Dubai Marathon 2016
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Dubai Marathon = äthiopische Meisterschaften
Sieger Abera und Tesfaye verpassen Streckenrekorde knapp
30-Kilometer Straßenlauf-Weltrekord?

(von Herbert Steffny am 22.1.2016)


Inhalt:
Dubai Skyline
Urlaubsdestination: Die Skyline von Dubai lockt mittlerweile nicht nur die Elite zum Marathon
(Foto, Copyright: Anja Janoschka, www.herbertsteffny.de)

Tesfaye Abera
Der Äthiopier Tesfaye Abera könnte etwas freudiger dreinschauen. Er war schon zweimal abgehängt, kämpfte sich aber immer wieder heran und gewann in einem starken Finale den Dubai Marathon und 200.000 Dollar! Nicht schlecht für einen "Nobody" der zuvor nur eine 2:09er Zeit stehen hatte.
























Überraschung durch Tesfaye Mekonnen Asefa - Der 18-jährige Debütant gewann in Jahresweltbestleistung
Der erst 20-jährige Sieger von 2014 Tesfaye Mekonnen Asefa musste sich diesesmal mit Platz drei begnügen.
(Foto, Copyright: Helmut Winter)







Die Rekordler dürfen aufatmen

Kurzgefasst: Marathonweltrekordler Dennis Kimetto und Äthiopien-Rekordler Haile Gebreselassie durften während des Männerrennens aufatmen. Es sah lange aus, also ob der Weltrekord (2:02:57 Stunden) oder zumindest der äthiopische Rekord (2:03:59 Stunden) in Gefahr wären. Doch als bei 30 Kilometern die letzten Hasen ausstiegen, begann das Taktieren. Das Weltrekordtempo verschleppte und zuletzt verfehlte der unterwegs schon abgehangene Sieger Tesfaye Abera mit 2:04:24 Stunden den Streckenrekord um nur eine Sekunde. Er durfte sich aber wie die Frauensiegerin über einen Hausrekord und einen fetten Scheck über 200.000 US Dollar freuen. Bei den Damen begann das Rennen langsamer, aber die favorisierte Siegerin Tirfi Tsegaye steigerte sich noch auf starke 2:19:41 Stunden, verfehlte aber auch hier den Kursrekord um knappe zehn Sekunden. Der Männersieger war genauso eine Überraschung wie die Zweite bei den Damen Amane Beriso, die gleich beim Debüt nicht nur Tirfi Tsegaye herausforderte, sondern auch eine Weltklassezeit hinlegte. Hinter den Siegern platzierten sich fast nur Äthiopier, so dass das Rennen eher einer äthiopischen Meisterschaft als einem internationalen Marathon gleich kam. Alle Podiumsplätze gingen an das ostafrikanische Land und 31 von 40 Plätzen (Top-20 Männer und Frauen) belegten in der Ergebnisliste Äthiopier. Entsprechend war auf den Zuschauertribünen im Ziel äthiopische Volksfeststimmung.  Der einzige qualitativ gute Beitrag Kenias war die hervorragende Tempoarbeit der vier "Hasen". An ihnen hat es nicht gelegen, dass die Marathon Rekorde bestehen blieben. Bis 30 Kilometer war man auf Weltrekordkurs und überlief (soweit hier ein Kampfgericht offiziell die Zeit nahm) diese Marke sogar in neuer Weltbestzeit von 1:27:20 Stunden.


Rekordpreisgelder und schnelle Strecke

Der Dubai Marathon ist einer der ersten Marathons der Saison und setzt traditionell zunächst den Maßstab, was die Siegeszeiten betrifft, an denen sich später die anderen schnellen Marathonstrecken wie London, Berlin und Chicago erst mal die Zähne ausbeißen müssen. Rekordpreisgelder lockten auch bei der 17. Auflage die Läuferelite an, in der Regel vor allem aus Äthiopien, für die der Marathon auch als ein Olympiaqualifikations-Rennen gilt. In den letzten vier Jahren gab es äthiopische Doppelerfolge, das Läuferland stellte bei Männern und Frauen die Sieger. Und das setzte sich 2016 fort. Kenianer konnten zuletzt 2011 einen Sieg einheimsen. In der Siegerliste steht auch der unvergessene Haile Gebrselassie, der hier bei vergeblichen Weltrekordversuchen von 2008 bis 2010 als Erster einlief. Im letzten Jahr stieg ein anderer Prominenter, der 5.000 und 10.000 Meter Weltrekordler Kenenisa Bekele allerdings aus. Die Strecke ist ein Palmen-Boulevard, total flach, geradlinig und schnörkellos, Top-Asphalt, aber zuschauerarm. Das Ganze wirkt ein wenig künstlich. Zwei Wendepunkte, davon einer bei fünf Kilometern, wo man die aufgeschüttete Luxushalbinsel The Palm Jumeirah passiert. Was kostet die Welt? Qatar, Dubai und Co. kaufen sich seit einiger Zeit in die große Sportwelt ein. Zum Vergleich zu der nachfolgenden Preisgeldliste: für einen erstklassigen Jagdfalken gibt ein betuchter Scheich schon mal 250.000 Dollar, für ein Top-Rennkamel gar bis zu 1.000.000 Dollar aus.

PlatzMänner (US $)Frauen (US $)
1200,000200,000
280,00080,000
340,00040,000
420,00020,000
512,00012,000
611,20011,200
710,40010,400
89,6009,600
98,8008,800
108,0008,000


200.000 US Dollar ist das höchste Preisgeld für Sieg unter allen Straßenläufen. Hinzu kommt ein möglicher Weltrekord Bonus für Männer und Frauen
von jeweils US$100.000. Interessant, in dieser Beziehung werden Männer und Frauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten gleich behandelt. Der Dubai Marathon gehört angesichts der fetten Prämien leider nicht zu den World Marathon Majors, den "Big-Six", und mit den damit verbundenen strengeren Dopingkontrollen. Die Streckenrekorde halten der Äthiopier Ayele Abshero mit 2:04:23 Stunden und seine Landsfrau Aselefech Mergia mit 2:19:31 Stunden jeweils 2012 gelaufen. Aber neben dem Eliterennen hat sich mittlerweile auch der Volkslauf etabliert. Es werden auch ein 10 Kilometerlauf und ein 4 Kilometer Fun Run angeboten. Start und Ziel befinden sich auf der Umm Suqeim Road nahe des Burj Al Arab Prachtbaus. Rund 25.000 Läufer nahmen an den verschiedenen Rennen teil, davon 1.544 Männer und 495 Frauen am Marathon. Die Frauenquote ist mit 24,3 Prozent deutlich höher als im  Vorjahr (19,3 Prozent), ebenso die Finisherzahl mit 2.039 in bis 7:30 Stunden gegenüber 1.971 im Jahre 2015. Die Frauenquote ist damit nicht anders als bei den meisten deutschen Marathons. 101 Deutsche beendeten in diesem Jahr den Marathon. Im letzten Jahr waren es noch 71. Insgesamt waren inklusive der kurzen Strecken über 400 Deutsche gemeldet.


Start des Dubai Marathons
Der Start des Dubai Marathons ist morgens in der Dämmerung um 6.30 Uhr (Foto: Veranstalter)



Äthiopische Überraschungstüte

Bei den Männern und Frauen waren jeweils drei Sieger der vergangenen Jahre am Start, allerdings musste Streckenrekordler Ayele Abshero kurzfristig verletzungsbedingt absagen. Nur zeigte die Vergangenheit, dass Dubai auch neue Champions kreiert, denn einige der letzten Sieger, insbesondere bei den Männern waren unbekannte Youngster, die gleich beim Debüt auftrumpfen konnten. So siegte der angeblich erst 18 Jahre alte Tsegay Mekonnen 2014 mit Junioren-Weltbestzeit von 2:04:32 Stunden. Dubai dient hier als Sprungbrett für den Nachwuchs. Das Riesenreservoir an Talenten Äthiopiens ist (wie auch in Kenia) immer für eine Überraschung gut. Titelverteidiger ist Lemi Berhanu, der 2015 in  2:05:28 Stunden gewann. Zu den Favoriten gehört auch der
Frankfurt-Marathon Sieger Sisay Lemma. Bei den Damen waren die Äthiopierinnen Mulu Seboka (Siegerin 2014), Tirfi Tsegaye (Siegerin 2013) und Mamitu Daska (Siegerin 2010) am Start, nicht aber die Vorjahressiegerin Aselefech Mergia. Die auf dem Papier Schnellste am Start war Tirfi Tsegaye mit 2:20:18 Stunden (Berlin Siegerin 2014), die Zweitschnellste war Meselech Melkamu, die ihren Hausrekord von 2:21:01 Stunden ebenfalls in Deutschland (Frankfurt 2012) aufstellte. Doch auch die Nobodys sollten mitmischen.



Weltrekordhatz unter kenianischer Führung

Um die Wärme zu vermeiden, startete man dieses Jahr eine halbe Stunde früher bereits um 6.30 Uhr. Bei ein wenig zu warmen Temperaturen von 17 bis 20 Grad, leichtem Wind und hohen 85 bis 70 Prozent Luftfeuchte waren die Bedingungen in der Morgendämmerung  für Superzeiten nicht ganz ideal. Vorne machten bei den Männern zunächst die exzellenten kenianischen Tempomacher Edwin Koech, Ernest Kipruto, Amos Kipruto und Asbel Kipsang die Pace. Das war auch so ziemlich der einzige erwähnenswerte Beitrag Kenias an diesem Tag. Die fünf Kilometermarke wurde in 14:35 Minuten von einer großen
35-köpfigen Gruppe passiert, darunter etwa 30 Äthiopier. Das war ein  flottes Tempo, was auf 2:03 Stunden hinauslaufen würde. Die 10 Kilometerzeit von 29:14 Stunden war nur ein wenig langsamer. 28 Läufer waren noch im lang gezogenen Führungspulk. Das Kenia Quartett machte weiterhin vorne das Tempo, während sich die Spitze auf etwa 20 Läufer bei Kilometer 15 (43:50 min) reduzierte. 20 Kilometer in 58:26 Minuten und Halbmarathon in 1:01:36 Stunden war weiter auf 2:03:12 Kurs. Der Streckenrekord war zu diesem Zeitpunkt klar in Gefahr und auch ein Weltrekord nicht mehr ausgeschlossen. Man plante eigentlich mit 62 Minuten bei der Hälfte.


Tempoverschärfung zum 30km Straßenlauf-Weltrekord

Die vier Kenia Hasen sorgten weiter für eine konstantes und flottes Tempo, während sich die Gruppe
u.a. mit dem Frankfurt Marathon Sieger Sisay Lemma, Tilahun Regassa, Tesfaye Abera, Lemi Berhanu und Tsegaye Mekonnen (2:04:32 Bestzeit) in die Länge zog. Das Ausscheidungsrennen begann. 25 Kilometer in 1:12:45 Stunden bedeuteten für die elf Verbliebenen eine Verschärfung des Tempos auf unter Weltrekord Pace. Der schnellste 5-km Abschnitt des Rennens war mit 14:23 min zwischen 20 und 25 Kilometern (s. Tabelle). Drei Kenia-Hasen waren am Wendepunkt bei 26 Kilometern noch übrig. Mit einem Ausreißversuch war angesichts dieses Killer-Tempos nicht zu rechnen. Eher war abzusehen: Wer sollte als Letzter sterben? Lemma zeigte sich bei Kilometer 29 erstmals keck an der Spitze. Angesichts des Weltrekordtempos bekamen nun einige Schwierigkeiten Abayneh Ayele und der große Tesfaye Abera  fielen zurück. Bei 30 Kilometer (1:27:20 Stunden, auf 2:02:50 Stunden Kurs!), gingen die Hasen raus und das Finale wurde von einem äthiopischen Quartett eingeläutet. Ganz nebenbei wäre diese Zeit 30 Kilometer Straßenlaufweltrekord, falls hier ein offizielles Kampfgericht postiert war. Der steht bisher bei 1:27:37 Stunden (Berlin 2014, Emmanuel Mutai in Führung liegend mit dem zeitgleichen Trio Wilfred Kirwa Kigen, Geoffrey Kamworer und Abera Kuma). In Dubai gab es nach Chipzeitmessung folgende Reihenfolge bei Kilometer 30: zeitgleich mit 1:27:20 Stunden wird der Tempomacher Edwin Koech vor Sisay Lemma und Amos Kipruto angegeben.


Zwischenzeiten Männer-Spitze, hochgerechnete Endzeit und 5km Split:
Km5km 10km 15km 20km 21,1km 25km 30km 35km 40km
Zeit00:14:35 00:29:14 00:43:50 00:58:26 01:01:36 01:12:49 01:27:20 01:42:27 01:58:08
Projektion02:03:04 02:03:21 02:03:18 02:03:17 02:03:11 02:02:54 02:02:50 02:03:31 02:04:37
5km-Split00:14:35 00:14:39 00:14:36 00:14:36 00:14:23 00:14:31 00:15:07 00:15:41



Hasen raus - Tempo weg

Zu befürchten: nach dem Aussteigen der spitzenmäßigen Tempomacher 
begann die zu erwartende Taktiererei. Zudem dürften die Helden auch etwas müde geworden sein. Lemma schien zwar die Konkurrenten anzutesten. Doch dabei verbummelte die Pace. Bezeichnend: Ayele und Abera - schon zurückgefallen - konnten dabei wieder aufschließen und übernahmen sogar die Führung, sie hatten die Temposteigerung nicht mitgemacht, ein Vorteil? Noch 10 Kilometer zu laufen und sechs äthiopische Läufer waren noch immer auf 2:03 Stunden Kurs. Sensationell und nicht zu fassen! Bald übernahm Lemma wieder die Führung, doch das Tempo verlangsamte weiter. Der 5km Abschnitt von 30 auf 35 Kilometer (1:42:27 Stunden) war nur noch in 15:07 Minuten. Das bedeutete "nur" noch 2:03:30er Kurs, immerhin waren der äthiopische Rekord von Haile Gebreselassie und der Streckenrekord noch in Gefahr. Doch aus einem Quartett wurde wieder ein Quintett, man schien die erlahmten Kräfte für das Finale zu schonen. Abera, schon abgehängt, war nun wieder in Führung und selbst die 2:03er Zeit schien zu schwinden. Lemma, der in Frankfurt schon durch kämpferische Qualitäten überzeugte,  übernahm bei 37 Kilometern erneut die Führung. Allerdings bewegte sich das Tempo nur noch um 3:05 bis 3:12 Minuten pro Kilometer. Mula Wasihun war nun geschlagen. Berhanu, Lemma, Abera und Mekonnen gingen auf die letzten 5 Km.


Der finale Zweikampf Berhanu gegen Abera

Die vier müden Helden belauerten sich nun für das große Finale. Lemma blieb in Lauerstellung.  Lemi Berhanu lief am unauffälligsten dahinter. In 1:58:08 Stunden durchlief man 40 Kilometer, ein langsamer 15:41 Minuten 5-Kilometer Abschnitt. 500 Meter später griff der kleine Berhanu an, der fast einen Kopf größere Abera versuchte mitzugehen. Der lange Zeit als Siegkandidat wirkende Lemma war geschlagen und fiel deutlich zurück. Berhanu, nebenbei bei uns als Sieger des Zürich Marathons 2014 aufgefallen, forcierte erneut. Abera, zum zweiten Mal distanziert biß auf die Zähne und versuchte einige Meter Abstand wieder aufzuschließen. In Sichtweite des Ziels konterte Abera und zog am verzweifelt kämpfenden Vorjahressieger vorbei. Vielleicht war es jetzt wirklich ein Vorteil bei Kilometer 25 bis 30 nicht mitgelaufen zu sein? Mit den meisten Reserven in den Beinen war er nicht mehr zu schlagen. Pech, er verfehlte den Streckenrekord mit 2:04:24 Stunden um nur eine Sekunde. Die zweite Hälfte des Rennens war für ihn mit 1:02:48 Stunden über eine Minute langsamer als die erste. Berhanu folgte ebenfalls in einer Spitzenzeit neun Sekunden dahinter.

Auf das Podium lief noch Mekonnen (2:04:46 Stunden) und Lemma joggte geschlagen als Vierter, aber auch mit neuer Bestzeit 2:05:16 Stunden) ins Ziel. Flotte 6:16 Minuten benötigte Abera für die letzten 2,195 Kilometer im Zweikampf mit Berhanu. Das ist eine der schnellsten auf diesem Abschnitt gelaufenen Zeiten. Der schon Geschlagene hatte sich offenbar erholt und noch
die Willenskraft zum Sieg! Seine bisherige Bestzeit von 2:09:46 Stunden stammt aus dem Vorjahr aus dem indischen Mumbai wo er als Sieger einlief. Danach wurde er in Hamburg Achter in 2:10: 49 Stunden. Dieser Leistungssprung um über fünf Minuten bringt den erst 23-Jährigen auf Platz neun der ewigen Marathonweltbestenliste. Erneut konnte sich ein relativ unbeschriebenes Blatt in Dubai in Szene setzen. Auch der Zweite Lemi Berhanu verbesserte seinen Hausrekord vom Vorjahr (Sieger in 2:05:28 Stunden) auf 2:04:33 Stunden, was Platz 15 in der ewigen Marathonbestenliste bedeutet. 13 Läufer blieben unter 2:10 Stunden, darunter 11 Äthiopier. Schnellster Deutscher war der Begleitläufer von Mayada Al-Sayad (s.u. bei den Frauen) vom 1.VFL Fortuna Marzahn Tobias Singer auf Platz 30 in netto 2:39:46 Stunden (brutto: 2:39:59 Stunden).



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Dubai Skyline
Über 400 Deutsche nahmen an den verschiedenen Läufen in Dubai teil. Ein Großteil ist dort allerdings als
"Gastarbeiter" zuhause, den Rest ziehen die atemberaubenden Hochhäuser, darunter das mit 828m
höchste Gebäude der Welt Burj Khalifa, als Lauf-Urlauber an (im Hintergrund).

(Foto, Copyright: Anja Janoschka, www.herbertsteffny.de)


Tirfi Tsegaye als Siegerin des Berlin Marathons
Die Siegerin Tirfi Tsegaye aus Äthiopierin verbesserte ihre persönliche Bestzeit von Berlin 2014 auf 2:19:41 Stunden
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Frauenrennen als Steigerungslauf


Rund 25 Frauen durchliefen mit männlichen Tempomachern etwas verhaltener als die Männer an. Die fünf Kilometer wurden in 16:45 Minuten durchlaufen, was zunächst auf 2:21 Stunden hin führen würde. Die auf 18 Damen zusammengeschmolzene Spitze durchlief 10 Kilometer in 33:25 Minuten. Die Fahrt wurde minimal schneller. Bei Kilometer 15 (50:05 min) waren die verbliebenen 12 Kontrahentinnen, 11 Äthiopierinnen und ein einzige Kenianerin (Eunice Chumba) schon auf 2:20er Kurs. Alle Favoritinnen waren noch beieinander. In 1:10:17 Stunden durchliefen ein knappes Dutzend den Halbmarathon, darunter Tsegaye, Tufa, Melkamu und Mamitu. Die frühere Siegerin Seboka hing bereits am Ende der Gruppe. Das Tempo zog weiter an. 25 Kilometer in 1:23:09 bedeuteten nun schon 2:20:20 Stunden als mögliche Endzeit. Auch hier begann nun das große Sterben als die Sonne  langsam am Horizont hervorkroch.


Überraschungsgegnerin im Finale

Der Wand eines Fahrtwind-brechenden Hasen Quartetts folgten nur noch Favoritin Tirfi Tsegaye und überraschenderweise die unbekanntere Amane Beriso bei ihrem Debüt. Meselech Melkamu lag als Dritte schon 100 Meter zurück. Es wurde noch schneller: bei 30 Kilometern (1:39:28 Stunden) war das Duo bereits auf 2:19er Kurs. Der letzte 5-Kilometer Abschnitt war mit 16:19 Stunden der schnellste des Rennens. Tsegaye wirkte stärker, aber Beriso war nur schwer zu distanzieren. Also gab Tsegaye weiter Gas und rannte auch den nächsten 5-Kilometer Abschnitt in 16:21 Minuten. Bei 34 Kilometern bildete sich eine Lücke von zunächst fünf Metern. Ein Kilometer später waren es schon 20 Meter. Für die sich nun absetzende Tsegaye war der Streckenrekord (2:19:31 Stunden) in Reichweite.  Mit einem verbliebenen Tempomacher drückte sie nun breit armschlenkernd auf der Zuschauer-leeren Chaussee mächtig auf die Tube. Eine Motorradbegleitung und ihr Hase feuerten sie nun an und trieben sie regelrecht in 2:12:22 Stunden über die 40 Kilometer Marke.


Zwischenzeiten Frauen-Spitze, hochgerechnete Endzeit und 5km Split:
km5km 10km 15km 20km 21,1km 25km 30km 35km 40km
Zeit00:16:45 00:33:25 00:50:05 01:06:42 01:10:17 01:23:09 01:39:28 01:55:49 02:12:22
Projektion02:21:21 02:21:00 02:20:53 02:20:43 02:20:33 02:20:20 02:19:54 02:19:38 02:19:38
5km-Split00:16:45 00:16:40 00:16:40 00:16:37 00:16:27 00:16:19 00:16:21 00:16:33



Tirfi Tsegaye unter 2:20 Stunden

Mit dem Streckenrekord wurde es nun knapp. 500 Meter vor dem Ziel stieg der Hase aus und Tsegaye rannte alleine auf weiter Flur einem großen Sieg und einem Hausrekord mit 2:19:41 Stunden entgegen (bisher 2:20:18 Stunden, Berlin 2014). 10 Sekunden fehlten am Kursrekord.  Sie schob sich damit auf Platz 12 der Ewigen Weltbestenliste vor. Anders als im Männerrennen war bei ihr die zweite Hälfte des Rennens mit 1:09:24 Stunden fast eine Minute schneller als die ersten 21,1 Kilometer. Zweite wurde gleich bei ihrem Marathondebüt Amane Beriso in starken 2:20:48 Stunden. Die 24-Jährige hatte bisher nur einen Halbmarathon in 68:43 Minuten 2015 aus dem italienischen Ostia aufzuweisen. Den dritten Rang sicherte sich Meselech Melkamu in 2:22:29 Stunden. Noch extremer als bei den Männern war das Damenrennen eine fast reine äthiopische Veranstaltung. Nur die Sechstplatzierte Shitaye Eshete Habtegebrel durchbrach die Phalanx, allerdings ist die Bahrainerin ebenfalls äthiopischer Abstammung. Somit belegte Äthiopien eigentlich die ersten elf Plätze. Die für Berlin  1. VFL Fortuna Marzahn startende, aber das internationale Startrecht für Palästina ausübende 
Mayada Al-Sayad lief auf Platz 17 und mit 2:39:48 Stunden (netto, brutto 2:40:00 Stunden) neue persönliche Bestleistung. Sie wurde vom schnellsten Deutschen und Vereinskameraden Thomas Singer begleitet. Nadine Gill war in 2:54:26 Stunden (netto) auf Platz 23 bei den Damen schnellste Deutsche.


Dubai Marathon Volkslauf
Neben dem Eliterennen beteiligten sich Tausende an den Volksläufen über 10 und 4 Kilometer


Ergebnisse

Männer

Pl.NameZeit
1Abera Dibaba, Tesfaye (ETH)02:04:24
2Berhanu Hayle, Lemi (ETH)02:04:33
3Mekonnen Asefa, Tsegaye (ETH)02:04:46
4Lemma Kasaye, Sisay (ETH)02:05:16
5Wasihun Lakew, Mula (ETH)02:05:44
6Ayele Woldegiorgis, Abayneh (ETH)02:06:45
7Kiplimo Kosgei, Samuel (KEN)02:06:53
8Regassa Dabe, Tilahun (ETH)02:08:11
9Kiplagat Rono, Thomas (KEN)02:08:34
10Teshome Bekele, Mesfin (ETH)02:09:24
11Adane Amsalu, Yihunilign (ETH)02:09:48
12Alemayehu Ameta, Belachew (ETH)02:09:49
13Abraha Adihana, Gebretsadik (ETH)02:09:53
14Mesfin Woldetensae, Afewerk (ETH)02:10:05
15Bekele Gebre, Alemu (BRN)02:13:28
16Yego Kiptoo, Jonathan (KEN)02:13:59
17Bitew Worku, Asefa (ETH)02:15:45
18Prof. Tsegaye, Gebreslassie (ETH)02:17:22
19Muslu, Ercan (TUR)02:17:28
20Desta Habtu, Kibrom (ETH)02:18:43
    

Frauen

Pl.NameZeit
1Tsegaye Beyene, Tirfi (ETH)02:19:41
2Beriso Shankule, Amane (ETH)02:20:48
3Melkamu Haileyesus, Meselech (ETH)02:22:29
4Asefa Kebede, Sutume (ETH)02:24:00
5Seboka Seyfu, Mulu (ETH)02:24:24
6Eshete Habtegebrel, Shitaye (BRN)02:25:36
7Tufa Demissie, Mestawet (ETH)02:26:34
8Mekash Tefera, Dinknesh (ETH)02:28:19
9Daska Molisa, Mamitu (ETH)02:28:53
10Ifa Geletu, Megertu (ETH)02:29:45
11Metaferiya Zenebe, Fasika (ETH)02:30:05
12Chebichii Chumba, Eunice (KEN)02:34:15
13Wodaj Temesgen, Etaferahu (ETH)02:34:42
14Godfay Berha, Afera (ETH)02:34:44
15Gebrekidan Gebremaryam, Hiwot (ETH)02:34:45
16Erdogan, Meryem (TUR)02:38:46
17Al-Sayad, Mayada (PLE)02:39:48
18Neri, Tigist Worku (ETH)02:41:24
19Gebre, Almaz Tilahun (ETH)02:47:48
20Tozlu, Elif (TUR)02:48:33

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