoila Gómez USA 2:46:44  
41. Judith Toribio PER 2:47:21  
42. Alyson Dixon GBR 2:50:51  
43. Jun-Sook Park KOR 3:03:34  
44. Bo-ra Choi KOR 3:10:06  
45. Moleboheng Mafata LES 3:28:30  
46. Shariska Winterdal ARU 3:49:48  
  Dire Tune ETH DQ  
  Lucia Kimani BIH DNF  
  Alessandra Aguilar ESP DNF  
  Aselefech Mergia ETH DNF  
  Jemena Misayauri PER DNF  
  Epiphanie Nyirabarame RWA DNF  
  Yuliya Ruban UKR DNF  
  Kateryna Stetsenko UKR DNF  
Marathon Frauen (27.8.2011)

Kenia-Dreifacherfolg nach starkem Finale

Tja, wer sollte Weltmeisterin im Marathonlauf 2011 werden? Die Weltrekordlerin Paula Radcliffe jedenfalls nicht, sie zieht nach Verletzungs- und Babypause einen Start Ende September in Berlin vor, um dort die Qualifikationsnorm für die Olympischen Spiele in London 2012 zu unterbieten. Auch die deutschen Läuferinnen Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt, die die Norm für die WM eigentlich unterboten haben, scheuten einen Start im heißen Korea. Von Irina Mikitenko, der (finanziell) erfolgreichsten deutschen City Marathonläuferin der letzten Jahre, ist man die Nationaltrikotabstinenz bei internationalen Meisterschaften mittlerweile gewohnt. Sie wird wie Radcliffe in Berlin starten. "Mocki" vertrat den DLV in den letzten Jahren dagegen wenigstens über 10.000 Meter oder Marathon, zog in diesem Jahr allerdings den Start beim Frankfurt Marathon im Herbst vor, um die Olympianorm zu schaffen. Auch die starken Russinen um Liliya Shobukova waren nicht am Start. Ebenso die Weltjahresschnellste Mary Kaitany die den London Marathon in 2:19:19 Stunden gewann. Dennoch waren von der diesjährigen Weltbestenliste immerhin sieben der Top-Elf anwesend. Also keineswegs ein schwaches Feld...

Bei bedecktem feuchtwarmem Wetter (bis 25 C, Luftfeuchte um 85%, kaum Wind) war der Marathon der Frauen mit rund 50 Starterinnen die erste Entscheidung der diesjährigen WM. Gleichzeitig wurde auch der Mannschaftsweltcup ausgetragen. Die Titelverteidigerin von Berlin 2009 Xue Bai (China) war nicht am Start, wohl aber die Vize-Weltmeisterin Yoshimi Ozaki aus Japan. Kurios, es gab erst mal einen Fehlstart, selten beim Marathon! Zu Beginn des um 9.00 Uhr Ortszeit gestarteten Rennens machte auf dem zweimal 15 km plus einmal 12,195km Runden Kurs die Spanierin Alessandra Aguilar das verhaltene Tempo. Sie gewann 2009 den Hamburg Marathon. Je 15 Kilometer Runde waren rund 30 Meter Höhendifferenz zu überwinden. Der Zuschauerzuspruch war moderat. Die 5.000 Meter Marke wurde leicht bergan führend in sehr verhaltenen 18:34 Minuten passiert. Das wäre eine Endzeit von nur 2:37 Stunden. Es bahnte sich ein typisches Meisterschaftrennen an. Die kleine Äthiopierin Bezunesh Bekele forcierte nun leicht. Sie war in Berlin 2010 Zweite. Rund 40 Läuferinnen befanden noch in der Spitzengruppe. Bei 10 Kilometer leitete die Japanerin Azusa Nojiri (2:25:29 Stunden, London 2011) und Bekele in 36:26 Minuten die immer noch große Spitzengruppe an. Das Rennen wurde nur wenig schneller. Erwartungsgemäß sollte es, typisch für ein Meisterschaftsrennen, noch erheblich schneller werden. Die 15 Kilometer Marke wurde angeführt von Nojiri in 54:11 Minuten passiert. Der 5 km Abschnitt war in 17:41 Minuten nun bergab etwas schneller.

Der von Chinesinnen, Kenianerinnen, Äthiopierinnen und Japanerinnen geprägten rund 30-köpfigen Spitzengruppe konnten die einheimischen Koreanerinnen erstaunlicherweise nicht mehr folgen. Das Spitzenfeld reduzierte sich bei der 20 km Marke auf rund 20 Läuferinnen. Sie wurde in 1:12:39 Stunden durchlaufen, das Tempo verschleppte zusehends, die Halbmarathonzeit von 1:16:46 Stunden war ziemlich gemächlich und in 1:30:38 Stunden (17:59 Minuten Kilometer Abschnitt) bummelten die Läuferinnen über die 25 Kilometer Marke. Es war klar, dass bald explosionsartig eine Entscheidung kommen musste. Bei 30 Kilometern (1:48:35 Stunden) waren allerdings noch immer rund 20 Läuferinnen zusammen. Erstmals gingen nun die Kenianerinnen mit der New York Marathon Siegerin und (meine) Favoritin Edna Kiplagat in Front. Eine heftige Tempoverschärfung sprengte nun das Feld auseinander. Die drei Kenianerinnen Priscah Jeptoo, Edna Kiplagat und Sharon Cherop setzten sich bei 33 Kilometer nun klar ab, nur die Äthiopierin Aberu Kebede (2:23:58 Stunden, Berlin Siegerin 2010) konnte mithalten. Die übrigen Läuferinnen spielten nun keine Rolle mehr. Die 31-jährige Kiplagat aus Iten bei Eldoret nahm das Heft weiter in die Hand und das kenianische Trio schüttelte auch die verbliebene Äthiopierin ab. Es sollte einen Kenia-Dreifach Erfolg geben. Doch wer holt welche Medaille? Die Kenianerinnen angeführt von Kiplagat lagen je fünf Meter auseinander. Alles schien noch offen.

Unkonzentriertheit? Ein Sturz bei 37 km an einer Verpflegungsstation beim Wasser greifen konnte die New York Siegerin auch nur kurz zurück werfen. Schnell war sie wieder in Front, determiniert Weltmeisterin zu werden. Vom Adrenalin getrieben setzte die zweifache Mutter rasch 50 Meter zwischen sich und ihre beiden Landsfrauen und zog unwiderstehlich, sich allerdings immer wieder umschauend, auf und davon zur Goldmedaille in 2:28:43 Stunden. Mit ihrem Sieg trat sie die Nachfolge der Doppel-Weltmeisterin Catherine Ndereba an, die für Kenia 2003 und 2007 den Titel holen konnte. Hinter ihr sicherte sich Priscah Jeptoo Silber und Sharon Cherop rettete vor der stark aufkommenden Bezunesh Bekele noch Bronze. Die 10 Kilometer von 30 auf 40 Kilometer wurden von Kiplagat in gnadenlosen 32:55 Minuten gelaufen, von 35 auf 40 Km sogar in 16:10 Minuten. Die zweite Hälfte lief sie nach 1:16:46 in 1:11:57 Stunden. Diese Strategie läuft sie am liebsten und gewann so auch New York 2010. Dort möchte die Polizistin, die von ihrem Mann Gilbert Koech, einem 2:13:45 Stunden Marathonläufer trainiert wird, im November übrigens ihren Sieg wiederholen. 60.000 Dollar Preisgeld für den WM Sieg plus volle Punktzahl in der Marathon World Majors Wertung bescheren Kiplagat wohl ein finanziell lukratives Jahr mit guten Aussichten den 500.000 Dollar Jackpot zu knacken.

Einen Dreifach-Erfolg gab es bei Weltmeisterschaften im Marathonlauf bei Frauen und Männern noch nie! Die Weltcup Mannschaftswertung ging folgerichtig natürlich auch an Kenia, vor China und Äthiopien. Die sonst eher medaillenverwöhnten Japanerinnen mussten sich mit dem vierten Platz begnügen. Die Siegerehrung fand wenig stilvoll außerhalb des Stadions in Zielnähe in der Stadt statt. Beste "echte" Europäerin war nicht etwa die für Schweden startende gebürtige Kenianerin Isabellah Anderson als Siebte, sondern die Portugiesin Marisa Barios auf Platz neun.




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Die erst 19-jährige Gesa Felicitas Krause ist überglücklich. Mit dem Einzug ins Finale. Platz 9 und persönlicher Bestzeit hat sie ihr Soll längst erfüllt. Gratulation!

Ergebnisse:

1. Yuliya Zaripova RUS 9:07.03
2. Habiba Ghribi TUN 9:11.97
3. Milcah Chemos Cheywa KEN 9:17.16
4.. Mercy Wanjiku Njoroge KEN 9:17.88
5. Lydia Chebet Rotich KEN 9:25.74
6. Sofia Assefa ETH 9:28.24
7. Binnaz Uslu TUR 9:31.06
8. Hanane Ouhaddou MAR 9:32.36
9. Gesa Felicitas Krause GER 9:32.74
3000m Hindernis: Geza Felicitas Krause überzeugt

Das macht Laune! Die gerade erst 19 Jahre alt gewordene Gesa Felicitas Krause, die sich kurz zuvor überhaupt erst für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnte, hat einen Lauf! Erst holte die Nachwuchshoffnung im Vorfeld den U-20 Europameistertitel mit deutschem Juniorinnenrekord und nun zeigte das für die LG Frankfurt startende Talent kämpferische Qualitäten in der Frauenklasse. Während die Teamkameradin Jana Sussmann (9:59:53 Minuten) in einem sehr schnellen Vorlauf den Anschluss nicht halten konnte und ausschied, rannte der Schützling des früheren Marathon-Bundestrainers Wolfgang Heinig beim Vorlauf immer in der Spitze mit. Dank guter Technik und einem mutigen Auftritt gelang der Abiturientin in persönlicher Bestzeit und deutschem U-23 Rekord in 9:35,83 Minuten der Einzug ins Finale! Alles was nun kam war Kür. Ihr im Interview geäußertes Ziel ein Platz unter den ersten zwölf erfüllte die Nachwuchshoffnung mit Bravour! . Ursprünglich kam sie nur um Erfahrung zu sammeln. Im Finale verbesserte sie sich weiter auf 9:32,74 Minuten und Platz neun! Eine schöne Erfahrung, einfach toll! Weltmeisterin wurde in einem Startzielsieg die Russin Yuliya Zaripova in 9:07:03 Minuten.


Vivian Cheruiyot holte sich im Spurt erwartungsgemäß den 10.000 Meter Titel. Wird sie das Double mit einem Sieg über 5.000 Meter perfekt machen?
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Ergebnisse:

1. Vivian Jepkemoi Cheruiyot KEN 30:48.98
2. Sally Kipyego KEN 30:50.04
3. Linet Chepkwemoi Masai KEN 30:53.59
4. Priscah Jepleting Cherono KEN 30:56.43  
5. Meselech Melkamu ETH 30:56.55  
6. Shitaye Eshete BRN 31:21.57  
7. Shalane Flanagan USA 31:25.57  
8. Ana Dulce Félix POR 31:37.03  
9. Jennifer Rhines USA 31:47.59  
10. Jessica Augusto POR 32:06.68  
11. Tigist Kiros ETH 32:11.37  
12. Christelle Daunay FRA 32:22.20  
13. Kara Goucher USA 32:29.58  
14. Hikari Yoshimoto JPN 32:32.22  
15. Kayo Sugihara JPN 32:53.89  
16. Krisztina Papp HUN 32:56.02  
17. Megumi Kinukawa JPN 34:08.37  
  Meseret Defar ETH DNF  


10.000 Meter Frauen - Kenia deklassiert Konkurrenz!

Bei einigermaßen erträglichen Bedingungen 25 Grad Celsius und 61% Luftfeuchte um 21.00 Uhr Ortszeit in Daegu übernahm erst mal ein US-amerikanisches Trio die Führungsarbeit. Shalane Flanagan, Kara Goucher und Jennifer Rhines durchliefen vor den afrikanischen Favoritinnen die 1.000 Meter Marke in 3:13 Minuten, der nächste 1.000 Meter Abschnitt war mit 3:10 nicht viel schneller. 3.000m wurden in 3:09 Minuten gelaufen. Nun reichte es der Titelverteidigerin Linet Masai, die sich zunächst eher bedeckt am Ende einer 14-köpfigen Spitzengruppe aufhielt. Die 21-jährige Kenianerin schob sich nun an die Spitze. Sie ist nicht gerade als gute Spurterin bekannt und musste sich also vorsehen. Ihre Waffe: ein zügiges Tempo, das Tempo hochhaltenvor den schnellen Äthiopierinnen und Landsfrau Vivian Cheruiyot, die sie bei der Cross-WM geschlagen hatte. Mit langem Schritt führte sie bald ein Kenia Trio in Richtung der 5.000 Meter Marke, die in 15:47 Minuten passiert wurde. Es war ein schnellerer Abschnitt in 3:04 Minuten. Bei 6.000 Meter (18:50 Minuten) führte sogar ein Kenia Quartett vor den zwei Äthiopierinnen Meselech Melkamu und Meseret Defar. Die Amerikanerin Shalane Flanagan, der man durchaus eine Medaillenchance einräumen konnte hielt noch Tuchfühlung zur Spitze.

Zugpferd blieb weiterhin Linet Masai. 7.000 Meter (21:55,7 Minuten) passierte die Kenia-Sportlerin des Jahres mit der spurtstarken Erzrivalin Vivian Cheruiyot im Schlepptau. Flanagan musste unterdessen abreissen lassen und von der ostafrikanischen Konkurrenz konnte nur noch Melkamu mit den vier Kenianerinnen mithalten. Vorne forcierte nun Cheruiyot im Wechsel mit Masai. 24:55 war die Zwischenzeit bei 8.000 Meter, ein schnellerer Abschnitt knapp unter 3:00 Minuten. Die Äthiopierin lauerte mitten im Kenia Pulk. Eine Medaille war für Äthiopien nur noch drin, denn Olympiasiegerin 2004 Meseret Defar hatte unterdessen aufgegeben. Vorne bemühte sich weiterhin Masai. 27:58,31 war die Zeit einen Kilometer vor Schluss. Es lief auf das erwartete Spurtrennen hinaus, denn das Tempo wurde nicht wirklich verschärft.

Zwei Runden vor dem Ende übernahm Cheruiyot die Führung und brachte sich in eine gute Ausgangsbasis zum Spurt über die letzte Runde (9.600m 29:47,27). Cheruiyot zog erwartungsgemäß und unwiderstehlich mit Kipyego im Schlepptau davon. Masai musste abreissen lassen, konnte aber zusammen mit Landsfrau Cherono noch Melkamu überlaufen. Die 5.000 Meter Weltmeisterin und Cross-Weltmeisterin Vivian Cheruiyot sicherte sich mit einer 61 Sekunden Schlussrunde 30:48,98 den Sieg. Dahinter drei Landsfrauen! Die Äthiopierinnen, nein, der ganze Rest der Weltspitze wurde von diesem Quartett deklassiert! Kenia räumte damit alle (!) Medaillen ab, die an diesem Tag vergeben wurden! Beste Nichtafrikanerin wurde Shalane Flanagan als Siebte in 31:25,57 Minuten.


Kenenisa Bekele bei seinem vorletzten Rennen, dem Sieben Hügellauf in den Niederlanden. Er verlor damals und zog sich eine Wadenverletzung zu. Das Come-back misslang ihm in Daegu.
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)

Ergebnisse:

1. Ibrahim Jeilan ETH 27:13.81
2. Mohamed Farah GBR 27:14.07
3. Imane Merga ETH 27:19.14
4. Zersenay Tadese ERI 27:22.57
5. Martin Irungu Mathathi KEN 27:23.87
6. Peter Cheruiyot Kirui KEN 27:25.63
7. Galen Rupp USA 27:26.84
8. Sileshi Sihine ETH 27:34.11
9. Paul Kipngetich Tanui KEN 27:54.03
10. Matthew Tegenkamp USA 28:41.62
11. Rui Silva POR 28:48.62
12. Daniele Meucci ITA 28:50.28
13. Stephen Mokoka RSA 28:51.97
14. Scott Bauhs USA 29:03.92
15. Yuki Sato JPN 29:04.15
16. Juan Carlos Romero MEX 29:38.38
  Ali Hasan Mahbood BRN DNF
  Bayron Piedra ECU DNF
  Kenenisa Bekele ETH DNF
10.000m Männer - Äthiopien schlägt zurück


Das Comeback des Kenenisa Bekele?

Diese 10.000m Meisterschaft habe ich mit großem Interesse erwartet. Daher möchte ich die Gladiatoren erst mal ein wenig vorstellen: Die Starterliste versprach ein spannendes Rennen, denn sie ist gespickt mit großen Namen. Im Vorfeld kündigte der Weltrekordler (26:17,53 Minuten), vielfache Crossweltmeister, amtierende Olympiasieger und WM-Titelverteidiger Kenenisa Bekele aus Äthiopien überraschend seinen Start an. Bei der WM in Berlin 2009 stellte er mit 26:46,31 Minuten zuletzt einen Weltmeisterschaftsrekord auf. Nach langer Verletzungspause kehrt "Mister 10.000 Meter" ins Stadionoval zurück. Kaum zu glauben, dass sich der Äthiopier, die Messlatte, die Instanz schlechthin über 5.000 und 10.000 Meter, gekommen sein sollte, um sich demontieren zu lassen. Im Vorfeld lieferte er kein Wettkampfergebnis ab und machte von seinem Startrecht als Titelverteidiger Gebrauch. Zuletzt startete er 2010 bei einem Crosslauf und musste danach mit einer Wadenverletzung pausieren. Noch nie wurde der 29-Jährige in 12 Rennen über 10.000 Meter geschlagen. Sollte sein 13. Lauf ein Schicksalsrennen für Bekele werden? Hat er die Form? Wird sein unwiderstehlicher Spurt noch stechen? Ein Sieg wäre der fünfte Titel in Folge! Aber schon eine Medaille wäre ein Riesenerfolg. Aber an welchem Maßstab wird der Wunderläufer gemessen und misst er sich selbst? Die vierköpfige äthiopische Garde wurde durch "Silber-Sileshi-Sihine" verstärkt, der Mann mit den meisten zweiten Plätzen bei großen Meisterschaften. Insgesamt wurde er hinter Bekele bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften fünfmal Vizemeister! Also (k)ein Mann für den Sieg?! Er kehrte ebenfalls von einer Verletzungspause zurück, hat aber im Vorfeld immerhin eine Zeit von 26:52 Minuten aufzuweisen. Auch der vierfache Halbmarathon-Weltmeister und Weltrekordler über die 21,1km Zersenay Tadese aus Eritrea, der Bekele in Berlin 2009 herausforderte und nur im Spurt unterlegen war, stellt sich mit einer Vorleistung von 26:51 Minuten dem Starter.

Favoritenrolle für einen Europäer!

Doch der Maßstab 2011 ist ein anderer. Der Weltjahresbeste startet nicht einmal für Afrika, sondern für Großbritannien! Nur einmal 1983 konnte ein Europäer nämlich Alberto Cova aus Italien Weltmeister über 10.000m werden. Danach beherrschten die Afrikaner, allen voran je viermal Haile Gebrselassie und eben Kenenisa Bekele die 25-Runden Distanz nach Belieben. Aber der Europameister Mo(hamed) Farah, der neuerdings unter Alberto Salazar, dem früheren US-amerikanischen Marathonweltrekordler, trainiert, besiegte in persönlicher Bestleistung bei einem 10.000 Meter Rennen in Eugene/USA in 26:46:57 Minuten die versammelte Weltklasse. Das katapultiert den gebürtigen Somalier, der 1993 nach Großbritannien immigrierte, in die Favoritenrolle für Daegu. Aber Meisterschaften haben ihre eigenen Gesetze und die Kenianer, die keinen wirklich großen Namen im Team haben, darf man natürlich nicht vergessen. Nachdem die Frauen am Vortag in Teamarbeit über 10.000 Meter und Marathon sensationell sämtliche Medaillen vor den Äthiopierinnen abgeräumt hatten, durfte man auch den kenianischen Herren um den nationalen Meister Peter Kirui und den Vize-Crossweltmeister und Jahresschnellsten Paul Tanui (26:50 Minuten) einiges zutrauen. Die Äthiopier hingegen waren durch diese Schmach in Zugzwang und sollten heute einen extremen Nachholbedarf haben. Den wieder erstarkten US-Amerikanern um Matthew Tegenkamp und Galen Rupp, der 2009 immerhin WM-Achter wurde, konnte man ein Vordringen in die afrikanische Übermacht vielleicht zutrauen. Rupp ist immerhin der Trainingspartner von Mo Farah! Machen wir es kurz: In diesem Rennen war reichlich Pfeffer drin!

Kenenisa Bekele steigt aus, Äthiopien gewinnt!

Am Start bei 25 Grad und 75% Luftfeuchte zeigte sich Kenenisa Bekele eher zuversichtlich, konnte noch lachen und zeigte den Daumen hoch. Wird es kenianische oder äthiopische Taktiken geben? Die ersten 1.000 Meter (2:57 Minuten) wurden ziemlich verhalten und abwartend gelaufen. Keiner wollte zunächst Führungsarbeit machen. Es folgten zwei Kilometerabschnitte um 2:40-2:44 Minuten bei denen sich vorwiegend die Kenianer in der Führung abwechselten. Nach 5.000 Meter (13:52,50 Minuten) zeigte sich erwartungsgemäß Tadese an der Spitze, um das Tempo hoch zu halten. Zu diesem Zeitpunkt beendete der Meister Kenenisa Bekele bereits das Rennen. Ganze 17 Minuten dauerte das Comeback des Meisters. Dafür nahmen seine Landsleute die Verfolgung des Eritraers auf. Das Feld zog sich nun auseinander. Die Kenianer hingen eher am Ende der nur noch 8-köpfigen Läuferperlenkette, Mo Farah lauerte in der Mitte und auch der US-Amerikaner Galen Rupp war noch dabei. Mit schnellen 64er Runden und wieder Abwarten und Zwischenspurts beharkte sich die Konkurrenz. Bald waren die beiden verbliebenen Kenianer wieder an der Spitze, dann wieder die Äthiopier. Tadese schien nicht mehr die Form der Vorjahre zu haben und lief nur noch mit. Es sollte alles auf einen Spurt hinauslaufen. Bei 700 Meter griff Mo Farah an und nun riss alles auseinander. Nur die beide Äthiopier konnten folgen, während Farah das Heil in der Flucht suchte. Bis 200 Meter vor dem Ziel sah es danach aus, dass der Brite es schaffen könnte, aber der noch unbekanntere 22-jährige Ibrahim Jeilan setzte nach, schob sich Millimeter um Millimeter an Farah heran und überspurtete den Europameister 30 Meter vor dem Zielstrich. Unglaublich! Knapp unter 53 Sekunden für die letzte Runde des zweifachen Junioren Weltmeisters! Der letzte Tausender wurde in 2:27 Minuten gelaufen! Das ist sensationell schnell und setzt die äthiopische Spurtertradition, die einst Haile Gebrselassie begründete fort! Da konnte Farah, der spitzenmäßig lief, einfach nicht gegen halten. Gold für Äthiopien in 27:13,81 Minuten. Sein Landsmann Imane Merga sicherte sich die Bronzemedaille. Balsam für die geschundene äthiopische Seele. Den Kenianern Martin Mathati und Peter Kirui blieb hinter Zersenay Tadese nur Platz fünf und sechs, der Amerikaner Galen Rupp schlug sich als bester Weißer knapp dahinter mit Platz sieben wacker.



Zweimal Gold und dreimal Silber ist die hervorragende Bilanz von Ezekiel Kemboi bei Weltmeisterschaften über 3000m Hindernis. Der Mann aus Eldoret war auch in Daegu wieder auf den Punkt fit.

Ergebnisse:

1. Ezekiel Kemboi KEN 8:14.85
2. Brimin Kiprop Kipruto KEN 8:16.05
3. Mahiedine Mekhissi-Benabbad FRA 8:16.09
4. Bouabdellah Tahri FRA 8:17.56
5. Roba Gari ETH 8:18.37
6. Jacob Araptany UGA 8:18.67
7. Richard Kipkemboi Mateelong KEN 8:19.31
8. Ion Luchianov MDA 8:19.69
9. Hamid Ezzine MAR 8:21.97
10. Benjamin Kiplagat UGA 8:22.21
11. Nahom Mesfin ETH 8:25.39
12. Vincent Zouaoui-Dandrieux FRA 8:30.39
13.. Ruben Ramolefi RSA 8:30.47
14. Abraham Kipkirong Chirchir KEN 8:33.56
15. Alberto Paulo POR 8:33.84
3.000m Hindernis - 220 Kilometer pro Woche für Gold

Als ich im Februar 2011 im Hochland von Kenia mal wieder herumspionierte, begegnete ich an der Crossbahn auf der Kazimingi Farm der Lauflegende Kipchoge Keino bei Eldoret auch Ezekiel Kemboi. Der schlanke, kleine Läufer kam gerade vom Training zurück. Ich fragte ihn, was er denn gerade gelaufen sei. Er entgegnete mir freundlichst ohne Geheimiskrämerei: "...einen 29 Kilometer Lauf." Einen 29 Kilometer Lauf als 3.000 Meter Hindernis Läufer? Das klang eher nach Marathontraining! Ich hakte also nach: "Wieviel trainierst du denn pro Woche? "220 Kilometer" so die Antwort des 3.000 Meter Hindernis Weltmeisters von 2009 in Berlin. Er trainiert im Winter wirklich wie ein Marathonläufer. In der speziellen Vorbereitung auf die Wettkämpfe später in der Saison hat er natürlich weniger Kilometer und mehr Intensität, so der 29-Jährige. Während sich viele Autoren oberflächlich in den (gelegentlich) hohen Intensitäten des Trainings der Kenianer ergehen, oft ohne jemals vor Ort zugeschaut zu haben, lag meine Aufmerksamkeit mehr auf den Grundlagen solcher extremen Leistungen. Und die liegen im Schwerpunkt auf der ruhigen Grundlagenausdauer im Wintertraining. Tempoeinheiten gebettet in sehr langsame regenerative Läufe. 220 Kilometer, das trainiert bei uns kein Hindernisläufer und kaum (mehr) ein Marathonläufer. Die Leistungen der kenianischen Wunderläufer kommen nicht von nichts!


Herbert Steffny traf im Februar den Doppelweltmeister Ezekiel Kemboi in Eldoret
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)

Daegu 1.9.2011. Die Stunde der Wahrheit. Ezekiel Kemboi mit dem Irokesenschnitt deklassiert im 3.000 Meter Hindernisrennen die Konkurrenz in einem superstarken Finale nach Belieben. Zunächst bummelten erst mal alle rum. Aber eines war klar, die kenianischste Disziplin aller Laufdistanzen musste in kenianischer Hand bleiben. Eine Armada von vier Kenianern hatte Startrecht. Drei Qualifizierte und der Titelverteidiger Kemboi. Aber da waren auch die starken Franzosen maghrebinischer Abstammung Mahiedine Mekhissi Behnabbad und Bouabdellah Tahri, die sich letztlich immerhin mit Platz drei und vier begnügen mussten. Die stärkste Konkurrenz für Kemboi kam letztlich aus dem eigenen Land. Mit Brimin Kipruto war der Weltjahresschnellste und Olympiasieger von Peking 2008 dabei, der musste sich aber (immmerhin) mit Silber begnügen. Dem auf den letzten 200 Metern wie entfesselnd spurtenden Kemboi konnte auch er nichts entgegen setzen. Der alte und neue Weltmeister hatte dann ins Ziel reintrudelnd noch genug Zeit eine lässige Tanzshow ala Usain Bolt abzuziehen. "Tanzen sei ein gutes Bewegungs- und Koordinationstraining" so der erfolgreiche Titelverteidiger hinterher verschmitzt im Interview. Die kenianischste Disziplin aller Laufstrecken blieb in kenianischer Hand. Seit 1991 haben nur Kenianer bei einer WM Gold geholt. Dabei zähle ich Henry Cherono, den Weltmeister von 2003 und 2005, der sich für Petrodollars unter dem Namen Saif Saaeed Shaheen im Bahrain verdingt, als gebürtigen Keniaer. Von 13 Weltmeistertiteln holten die Kenianer 11. Einer ging an Italien (Francesco Panetta 1987) und einer.... hört, hört... an Deutschland! Patriz Ilg holte sensationell 1983 Gold für die Bundesrepublik! Davon sind wir heute leider weit.... weit.....weit...... entfernt!


Der 29-jährige Abel Kirui holte für Kenia in einem überragenden Lauf die siebte Goldmedaille und verteidigte seinen Titel von Berlin 2009.
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Marathon Männer - Abel Kirui verteidigt Titel (3.9.2011)

Am letzten Tag der WM fiel die Marathon Entscheidung bei den Männern. Titelverteidiger war Abel Kirui aus Kenia, der im WM Meisterschaftsrekord von 2:06:54 Stunden in Berlin 2009 gewann. Bei bedecktem Himmel, 24 Grad und 65% Luftfeuchte um 9.00 morgens (Ortszeit) startete das Rennen, leider ohne deutsche Beteiligung auf dem selben drei Rundenkurs wie bei den Frauen vor einer Woche. Der Schweizer Viktor Röthlin, der schon in Osaka 2007 WM Dritter war, zog einen Start in New York vor. Gleichzeitig wurde wieder der Marathon Weltcup, die Nationenwertung ausgetragen, so dass bis zu fünf Läufer pro Nation teilnehmen konnten. Der Zuschauerzuspruch war etwas besser als bei den Frauen, die Koreaner hatten sich scheinbar an die WM gewöhnt. Zudem hoffte man vielleicht auf eine klitzekleine Medaillenchance, denn Korea hatte bisher noch keine Medaille bei der WM erzielt. Für Kenia hatten die Frauen mit dem Gewinn aller drei Medaillen ordentlich vorgelegt. Könnten die Männer das wiederholen? Bei fünf Kilometern bummelte eine Gruppe von rund 50 Läufern in sehr verhaltenen 15:57 Minuten durch. Die Kenianer zeigten sich früh in den ersten Reihen und liefen offenbar in Teamorder. Als bei 6 Kilometern Kiptoo kurzfristig das Tempo verschärfte, pfiffen ihn seine Mannschaftskameraden offenbar wieder zurück. "Pole, pole!" heißt es in Kenia auf Suaheli. Langsam, langsam! Gab es die Strategie wie bei den Frauen erst am Ende das Fass aufzumachen? Und so ließ man wieder andere wie den Ugander Nicholas Kiprono ein 2:15 Stundenläufer vorne gewähren. Doch bei 9 Kilometern zog einer der Favoriten Vincent Kipruto kurz das Tempo an, mit der Konsequenz, das rund 10 Läufer hinten rausflogen. Bei 10 Kilometern hatte die Spitzengruppe 31:21 Minuten, ein etwas flotterer 15:24 Minuten Abschnitt. Man konnte das alles noch unter "Warmlaufen" verbuchen.

Bummelstart und schwache Äthiopier

Dann eine Überraschung: einer der Favoriten Gebremahidin Gebremariam war nach 12 Kilometern mit Krämpfen am Ende. Hatte der New York Marathonsieger 2010 seinen Start als Titelverteidiger in Manhattan bereits im Hinterkopf? Die Führung wechselte nun zwischen dem Ugander Kiprono dem Marokkaner Adil Ennani, ein 2:10 Läufer, und dem Äthiopier Feyisa Lilesa. Bei 15 Kilometern zeigte die Stopuhr 46:28 Stunden, ein wiederum schneller gewordener Abschnitt in 15:07 Minuten. Es waren nun noch rund 25 Läufer zusammen. Fast alle Nichtafrikaner waren bereits herausgefallen. Ein Japaner und ein Koreaner konnten noch mithalten. Erstaunlicherweise fielen weitere Äthiopier zurück, darunter Chala Dechase. Bei 17 Kilometern übernahmen drei Marokkaner die Führung forcierten leicht und schon dünnte die Gruppe weiter aus. Nur Worku und Lilesa vertraten einzig Äthiopien in der weiter schrumpfenden rund 15-köpfigen Spitzengruppe, bei der der Japaner Horibata als einziger Nichtafrikaner alleine vertreten war. Die Marokkaner waren immerhin noch mit einem Quartett dabei. Bei 20 Kilometern (61:44 Minuten) war das Tempo mit einem 15:15 Minuten Abschnitt immer noch nicht sehr hoch. Der Kampf um den Titel würde wohl wieder ein zu erwartender Steigerungslauf sein. Die Hälfte war nach 1:05:07 Stunden absolviert. Aber für Gold müsste man wohl noch deutlich unter 2:10 Stunden bleiben.

Kenia-Angriff nach Halbmarathon

Den Kenianern reichte es nun, sie konterten in voller Mannschaftsstärke. Und schon bald riss ein Kenia-Quartett die Spitze auseinander. Nur noch der Äthiopier Lilesa, drei Marokkaner (Bouramdane, Baday, Kisri), der Südafrikaner Moqhale und der Ugander Kiprotich konnten folgen. Vorne machten Kiptanui und Kirui das Tempo in der auf acht Läufer dezimierten Gruppe. Nun wurde es richtig ernst. Bei 25 Kilometern 1:16:26 Stunden (5km Abschnitt in 14:43 Minuten!) waren nur noch die Kenianer Abel Kirui, Eliud Kiptanui und Vincent Kipruto mit Lilesa und dem unauffällig nur mitlaufenden Bouramdane dabei. Die Kenianer setzten nun sogar neben Wasser auch Kühlsprays ein, um einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie wechselten untereinander Schwämme und Wasser. Bouramdane war der Nächste, der dem gnadenlosen Tempo Tribut zollen musste. Nun war der Äthiopier Lilesa ein 2:05 Läufer alleine mit einem Kenia Trio. Schwer für ihn, denn von den ausgetauschten Getränken bekam er natürlich nichts ab. Der 29-Jährige Titelverteidiger Kirui machte den stärksten Eindruck und riss bei 28 Kilometern nach einer Wasserstation schnell eine Lücke von 10 Metern. Der Mann mit dem assymetrischen Laufstil, dem höher geschwungenen linken Arm und dem nach rechts geneigten Kopf ist ein Tempoläufer, der u.a. auch Haile Gebrselassie schon Tempo für den Weltrekord in Berlin 2008 gemacht hatte. Lilesa konnte seinerseits die beiden anderen Kenianer abhängen und versuchte eine Verfolgung des Enteilten. Bei 30 Kilometern (1:30:43 Stunden, 5km in sensationellen 14:17 Minuten!!!)hatte der noch entspannt wirkende Kenianer aber schon 60 Meter Vorsprung auf Landsmann Kiptanui, der den Äthiopier wieder abfangen konnte. Bouramdane lag als Fünfter schon 65 Sekunden zurück. Kurze Zeit später holte auch Kipruto Lilesa ein. Ein kenianischer Dreifacherfolg wie bei den Frauen lag nun in der Luft!

Überragender Sieg für Abel Kirui

Vorne wirkte Abel Kirui trotz des unglaublich hohen Tempos immer noch sehr locker. Das Rennen schien gelaufen, die Konkurrenten waren acht Kilometer vor dem Ziel klar distanziert. Bei 35 Kilometern (1:45:23 Stunden) lief Kirui immer noch einen 14:40 Minuten Abschnitt, die letzten zehn Kilometer also in 28:57 Minuten. Der Vorsprung auf Lilesa und Kipruto betrug nun bereits 1:15 Minuten! Der Japaner Horibata arbeitete sich unterdessen auf den 7. Platz vor. Doch vorne flog Kirui regelrecht über den Asphalt. Die Konkurrenz war längst zerlegt. Spannend schien noch der Kampf um Silber und Bronze. Kipruto und Lilesa liefen im Duett mit wechselnder Führungsarbeit, als ob sie die Podiumsränge zunächst gemeinsam verteidigen wollten. Um 38 Kilometer zeigten sich auch bei dem führenden Kirui erste Ermüdungserscheinungen von seinem gnadenlosen Tempodiktat, doch sein Vorsprung war längst ausreichend. Bei 40 Kilometern hatte der Kenianer 2:00:38 Stunden, ein wieder langsamerer 15:15 Minuten Abschnitt. Doch die Verfolger lagen rund zweieinhalb Minuten zurück. Bouramdane konnte sich auf Platz vier vorarbeiten, 20 Sekunden hinter dem Podium. Der Titelverteidiger lief unterdessen dem Ziel in einem Stadtpark mit einem überragenden Vorsprung entgegen. 2:28 Minuten ist der bisher größte Vorsprung bei einer Weltmeisterschaft. In guten 2:07:38 Stunden konnte er in Ruhe seinen Sieg auskosten, dem Publikum zuwinken und am Ziel noch ein wenig tanzen. Dahinter setzte sich Kipruto von Lilesa ab und holte Silber in 2:10:06 Stunden für Kenia. Feyisa Lilesa sicherte sich Bronze in 2:10:32 Stunden. Ein Ehrentreffer für Äthiopien. Damit ging die Medaillenverteilung an Kenia und Äthiopien wie in Berlin 2009. Bouramdane wurde Vierter. Der Japaner Hoshisiko Horibata (2:11:52 Stunden) als Siebter und der taktisch klug laufende Italiener Ruggiero Pertile (2:11:57 Stunden) als Achter waren die besten Nichtafrikaner. Kenia gewann mit Platz 1,2 und 5 überlegen auch den Mannschafts-Weltcup. Abel Kirui konnte damit nach Abel Anton (1997 und 1999) und Jaouad Gharib (2003 und 2005) als Dritter seinen Titel verteidigen. Alle Läufer unter 2:15 qualifizierten sich übrigens automatisch für die olympiscjhen Spiele in London 2012. Neben dem Preisgeld von 60.000 Dollar konnte Abel Kirui auch mit 25 die volle Punktzahl im Kampf um den 500.000 Dollar Jackpot der World Marathon Majors Wertung sichern.

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